Gesetz der Nachfrage

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Als Gesetz der Nachfrage (Vorlage:EnS) bezeichnet man in der Volkswirtschaftslehre ein häufig benutztes Theorem, das in der einfachsten Version besagt, dass die Nachfrage nach einem normalen Gut abnimmt, wenn sich sein Preis erhöht. Dabei bezeichnet man ein Gut als normal, wenn eine Erhöhung des Einkommens dazu führt, dass mehr von dem Gut nachgefragt wird. Pendant ist das Gesetz des Angebots.

Allgemeines

Außerhalb der Rechtswissenschaft (formales Gesetz) spricht man in den Wissenschaften von einem Gesetz, wenn aus einer Theorie orts- und zeitunabhängig allgemeingültige Aussagen abgeleitet werden, die weltweit gelten (Gesetzmäßigkeiten). Das Gesetz der Nachfrage wurde aus empirischen Beobachtungen und logischen Ableitungen entwickelt und mündet in dem Grundsatz, dass im Regelfall bei einem niedrigen Preis eines Gutes eine größere und bei einem hohen Preis eine kleinere Angebotsmenge nachgefragt wird.[1] Dabei ist es ohne Bedeutung, ob das Konsumverhalten der Verbraucher rationalen oder irrationalen Überlegungen folgt, weil das für die Nachfrage verfügbare Einkommen begrenzt ist.

Implikationen

Nach Gerhard Scherhorn beruht das Gesetz der Nachfrage auf folgenden Implikationen:[2]

  • Bei Verknappung eines Gutes passt sich die Güternachfrage an, weil sein steigender Preis für geringere Nachfrage sorgt.
  • Umgekehrt passt sich die Nachfrage bei erhöhtem Güterangebot ebenfalls an, weil der sinkende Preis für eine höhere Nachfrage sorgt.
  • Bei Entknappung sinkt die Preiselastizität der Nachfrage.
  • Gleichzeitig verringert sich auch die prozentuale Gesamtnachfrage.
  • Der Effekt der Verringerung der Preiselastizität tritt auch ein, wenn das durchschnittliche Einkommen der Nachfrager steigt.

Formale Definition und Herleitung

Theorem

Sei xi(𝐩,y) die Marshallsche Nachfrage nach einem Gut i in Abhängigkeit von einem Preisvektor 𝐩=(p1,,pn) und dem individuellen Einkommen y. (Die marshallsche Nachfrage resultiert aus dem Nutzenmaximierungsproblem des Haushalts und gibt die Gütermenge – in Abhängigkeit von den Güterpreisen – an, die erforderlich ist, um mit einem gegebenen Einkommen y ein möglichst hohes Nutzenniveau zu erreichen.)

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Beweis

Das Theorem folgt direkt aus der Slutsky-Gleichung, wonach

xi(𝐩,y)pjGesamteffekt=xih(𝐩,u)pjSubstitutionseffektxj(𝐩,y)xi(𝐩,y)yEinkommenseffekt

(Für eine Erläuterung wird auf den Artikel Slutsky-Gleichung verwiesen.) Im Eigenpreisfall i=j geht aus dieser unmittelbar hervor, dass der Einkommenseffekt negativ ist (gemäß der Annahme von Normalität). Der Substitutionseffekt ist jedoch ebenfalls negativ, da die Hicks’sche Nachfrage nach einem Gut stets im Preis dieses Gutes fällt. Dies folgt aus Shephards Lemma[3]: Wegen xih(𝐩,u)=e(𝐩,u)/pi auch xih(𝐩,u)/pi=2e(𝐩,u)/pi2. Da die Ausgabenfunktion e aber konkav ist, ist diese partielle Ableitung 0.

Folglich ist der Gesamteffekt ebenfalls negativ, was zu zeigen war.

Gesetz der kompensierten Nachfrage

Definition

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Zusammenhang zur Theorie offenbarter Präferenzen

Vorüberlegung

Man überlege sich, dass in der Ausgangssituation ein Nachfrager gegeben die Güterpreise 𝐩0=(p10,,pn0) und das Haushaltseinkommen y0 ein optimales Güterbundel 𝐪0=(q10,,qn0) wählt. Nun falle der Preis von Gut i von pi0 auf pi1, woraus ein neues Preistupel 𝐩1 resultiert. Zur gleichen Zeit modifiziert ein allwissender Planer das Haushaltseinkommen so, dass für den Haushalt das beste vor der Preisänderung erreichbare Güterbündel, 𝐪0, auch nach der Preissenkung gerade noch so bezahlbar ist (Slutsky-Kompensation).

Annahmegemäß ist der Nutzen aus 𝐪0 also gleich dem aus 𝐪1. Da der Haushalt beim Preissystem 𝐩0 das Güterbündel 𝐪0 und nicht 𝐪1 gewählt hat, muss bei Gültigkeit des schwachen Axioms offenbarter Präferenzen (weak axiom of revealed preferences – WARP) das Güterbündel 𝐪1 zu Preisen 𝐩0 mindestens so teuer gewesen sein als 𝐪0, da es für den Haushalt sonst schon im Zeitpunkt 0 strikt besser gewesen wäre, 𝐪1 zu wählen.[4] Formal:

1) 𝐩0𝐪0𝐩0𝐪1.

Umgekehrt lässt sich mittels WARP auch analog einsehen, dass beim Preissystem 𝐩1 der Haushalt wenigstens einen schwachen Anreiz haben muss, das Güterbündel 𝐪1 dem Bündel 𝐪0 vorzuziehen – sonst hätte er nicht 𝐪1 gewählt. Das Güterbündel 𝐪1 kann also zu Preisen 𝐩1 nicht teurer sein als das Bündel 𝐪0, das heißt

2) 𝐩1𝐪1𝐩1𝐪0.

Addieren von 1) und 2) liefert nun sofort

𝐩0𝐪0+𝐩1𝐪1𝐩0𝐪1+𝐩1𝐪0(𝐩1𝐩0)(𝐪1𝐪0)0,

was zu zeigen war.

Äquivalenz zu WARP

In der Vorüberlegung wird gezeigt, dass das schwache Axiom offenbarter Präferenzen die Gültigkeit des Gesetzes der kompensierten Nachfrage impliziert. Es lässt sich zeigen, dass hierzu auch die Rückrichtung gilt.

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Literatur

  • Richard Cornes: Duality and modern economics. Cambridge University Press, Cambridge u. a. 1992, ISBN 0-521-33601-5.
  • Geoffrey A. Jehle und Philip J. Reny: Advanced Microeconomic Theory. 3. Aufl. Financial Times/Prentice Hall, Harlow 2011, ISBN 978-0-273-73191-7.
  • Andreu Mas-Colell, Michael Whinston und Jerry Green: Microeconomic Theory. Oxford University Press, Oxford 1995, ISBN 0-195-07340-1.
  • Nolan H. Miller: Notes on Microeconomic Theory. Vorlage:Webarchiv (PDF; 1 MB), S. 65, abgerufen am 2. Januar 2015. [Hier S. 23 ff.]
  • Hal Varian: Intermediate Microeconomics. A Modern Approach. 8. Aufl. W. W. Norton, New York und London 2010, ISBN 978-0-393-93424-3.

Einzelnachweise

  1. Wolfgang J. Koschnick, Management, 1996, S. 224
  2. Gerhard Scherhorn, Bedürfnis und Bedarf, 1959, S. 70
  3. Vgl. nur Geoffrey A. Jehle/Philip J. Reny, Advanced Microeconomic Theory. 3. Aufl., 2011, S. 53–56.
  4. Die nachfolgende Darstellung der Herleitung folgt Cornes 1992, S. 64.