Clapp-Schaltung

Aus testwiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Fig.1: Clapp-Oszillator mit Röhre

Der Clapp-Oszillator wurde von James K. Clapp entwickelt und 1948 publiziert[1]. Nach einem Artikel von Vackář wurde das Prinzip von anderen Ingenieuren unabhängig entwickelt; eine Variante von Gouriet sei seit 1938 bei der BBC im Betrieb gewesen.[2] Er kann als Verbesserung der Colpitts-Schaltung angesehen werden.

Als Verstärker wurde eine Elektronenröhre verwendet (Fig.1). Der frequenzbestimmende Schwingkreis besteht aus der Spule und den drei in Serie geschalteten Kondensatoren. Dabei ist der frequenzbestimmende Kondensator C1 nicht in die Mitkopplung einbezogen. Die beiden anderen Kondensatoren C2 und C3 bilden wie bei der Colpitts-Schaltung einen Spannungsteiler, an dem ein Teil der Schwingkreisspannung auf die Kathode zurückgeführt und damit verstärkt wird.

Die Schaltung ist für hohe Frequenzen geeignet, bei denen hohe Frequenzstabilität notwendig ist und eine Spulenanzapfung wie beim Hartley-Oszillator nicht zweckmäßig ist.

Für einen Abstimmoszillator im Superhet-Empfänger ist der Clapp-Oszillator für höhere Frequenzen besser geeignet als der Colpitts-Oszillator. Der Abstimmkondensator C1 liegt mit einem Anschluss auf Masse. Weiterhin ändert sich die Gesamtverstärkung zwischen niedriger Oszillatorfrequenz und hoher Oszillatorfrequenz nicht so stark wie beim Colpitts-Oszillator. Die Hartley-Schaltung ist ebenfalls als Abstimmoszillator geeignet, wenn eine Spulenanzapfung vertretbar ist.

Die Daten von Spule und Kondensator des Schwingkreises definieren im Wesentlichen die erzeugte Frequenz mittels der Thomsonschen Resonanzformel. Die Zusatzkapazitäten der restlichen Bauelemente verringern diese berechnete Frequenz.

Transistorschaltung

Fig. 2: Clapp-Oszillator mit JFET in Gate-Schaltung

Die frequenzbestimmenden Bauelemente in der Clapp-Oszillatorschaltung in Fig. 2 nach[3] sind die beiden Kondensatoren C1, C2 und die Induktivität L1, welche von der Colpitts-Schaltung bekannt sind. Zusätzliche frequenzbestimmende Bauelemente sind der variable Kondensator C3 zur Frequenzeinstellung und die HF-Drossel L2. Der Verstärker J1 arbeitet in Gate-Schaltung und dreht die Phase zwischen Eingang und Ausgang nicht, also um 0°. Die Hochfrequenzspannung am Verstärker-Ausgang (JFET Drain-Anschluss) wird durch den kapazitiven Spannungsteiler C1, C2 geteilt und am Verstärker-Eingang (JFET Source-Anschluss) eingespeist. Die Verstärkung von J1 wird durch R1 eingestellt. Aufgrund der Bauteile-Toleranzen von J1 ist es oft nötig R1 einstellbar auszuführen um beide Ziele, sicheres Anschwingen und geringe Oberwellen, zu erreichen. Mit C4 wird das Ausgangssignal des Oszillators ausgekoppelt. Das RC-Glied R2, C5 siebt die Betriebsspannung. Die Betriebsspannung wird dem JFET Drain-Anschluss über die HF-Drossel L2 zugeführt.

Der Lastwiderstand RL gehört nicht zum Oszillator, sondern ist ein Ersatzelement für den Eingangswiderstand der folgenden Stufe. Der Parallelwiderstand RP1 reduziert den Gütefaktor des Schwingkreises auf Q=100. Mit RP2 wird die Güte der HF-Drossel auf Q=65 gesetzt. Die Werte von Lastwiderstand und Gütefaktor sind wichtig für die Dimensionierung oder die Schaltungssimulation[4].

Ersatzschaltung

Die Berechnung der Ersatzschaltung des Clapp-Oszillators erfolgt in zwei Schritten. Zuerst werden die Blindwiderstände berechnet, dann die Wirkwiderstände. Die Blindwiderstände von C1 bis C3, L1 und L2 bestimmen die erzeugte Frequenz. Nach der Berechnung der Wirkwiderstände, zu denen auch RP1, RP2 und Ri gehören, kann das Spannungsübersetzungs-Verhältnis N von C1 und C2 berechnet werden.

Berechnung Blindwiderstände

Die Schaltung oszilliert auf der Frequenz für welche die Summe der Blindwiderstände Null wird. In der Thomsonsche Schwingungsgleichung mit zwei frequenzbestimmenden Bauteilen ist der Ansatz 0=XL+XC. Dabei sind induktive Blindwiderstände positiv (XL>0) und kapazitive Blindwiderstände negativ (XC<0). Liegen Blindwiderstände in Reihe, wie C3 und L1, werden die Blindwiderstände addiert. Der Gesamtblindwiderstand XG von Blindwiderständen in Parallelschaltung wird berechnet mit:

1XG=1X1+1X2+1X3

Die Parallel- und Reihenschaltung der Blindwiderstände im Clapp-Oszillator ergeben den Ansatz:

0=1XL2+1XC3+XL1+1XC1+XC2

Üblicherweise wird für eine gegebene Frequenz f und gegebene „Colpitts-Induktivität“ L0 die Werte von C1 bis C3 gesucht. Der Clapp-Oszillator verwendet größere Induktivitäten als der Colpitts-Oszillator. Es ist L1=PL0 und L2=AL0. Dabei ist P>1, A>P und A1. Die Werte XC1 und XC2 können noch nicht berechnet werden. Mit XC0=XC1+XC2 ist der neue Ansatz:

0=1AXL0+1XC3+PXL0+1XC0

Die Umstellung nach XC3 liefert

XC3=11AXL01XC0PXL0

Mit den Definitionen der Kreisfrequenz ω=2πf, des induktiven Blindwiderstand XL=ωL und des kapazitiven Blindwiderstand XC=1ωC wird

C3=1ω(1ωC01AωL0PωL0)

Die Umstellung der Schwingkreisformel C0=1ω2L0 erlaubt die Berechnung von C0 und C3 aus gegebenen Werten für P, A, f und L0.

Rechenbeispiel

Gegeben sind P=6, A=20, f=30MHz und L0=500nH. Es folgt L1=3μH, L2=10μH, C0=53,5pF und C3=11,5pF. Wenn f=15MHz gesetzt wird und die Werte für P, A, C0 und L0 gleich bleiben, dann wird C3=338pF.

Berechnung Wirkwiderstände

Die Berechnung der Wirkwiderstände erfolgt entsprechend der Colpitts-Schaltung. Zuerst werden alle Wirkwiderstände am Verstärker-Eingang (Source) in ein Ersatzelement RE und alle Wirkwiderstände am Verstärker-Ausgang (Drain) in RA zusammengefasst. Mit dem Spannungs-Übersetzungs-Verhältnis N und der Verstärker-Steilheit gm muss für die Amplitudenbedingung die Gleichung Ngm=1RE+N2RA erfüllt werden. Die Lösung dieser quadratischen Gleichung ist

N1,2=gmRA2±(gmRA2)2RARE

Am Verstärker-Eingang liegt die Parallelschaltung der Widerstände R1, RL und Ri, der Eingangswiderstand des Verstärkers. Für einen JFET ist Ri=1gm. Damit wird

1RE=1R1+1RL+gm

Am Verstärker-Ausgang liegt die Parallelschaltung der Widerstände RP1, RP2 und Ro, der Ausgangswiderstand des Verstärkers. Der Gütefaktor ist Q1 für die Reihenschaltung von C3 und L1 und damit ist das Wirkwiderstand-Ersatzelement

RP1=Q1(ωL11ωC3)

Die HF-Drossel L2 hat den Gütefaktor Q2. Das Wirkwiderstand-Ersatzelement ist

RP2=Q2ωL2

Der Ausgangswiderstand des Verstärkers Ro ist sehr hoch und wird ignoriert. Es wird

1RA=1RP1+1RP2

Rechenbeispiel

Gegeben sind f=30MHz, L1=3μH, L2=10μH, C0=53,5pF, R1=220Ω, RL=200Ω, gm=3mAV, Q1=100 und Q2=65. Es folgt RE=79,7Ω und RA=17,8kΩ. Weiter folgt N1=4,57 und N2=48,9. Benutzt wird der kleinere Wert N1. Nun kann C0 in C1 und C2 aufgeteilt werden.

C1=C0(N+1N)
C2=NC1

Es sind C1=65,2pF und C2=298pF. Damit ist die Berechnung des Clapp-Oszillators abgeschlossen.

Literatur

Einzelnachweise