Invariantes Polynom

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In der Mathematik ist ein invariantes Polynom ein Polynom P auf einem Vektorraum (siehe Symmetrische Algebra), welches unter der Wirkung einer Gruppe G auf dem Vektorraum V invariant ist, also

P(gx)=P(x)

für alle gG,xV erfüllt.

Invariante Polynome in der Linearen Algebra

Sei 𝕂 ein Körper und V=Mat(n,𝕂) der Vektorraum aller n×n-Matrizen über 𝕂. Die allgemeine lineare Gruppe GL(n,𝕂) wirkt auf V durch Konjugation:

gx:=gxg1 für gGL(n,𝕂),xMat(n,𝕂).

Invariante Polynome sind in diesem Fall Funktionen P:Mat(n,𝕂)𝕂 mit P(gxg1)=P(x) für alle gGL(n,𝕂),xMat(n,𝕂).

Beispiele sind die Spur und die Determinante von Matrizen. Allgemeiner kann man (mit einer formalen Variable t) die Entwicklung

det(tA+I)=k=0nck(A)tk

betrachten und erhält invariante Polynome c0,,cn. (c1 ist die Spur und cn die Determinante. Falls 𝕂 algebraisch abgeschlossen ist, dann ist allgemein ck das k-te elementarsymmetrische Polynom in den Eigenwerten von A.)

Invariante Polynome in der Theorie der Lie-Gruppen

Sei G eine Lie-Gruppe und 𝔤 ihre Lie-Algebra. Ein Polynom auf 𝔤 ist ein Polynom (mit reellen Koeffizienten) in den Basisvektoren von 𝔤, siehe Symmetrische Algebra.

Die Gruppe G wirkt auf sich selbst durch Konjugation: cg(h):=ghg1 für alle hG. Das Differential von cg ist eine lineare Abbildung

Ad(g):=D(cg)e:𝔤𝔤,

dies definiert die sogenannte adjungierte Darstellung der Gruppe G auf dem Vektorraum 𝔤.

Ein invariantes Polynom ist ein Polynom auf 𝔤, welches invariant unter der adjungierten Wirkung ist, also

P(Ad(g)X1,,Ad(g)Xk)=P(X1,,Xk) für alle gG,X1,,Xk𝔤

erfüllt. Die Algebra der invarianten Polynome wird mit I*(𝔤) bezeichnet.

Beispiel G=GL(n,ℝ)

In diesem Fall ist 𝔤=Mat(n,) und Ad(g)(A)=gAg1 für gGL(n,),AMat(n,). Für k sei Pk2 das homogene Polynom vom Grad k, dessen Wert auf (A,,A) man als Koeffizienten vom Grad nk im Polynom

det(λ𝕀12πA)=kPk2(A,,A)λnk

erhält, für alle AMat(n,). (Die Werte für die (A,,A) legen ein Polynom bereits eindeutig fest.) Das Polynom Pk2 heißt das k2-te Pontrjagin-Polynom.

Die Algebra der invarianten Polynome wird von den Pk2Ik(𝔤𝔩(n,)) erzeugt.

Beispiel G=O(n)

Für A𝔬(n) gilt A=AT, woraus zunächst det(λ𝕀12πA)=det(λ𝕀+12πA) und damit dann Pk2=0 für alle ungeraden k folgt.

Die Algebra der invarianten Polynome wird von den PkI2k(𝔬(n)) erzeugt.

Beispiel G=SO(n)

Falls n=2m gerade ist, hat man zusätzlich noch die Pfaffsche Determinante, die für A=(aij) mit aij=aji definiert ist durch

Pf(A,,A)=122mπmm!σS2msign(σ)aσ(1)σ(2)aσ(2m1)σ(2m).

Die Algebra der invarianten Polynome wird von den Pontrjagin-Polynomen PkI2k(𝔰𝔬(n)) und – falls n gerade ist – der (auch als Euler-Polynom bezeichneten) Pfaffschen Determinante PfIn2(𝔰𝔬(n)) erzeugt.

Beispiel G=GL(n,ℂ)

Für k sei Ck2 das komplex-wertige homogene Polynom vom Grad k, dessen Wert auf (A,,A) man als Koeffizienten vom Grad nk im Polynom

det(λ𝕀12πiA)=kCk(A,,A)λnk

erhält, für alle AMat(n,). Das Polynom Ck heißt das k-te Chern-Polynom. Die Chern- und Pontrjagin-Polynome hängen über die Gleichung ikCk(A,,A)=Pk2(A,,A) zusammen.

Die Algebra der komplex-wertigen invarianten Polynome wird von den CkIk(𝔤𝔩(n,)) erzeugt.

Beispiel G=U(n)

Für A𝔲(n) ist A=AH und damit det(λ𝕀12πiA)=det(λ𝕀12πiA), deshalb sind die Chern-Polynome auf 𝔲(n) reell-wertig.

Die Algebra der invarianten Polynome wird von den CkIk(𝔲(n)) erzeugt.

Literatur

  • Shoshichi Kobayashi, Katsumi Nomizu: Foundations of differential geometry. Vol. I, II. Interscience Tracts in Pure and Applied Mathematics, No. 15 Vol. II Interscience Publishers John Wiley & Sons, Inc., New York-London-Sydney 1969.
  • Johan L. Dupont: Curvature and characteristic classes. Lecture Notes in Mathematics, Vol. 640. Springer-Verlag, Berlin-New York, 1978. ISBN 3-540-08663-3