Briefe an eine deutsche Prinzessin

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Titelseite der ersten Auflage von 1768, ohne Autorenname

Die Briefe an eine deutsche Prinzessinüber verschiedene Gegenstände aus der Physik und Philosophie (französischer Titel: Lettres à une princesse d’Allemagne – sur divers sujets de physique et de philosophie) ist eine Briefsammlung bestehend aus 234 Briefen, die erstmals im Jahre 1768 auf Französisch und schon ein Jahr später auf Deutsch erschienen ist. Die Sammlung umfasst die Briefe, die Leonhard Euler zwischen 1760 und 1762 an die Prinzessin Friederike Charlotte von Brandenburg-Schwedt, die zweite Nichte Friedrichs II., adressiert hat. Die Schrift ist Eulers Versuch, die zu seiner Zeit aktuellen Bereiche der Physik und Philosophie pädagogisch auszuarbeiten und allgemeinverständlich vorzustellen. Zudem findet man hierin viele offene Bekenntnisse und Ansichten Eulers über die naturwissenschaftlichen Grundprobleme und über philosophische und theologische Fragen seiner Zeit.

Die Briefsammlung wird heute als ‹legendär› bezeichnet, denn ihr Erfolg ist in der Wissenschaftsgeschichte ‹beispiellos›.[1][2] Noch im 18. Jahrhundert wurden die Lettres in acht Sprachen übersetzt. Und noch bis Mitte des 19. Jahrhunderts galten sie als das erfolgreichste Sachbuch über Naturwissenschaft.[3]

Die Briefsammlung begründete mitunter das Genre der populären Wissenschaftsdarstellung. Sie machte Euler mit einem Schlag über die akademischen Fachkreise hinaus bekannt. Noch heute gelten die Briefe als ‹die erfolgreichste wissenschaftliche Popularisierung der Aufklärung›.[4]

Durch die freimütige englische Erstausgabe ist Eulers Briefsammlung in englischsprachigen Kulturkreisen bis heute als eine Einführung in die Naturwissenschaften für Mädchen und interessierte Frauen bekannt geworden.[5]

Aus heutiger Sicht bilden die Lettres vor allem ein kulturhistorisches ‹Hauptdokument der Aufklärung›, das ein Urvertrauen in die Kraft der Bildung setzt.[6]

Im Zusammenhang mit Eulers Lettres wird seit dem Erscheinen ihrer ersten Auflage kontrovers über den Rang Leonhard Eulers als Philosoph diskutiert.

Entstehungsgeschichte

Friederike Charlotte von Brandenburg-Schwedt, mit 14 Jahren (Punktierstich: G. A. Wolfgang, 1759)

Von den Privatlektionen zur Korrespondenz

Die eigentliche Briefsammlung ist bereits während Eulers Aufenthalt in Berlin entstanden, und damit schon acht Jahre vor ihrer ersten Veröffentlichung 1768. Dort war Euler bereits ein beschäftigter Direktor der mathematischen Abteilung der Preußischen Akademie der Wissenschaften unter der Leitung Friedrichs des Großen, als Euler mit Markgraf Friedrich Heinrich von Brandenburg-Schwedt Bekanntschaft machte. Dieser besuchte, vermutlich im Jahre 1755, zusammen mit seinen Töchtern Friederike Charlotte[7] und Louise Henriette, in Berlin das dort erworbene Prinzessinnenpalais, wo er Euler zu Abendmusiken einlud.[8] Beide verstanden sich angeblich freundschaftlich gut, besonders wegen der gemeinsamen Leidenschaft für die Musik. Der Markgraf Heinrich Friedrich war nicht nur ein Freund der darstellenden Künste – er errichtete ein eigenes Theatergebäude mit Schauspielensemble –, sondern er galt auch gegenüber den Wissenschaften als aufgeschlossen und interessiert.[9] Er muss den persönlichen Kontakt zu Euler gesucht haben. Während eines dieser Zusammentreffen wurde Euler vom Vater offenbar gebeten, die ältere Tochter Friederike Charlotte in den Wissenschaften, vornehmlich Mathematik, zu unterweisen.[10]

Erwiesen ist, dass Euler diesen Freundschaftsdienst gerne angenommen hat. In der Berliner Residenz unterrichtete er Friederike, vermutlich sogar beide Töchter Friedrich Heinrichs, in Mathematik, und das mindestens in den Jahren 1759 und 1760 zu mehreren Gelegenheiten.[11] Außerdem ist einzelner Privatunterricht zu Eulers Besuchen in Magdeburg bekannt.[12] Dieser Freundschaftsdienst wie auch die Fortsetzung durch briefliche Unterweisung muss als eine weitere Provokation gegenüber Eulers Dienstherrn Friedrich II. an der Berliner Akademie verstanden werden, was das ohnehin angespannte Verhältnis der beiden weiter verschlechterte. Denn er bedeutete eine Beanspruchung Eulers neben seinen dienstlichen Pflichten an der Akademie, und das noch für den Cousin Friedrichs II., dem dieser bekanntermaßen wenig zugewandt war.[13]

Leonhard Euler (Punktierstich: George J. Stodart)

Die Unterrichtung von jungen Schülern war für Euler in der Berliner Zeit eine angenehme Nebentätigkeit und zugleich ein Zusatzverdienst. Neu kam hinzu, dass es sich nunmehr um junge Schülerinnen handelte und dass die briefliche Fortsetzung auf breiterem nichtmathematischem Gebiet stattfinden sollte.[14]

Die Lettres (oder Briefe wie sie hier abkürzend genannt seien), die im April 1760 beginnen, wurden von Euler als eine Unterrichtsfortsetzung verstanden. Das geht bereits aus dem Anfang hervor: Vorlage:Zitat Die Motivation zur breiteren Unterweisung in alle Naturwissenschaften durch Euler bestand offenbar darin, Friederike Charlotte für ihre Regentschaft als Äbtissin am Herforder Stift (ab 1765) vorzubereiten. Das war ein in damaliger Zeit üblicher Bildungsgang für adlige und wohlhabende Mädchen: Vor Friederike hatte etwa auch Prinzessin Elisabeth III. an demselben Stift brieflichen Unterricht von René Descartes erhalten.[15] Dabei ist allerdings nicht gesichert, ob die Anfrage zur breiten Fortsetzung in allen Wissenschaften und durch regelmäßige Briefe von der damals 15-jährigen Friederike oder vom Markgrafen selbst kam.[16] Das sprachliche und konzeptionelle Niveau der Lettres setzt hingegen eine reife Leserschaft voraus. Daher wird vermutet, dass der Markgraf aus seiner Tochter eine hochgebildete Dame zu machen wünschte, so wie es zuvor auch mit Elisabeth III. am selben Stift anvisiert wurde.[17]

Der Siebenjährige Krieg (1756–1763), der um 1760 auch in Berlin-Brandenburg wütete, war entscheidender äußerer Umstand dafür, dass Eulers Lektionen nicht mehr regelmäßig und privat, sondern nur noch aus der Ferne in Briefform fortgesetzt werden konnten.[18] Der Aufwand für Euler, die Briefe zu schreiben, muss erheblich mehr als der einer Nebensächlichkeit gewesen sein. Es muss zudem Eulers vollstes Interesse geweckt haben. Immerhin war seine Produktivität in dieser Korrespondenz beachtlich, wenn man davon ausgeht, dass die Datierungen ihre Richtigkeit haben und berücksichtigt wird, dass Euler in dieser Zeit auch an anderen Werken geschrieben haben muss.[19] Euler hat stetig und permanent seine 234 Briefe in dem Zeitraum von April 1760 bis Mai 1762 geschrieben: Es gibt keine Unterbrechung. Mit wenigen Schwankungen vergehen also im Mittel nur drei Tage zwischen den einzelnen Briefen.[20]

Der längere Weg bis zur ersten Ausgabe

Euler musste von Beginn an die Herausgabe der Briefe zu einem Gesamtwerk geplant haben. Man weiß heute, dass er bereits 1762 angefangen hat, seine eigenen Abschriften der Briefe zu editieren. Dafür spricht allein die Anonymisierung der Schrift, ein zu damaliger Zeit übliches Stilmittel, um jegliche Form von persönlicher Überheblichkeit zu vermeiden.[21] Weder der Titel noch der Inhalt noch andere editorische Hinweise geben Auskunft über den Autor und die Adressatin.

Dass Friederike Charlotte hier als «eine Prinzessin aus Deutschland», so die wörtliche Übersetzung ins Deutsche, benannt wird, spricht ebenso für die stellvertretende Rolle, die sie für diesen Anlass der Schriftenreihe einnahm. Die Auswahl an ‚deutschen Prinzessinnen‘ blieb zur Zeit der Briefentstehung begrenzt auf Friederike Charlotte, ihre Schwester Louise Henriette sowie deren Kusine Friederike Dorothea Sophia,[22] so dass die Zueignung keinerlei Rolle spielte.

Die Sprachwahl auf das Französische ist für damalige Zeit durchaus gewöhnlich, insofern es sich auf dem europäischen Festland um die damals etablierte Briefsprache handelte. Latein hingegen galt im 18. Jahrhundert noch als die allgemeine Wissenschafts- und Literatursprache. Dennoch zeigt es, dass Euler, der durchaus auch viele förmlichere Briefe auf Latein verfasste, die Absicht zur Popularisierung dieser Schrift hegte.[23]

Die originalen und an die Koadjutorin Friederike verschickten Briefe sind verschwunden. Vermutlich sind sie in den Umzugskisten auf dem Wege zurück nach Sankt Petersburg an die Petersburger Akademie 1766 verloren gegangen.

Eine Veröffentlichung noch zu Eulers Berliner Zeit ist wohl nicht zustande gekommen, weil Eulers Dienstvorgesetzter Friedrich II., zu dem Zeitpunkt im eskalierten Streit um Schwedt mit seinem Vetter Friedrich Heinrich und Vater der Prinzessin, eine Veröffentlichung unterbunden hat.[24] Zumindest gab es offenbar keine finanzielle Unterstützung für die Drucklegung seitens der Akademie, deren Gelder während der Kriegsjahre gekürzt wurden.[25] Die Veröffentlichung der Lettres verschob sich somit bis zu Eulers Rückkehr an die Akademie von St. Petersburg ab 1766 unter der neuen Schirmherrschaft von Katharina II., die Euler mit höchster Zuversicht und finanziellem Entgegenkommen begrüßte: Vorlage:Zitat Gleich mehrere mehrbändige Schriften, allen voran die Institutionum Calculi Integralis und seine Dioptricae, sollten hier schon bald ihre Drucklegung erhalten.[26] Dabei konnten die Abschriften der Lettres zunächst nicht wiedergefunden werden. Euler selbst war zu der Zeit schon nahezu blind und viel zu beschäftigt mit der Fertigstellung seiner wissenschaftlichen Schriften. Jacob Stählin, Sekretär der Akademie, fand sie schließlich in einem Stapel von unveröffentlichtem Material wieder und sandte sie an Graf Vladimir Orlov, der sie 1768 in den ersten beiden Teilen herausgegeben hat.[27]

Titel der 2. deutschen Ausgabe von 1773

Inhalt

Das dreibändige Werk lässt sich durch zwei wesentliche Merkmale charakterisieren.

1. Die Naturphänomene werden durch allgemeine quantifizierbare Größen beschrieben.
2. Das jeweilige Phänomen wird (nach Eulers naturphilosophischer Überzeugung) materietheoretisch begründet.

Die erste Charakterisierung ist fachlich wie pädagogisch motiviert: Sie dient in den Lettres zum einen als Ausgangspunkt für präzise Aussagen über den empirischen Gegenstandsbereich.[28] Zum anderen lassen sich nur so weitergehende Fragen anknüpfen, wenn sie auch oftmals unbeantwortet bleiben und Gegenstand weiterer Erforschung sein können. Als souveräner Pädagoge weiß Euler entsprechend vom Bekannten zum Unbekannten vorzudringen, um dem Naturphänomen etwas Geheimnisvolles zu bewahren, wo die Beschreibung durch Maß und Zahl in unserer Vorstellung oder in unserem Urteilsvermögen versagt.[29]

Die zweite Charakterisierung ist metaphysisch und physikalisch motiviert. Sie enthält Eulers Cartesianische Überzeugung, dass sämtliche Naturvorgänge materietheoretisch durch eine weitestgehend abgeschlossene Kausalität in Raum und Zeit erklärt werden muss. Sie müssen demnach notwendig ihren Grund in einer Theorie der Nahwirkung haben. In letzter Konsequenz beinhaltet dies Eulers Bekenntnis zur materiellen Ätherkonzeption, nach der eine feine, unsichtbare Materie durch mechanischen Stoß und Druck sämtliche Veränderungen in der Natur hervorruft. Das Ätherkonzept durchzieht Eulers Werk wie ein metaphysisches Band, an dem von der Akustik und Optik an über die Astronomie und Mechanik bis hin zur Elektrizität und zum Magnetismus festgehalten wird.[30][31]

Phoronomie, Akustik, Aerodynamik

Schiftanfang mit dem Brief Nr. 1 (Über die Ausdehnung)

Eulers Ausgangspunkt in den Lettres 1 und 2 ist die Raum- und Bewegungslehre oder wie er selbst in seinem Inhaltsverzeichnis betitelt: ‹Von der Ausdehnung› und ‹Von der Geschwindigkeit›.[32] Als Bedingung der Möglichkeit zur Naturforschung muss eine geeignete Maßgabe eingeführt werden, um sich in Raum und Zeit zu orientieren. Entsprechend beginnt das Werk mit folgenden Worten, um ‹die Unterweisung der Geometrie› fortsetzen zu können: Vorlage:Zitat

Entsprechend dieser Exposition kann Euler nun den Mikro- und Makrokosmos nach damaligen Vorstellungen metrisch durchschreiten und zu beweglichen Größen und ihren Geschwindigkeiten fortkommen. Die Schallausbreitung und Akustik bildet hierbei den nächsten und naheliegenden Fall, zur Vibration und Druckänderung von feiner Materie zu kommen. Schall ist (wie schon für Johann Bernoulli) die Druckausbreitung als Schwingung durch elastische Luftteilchen.

Wärme und Kälte werden entsprechend im molekularen Modell als Verdünnung und Verdichtung von Luftmolekülen aufgefasst, aus den Wärmedifferenzen die Aerodynamik der Luftmassen, die Wetterphänomene begründet.[33] Die Behandlung der Ton- und Harmonielehre (Briefe 3 bis 8) bildet die einfache und zugängliche Grundlage des heute nach Euler benannten Tonnetzes. In Brief 8 kommt Euler auf das ästhetische Empfinden von Musik zu sprechen. Die darin enthaltene 'Rätsel'-Vergleich[34] habe nach A. Speiser großen Eindruck auf Goethe gemacht.[35]

Im Rahmen der Aerodynamik kommt Euler in Brief 10 erstmals auf das Elastizitätsmodell der Materie zu sprechen. Vorlage:Zitat

Die Federkraft bildet im Modell der kontinuierlichen Materieverteilung seit Descartes' Physik eine fundamentale Größe, und so auch bei Euler. Eine elastische Kraftwirkung wird sogleich einer feinen und universellen Materie (Ätherstoff) zugeschrieben. Sie ist der mechanische Grund dafür, dass es kein reales Vakuum gibt. Vorlage:Zitat

Optik und Dioptrik

Figurentafel 1 des ersten Teiles der „Lettres“ in der Condorcet-Ausgabe von 1775

In Brief 19 wird diese feine Materie für die Lichtausbreitung übernommen, wo er sich der phänomenologischen Optik (Briefe 17–27) zuwendet. Die Vorstellung von Licht als eine sich linear ausbreitende Ätherschwingung ist eine neue Zutat, die in Descartes' Optik noch nicht zu finden ist.[36]

Vorlage:Zitat Auch Farbeindrücke werden nunmehr durch unterschiedlich schnelle Schwingungen bzw. Frequenzen im Ätherstoff erklärt, analog den Tonfrequenzen in Luft. Damit gelingt es Euler, in Abgrenzung zur Newtonschen Farbenlehre, die Eindeutigkeit der Farbeindrücke mit der Eindeutigkeit der jeweiligen Lichtschwingung in Verbindung zu bringen (Brief 28). Euler beansprucht an anderer Stelle, der Urheber der optischen Schwingungstheorie zu sein.[37] Das Himmelsblau wird physikalisch richtig als Streuprozess an Luftmolekülen erläutert.[38]

Mit der materietheoretischen Konzeption sieht Euler die gesamte Newtonsche Emanationstheorie des Lichtes widerlegt (Brief 17): Würde das Licht strahlenartig aus den leuchtenden Körpern ausfließen, so müssten sie permanenten Streuprozessen unterworfen sein, die allerdings nicht beobachtet werden können.[39] Daher müsse jede Lichterscheinung lokal durch eine Nahwirkung erklärt werden. Bemerkenswert ist, dass Euler in dieser Newtonschen Lichttheorie die größten Gegensätze zur eigenen Naturauffassung zeigt.[40][41]

Die Lichtgeschwindigkeit wird auf 900.000.000 Fuß pro Sekunde[42] bestimmt, was dem heute gemessenen Wert bereits sehr nahe kommt.[43]

Auf dem Gebiet der Lichtbrechung am Prisma (Brief 31) kommt Euler auf den für damalige Zeiten ungewöhnlichen Schluss, dass die Wahl der Grundfarben bloße Konvention aus unserem subjektiven Farbeindruck zusammen mit unserer sprachlichen Festlegung ist.

Vorlage:Zitat

Zum Ende des dritten Bandes (Briefe 187–234) behandelt Euler ausführlich die Dioptrik, die Lehre von den optischen Abbildungen und Geräten. Diese Briefe dürfen als Einführung in die in der gleichen Schaffensphase behandelten Dioptricae durch Euler, die auch ganze drei Teile umfassen sollte,[44] angesehen werden.

Auch im zweiten Band wird das Schwingungsmodell der Optik (Brief 133–136) wieder aufgegriffen, da es sich offenbar um ein bevorzugtes Thema der Schülerin Eulers handelte. Ihm vorangehend muss die Prinzessin Charlotte Sophie sich über die länglichen und für sie unverständlichen Ausführungen Eulers über die Monadenlehre beklagt haben.[45]

Bemerkenswert ist, wie Euler gewisse Grenzen der wissenschaftlichen Erkenntnis auch in der Naturlehre als bewunderungswürdiges Geheimnis anerkennt und bewahrt, so auch in Anbetracht der Funktionsweise des Auges im Übergang zum Sehnerv (Brief 41). Euler verbindet die Erforschung der sinnlichen Empfindung mit einem Gebot zur Demut vor der erhabenen Organisation der Natur:

Darstellung des Auges und des Sehvorganges im Optikteil (Brief 41)

Vorlage:Zitat Später noch (in den Briefen 80 und 117) bekennt sich Euler, im Übergang zur Philosophie des Geistes, in derselben Frage als Skeptiker gegenüber materialistischen Erklärungsversuchen. Als etwas Körperliches oder Materielles könne der Geist (die Seele) niemals erfahren werden.[46]

Astronomie

Von der Schwerkraft und irdischen Phänomenen des freien Falls und des Wurfes ausgehend, kommt Euler ausführlicher auf das ‹Newtonsche System der allgemeinen Gravitation›[47] zu sprechen (ab Brief 52 bis 69). Es bildet den Ausgangspunkt der astronomischen Betrachtungen in den Lettres. Im physikalischen Sinne erweist sich Euler hierbei als glühender Verfechter der Newtonschen Theorie einer universellen Gravitationskraft.[48] Er würdigt den ‹englischen Philosophen und Mathematiker› als den ‹Weltweisen›, der als Erster die Verallgemeinerung von irdischer Schwerkraft zu einer allgemeinen Attraktion aller Körper durchschaut habe.[49] Die Gültigkeit des Newtonschen Systems gelte bereits als unzweifelbar und durch die Erfahrung bestätigt.[50] Er nutzt hierbei das legendäre Bild vom heruntergefallenen Apfel, welches Newton diese Einsicht geliefert habe, um schließlich über diese Einfachheit des Gedankens verwundert zu sein: Vorlage:Zitat Euler zählt die sechs ‹Hauptplaneten› von Merkur bis Saturn auf. Deren Anzahl wird in der Folge der englischen Ausgaben um weitere äußere Planeten, einschließlich Uranus, kurzerhand vergrößert.[51]

Brief 59: Darstellung des Sonnensystems mit sechs Planeten in der ursprünglichen Fassung

Einige astronomische Größen können bisweilen nur ungenau angegeben werden. So schätzt Euler in Brief 55[52] die Mondanziehung auf nur ein Vierzigstel der Erdanziehung, also um den Faktor ein Achtel zu klein. An anderer Stelle wird die Entfernung zum uns nächsten Stern auf das 400.000-Fache der Entfernung ΔsES zwischen Erde und Sonne geschätzt, was mindestens um den Faktor ein Zehntel zu klein ist.[53] Euler lässt es aber an vielen Stellen nicht aus, den ‹unermesslichen Raum› des Weltalls als Naturwunder festzustellen, «in Vergleichung mit welcher diese erschrecklichen Welten nicht größer sind, als Sandkörner in Ansehung der Erde».[54]

Euler widmet sich ausführlich dem Phänomen der Gezeiten (in den Briefen 62 bis 67), deren Darstellung und Erklärung den heutigen Schulbuch-Versionen in nichts nachsteht. In diesem Zusammenhang gesteht Euler den ‹Erfolg› der Newtonschen Erklärung durch die Attraktionskraft der Materie gegenüber der Cartesischen Erklärung durch eine Stoß- und Druckdynamik der feinen Materie. Das für Euler relevante Argument ist die unterschiedliche Zeitprognose des Gezeitenwechsels: Vorlage:Zitat Hingegen lehnte Euler die metaphysische Fernwirkungslehre der Attraktion, die seinerzeit aus der Newtonschen Gravitationstheorie gezogen wurde, wie schon seine Vorgänger Huygens, Leibniz und Johann Bernoulli, vehement ab.[55]

Bernard de Fontenelle folgend, führt Euler in den Briefen 59 und 60 die zu damaliger Zeit bereits sehr beliebte Spekulation über Exoplaneten und Aliens fort.[56] Auch er hält deren Existenz in Anbetracht der Unermesslichkeit des Weltalls für sehr wahrscheinlich. Vorlage:Zitat

Elektrizität und Magnetismus

Brief 144 (Anfang): Darstellung eines elektrischen Materiefeldes nach Euler

Die Eigenarten elektrostatischer Vorgänge in der Natur werden in den Briefen 142 bis 154 des zweiten Teils behandelt. Euler begreift hierbei elektrische Ladungen traditionell als eine eigene Materieform, als ein so genanntes ‹Electrum›,[57] das sich durch Reibung aus bspw. Bernstein oder Siegellack löst. Eine elektrische Kraft wird bei Euler je nach Anziehung oder Abstoßung ‹positive› oder ‹negative Electricität› genannt. Sie wird in letzter Konsequenz wieder auf das Elastizitätsmodell der Äthermaterie zurückgeführt, die hier den materiellen Ersatz eines elektrischen Feldes bildet. Beim Reibungsvorgang und beim Freisetzen elektrischer Materie würde demnach der Ätherstoff, der ein ‹beständiges Gleichgewicht zu erhalten sucht›, in Ungleichgewicht geraten. Die elektrischen Kräfte wie auch alle elektrischen Bewegungen und Ströme werden letztlich als ein Ausgleichsvorgang dieser lokalen Störung verstanden.

Magnetische Phänomene werden in den Briefen 169 – 186 des dritten Teils behandelt. Ebenso pädagogisch wie phänomenbasiert ist hierbei Eulers Fortgang von der Messung geographischer Himmelsrichtungen und Breitengrade mittels eines Kompasses hin zum Erdmagnetfeld (Brief 173), um sich dann dem Magnetismus ganz allgemein zuzuwenden.

Euler (1773) E417 p. 117 Lettre 177 und Descartes (1647) S. 419 gegenübergestellt

Ungleich schwieriger als bei elektrischen Phänomenen sei es nach Euler, die Permanenz der Magnetwirkung zu erklären.[58] Die Entstehung und Ausrichtung von Elementarmagneten ergibt sich über die Feldwirkung durch ‹magnetische Wirbel› (tourbillons magnétique). Dies ist bereits ausführlicher Gegenstand der Principia philosophiae von Descartes (siehe nebenstehende Abbildung). Euler differenziert hingegen noch genauer die Feinheit des Materiefeldes,[59] um magnetische von optischen Phänomenen unterscheiden zu können: Vorlage:Zitat Euler verwendet, wie schon Descartes,[60] im Folgenden Brief 178 das Bild von magnetischen ‹Kanälen› (canaux) im Inneren des Magneten, um die schnellere Ausrichtung von elementaren Magneten, die entsprechend der Wirbelgeschwindigkeit selbst vorgestellt wird, zu erklären. Zum Vergleich verwendet er hierbei auch den Blutkreislauf des menschlichen Organismus.

Metaphysik der Materie

Im gesamten Verlauf der dreibändigen Lettres, und in besonderem Maße vom 69. bis zum 79. Brief des ersten Bandes, behandelt Euler die grundlegende Frage nach den wesentlichen Eigenschaften der Körper und aller sichtbaren Materie, eine Frage, die zu damaliger Zeit noch nicht trennscharf zwischen Metaphysik und empirischer Naturwissenschaft gestellt wurde.[61] Heute erkennt man hier Eulers Bemühen um eine metaphysische Grundlegung der Mechanik, die sich an Descartes', Huygens' und d'Alemberts materietheoretischen Konzeptionen orientiert, und die aber auch Elemente der Newtonschen Dynamik mit einzufügen versucht.[62]

Neben der Eigenschaften, 'ausgedehnt', 'beweglich' und 'mit Trägheit versehen' zu sein,[63] zählt Euler (wie schon seine Vorgänger) allem voran die Undurchdringlichkeit zu den wesentlichen Eigenschaften aller Materie:

Vorlage:Zitat

Zur Materie allgemein zählt Euler nach früherer Vorstellung auch die 'subtile' Äthermaterie, die den gesamten Raum einnimmt, und die er hier mit flüssigem Wasser vergleicht. Sie ist hier der materielle Grund, weshalb alle Dynamik durch undurchdringliche Masse erzeugt werde. Und in diesem Sinne ist Materie nur als Masse quantifiziert und mathematisierbar, wohingegen der allgemeine Begriff der 'Materie' nicht-quantifiziert bleibt.[64][65] Vorlage:Zitat Das Merkmal hingegen, Kräfte zu besitzen, ist keines der Natur der Materie selbst. 'Kraft' im physikalischen Sinn ist keine primitive und reale Größe der Natur, sondern bestenfalls eine abgeleitete Hilfsgröße, um die Natur einfacher zu beschreiben: ein bloßes Maß der Bewegungsänderung.[66] Hier grenzt sich Euler von Newton ab und ermittelt eine eigenständige naturphilosophische Position zur klassischen Mechanik. Die Naturvorgänge sind nach Euler ihrem Wesen nach repulsiven Ursprungs: Materie verhindert die Durchdringung mit minimalem Aktionsaufwand.[67] Daran knüpft er auch die Unmöglichkeit eines Vakuums oder leeren Raums. Vorlage:Zitat

Nicht die Newtonschen Kraftgesetze selbst werden angezweifelt, sondern ihr ursprünglicher Charakter als erste Gesetze oder Axiome. Euler behauptet, dass sie aus den o. g. Wesenseigenschaften (logisch) folgen würden.[68]

Nicht nur jede Kraft wird zu einer 'dunklen Eigenschaft', einer qualitas occulta gezählt, sondern die gesamte Vorstellung der Fernwirkungslehre wird für absurd erklärt. Materie und damit allen Körpern komme nach Euler die Eigenschaft, 'anziehend' aufeinander zu wirken, nicht wesentlich zu. Für Euler wird dieser grundsätzliche Unterschied als der Gegensatz zwischen Attraktionisten (zu denen er Newton zählt) und Impulsionisten (zu denen er Descartes zählt) bezeichnet. Es sei widersinnig und 'gegen jede Vernunft', eine Dynamik ‹ohne Seile noch andere zum Ziehen dienliche Maschinen› anzunehmen.[69] Der Attraktionist müsse ein ‹göttliches Wunder› gebrauchen, um die Bewegungslehre zu begründen. Die ‹wahre› (und metaphysische) ‹Ursache› müsse hingegen im Bild der Impulsion durch Äthermaterie gesucht werden. Vorlage:Zitat Letztlich war Euler dennoch bewusst, dass die metaphysische Spekulation um die real gültigen Grundbegriffe von ihrem instrumentellen Gebrauch zu trennen ist, ebenso wie die naturwissenschaftliche Sichtweise von der philosophischen Überzeugung. Entscheidend sei es, dieselben Wirkungen zu erkennen.[70] In diesem Sinne kann Euler auch jede Newtonsche Kraftkonzeption vertreten (wie man es auch in seinen Frühschriften findet). Vorlage:Zitat

Erkenntnistheorie und Ethik

Der zweite Teil der Lettres umfasst von Brief 80 bis 133 den vorwiegend erkenntnistheoretischen Teil des Werkes. Darin werden zugleich mehrere Bereiche der Philosophie des Geistes, der Religion und Ethik sowie der Metaphysik und Logik behandelt.[71] In besonderem Maße setzt sich Euler hierbei mit der Leibniz-Wolffschen Monadenlehre[72] auseinander (Briefe 76–79, 92, 124 – 132), setzt also auch die Frage nach den eben erwähnten Wesenseigenschaften der Materie fort. Hierbei argumentiert er vehement und mit vielen verschiedenen Ansätzen gegen die Auffassung, dass die körperlichen Dinge aus letzten unteilbaren und kraftgegabten Elementen bestehen.

Euler versucht gleich zu Beginn des zweiten Teils (ab Brief 80) die Dualität von materieller Wirklichkeit der Körper und von immaterieller, intelligibler Wirklichkeit der Geister oder Seelen zu vermitteln.[73] Das Reich der Seelen bildet den ‹vornehmsten Theil der Welt› aus. Sie stünden in einer nicht mehr kausal zu erklärenden, unergründbaren Verbindung zueinander. Sie sind der Ursprung aller Wunder und aller theologischen Betrachtungen.

Vorlage:Zitat

Auch die von Leibniz behauptete 'prästabilierte Harmonie' zwischen den zwei Wesen wird abgelehnt (Briefe 92 und 93), da nach Eulers Auffassung mit einer Monade ein ausdehnungsloses Gebilde mit geometrischem Ort im Raum bestimmt wird. Man laufe damit Gefahr einer Lokalisierung des Geistigen hinaus, und damit einhergehend einer Materialisierung des Geistes, die Euler entschieden ablehnt.[74] An andere Stelle (Briefe 83, 84 und 88) argumentiert Euler gegen diese ‹vorherbestimmte› Übereinstimmung von Seele und Körper, insofern sie dann nur wie voneinander unabhängige, aber korrelierende Maschinen - oder wie ‹zwey Uhren› - vorgestellt würden. Das sei aber insofern widersinnig, als demnach die ‹Freyheit des Menschen völlig aufgehoben werde›.[75]

Nach Euler macht die Willensfreiheit das Charakteristische des Geistes aus. Es ist die Fähigkeit des vernünftigen Menschen, unabhängig von kausalen (mechanischen) Krafteinwirkungen, allein durch Motive eine Handlung zu beginnen.[76]

Vorlage:Zitat Ein Motiv ‹hebt das Freiwillige einer Handlung (so Euler) niemals auf›. Und Euler deutet die Kantische Idee des Kategorischen eines Willensaktes aus Vernuftentscheid bereits mit einfachen Worten an: Vorlage:Zitat

Die Willensfreiheit eröffnet zugleich die moralische Welt des Guten wie auch Bösen in der Wirklichkeit. Vermöge der Freiheit ist es dem Menschen gegeben zu sündigen.[77] Die noch folgenden Briefe 89 bis 91 sind der Theodizee und philosophischen Fragen der christlichen Offenbarung gewidmet.

Mit der wahrhaften Existenz einer intelligiblen, moralischen Welt ist die materielle Welt nicht in sich (kausal) abgeschlossen; der Materialismus ein Irrglaube, eine ‹abgeschmackte Meinung›.[78] Vorlage:Zitat

So bestehe zwischen Seele und Körper eine ‹doppelte Verbindung›, die sich durch zwei Wirkungen voneinander trennen lassen und die nicht aufeinander reduzierbar wären: zum einen die empirische Wirkung von Körper auf Seele, zum anderen die geistige Wirkung der Seele auf den Körper. Die letztere Wirkung geschieht rein ‹immateriell› vermöge der Willensfreiheit und ihrer Voraussetzung, ‹eine Handlung zu begehen oder zu lassen›.[79] Entsprechend unterscheidet Euler in Brief 88 zwischen drei ‹Begebenheiten› (évenemens), die in der Wirklichkeit vorkommen: zwischen den ‹natürlichen›, welche ganz nach kausalen Bewegungsgesetzen erfolgt; den ‹geistigen› Begebenheiten, die allein aus dem ‹Willen der freyen [...] Wesen› erfolgen, und die vor allem die Verantwortbarkeit der Handlung eines jeden Einzelnen begründen; und eine Mischform, in der beide untrennbar vorkommen.

Vorlage:Zitat

Das Verstandesvermögen, Vorstellungen hervorzubringen sowie Begriffe zu abstrahieren, ist von sensorischen Empfindungen begleitet. Dabei bleibt das Urteilsvermögen des Verstandes hingegen ein davon unabhängiges, eine Besonderheit der allgemeinen Begriffsbildung. Dadurch unterscheidet der Mensch sich vom Tier, und dadurch ‹erhalten wir vornehmlich unsere Erkenntnisse›.[80]

Mathematische Objekte (geometrische Figuren, Zahlen, Mengen usw.) sind ‹Ideen› oder Einbildungen, die durch ‹Abstraktion› von realen Objekten zustande kommen.[81]

Sprache und Logik

La représentation schématique des quatre jugemets catégoriques; dans Euler (1768), tome II, Lettre CIII, p. 101

Die Briefe 101 bis 108, verfasst im Februar und März 1761, führen ein in die heute so genannten Euler-Venn-Diagramme zur Veranschaulichung des syllogistischen Schließens. Sowohl J. Venn selbst als auch heutige Lehrbücher berufen sich auf Euler als den Urheber der diagrammatischen Darstellung der vier kategorischen Urteile. Er entwickelt daraus sämtliche syllogistische Schlussverfahren durch mengenartige Kreisdarstellungen. Es kann allerdings auch sein, dass er sie von Johann H. Lambert übernommen hat, der sie kurz vor Erscheinen der Lettres benutzte.[82]

Aus Brief 103: Diagrammatische Darstellung der syllogistischen Schlussformen Camestres und Baroco

Zunächst hebt Euler in Brief 101 und 102 den wissenschaftlichen Bedarf nach einer klaren und differenzierten Sprache hervor, um allgemein-abstrakte Begriffe hervorzubringen und den Erkenntnisbereich präzisiert bezeichnen und eindeutige Schlussfolgerungen ziehen zu können. In gewissen Andeutungen greift Euler hier dem sprachanalytischen Diktum voraus, dass das Denken und Erkennen sich an der Sprache manifestiere.[83]

Vorlage:Zitat Eulers Vorstellung hinsichtlich einer für wissenschaftliche Zwecke idealen Sprache läuft nicht nur konform mit den vielfältigen Zielen der alltäglichen Mitteilung und des Erkenntnisgewinns, sondern auch mit dem ‹wahren› und letzten Zweck jedes menschlichen Urteilsvermögens: Vorlage:Zitat

Die Inhaltsverzeichnisse

Die Inhaltsverzeichnisse der Lettres wurden in der ersten französischen Auflage der drei Teile von 1768 und 1772 mit kurzen Zusammenfassungen versehen.[84] In dieser Hinsicht zeigt das Werk eine gewisse Verwandtschaft mit Descartes‘ Principia philosophiae, das ganz offenbar als Vorbild diente. Die Verzeichnisse sind hier in der deutschen Fassung von 1773 wiedergegeben und der heutigen Rechtschreibung angepasst worden. Die Nummerierung entspricht den Briefzahlen. Vorlage:Navigationsleiste Vorlage:Navigationsleiste Vorlage:Navigationsleiste

Wirkungsgeschichte

Beschreibung des Erfolgs

Der außergewöhnliche Erfolg dieses Werkes ist aus heutiger Sicht ein Phänomen für sich, wenngleich es im Umfeld Eulers hierzu keine briefliche Erwähnung gibt. Er ist aber allein daraus ersichtlich, dass bereits zur ersten Drucklegung an der Petersburger Akademie weitere Ausgaben geplant und umgesetzt wurden. Die Übersetzung ins Russische durch Rumowski wurde noch im gleichen Jahr angegangen. Bereits um 1800 hatten die Lettres 30 Auflagen durchlaufen und waren in acht Sprachen übersetzt. Eneström hat bis ins 20. Jahrhundert hinein 111 Auflagen aufgelistet.[85][86] Es gilt als gesichert, dass die erste deutsche Übersetzung (Reihe B) von Euler selbst stammt.[87] Noch Mitte des 19. Jahrhunderts galten die Lettres als das «berühmteste Werk, das je geschrieben wurde».[88]

Erklärungsansätze

Euler als Philosoph: bis heute eine Kontroverse

Bemerkungen über die Lettres sind immer gleichzeitig als Beurteilungen über Eulers wirkungsgeschichtliche Stellung als philosophischer Gelehrter neben seinen mathematischen Tätigkeiten zu verstehen. Von Eulers Lebzeiten bis heute besteht in diesem Punkt unter Philosophen, Mathematikern und Wissenschaftshistorikern größte Uneinigkeit.

Während die eine Seite in Eulers Schrift den Beginn einer ‹neuen philosophischen Epoche› sieht und die Originalität vieler Ansätze hervorhebt, stellt die andere Seite das oft Unausgearbeitete in den Lettres entgegen, das nicht gründlich Erforschte, das Fragmentarische vieler philosophischer Gedanken.[89][90][91]

Der Herausgeber F. Kries der vierten deutschen Ausgabe von 1792 hat z. B. die philosophischen Briefe des zweiten Teils (Erkenntnistheorie, Logik, Moralphilosophie und Monadenlehre) komplett herausgenommen, zum einen weil die Philosophie ‹eine Umwälzung erlitten› habe, zum anderen weil ‹kein allgemeines Interesse› daran bestehe.[92] Ferner wurde das besondere Phänomen bemerkt, dass Eulers offenbare Souveränität in der Mathematik allein schon genügte, dass seine Qualitäten in anderen Disziplinen (wie auch der Philosophie) nicht in gleicher Weise herausragen konnten.[93]

Eulers eigene Position

Für eine neutrale Bewertung sind folgende Feststellungen aus Eulers originalen Quellen zu beachten.[94]

1. Euler hat sich selber weder als ein Philosoph verstanden noch als ein solcher betitelt. Gleich an mehreren Stellen spricht Euler davon, dass die philosophischen Auseinandersetzungen nicht weiter ergiebig seien. Beispielhaft ist in diesem Zusammenhang Eulers Schlussfloskel in Brief 17, die er im 24. Brief wiederholt: Vorlage:Zitat

2. Seine philosophischen Bemerkungen sind vorwiegend Reaktionen und Auseinandersetzungen der ursprünglichen Positionen anderer Philosophen seiner Epoche. Unmittelbar sind das die von Descartes, Locke, Leibniz und Wolff, mittelbar aber auch die naturphilosophischen Standpunkte Galileis, Huygens‘ und Newtons: und so auch in den Briefen. In den meisten Fällen benennt Euler distanziert die widerstreitenden Positionen ‹der Philosophen›, um sie entweder unaufgelöst stehen zu lassen oder um sie vorsichtig hypothetisch fortzudenken.[95]

3. Was speziell die Ausführungen in den Briefen betrifft, so sind bestenfalls die Bemerkungen zur Wolffschen Monadenlehre neuartig und fortgeschritten. Sowohl was die Länge als das begriffliche Niveau der Ausführungen betrifft, verfolgte Euler hierbei - und nur beim Thema Monadenlehre – eigenes, forschendes Interesse. Die damals 15-jährige Schülerin, Prinzessin Friederike Charlotte, hatte wohl Eulers Ausführungen an dieser Stelle als unverständlich kritisiert und darum gebeten, dass sich die Unterweisung zu physikalischen Themen von elementarem Niveau fortsetzen möge.[96]

Pädagogische Aufbereitung

Entsprechend wurde die Schrift bis Mitte des 19. Jahrhunderts als pädagogisch aufbereitetes Sachbuch verwendet, was ihre große Verbreitung bis heute erklären würde. Vorlage:Zitat

In demselben Sinn wird heute noch der explorative Schreibstil in Eulers Schrift gewürdigt, der vom alltäglichen, phänomenbasierten Vorwissen anhebt und sich als einzigartig für das 18. Jahrhundert herausgestellt hat.[97] Euler sei insofern ein ‹guter Lehrer›, als er an vielen Stellen, vor allem zur Einführung in ein neues Thema, vom ‹Bekannten zum Unbekannten fortgeht›.[98] Es ist zudem bekannt, dass dem brieflichen Unterricht an die Prinzessin Friederike mehrere Privatlektionen für wohlhabende Schüler vorausgingen.[99] Euler konnte also auf Erfahrung und Geschick im Didaktisieren von mathematisch-physikalischen Themengebieten zurückgreifen.

Bestimmung zur Schullektüre für Mädchen

Der erste Herausgeber der Letters to a German Princess Henry Hunter, seinerzeit ein schottischer Minister, gab in seinem Vorwort der Lektüre von 1795 eine Vorbestimmung zur schulischen Unterweisung für Mädchen in Naturwissenschaften.[100] Vorlage:Zitat Die paternalistische Absicht Hunters ist in seinem gesamten Vorwort ersichtlich und mündet darin, dass seine Übersetzung dieses Werkes ein Bildungsbeitrag zur Gleichstellung beider Geschlechter sein möge.[101] Heute ist hingegen ersichtlich, dass diese geschlechtsspezifische Zueignung des Werks frei erfunden ist, da eine solche Absichtserklärung Eulers nicht dokumentiert ist. Von dieser Interpretation hat sich das Buch, insbesondere im englischsprachigen Raum, bis heute nicht erholt.[102]

Verlässliche Auskunft über die ursprüngliche pädagogische Intention zur gleichberechtigten Erziehung beider Geschlechter gibt hingegen die Lobrede von Eulers Petersburger Sekretär Nikolaus Fuss: Vorlage:Zitat

Auslegung als nicht-mathematisches Werk

Ebenso fragwürdig ist in diesem Zusammenhang die vielfache Betonung einzelner Historiker, es handle sich um ein nicht-mathematisches Sachbuch Eulers. Vorlage:Zitat Dabei ist gerade das Gegenteil offensichtlich: Die Schrift ist gefüllt mit geometrischen und arithmetischen Konstruktionen zu allen behandelten physikalischen Größen.[103] Eine Auslegung als nicht-mathematisches Werk ist nur schwer mit Eulers eigenem methodischen Verständnis von Mathematik und Naturwissenschaft (als eine mathesis mixta) vereinbar. Sie kommt nur zustande, insofern keine Algebra und Analysis, keine formalen Überlegungen in den Briefen angetroffen werden können.[104]

Euler war in pädagogischer Hinsicht darauf angewiesen, die rein mathematischen Überlegungen für seine Adressatin, zur damaligen Zeit fünfzehn Jahre alt, nicht zu übertreiben.[105] Die Briefe enthalten keine mathematischen Formalismen. Im Zusammenhang mit der dort vorgestellten Theorie der Tonschwingungen erinnert er sich etwa mit entschuldigendem Unterton an den breiten Bildungsauftrag, um das Thema nunmehr abzukürzen: Vorlage:Zitat

Skizze eines physikalischen Weltbildes

Unstrittig ist zudem, dass Eulers Briefe aus heutiger Sicht wegen ihrer Popularität ein kulturhistorisches „Hauptdokument der Aufklärung“ darstellt, das - ganz im Sinne Eulers – eine Begeisterung für freie, geistige Bildung aussendet.[106]

Schon Émile Saisset berichtet in seiner Einleitung zur 9. französischen Neuauflage, dass zwar viele Konzeptionen bereits in Vergessenheit geraten wären (allen voran die umfassende Ätherkonzeption), die Lettres dennoch den besten Zustandsbericht für die konzeptionelle Krisenzeit (‹ce temps de crise›) der Naturphilosophie zwischen Leibniz und Kant abliefere.[107] In diesem Sinne darf Eulers Lettres heute als erstes Abbild der physikalischen Weltsicht Mitte des 18. Jahrhunderts aufgefasst werden.[108] Das Werk könne uns heute die Vielseitigkeit und Zerstrittenheit innerhalb der naturphilosophischen Auffassungen eindrucksvoll wiedergeben.

Vorlage:Zitat Der Einfluss dieses einzelnen Werkes, das geschlossene physikalische Bild, das von ihm ausgeht, auf einzelne naturphilosophische und erkenntnistheoretische Auffassungen I. Kants, auf J. W. v. Goethes und A. Schopenhauers sowie E. Machs ist in deren Literatur nachweisbar und Gegenstand mehrerer philosophiehistorischer Studien.[109][110]

Klarheit der Darstellung

Heute besteht mehrheitlich Einigkeit darüber, worin das Geheimnis des überwältigenden Erfolges besteht, den dieses einzelne Werk auszeichnet. Die einfache und klare Darstellung von zum Teil schwierigen Gedankengängen, die pädagogische Reduktion ohne Simplifizierung,[111] das wird seit jeher an dem Werk bewundert.[112] Und so bewertet es auch Nicolas de Condorcet bereits in der vielbeachteten Lobrede für Euler, die in überarbeiteter Form in der 4. Auflage der Lettres zu finden ist: Vorlage:Zitat

Merkmal eines Genies

Schon Goethe hat mit Blick auf die Farbenlehre in Eulers Werk dasjeniges eines ‹Genies› gesehen, welche sich darin auszeichne, immerzu den Weg zu den Anfängen zu finden und neu zu gestalten.[113] Auch É. Saisset, Herausgeber der ersten Gesamtausgabe der Lettres, findet den genialen Zug des Werkes darin, dass ‹alles dadurch vereinfacht wird, indem es auf Prinzipien zurückgebracht › werde.[114]

In dieselbe Richtung geht die Bewertung Schopenhauers, wenn er sagt, es Vorlage:Zitat

Einzelne Kommentare

Daniel Bernoulli gab Euler schon früher den freundschaftlichen Rat, von naturphilosophischen Auseinandersetzungen[115] Abstand zu halten. Zu dieser Zeit (1745–47) hatte die Preussische Akademie der Wissenschaften, zu deren Kommission auch Euler gehörte, die Preisaufgabe gestellt, dass die Monadenlehre einmal exakt formuliert werde.[116] Zu diesem Anlass hat Euler seine Überlegungen in den philosophischen Essays Gedancken von den Elementen der Cörper (1746)[117] und Rettung der göttlichen Offenbarung gegen die Einwürfe der Freygeister (1747)[118] formuliert, die anschließend in seinen Lettres erneuert wurden. Vom Vater Johann I Bernoulli darüber in Kenntnis gesetzt, jener wäre mit solchen Spekulationen beschäftigt, schreibt Daniel Bernoulli an Euler: Vorlage:Zitat

Joseph-Louis Lagrange gehörte zu den Ersten, die Eulers Lettres an der Berliner Akademie zu sehen bekamen. Seine Zurückhaltung, die er d’Alembert gegenüber äußert, ist damit zu erklären, dass er philosophischen Fragen wenig abgewinnen konnte: Vorlage:Zitat

Jean d’Alembert stand in dieser Zeit in wissenschaftlicher Konkurrenz zu Euler auf dem Gebiet der Kontinuums- und Fluidmechanik und wusste gleichwohl, dass er ihm im mathematischen Können unterlegen war. Er betrachtete Eulers Arbeiten mit Neid und Argwohn. Allerdings hielt sich d’Alembert, zur damaligen Zeit schon längst am Gipfelpunkt seines enzyklopädischen Schaffens angelangt, durchaus für den besseren Philosophen.[119] Vorlage:Zitat

Der Kulturhistoriker Egon Friedell des frühen 20. Jahrhunderts versuchte sich an einer möglichst knappen Einordnung der wissenschaftlichen Errungenschaften Eulers mit Blick auf die gesamte Neuzeit. Und er findet hierbei einige Charakteristika, die rückblickend von kulturhistorischer Bedeutung sein sollen. Eines davon ist dieses Werk, das er, allein unter den vielen, die Euler geschrieben hat, namentlich benennt. Vorlage:Zitat

Ausgaben und Übersetzungen

Gustav Eneström hat in seinem Verzeichnis des Eulerschen Werks sämtliche Ausgaben der Lettres chronologisch aufgelistet und kommt bis zum damaligen Stand (1910) auf 111 Einträge.[120]

Nach Eneströms Katalog sind auch die verschiedenen Übersetzungen nach chronologischem Erscheinen in der entsprechenden Sprache mit einem lateinischen Buchstaben-Suffix versehen. Der französische Originaltext hat keinen Buchstaben. Zum Beispiel E343.A für die russische Erstausgabe (1768), E343.B für die deutsche (1769), …

Ferner bezeichnet dort eine arabische Ziffer noch die Auflage. Zum Beispiel E343.G 2 für die zweite englische Ausgabe.

Für diesen Eintrag sind die am meisten verbreiteten Ausgaben und Auflagen benannt. Außerdem folgen noch neuere Ausgaben nach 1910 bis heute (Stand 2023).[121]

Die Erstausgabe

  • Originaltitel: Lettres à une princesse d’Allemagne sur divers sujets de physique et de philosophie.
    • Tome premier: 1. bis 79. Brief. Sankt Petersburg (de l’imprimerie de l’academie impériale des sciences) 1768. Online: Vorlage:Archive.org. 2. Auflage: (Stiedau) Mitau, Leipzig 1770 (E343²).
    • Tome second: 80. bis 154. Brief. Sankt Petersburg 1768. Online: Vorlage:Archive.org. 2. Auflage: (Stiedau) Mitau, Leipzig 1770 (E344²)
    • Tome troisième. 155. bis 234. Brief. Sankt Petersburg 1772. Online: Vorlage:Archive.org . 2. Auflage: Frankfurt, Leipzig 1774 (E417²).

Ausgabe in den Opera Omnia

  • Series Tertia (III), Volumen 11: Lettres à une princesse d’Allemagne sur divers sujets de physique et de philosophie. (hrsg. v. Andreas Speiser). Turici 1960.
    • Darin enthaltend: Band 1 der französischen Erstausgabe von 1768 (s. o.) (E343).
    • A. Speiser, Einleitung zu den Lettres à une princesse d’Allemagne: Übersicht über die in den Bänden III/11 und 12 enthaltenen Arbeiten. Seiten V – XLIII.
    • Bibliographie der Lettres bis 1872. Seiten XLIII – LXX.
  • Series Tertia (III), Volumen 12: Lettres à une princesse d’Allemagne sur divers sujets de physique et de philosophie. (hrsg. v. Andreas Speiser). Turici 1960.
    • Darin enthaltend: Band 2 und 3 der französischen Erstausgabe von 1768 und 1772 (s. o.) (E344 und E417).

Nouvelles éditions

  • 4. Auflage: Lettres de M. Euler à une princesse d’Allemagne, sur différentes questions de physique et de philosophie. Nouvelle édition.
  • 9. Auflage: Euler. Lettres à une princesse d’Allemagne, sur divers sujets de physique et de philosophie. Nouvelle édition. Gesamtausgabe der französischen Erstausgaben. Mit Einleitung und Ergänzungen herausgeg. v. Émile Saisset. (Charpentier) Paris 1843. Online: Vorlage:Archive.org.
    • Der Herausgeber Saisset bezeichnet auf S. xx die Condorcet/Lacroix-Ausgabe als ‹unvollkommen› und bemühte sich um eine kritische Edition.

Weitere Ausgaben (chronologisch nach Erscheinen der Erstausgabe)

Russische Ausgabe A

  • Письма о разных физических и философических материях, написанные к некоторой немецкой принцессе. Übersetzung durch Stepan Rumowski. Druckerei der Petersburger Akademie, Sankt Petersburg (СПб) 1768 (E343.A), 1772 (E344.A) und 1774 (E417.A).
  • Neuere Gesamtausgabe: Письма к немецкой принцессе о разных физических и философских материях.- СПб.: Наука, 2002.

Deutsche Ausgabe B

  • Briefe an eine deutsche Prinzessin über verschiedene Gegenstände der Physik und Philosophie. In der Übersetzung von Justus Christian Loder.
    • 1. Teil, Johann Friedrich Junius, Leipzig 1769 (E 343.B). 2. Auflage 1773 (E343.B2). Online: Vorlage:Archive.org
    • 2. Teil, Johann Friedrich Junius, Leipzig 1769. (E 344.B). 2. Auflage 1773 (E344.B2). Online: Vorlage:Archive.org
    • 3. Teil, 1. Auflage: Johann Friedrich Hartknoch, St. Petersburg, Riga und Leipzig 1774. (E 417.B). 2. Auflage: Johann Friedrich Junius, Leipzig 1780 (E417.B2. Online: Vorlage:Archive.org
  • 4. Auflage: Leonhard Eulers Briefe über verschiedene Gegenstände aus der Naturlehre. Nach der Ausgabe der Herren Condorcet und de la Croix aufs neue aus dem Französischen übersetzt und mit Anmerkungen, Zusätzen und neuen Briefen vermehrt von Friedrich Kries, Lehrer an dem Gothaischen Gymnasium. (Dyck) Leipzig 1792 (E343B4), 1793 (E344B4), 1794 (E417B4). Freier Online-Zugriff: MDZ digitale Sammlungen
  • Briefe an eine deutsche Prinzessin über verschiedene Gegenstände aus der Physik und Philosophie - Philosophische Auswahl.
    • Nach der Erstübersetzung von 1769, regidiert, mit Einleitung und Anmerkungen versehen und herausgeg. v. Günter Kröber. Ph. Reclam Verlag, Leipzig (DDR) und Verlag das europäische buch (eurobuch 17), Westberlin (BRD) 1983.
  • Gesamtausgabe: Briefe an eine deutsche Prinzessin über verschiedene Gegenstände der Physik und Philosophie. - Faksimiledruck der Erstausgabe.
    • Herausgegeben von R. U. Sexl und K. v. Meyenn. Mit der Einleitung A. Speiser (1960), S. XXI–XLV, und einem Vorwort von K. Reiche. Edition Vieweg Band 3. Braunschweig, Wiesbaden 1986.

Niederländische Ausgabe C

  • Brieven over de vorrnaamste Onderwerpen der Natuurkunde en Wysbegeerte door den Hoogleeraar L. Euler. Leyden 1785 (E343C), 1785 (E344C), 1786 (E417C)

Schwedische Ausgabe D

  • Leonhard Eulers bref till en tysk prinsessa i åtskilliga physiska och philosophiska ämnen. Übersetzung nach dem 1770 herausgeg. Original von C. C. Pflueg. Königliche Druckerei Stockholm 1786 (E343D), 1787 (E344D), 1787 (E417D).

Italienische Ausgabe E

  • Lettere ad una principessa d’Alemagna sopra diversi soggetti di fisica e di filosofia scritta da Mr. Eulero. Übersetzung aus dem Französischen von O. Carnevale. Neapel 1787 (E343E, E344E und E417E).

Dänische Ausgabe F

  • Breve til en Prindsesse i Tydkland over adskillige Gienstande af Physiken og Philosophien skrevne i det franske Sprog af Hr. Leonhard Euler. Übersetzung nach dem 1770 herausgeg. Original von C. C. Pflueg. (Kobbere) Kopenhagen 1792 (E343F), 1792 (E344F), 1793 (E417F).

Englische Ausgabe G

  • Letters of Euler to a German princess, on different subjects in physics and philosophy. Übersetzung nach der neuen französ. Ausgabe (4. Auflage von Concorcet u. de Lacroix), ergänzt durch ein Vorwort, Condorcets Elogium of Euler und einen Glossar: von Henry Hunter. (Murray) London 1795 (E343G, E344G und E417G). In 2 Bänden erschienen. Online (2. Auflage von 1802): Vorlage:Archive.org und Vorlage:Archive.org
  • 4. Auflage: Letters of Euler on different subjects in Natural Philosophy addressed to a German princess. With notes and a life of Euler, by David Brewster. Containing a glossary of scientific terms with additional notes, by John Griscom. In 2 Bänden erschienen. (Harper) New York 1833. Online: Vorlage:Archive.org und Vorlage:Archive.org

Spanische Ausgabe H

  • Cartas a una princesa de Alemania sobre varias materias de fisicas y de filosofia. Übersetzung mit Ergänzungen durch Juan L. de Peñelver. Teil 1, Madrid 1798 (E343H). (Über das Erscheinen des 2. und 3. Teils ist nichts bekannt.)
  • Gesamtausgabe: Cartas a una princesa de Alemania sobre varias materias de fisicas y de filosofia – Herausgeg. und neu übersetzt durch Carlos M. Pérez. (Prensas Universitarias) Zaragoza 1990.Online: Google-Buchvorschau.

Finnische Ausgabe

  • Kirjeitä saksalaiselle prinsessalle fysiikasta ja filosofiasta. Suomentanut ja kommentoinut: Johan Stén. Espoo 2007.

Sekundärliteratur

  • Wolfgang Breidert, Euler und die Philosophie. In: E. Fellmann (Hrsg.): Leonhard Euler (1707–1783). (Birkhäuser) Basel 1983: S. 447–458.
  • W. Breidert, Euler’s ’Lettres à une princess d‘Allemagne’. S. 2276 f. in I. Grattan-Guinness, H. Pulte, The Reception of the Work of Leonhard Euler (1707–1783) . Math. Forschungsinst. Oberwolfach Report No. 38, 2007. URL: OWR-2007-38.
  • Ronald S. Calinger, Euler’s ’’Letters To a Princess of Germany’’ – As an Expression of his Mature Scientific Outlook. Archive for History of Exact Sciences, Vol. 15, pp. 211–233 (1976).
  • R. S. Calinger, Leonhard Euler. Mathematical Genius in the Enlightment. Princeton University Press. New Jersey, Oxfordshire 2016.
  • R. S. Calinger, Ekaterina (Katya) Denisova, Elena N Polyakhova: Leonhard Euler’s Letters to a German Princess – A milestone in the history of physics textbooks and more. IOP Concise Physics, Morgan and Claypool Publishers, 2019. Online-Zugriff (eingeschränkte Buchansicht): IOPScience.
  • Emil A. Fellmann, Leonhard Euler. Rowohlt, Reinbek 1995.
  • A. T. Grigorian, V. S. Krisanov, Letters to a German Princess and Euler’s Physics. Seite 307–317 in: Nikolai Nikolajewitsch Bogoljubow, Gleb K. Michailow, Adolf Juschkewitsch: Euler and modern science. Englische Ausgabe. (Erstveröffentlichung auf Russisch, Isdatelstvo Nauka 1988.) Mathematical Association of America, Washington D.C. 2007.
  • Dominic Klyve, Euler as Master Teacher in ‘Letters to a German Princess’. In: Opusculum – The Euler Society Newsletter, Vol. 2 (2), 2010: p. 16 – 20. Online: Opusculum-2010-2
  • D. Klyve (2011a), Euler’s ‘Letters to a German Princess’: Betrayal and Translation. In: Opusculum – The Euler Society Newsletter, Vol. 3 (1), 2011: p. 23 – 27. Online: Opusculum-2011-1
  • D. Klyve (2011b), Seeking the Original Text of Euler’s ‘Letters to a German Princess’. In: Opusculum – The Euler Society Newsletter, Vol. 3 (2), 2011: p. 30 – 34. Online: Opusculum-2011-2
  • Günter Kröber, Einleitung zur deutschen Ausgabe Euler/Kröber (1983), siehe oben unter Ausgaben und Übersetzungen, 1964 verfasst. Darin Seite 5 – 27.
  • Dora E. Musielak, Euler and the German Princess (2014). Free-Access: arxiv.org (Stand: 28. Juni 2023)
  • Karin Reich: Eulers »Briefe an eine deutsche Prinzessin« - Umfeld, Entstehung und Rezeption. S. 483–495 des Abschnitts Eulers Werk in: Gerd Biegel, Angela Klein, Thomas Sonar (Hrsg.): Leonhard Euler. 1707–1783. Mathematiker – Mechaniker – Physiker (= Disquisitiones historiae scientiarum. Braunschweiger Beiträge zur Wissenschaftsgeschichte. Bd. 3). Braunschweigisches Landesmuseum, Braunschweig 2008.
  • Émile Saisset, Einleitung zu den Lettres à une princesse d‘Allemagne. S. i–xx der Gesamtausgabe (9. Auflage), siehe auch oben Nouvelles éditions. (Charpentier) Paris 1843.
  • Andreas Speiser, Einleitung zu den Lettres à une princesse d’Allemagne: Übersicht über die in den Bänden III/11 und 12 enthaltenen Arbeiten. Seiten V – XLIII der Opera Omnia-Ausgabe III/11 (s. o.). Turici 1960. (Die hier angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf den Neuabdruck in Sexl und Meyenn (1986), siehe oben unter den weiteren deutschen Ausgaben.)
  • Johan C. E. Stén, Review of: Calinger, Denisova, Polyakova (2019). In: The Author(s), Vol. 43, No. 3 (2021). Sage publications. Open-Access: Stén (2021)
  • Vorlage:DNB-Portal
  • Digitale Veröffentlichung der Ausgaben E343 B2, E344 B2 und E417 B2 in der Digitalen Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte: dlc.mpg.de

Einzelnachweise

  1. Erster Wortlaut aus: H.-H. v. Borzeskowski, R. Wahsner, Leonhard Euler (1707–1783) und Joseph Louis Lagrange (1736–1813). S. 232; in: K. v. Meÿenn (Hrsg.): Die grossen Physiker. Von Aristoteles bis Kelvin, Band 1. (Verlag C. H. Beck) München 1997.
  2. Zweiter Wortlaut aus: A. Speiser (1960), in der Neuausgabe der Briefe hrsg. v. Sexl, v. Meyenn (1986), S. XXI (s. u. Literatur: → Weitere Auflagen (deutsch)).
  3. Nach D. Brewster (1833), s. u. Weitere Ausgaben, E343.G4: Preface S. 12.
  4. Siehe dazu Fellmann (1995), S. 71; sowie Calinger (2016), in der hier angegebenen Literatur, S. 461.
  5. B. Clegg, Bücher, die die Welt veränderten. (Nach der englischen Erstausgabe Scientifica Historica. How the world’s science books chart the history of knowledge.) Bern 2020, S. 136.
  6. Siehe dazu Calinger (2015), in der hier angegebenen Literatur: S. 467.
  7. Die Namensbezeichnung ist nicht einheitlich, die Taufnamen sind verschieden überliefert: Gelegentlich wurde sie auch Sophie Friederike Charlotte Leopoldine genannt, so auch in mancher Sekundärliteratur; siehe dazu Fellmann (1995), im hier angeg. Literaturverz., S. 70 und 135, Anm. 192.
  8. in Musielak (2014), siehe Literatur hier, Seite 3; Calinger et al. (2019), in der Literatur hier, S. 2–6.
  9. Siehe dazu S.  488 in K. Reich (2008), in der hier genannten Literatur
  10. Calinger et al. (2019), S. 2–6
  11. Das bestätigen Nikolaus Fuß, Lobrede auf Herrn Leonhard Euler. Basel 1786; Seite 90 (n). Online: digitale sammlungen.de, sowie J. Stén (2021), in der hier gen. Literatur, S. 99. Gewisse Zweifel über die Regelmäßigkeit des Unterrichts werden in A. Speiser (1960), in der hier gen. Literatur, S. XXI, erwähnt.
  12. Das geht aus Eulers Brief Nr. 47, E343 B, S. 164 hervor. Außerdem ist brieflich bekannt, dass Euler der Prinzessin und dem Vater einen Besuch in Magdeburg im Mai 1761 abstattete, also zur inhaltlichen Zäsur zwischen dem 132. und dem 133. Brief. Siehe dazu A. Speiser (1960), S. XLI; und Calinger (1975), S. 214.
  13. Siehe Calinger et al. (2019), 2–2. In Calinger (1975), in der hier gen. Literatur, S. 214, wird vermutet, dass eine Fortsetzung des mathematischen Unterrichts der Prinzessinnen auch von Friedrichs Seite her untersagt und Eulers mathematisches Können allein für seine Dienste beansprucht wurde.
  14. Siehe Calinger (2016), in der hier gen. Literatur, S. 417 und 461.
  15. Musielak (2014), S. 2, 4 und 18; Calinger et al. (2019), im hier gen. Literaturverz., S. 2–4; Fellmann (1995), im hier gen. Literaturverz., S. 135.
  16. Erste Erwähnung in Condorcets Éloge de M. Euler (Erste Fassung). In: Histoire de l’Académie royale des sciences année 1783 avec les Mémoires, Paris 1786: S. 58. Dann neu bewertet in Calinger (1975), S. 214; in Fellmann (1995), S. 71, sowie in Calinger et al. (2019), Seite 2–6. Siehe auch Musielak (2014), S. 5.
  17. Das vermutet A. Speiser (1960), Einleitung der Opera Omnia, in der hier genannten Literatur, S. XXV.
  18. Calinger et al. (2019), S. 2–7; Musielak (2014), S. 5.
  19. So auch in Grigorian, Kirsanov (2007), S. 307, Anm. 1 bemerkt.
  20. Laut Musielak (2014), im hier gen. Literaturverz., S. 4, hat Euler gleich mehrere Briefe an zwei festen Wochentagen (samstags und dienstags) verfasst.
  21. Calinger et al. (2019), in der hier gen. Literatur, S. 2–1 und 2–9.
  22. Siehe Calinger (2016), in der hier gen. Literatur, S. 417.
  23. So die Bewertung in Calinger et al (2019), S. 2–1 und 2–9.
  24. Siehe Calinger et al. (2019), S. 2–9.
  25. Siehe Calinger et al. (2019), S. 3–18.
  26. Siehe Calinger (2016), im hier gen. Literaturverz., S. 460.
  27. Calinger et al. (2019), S. 2–9, und Calinger (2016), S. 457.
  28. Man beachte Eulers anfänglichen Wortlaut im Folgenden Abschnitt Phoronomie, Akustik und Optik
  29. Hierauf hat vor allem Klyve (2010a), S. 18, hingewiesen.
  30. Diese Charakterisierung des Werks folgt Griogorian, Kirsanov (2007), im hier gen. Literaturverz. Siehe dort insbes. S. 308.
  31. Dieselbe Einschätzung findet man auch knapp auf S. 482 in: A. P. Juschkewitsch, Leonard Euler. Eintrag im Dictionary of Scientific Biography, hrsg. v. C. Gillespy (Band IV, S. 467–484). (Scribner’s) New York 1971.
  32. Siehe hier den Abschn. Die Inhaltsverzeichnisse.
  33. Das sind die Briefe 14 und 15, in Euler (1773), E343.B2, S. 44 ff.
  34. Man vgl. Euler (1773), E343.B2, S. 27 (Brief Nr. 9. vom 6. Mai 1760). Das Vergnügen an der Musik liegt nach Eulers Auffassung darin, dass die ‹Ordnung› und ‹Verhältnisse› der Harmoniefolgen in der Komposition erfasst, dass der ‹Plan und Entwurf› des Komponisten in den Tonfolgen verinnerlicht wurden. Daraufhin: «Das Räthsel, welches Ew. H. so wohl gefallen hat, hilft mir zu einer guten Erläuterung. Sobald man den Sinn davon erräth, und einsieht, daß er vollkommen in dem Satze des Räthsels ausgedrückt war, so empfindet man darüber Vergnügen, da hingegen platte und schlecht erfundene Räthsel keines verursachen.»
  35. Siehe A. Speiser (1960), in der hier gen. Literatur, S. XXIII.
  36. Siehe A. Speiser (1960), in der hier gen. Literatur, S. XXIV.
  37. Brief 136, S. 233 des 2. Teils von Euler (1773), E344.B2:«[...], wenigstens schmeichle ich mir, den wahren Grund aller der verschiednen Farben richtig angegeben und deutlich gezeigt zu haben, wie diese Farben uns bloß durch das Licht, das die Körper erleuchtet, sichtbar werden».
  38. Siehe dazu insbes. Brief 32 (Von der Bläue des Himmels) in E343 sowie Brief 231 (Über das Blau des Himmels) in E417.
  39. Siehe E343.B2, Euler (1773), S. 56.
  40. Siehe dazu etwa Calinger (1975), in der hier gen. Literatur., S. 223.
  41. In dieser Abgrenzung zur Newtonschen Farbenlehre hat Goethe Eulers Lichttheorie originär vertreten. Siehe dazu Calinger (2016), in der hier gen. Literatur., S. 469.
  42. Siehe Brief 20, E343.B2, Euler (1773), S. 65.
  43. Man vgl. auch Calinger (2016), in der hier gen. Literatur, S. 462. Zu beachten ist, dass Euler für sein Maßsystem offenbar das klassische pous metrios verwendet hat, um zunächst auf 1000 Fuß pro Sekunde für die Schallgeschwindigkeit zu kommen, wohingegen Calinger für seinen Kommentar eine Übersetzung auf englische Fuß als 968 ‹ft. per sec.› vornimmt. Dies überträgt er dann auf die Lichtgeschwindigkeit, wenn es dort heißt, Euler habe 12.000.000 ‹miles per min.› anstelle der eigentlichen 11.176.943.8 ‹miles per min.› berechnet.
  44. Der erste Teil ist E367, verfasst 1768 und veröffentlicht 1769.
  45. Siehe dazu v. a. A. Speiser (1960), S. XLI. Vielmehr muss sie wohl die optische Schwingungslehre hinterfragt haben, da Euler erneut die Analogie von Farben und Tönen aufzuzeigen versucht, deren ‹Zweifel› darüber ‹verschwinden› mögen (S. 233 des 2. Teils in Euler (1773), E344.B2).
  46. Siehe auch A. Speiser (1960), in der hier gen. Literatur, S. XXXI.
  47. Euler (1768), E343, S. 183, Brief 53
  48. Siehe auch Stén (2021), in der hier gen. Literatur, S. 99; Calinger (1975), S. 222.
  49. Diese Wortlaute findet man in Brief 52, E343.B2, S. 180 ff. (Das heißt aber nicht, dass Euler die Gravitation als eine Wesenheit des Körperlichen überhaupt anerkennen würde; siehe dazu hier den Abschn. Metaphysik der Materie).
  50. Siehe Euler (1768), E343, S. 185, und im Kommentar Calinger (1975), in der hier gen. Literatur, S. 220.
  51. Von derartigen Veränderungen der historischen Tatsachenbestände berichtet Klyve (2011a), in der hier gen. Literatur.
  52. Siehe etwa Euler (1773), d. i. E343.B2, S. 190.
  53. Siehe Brief 59 in Euler (1773), d. i. E343.B2, S. 199. Wird zwar ΔsES im ersten Brief auf nur etwa 110.000.000 km und damit etwa 30 % zu klein geschätzt, so bleibt die Schätzung gegenüber den heute bekannten viereinhalb Lichtjahren bis zum Sternensystem Alpha Centauri auch mit dieser Ungenauigkeit zu klein.
  54. Wortlaut aus Brief 1, S. 3 f. in E343.B2.
  55. Dazu mehr im Abschnitt Metaphysik der Materie hier, sowie Calinger (2016), S. 463; und Stén (2021), S. 99.
  56. In Brief 60 auch namentlich erwähnt, siehe ebenso Calinger (2016), in der hier gen. Literatur, S. 463. In den Schriften von Christiaan Huygens und in John Lockes Untersuchungen über den menschlichen Verstand, die Euler auch studiert haben muss, findet man zudem eben solche Spakulationen über ferne, erdähnliche Welten.
  57. Siehe Brief 142, E344.B2, S. 253; aus diesem Brief sind auch die folgenden Wortlaute.
  58. Siehe dazu Brief 177, E417.B2, Euler (1773), 3. Teil, S. 96 ff., aus denen die folgenden Wortlaute entnommen sind
  59. Descartes zählt noch die magnetische Materie ebenso zur 'ersten Art' wie auch alle Lichtpartikel. Das findet man etwa in §153 des 3. Buchs. Man siehe etwa Seite 217 in R. Descartes, Die Prinzipien der Philosophie. Hersg. v. A. Buchenau. (Felix Meiner Verlag) Hamburg 1955.
  60. Siehe Die Prinzipien der Philosophie, im o. g. Einzelnachweis, S. 217.
  61. Neben den Recherches sur l'origines des forces (E181), den Einleitungskapiteln der dritten Mechanikbandes Theoria Motus Corporum Solidorum seu Rigidorum (E289), sowie der postum erschienenen Anleitung zur Naturlehre (E842), bilden diese Briefe Eulers philosophischen Beitrag in der Mechanik.
  62. Eine ausführliche Studie zu Eulers Materiekonzeption und Naturphilosophie findet sich in H. Pulte, Das Prinzip der kleinsten Wirkung und die Kraftkonzeptionen der Rationalen Mechanik und seine materietheoretische Interpretation des Prinzips der kleinsten Wirkung (Franz-Steiner-Verlag), Stuttgart 1989. Darin Teil II, ab Seite 104 – 192, Konstanter Cartesianismus: Eulers Rationale Mechanik und seine materietheoretische Mechanik.
  63. Siehe dazu insbes. Eulers eigene Zusammenfassungen in Brief 121 (Teil 2, E344.B2, Seite 172) und in Brief 69 (Teil 1, E343.B2, Seite 232). Man vergleiche auch mit G. Kröber (1983), in der hier gen. Sekundärliteratur, S. 16.
  64. Dieser für ein messbares Materiefeld 'kritische Punkt' wird zwar nicht in den Lettres direkt thematisiert, dafür allerdings in dem o. g. Einzelnachweis der Theoria Motus (E289), wo es an einer Stelle heißt:«Die Größe dieser Kräfte wird nicht durch die Undruchdringlichkeit, welche nicht messbar ist, bestimmt, » (§134), S. 59 der Übersetzung von Ph. Wolfers (Hrsg.): Leonhard Euler's Mechanik - Dritter Theil, (Koch) Greifswald 1853.
  65. Siehe auch Pulte (1989), im o. g. Einzelnachweis, S. 165.
  66. In diesem Punkt folgt Euler dem Positivismus Jean d'Alemberts. Siehe dazu insbesondere die Studie T. L. Hankins, Jean d'Alembert. Science and the Enlightenment (Gordon and Breach), New York, Philadelphia, London 1970. Seite 153 des Kapitels 7 (Force and Necessity: the Search fpr Mechanical Principles).
  67. Das ist Eulers Bedeutung des Prinzips der kleinsten Aktion (siehe dazu Pulte (1989), im o. g. Einzelnachweis).
  68. An der logischen Notwendigkeit dieser Deduktion wird heute gezweifelt: siehe dazu vor allem S. Gaukroger, The Metaphysics of Impenetrability: Euler's Conception of force. In: British Journal for the History of Science 15 (2):132–154 (1982). Online-Zugriff: uwa.edu.au (Zugriffsdatum: 9. September 2023).
  69. Siehe dazu Brief 54, E343.B2 186 f., darin auch diese entnommenen Wortlaute. Die folgenden Wortlaute sind aus Brief 68.
  70. Das ist ein Argument, das Euler von d'Alembert (siehe die Einleitung der Traité de Dynamique von 1743) übernimmt.
  71. Die folgenden Zusammenfassungen orientieren v. a. an derjenigen in Calinger (2016), in der hier gen. Literatur, S. 464–468.
  72. Man beachte mit Calinger (1975), S. 218, dass unterschiedliche Auffassungen der metaphysischen Systeme Leibniz und Wolff bestehen. Euler selbst beruft sich in seiner Kritik vorrangig auf ‹Wolfische Monaden› (siehe etwa Brief 92, E344.B2, S. 47).
  73. Man vgl. mit A. Speiser (1960), in der hier gen. Literatur, S. XXVII.
  74. Siehe auch Calinger (2016), in der hier gen. Literatur, S. 464; sowie A. Speiser (1960), S. XXX.
  75. Diese Wortlaute findet man in E344.B2, S. 13 und 15.
  76. Siehe E344.B2, S. 18–20 und S. 42 f. (Briefe 84, 85, 91). In dieser Hinsicht sieht A. Speiser (1960), S. XXVII f., einen wesentlichen Einfluss der Eulerschen Freiheitskonzeption auf den Deutschen Idealismus, dort wird Eulers Freiheitstheorie ausführlicher behandelt.
  77. Siehe Brief 88, E344.B2 S. 21 f.
  78. Man vergleiche dazu auch den 80. Brief, wo der Begriff des Materialismus definiert wird. Der Wortlaut ist hingegen aus Brief 96.
  79. Aus Brief 85 der Wortlaut (E344.B2, S. 19), das Übrige zur Verstandestätigkeit siehe die Briefe 94 und 95.
  80. Wortlaut aus Brief 100 E344.B2, S. 82. Hierbei zeigt Euler gewisse Anlehnungen zur Erkenntnistheorie nach John Locke, mit der Euler zweifellos vertraut war. Hingegen kann Euler hinsichtlich der Begriffsbildung und der Freiheitskonzeption dabei nicht sensual oder empiristisch ausgelegt werden. Näheres dazu in A. Speiser (1960), in der hier angeg. Literatur, S. XXXI f.
  81. Siehe denselben Brief 100, E344.B2, S. 78 f.
  82. Siehe dazu v. a. Calinger (2016), S. 467. Als ein Standard-Lehrbuch zur klassischen Logik, das die Bezeichnung 'Euler'-Diagramm geformt hat, M. R. Cohen, E. Nagel, An Introduction to Logic and Scientific Method. (Harcourt) New York 1934. Darin heißt es auf Seite 39: "The earliest [diagrammatic representation of the four types of categorical propositions] is due to Euler ...".
  83. So äußert sich Ludwig Wittgenstein erst 1919 in sprachanalytischer Tradition:‹4. Der Gedanke ist der sinnvolle Satz. 4.001 Die Gesamtheit der Sätze ist die Sprache›. Siehe etwa S. 25 in: L. Wittgenstein, Tractatus Logico-Philosophicus. Werkausgabe 1. (suhrkamp) 12. Auflage, Frankfurt a. M. 1999. In dieser Hinsicht stellt Eulers Andeutung einen bemerkenswerten Vorgriff in der Semiotik dar.
  84. Siehe etwa im ersten Teil von Euler (1768), S. V.
  85. Calinger (2019), S. 461; sowie J. Stén (2021), S. 99; in der hier angeg. Sekundärliteratur.
  86. Man vergleiche dazu auch die Erstausgaben (Eneströmreihen A bis H) in den hier angegebenen Ausgaben und Übersetzungen.
  87. Das geht bereits aus der Vorrede der Neuübersetzung durch F. Kries in der 4. Auflage Euler (1792).B4 hervor (siehe dazu ebd., S. iii). Siehe aber auch Calinger (2016), S. 461; sowie Fellmann (1995), S. 135, Anm. 191.
  88. «…which may be characterized as the most popular work that ever was written and as the production of the profoundest philosopher that ever wrote»: so der Wortlaut des Herausgebers David Brewster der 4. englischen Auflage (E343.G4) von 1833, S. 12. Online:Vorlage:Archive.org. Siehe auch hier in den Weiteren Auflagen.
  89. Eine Übersicht der beiden Positionen von neutralem Terrain aus geben etwa E. Fellmann (1995), S. 70–72 (Abschnitt Der Philosoph); sowie S. 110–112 (Abschnitt Eules Naturphilosophie) in: H. Pulte, Das Prinzip der kleinsten Wirkung und die Kraftkonzeptionen der rationalen Mechanik. (Franz Steiner) Stuttgart 1989.
  90. Enthusiastische Bewertungen findet man etwa von David Brewster (1833), in der Literatur hier; Andreas Speiser (siehe etwa seinen Eintrag "Euler, Leonhard" in: Neue Deutsche Biographie 4 (1959), S. 688–689. Online-Version: Speiser (1959)); von Ronald Calinger (2016), hier in der Literatur angegeben; und von Clifford Truesdell (1984), An idiot’s fugitive essays on science. (Springer) New York, Berlin , Heidelberg 1984.
  91. Differenzierte Beurteilungen und zurückhaltende bis kritische Kommentare findet man in Émile Saisset (1843), hier angegeben in der Literatur; von Otto Spiess, von Wolfgang Breidert (2007), S. 2276, im hier gen. Literaturverz.; und S. 18 f. in Emil Timerding (1919), Kant und Euler. S. 18–64 in: Kant-Studien Bd. 23, (Reuther & Reichard) Berlin 1919. Online: Kant und Euler (Zugriff: 11. Februar 2023).
  92. Wortlaute entnommen aus Euler (1792).B4, S. v. Siehe auch Breidert (2007), Seite 2276.
  93. So etwa Condorcets Beurteilung in der Éloge de Euler, wiedergegeben auch in der englischen Ausgabe herausgegeben von H. Hunter, E 343.G² (1802), S. LXI.
  94. Diese Einschätzungen folgen W. Breidert (1983), im hier gen. Literaturverz., S. 447.
  95. Als Beispiel sei hier nur auf den 60. Brief hingewiesen (Seite 204 in E343.B²), wo Euler auf die Frage aller denkbaren Welten zu sprechen kommt und ob die unsrige die beste (im Sinne Leibniz‘) sein könne.
  96. Siehe A. Speiser (1960), S. XLI, in der Literatur hier (Einleitung der Opera Omnia III,11). Das entspricht der inhaltlichen Zäsur ab Brief 133.
  97. Das ist die These von Calinger, Denisova und Polyakova (2019), in der hier gen. Literatur; siehe das Vorwort (Prologue).
  98. So der Wortlaut in Klyve (2011b), in der hier gen. Sekundärliteratur, S. 18.
  99. Calinger, Denisova und Polyakova (2019), in der hier gen. Literatur: S. 3-12.
  100. Das wird ebenso von Klyve (2011a), in der hier gen. Literatur, S. 25 bemerkt.
  101. Siehe ebd. d. obigen Einzelbeitrages, S. xxi; ebenso in Klyve (2011b), S. 25 zitiert.
  102. Man vergleiche insbes. mit der im obigen Einzelnachweis Clegg (2020). Vgl. ebenso Calinger (2016), im hier gen. Literaturverz., S. 467.
  103. zum Beispiel werden in den Briefen 56 und 57 das Abstandsquadrat und die umgekehrte Proportionalität des Massenabstandes im Newtonschen Gravitationsgesetz quantitativ und in Worten erläutert.
  104. Eulers Kontext des Erlernens entspricht der vorangehenden ‹synthetischen Methode›, der Forschungskontext entspricht seiner ‹analytischen Methode›. Diesen inner-mathematischen Unterschied benennt Euler in der Vorrede zu seiner Mechanica von 1736 (E015), S. 3 der Wolfers-Übersetzung (1848). Originals; als auch N. Fuss in seiner Lobrede von 1786 (s. obigen Einzelnachweis), S. 25–26 (Online: Digitale-Sammlungen.de).
  105. In dieser Hinsicht betont Calinger (1975), S. 214, die rücksichtsvolle ‹Zuwendung zur Unterweisung einer heranwachsenden Schülerin›, die in jedem einzelnen Brief erkennbar sei.
  106. So sinngemäß Calinger (2016), S. 467: „[T]he Lettres are a principal document of the Enlightenment. Their passion for learning reflects that period’s faith in education, including support of female learning.“
  107. Siehe Saisset (1843), i. d. u. a. Literatur, Seite III f.
  108. Damit wird keinesfalls die viel detailreichere Encyclopédie in den Hintergrund gesetzt. Indem sie von Einzelbegriffen ausgeht, war sie bereits deutlich differenzierter. Womöglich erklärt das auch d’Alemberts Zurückhaltung, die hier (siehe Einzelne Kommentare) erwähnt wird
  109. Siehe Calinger (2016), in der hier gen. Literatur, S. 469.
  110. Der Einfluss auf Kant ist besonderer Untersuchungsgegenstand in der ausführlichen Studie M. Friedman, Kant’s Construction of Nature. Cambridge; New York, Melbourne 2013. Ebenso: H. E. Timerding, Kant und Euler. S. 18–64 in: Kant-Studien Bd. 23, (Reuther & Reichard) Berlin 1919. Online: Kant und Euler (Zugriff: 11. Februar 2023)
  111. Dazu bemerkt E. Saisset (1843) in der Einleitung der 9. Auflage und des ersten Gesamtbands (s. u.: → Nouvelles éditions), S. II f., dass die dargestellten Theorien damals zum Teil bereits völlig vergessen seien und der weiterbestehende Erfolg davon unabhängig wäre.
  112. Benannt seien nur diejenigen Quellen, die hier in der Literatur auch zu finden sind: Saisset (1843), S. II; Klyve (2010), S. 18; Calinger (2016), S. 461; Stén (2001), S. 99
  113. Der Wortlaut dazu ist im Eintrag von Leonhard Euler unter zeitgenössische Rezensionen zu finden. Der weitere Wortlaut hier in: J. W. v. Goethe, Anmerkungen zur Geschichte der Farbenlehre. Band 14 der Hamburger Ausgabe. (dtv Beck) 9. Auflage , München 1994. Seite 334 (Leopoldina-Ausgabe: LA 3,399). Hier Online: Naturwissenschaftliche Schriften. Optik und Farbenlehre, Physik
  114. Siehe hier in der Literatur: → Nouvelles éditions, 9. Aufl.: Introduction S. ii, daraus der Wortlaut.
  115. Er nannte sie im hier zitierten Brief die ‹controversiis metaphysicis publicis›.
  116. Siehe W. Breidert (1983), im Literaturverz., S. 447.
  117. Online-Zugriff: E081.
  118. Online-Zugriff: E092.
  119. So auch bewertet von T. L. Hankins, Jean d’Alembert – Science and the Enlightenment. (Gordon and Breach) New York, Philadelphia, London 1990: S. 11, 47 u. S. 60.
  120. G. Eneström: Verzeichnis der Schriften Leonhard Eulers. Ergänzungsband 4 zum Jahresbericht der DMV. B. G. Teubner, Leipzig 1910 (erste Lieferung: Seite 81 ff. Siehe auch Online: Vorlage:Archive.org)
  121. Orientiert an der Bibliographie der Opera Omnia und an Stén (2021).
  122. Hierüber berichtet ausführlicher Klive (2011b), im hier gen. Literaturverz.