Elliptic Curve DSA

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Der Elliptic Curve Digital Signature Algorithm (ECDSA) ist eine Variante des Digital Signature Algorithm (DSA), die Elliptische-Kurven-Kryptographie verwendet.

Unterschiede zum normalen DSA-Verfahren

Generell gilt bei der Elliptische-Kurven-Kryptographie die Faustregel, dass die Bitlänge des Erzeugers der verwendeten Untergruppe etwa dem Doppelten des Sicherheitsniveaus t entsprechen sollte. Bei einem Sicherheitsniveau von t=80 Bit, bei dem ein Angreifer 280 elementare Operationen durchführen muss, um den privaten Schlüssel zu finden, hätte ein DSA-Schlüssel eine Länge von circa 1024 Bit, ein ECDSA-Schlüssel aber nur eine Länge von 160 Bit. Eine Signatur ist jedoch bei beiden Verfahren gleich lang: 4t Bit, also 320 Bit für ein Sicherheitsniveau von 80 Bit.

Schlüsselerzeugung

Alice möchte eine signierte Nachricht an Bob schreiben. Zu Beginn muss man sich auf die Kurvenparameter (q,FR,a,b,DomainParameterSeed,G,n,h) einigen. Die ersten Parameter beschreiben die verwendete Kurve: q ist die Ordnung des Körpers, auf dem die Kurve definiert ist; FR ist die Angabe der verwendeten Basis; a und b sind zwei Körperelemente, die die Gleichung der Kurve beschreiben; DomainParameterSeed ist eine mögliche, zufällig erzeugte Zeichenkette, die vorliegt, wenn die Kurve nachweislich zufällig erzeugt wurde. Weiterhin werden benötigt:

  • G, ein fester Erzeuger der n-Torsionsuntergruppe der Kurve (i. e., G=(xG,yG));
  • n, die Ordnung des Punktes G, und h, der Cofaktor (gleich der Ordnung der Kurve geteilt durch die Gruppenordnung n);
  • Ln, die Bitlänge der Gruppenordnung n;
  • eine kryptologische Hashfunktion HASH, wie z. B. SHA-2.

Um ihr Schlüsselpaar zu generieren, erzeugt Alice als geheimen Schlüssel dA eine zufällige Ganzzahl im Intervall [1,n1]. Der zugehörige öffentliche Schlüssel ist QA=dAG.

Algorithmus zur Erzeugung einer Signatur

Will Alice eine Nachricht m signieren, geht sie folgendermaßen vor:

  1. Berechne e=HASH(m) und definiere z als die Ln höchstwertigen Bits von e.
  2. Wähle eine zufällige Ganzzahl k von [1,n1].
  3. Berechne r=x1(modn), wobei (x1,y1)=kG. Wenn r=0, gehe zum Schritt 2 zurück.
  4. Berechne s=k1(z+rdA)(modn). Wenn s=0, gehe zum Schritt 2 zurück.
  5. Die Signatur ist das Paar (r,s).

Wenn s berechnet wird, sollte der Wert z, der aus HASH(m) stammt, in eine Ganzzahl umgewandelt werden. Dabei ist zu beachten, dass z größer als n sein kann, aber nicht länger.[1]

Es ist entscheidend, dass für verschiedene Signaturen auch verschiedene k-Werte verwendet werden, ansonsten kann die Gleichung im Schritt 4 nach dem geheimen Schlüssel dA aufgelöst werden: Aus zwei Signaturen (r,s) und (r,s), die mit demselben, unbekannten k verschiedene bekannte Nachrichten m und m signieren, kann ein Angreifer z und z berechnen. Weil ss=k1(zz) entspricht (alle Operationen in diesem Absatz werden mit modulo n durchgeführt), kann dann auch k=zzss berechnet werden. Aus k kann der Angreifer wegen s=k1(z+rdA) auch den privaten Schlüssel dA=skzr berechnen. Dieser Fehler in der Verschlüsselung wurde z. B. verwendet, um die Verschlüsselung in der Spielkonsole PlayStation 3 zu berechnen und damit die Beschränkung auf offiziell veröffentlichte Software auszuhebeln.[2]

Überprüfung einer Signatur

Wenn Bob die Echtheit einer von Alice erzeugten Signatur prüfen möchte, muss er eine Kopie ihres öffentlichen Schlüssels QA besitzen. Wenn er sich nicht sicher ist, dass QA ordnungsgemäß erzeugt wurde, muss er überprüfen, ob es sich wirklich um einen Schlüssel handelt (das neutrale Element wird mit O bezeichnet):

  1. Überprüfe, ob QA ungleich O ist und dass die Koordinaten ansonsten valide sind
  2. Überprüfe, ob QA auf der Kurve liegt
  3. Überprüfe, ob nQA=O. Hier wird überprüft, ob QA ein Vielfaches des Erzeugers G ist. Falls in den Kurvenparametern der Kofaktor h=1 ist, kann dieser Schritt weggelassen werden.

Danach führt Bob folgende Schritte durch:

  1. Überprüfe, ob r und s ganze Zahlen sind und im Intervall [1,n1] liegen. Wenn dies nicht der Fall ist, ist die Signatur ungültig.
  2. Berechne e=HASH(m), wobei HASH die gleiche Funktion wie bei der Erzeugung der Signatur ist. Bezeichne mit z die Ln höchstwertigen Bits von e.
  3. Berechne w=s1(modn).
  4. Berechne u1=zw(modn) und u2=rw(modn).
  5. Berechne (x1,y1)=u1G+u2QA.
  6. Die Signatur ist gültig, wenn r=x1(modn), ansonsten ist sie ungültig.

Mit Hilfe von Straus’ Algorithmus (auch bekannt als Shamir's Trick) kann die Summe zweier skalarer Multiplikationen (u1G+u2QA) schneller berechnet werden.[3][4]

Normen und Standards

ANSI

Der Standard X9.62-2005 des American National Standards Institute ist die maßgebliche Spezifikation von ECDSA, die von den nachfolgend genannten Standards als Referenz verwendet wird.[5]

NIST

Das US-amerikanische National Institute of Standards and Technology empfiehlt im Standard FIPS 186-4 fünfzehn elliptische Kurven.[6]

SECG

Die Standards for Efficient Cryptography Group (SECG) ist ein 1998 gegründetes Konsortium zur Förderung des Einsatzes von ECC-Algorithmen, welches im Dokument SEC1 auch den ECDSA spezifiziert.[7]

ISO/IEC

Die International Organization for Standardization und die International Electrotechnical Commission definiert ECDSA in dem internationalen Standard ISO/IEC 14888-3[8] (der ältere Standard 15946-2 wurde 2007 zurückzogen). Darin werden neben EC-DSA (die im Standard verwendete Abkürzung) noch die Varianten EC-GDSA (Elliptic Curve German Digital Signature Algorithm), EC-KCDSA (Korean Certificate-based Digital Signature Algorithm), EC-RDSA (Russian Digital Signature Algorithm), EC-SDSA und EC-FSDSA (Schnorr und Full Schnorr Digital Signature Algorithm) spezifiziert.

BSI

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik legt in der Technischen Richtlinie TR-03111[9] Vorgaben und Empfehlungen u. a. für die Implementierung des ECDSA fest.

Implementierungen

Open Source

Literatur

  • X9. American National Standard X9.62-2005, Public Key Cryptography for the Financial Services Industry, The Elliptic Curve Digital Signature Algorithm (ECDSA), Accredited Standards Committee, 16. November 2005.
  • Standards for efficient cryptography, SEC 1: Elliptic Curve Cryptography. (PDF; 970 kB) Version 2.0. Certicom Research, 21. Mai 2009.
  • J. López, R. Dahab: An Overview of Elliptic Curve Cryptography. Technical Report IC-00-10. State University of Campinas, 2000.
  • Daniel J. Bernstein: Pippenger’s exponentiation algorithm (PDF; 293 kB), 2002.
  • Daniel R. L. Brown: Generic Groups, Collision Resistance, and ECDSA. In: Designs, Codes and Cryptography, 35, S. 119–152, 2005. ePrint version
  • Ian F. Blake, Gadiel Seroussi, Nigel P. Smart (Hrsg.): Advances in Elliptic Curve Cryptography. In: London Mathematical Society Lecture Note, Series 317, Cambridge University Press, 2005.
  • Darrel Hankerson, Alfred Menezes, Scott Vanstone: Guide to Elliptic Curve Cryptography. Springer, 2004.

Einzelnachweise

  1. FIPS 186-4. (PDF; 0,7 MB) NIST, Juli 2013, S. 19 und 26.
  2. Vorlage:Webarchiv CCC, 27C3, S. 123–128.
  3. Das Doppel-Basen-Zahlen-System in der Elliptischen Kurven-Kryptografie. (PDF; 0,2 MB) lirmm.fr/~imbert (englisch)
  4. On the complexity of certain multi-exponentiation techniques in cryptography. (PDF) caccioppoli.mac.rub.de Vorlage:Toter Link
  5. ANSI X9.62-2005, Public Key Cryptography for the Financial Services Industry: The Elliptic Curve Digital Signature Algorithm (ECDSA)
  6. Vorlage:Literatur
  7. www.secg.org – Standards for Efficient Cryptography Group (SECG)
  8. ISO/IEC 14888-3 (2018)iso.org
  9. TR-031111: Elliptische-Kurven-Kryptographie (ECC). (PDF) bsi.bund.de
  10. Vorlage:RFC-Internet
  11. Vorlage:Internetquelle
  12. Vorlage:Internetquelle
  13. openssl.org
  14. Vorlage:Internetquelle
  15. Vorlage:Internetquelle
  16. Vorlage:Internetquelle