Inzidenzalgebra

Aus testwiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Die Inzidenzalgebra einer Halbordnung wurde 1964 von Gian-Carlo Rota zur Untersuchung kombinatorischer Sachverhalte eingeführt.

Formale Definition

Sei (M,) eine partiell geordnete Menge (d. h., eine Menge mit einer Halbordnung). Die Inzidenzalgebra M ist wie folgt definiert:

M:={f:M×M|xyf(x,y)=0}

Die Addition in M ist punktweise definiert, während die Multiplikation durch eine Faltung gegeben ist:

(f*g)(a,b)=axbf(a,x)g(x,b).

Da die zugrunde liegende partiell geordnete Menge voraussetzungsgemäß lokal endlich ist, ist diese Summe endlich.

Eigenschaften

Die algebraische Struktur (M,+,*) ist eine assoziative Algebra über dem Körper der reellen Zahlen. Sie besitzt ein Einselement, nämlich

δ(a,b):={1falls a=b,0sonst.

Rota definiert außerdem die Zeta-Funktion der Halbordnung,

ζ(a,b):={1falls ab,0sonst,

sowie die Inzidenzfunktion durch n(a,b)=ζ(a,b)δ(a,b).

Die Zeta-Funktion ist in M invertierbar, ihre Inverse μ ist induktiv wie folgt definiert:

μ(a,a)=1,aM,μ(a,b)=ax<bμ(a,x),a<b.

Diese Funktionen erfüllen die Gleichung ζ*μ=δ.

Nimmt man für M die Menge der natürlichen Zahlen und die sich durch die Teilbarkeitsrelation ergebende Halbordnung, so besteht folgender Zusammenhang zwischen dieser Funktion μ und der klassischen Möbius-Funktion μ0:

μ0(mn)=μ(n,m),n,m,nm.

Offenbar aus diesem Grund nennt Rota diese Funktion μ die Möbius-Funktion der Halbordnung.

Verallgemeinerte Möbiussche Umkehrformel

Die Gleichung ζ*μ=δ führt zu folgender Verallgemeinerung der möbiusschen Umkehrformel: Seien (M,) eine lokal endliche Halbordnung, f eine reellwertige (oder komplexwertige) Funktion auf M und pM ein Element mit f(x)=0 für x<p. Angenommen,

g(x):=yxf(y),

dann gilt

f(x)=yxg(y)μ(y,x).

Weitere Eigenschaften der μ-Funktion

Rota beweist in der zitierten Arbeit noch einige weitere Eigenschaften seiner μ-Funktion:

Dualität

Ist M*:=(M,) die zu (M,) duale Halbordnung (sie entsteht durch Umkehrung der Ordnungsrelation), dann gilt

μ*(x,y)=μ(y,x)fu¨r allex,yM.

Segmentbildung

Betrachtet man ein Intervall [a,b]M als eigene Halbordnung, so ist deren μ-Funktion gleich der Einschränkung der μ-Funktion von M auf dieses Intervall.

Direktes Produkt

Sind (M,M) und (N,N) zwei Halbordnungen, so ist ihr direktes Produkt die Menge M×N mit der Halbordnung

(x,y)M×N(u,v):xMy und uNvfu¨rallex,uM,y,vN.

Die μ-Funktion des direkten Produkts ergibt sich aus den einzelnen μ-Funktionen wie folgt:

μ((x,y),(u,v))=μ(x,u)μ(y,v)fu¨rallex,uM,y,vN

Beziehung zum Prinzip von Inklusion und Exklusion

Die Potenzmenge P(M) einer endlichen Menge M ist, mit der Teilmengenbeziehung als Relation, eine Halbordnung. Deren μ-Funktion ist

μ(x,y)=(1)|yx|fu¨r allex,yMmitxy,

wobei |z| die Anzahl der Elemente von z bezeichnet. Ansonsten ist μ(x,y)=0.

Aus diesem Satz ergibt sich das Prinzip von Inklusion und Exklusion.

Literatur