Filter (Strukturanalyse)

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In der Strukturdynamik wird als Filter ein Modell bezeichnet, das im Zustandsraum dargestellt wird. Diese Darstellung eines Filters als ein System ist auch in der Elektrotechnik zur Beschreibung von Schwingungssystemen üblich.

Zustandsraumdarstellung

Die Zustandsraumdarstellung besteht aus einer Steuergleichung

z˙(t)=Az(t)+Bu(t)

und einer Beobachtungsgleichung

y(t)=Cz(t)+Du(t)

Hierbei ist z(t) der Zustandsvektor des Systems S(A,B,C,D), u(t) entspricht dem Eingangsvektor und y(t) dem Ausgangsvektor. Die Matrizen A,B,C und D sind die Matrizen des Filters. Die Systemmatrix A beschreibt die Dynamik des Prozesses, sie ist quadratisch; die übrigen Matrizen in der Regel nicht. B wird Eingangs- oder Steuermatrix genannt; C ist die Ausgangs- oder Beobachtungsmatrix und D ist die Durchgangsmatrix.

Formfilter (Lastfilter)

Ein Formfilter ist die Systemdarstellung einer stochastischen dynamischen Last. Dabei wird am Systemeingang gaußisches weißes Rauschen w(t) angenommen. Am Systemausgang ergibt sich der gesuchte Lastvektor f(t):

𝐳˙1(t)=𝐀1𝐳1(t)+𝐁1𝐰(t)
𝐟(t)=𝐂1𝐳1(t)+𝐃1𝐰(t)

Die Systemzustandsvariable 𝐳1(t) hat keine physikalische Bedeutung. Die Systemmatrizen 𝐀1,𝐁1,𝐂1,𝐃1 sind unbekannt und müssen bestimmt werden. Dieser Vorgang wird als Identifikation bezeichnet.

Das oben dargestellte Formfilter ist ein kontinuierliches Filter, das aus Differentialgleichungen besteht. Für die Identifikation der Systemmatrizen ist es günstiger, eine diskrete Filterdarstellung zu wählen:

𝐳1d<k+1>=𝐀1d𝐳1d<k>+𝐁1d𝐰d<k>
𝐟d<k>=𝐂1d𝐳1d<k>+𝐃1d𝐰d<k>

Die Matrizen des diskreten Systems sind unterschiedlich von denen des kontinuierlichen Systems. Sie können jedoch mit einer diskret-kontinuierlichen Transformation umgerechnet werden.

Die Ordnung des Systems sei mit n bezeichnet, die Anzahl der Lastkanäle (Ausgangskanäle) mit p und die Anzahl der Eingangskanäle mit q. Dann hat 𝐀1 die Größe (n x n), 𝐁1 die Größe (n x q), 𝐂1 die Größe (p x n) und 𝐃1 die Größe (p x q).

Tragwerksfilter (Strukturfilter)

Wendet man die Systemdarstellung auf die Tragwerksberechnung an, dann ist die Bewegungsgleichung eines dynamisch belasteten Tragwerks dabei die Grundlage:

𝐌𝐱¨(t)+𝐃𝐱˙(t)+𝐊𝐱(t)=𝐓𝐟(t)

Hier ist T eine Transformationsmatrix, die die Freiheitsgrade des Tragwerks mit den Kanälen der Last f(t) verbindet. M, D und K sind die Masse-, Dämpfungs- und Steifigkeitsmatrix des Tragwerks. Die Systemzustandsvariable x(t) entspricht den Verschiebungsgrößen des Tragwerks.

Durch einfache Umformung und Hinzufügen der Identitätsgleichung

𝐱˙(t)=𝐱˙(t)

erhält man die Zustandsraumdarstellung und damit ein Filter für das mechanische System der Tragwerksreaktion:

(𝐱˙(t)𝐱¨(t))=(𝟎𝐈𝐌1𝐊𝐌1𝐃)(𝐱(t)𝐱˙(t))+(𝟎𝐌1𝐓)𝐟(t)

Durch Einführung von Filtermatrizen 𝐀2 und 𝐁2 erhält man

𝐳˙2(t)=𝐀2𝐳2(t)+𝐁2𝐟(t)

mit

𝐳2(t)=(𝐱(t)𝐱˙(t))

Diese Filtermatrizen 𝐀2 und 𝐁2 sind durch die Tragwerksstruktur direkt gegeben und können durch ein Finite-Elemente-Programm ermittelt werden. Ergänzt man eine Beobachtungsgleichung

𝐳2(t)=𝐂2𝐳2(t)+𝐃2𝐟(t)

mit 𝐂2=𝟏 und 𝐃2=𝟎, dann erhält man ein System 𝐒2(𝐀2,𝐁2,𝐂2,𝐃2) für das Tragwerksfilter. Dieses Filter ist ein kontinuierliches Filter, das aus Differentialgleichungen besteht.

Verbindung von Lastfilter und Strukturfilter zu einem Gesamtfilter

Die Filtergleichungen von Lastfilter 𝐒1(𝐀1,𝐁1,𝐂1,𝐃1) und Strukturfilter 𝐒2(𝐀2,𝐁2,𝐂2,𝐃2) können zu einem Gesamtfilter kombiniert werden. Bindeglied ist der Lastvektor 𝐟(t). Damit erhält man ein Filter, das sowohl Last wie Struktur beschreibt, und gaußsches weißes Rauschen 𝐰(t) als Eingangssignal hat:

(𝐱˙(t)𝐱¨(t)𝐳˙1(t))=(𝟎𝐈𝟎𝐌1𝐊𝐌1𝐃𝐌1𝐓𝐂1𝟎𝟎𝐀1)(𝐱(t)𝐱˙(t)𝐳1(t))+(𝟎𝟎𝐁1)𝐰(t)
(𝐳˙2(t)𝐳˙1(t))=(𝐀2𝐁2𝐂1𝟎𝐀1)(𝐳2(t)𝐳1(t))+(𝟎𝐁1)𝐟(t)
𝐳˙G(t)=𝐀G𝐳G(t)+𝐁G𝐰(t)

Dieses Filter wird bei der Kovarianzanalyse in der Strukturdynamik zur Untersuchung von Problemen mit stochastischen Lasten verwendet, um statistische Kennwerte (Varianzen und Kovarianzen) der Tragwerksantwort zu erhalten.