Inhomogene lineare Differentialgleichung

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Eine inhomogene lineare Differentialgleichung ist eine Differentialgleichung 1. Ordnung der Form

y(x)=a(x)y(x)+b(x)

mit stetigen Funktionen a(x),b(x), oder allgemeiner eine Differentialgleichung n. Ordnung der Form

y(n)(x)=k=0n1ak(x)y(k)(x)+b(x)

mit stetigen Funktionen a0(x),,an1(x),b(x). Die Funktion b(x) wird als Inhomogenität der Differentialgleichung bezeichnet.

Lösung

Inhomogene lineare Differentialgleichungen können mit der Methode der Variation der Konstanten gelöst werden:

Man bestimmt zunächst ein Fundamentalsystem y1(x),,yn(x) von n Lösungen der zugehörigen homogenen Gleichung y(n)(x)=k=0n1ak(x)y(k)(x). (Im Fall 1. Ordnung y(x)=a(x)y(x)+b(x) verwendet man nur eine Lösung der Gleichung y(x)=a(x)y(x).)

Dann wählt man den Ansatz y(x)=k=1nck(x)yk(x) und löst die sich ergebenden Differentialgleichungen für die Konstanten c1(x),,cn(x).

Beispiel 1

Wir betrachten die Differentialgleichung

y(x)=xy(x)+xex22.

Die zugehörige homogene Gleichung y(x)=xy(x) hat die Lösungen y(x)=Cex22.

Wir wählen deshalb den Ansatz

y(x)=C(x)ex22,

woraus sich für C(x) die Differentialgleichung

C(x)=x

mit Lösung C(x)=12x2+D ergibt. Die Lösungen der inhomogenen Gleichung sind also von der Form

y(x)=12x2ex22+Dex22.

Beispiel 2

Gegeben sei eine Differentialgleichung (DGL), wie sie z. B. für lineare zeitinvariante Systeme oder in der Zustandsraumdarstellung für dynamische Systeme Verwendung findet:

x(t)=ax(t)+bu(t)

Die zugehörige homogene Differentialgleichung x(t)=ax(t) hat folgende Lösung:

x(t)=ea(tt0)x0

Die Lösung der inhomogenen DGL erfolgt mit der Methode Variation der Konstanten. Dazu wird auf die Lösung der homogenen DGL aufgebaut. Die Lösungs-Konstante x0 wird „variiert“ und im Folgenden C(t) genannt:

Lösungs Ansatz:

x(t)=C(t)ea(tt0)

Ableitung mit Kettenregel:

x(t)=C(t)ea(tt0)+C(t)aea(tt0)

Beides eingesetzt in die ursprüngliche inhomogene DGL und durch Multiplikation mit ea(tt0)nach C(t) aufgelöst:

C(t)ea(tt0)+C(t)aea(tt0)=aC(t)ea(tt0)+bu(t)
C(t)ea(tt0)=bu(t)
C(t)=bu(t)ea(tt0)

Beide Seiten dieser Gleichung werden integriert. Der linke Term ergibt sich aus der Überlegung, dass die Ableitung von C(t)C(t0) ja C(t) ergibt:

C(t)C(t0)=t0tbu(τ)ea(τt0)dτ.

Auflösung nach C(t) und Verwendung von C(t0)=x0:

C(t)=t0tbu(τ)ea(τt0)dτ+C(t0)
C(t)=x0+t0tbu(τ)ea(τt0)dτ

Eingesetzt in obigen Lösungs-Ansatz x(t)=C(t)ea(tt0)ergibt sich das Ergebnis nach einigen Umformungen:

x(t)=(x0+t0tbu(τ)ea(τt0)dτ)ea(tt0)
x(t)=ea(tt0)x0+ea(tt0)t0tbu(τ)ea(τt0)dτ
x(t)=ea(tt0)x0+t0tbu(τ)ea(tt0)ea(τt0)dτ
x(t)=ea(tt0)x0+t0tbu(τ)eatat0eaτ+at0)dτ

Die Lösung für die inhomogene DGL der Zustandsraumdarstellung ergibt sich schließlich zu:

x(t)=ea(tt0)x0+t0tbu(τ)ea(tτ)dτ

Literatur

  • Wolfgang Walter: Gewöhnliche Differentialgleichungen. 3. Auflage. Springer Verlag, 1986, ISBN 3-540-16143-0