Boolescher Primidealsatz

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Der boolesche Primidealsatz sagt aus, dass jede boolesche Algebra ein Primideal enthält. Der Beweis dieses Satzes kann nicht ohne transfinite Methoden geführt werden, das bedeutet, dass er nicht aus den Axiomen der Mengenlehre ohne Auswahlaxiom beweisbar ist. Umgekehrt ist das Auswahlaxiom nicht aus dem booleschen Primidealsatz beweisbar, dieser Satz ist also schwächer als das Auswahlaxiom. Außerdem ist der Satz (relativ zu den Axiomen der Zermelo-Fraenkel-Mengenlehre) äquivalent zu einigen anderen Sätzen wie zum Beispiel Gödels Vollständigkeitssatz. (Das bedeutet, dass man aus den Axiomen der Mengenlehre plus dem booleschen Primidealsatz dieselben Sätze beweisen kann wie aus den Axiomen der Mengenlehre plus dem gödelschen Vollständigkeitssatz.)

Ersetzt man die boolesche Algebra durch ihre duale boolesche Algebra, so wird der boolesche Primidealsatz zum Ultrafilterlemma.

Definitionen

In einer booleschen Algebra kann auf natürliche Weise eine Ordnung eingeführt werden:

uv:uv=v

Ein Ideal I einer booleschen Algebra B ist eine echte Teilmenge von B mit folgenden Eigenschaften:

  • (uI und vu)vI
  • (uI und vI)uvI

Ein Ideal I ist ein Primideal, wenn I die zusätzliche Eigenschaft hat, dass für jedes Element u aus B gilt, dass I entweder u oder ¬u enthält.

I kann nicht sowohl u als auch ¬u enthalten, da sonst

1=u¬uI

wäre, und da für ein beliebiges Element vB stets

v1

gilt, wäre dann auch vI für alle vB, also I=B im Widerspruch zur Definition eines Ideals.

Satz

Die Aussage des booleschen Primidealsatzes ist:

  • Jede boolesche Algebra besitzt ein Primideal.

Diese Aussage ist nur scheinbar schwächer als die folgende:

  • Jedes Ideal einer booleschen Algebra B liegt in einem Primideal.

Denn ist I ein Ideal, so lässt sich auf B eine Äquivalenzrelation definieren:

uv:(u¬v)(¬uv)I, also
u0uI

Der Quotient nach dieser Äquivalenzrelation (bzw. dem Ideal) B/I trägt durch die Definitionen

[u][v]:=[uv],[u][v]:=[uv],¬[u]:=[¬u]

eine natürliche Struktur als boolesche Algebra und der kanonische Homomorphismus ϕ:BB/I bildet genau I auf 0 ab. Daher ist das Urbild ϕ1(P) eines Primideals P von B/I ein Primideal von B, das I enthält.

Beweis

Der Beweis ist eine Standardanwendung des zornschen Lemmas und somit des Auswahlaxioms. Die Menge aller Ideale ist über die Teilmengenrelation geordnet und die Vereinigung einer Kette ist wieder ein Ideal. Es gibt also ein maximales Element.

Nun Beweis durch Widerspruch: Angenommen, dieses maximale Ideal M ist kein Primideal. Dann gibt es ein uB mit u,¬uM.

Ist nun ¬uw=1 für ein wB, so gilt us<1 für alle sB: Denn, falls us=1, so wäre auch

1=(¬uw)(us)=(¬uu)(¬us)(wu)(ws)=(¬us)(wu)(ws)

Da M ein Ideal ist, liegen (¬us),(wu) und (ws) in M, also auch 1M, was nicht sein kann.

Daher ist gilt also für alle wB:¬uw<1 oder für alle wB:uw<1

Es gelte ohne Beschränkung der Allgemeinheit für alle

wB:uw<1

Das kleinste Ideal M*, das M umfasst und u enthält (M*:=M{su|sM}) ist echt größer als M. M ist also nicht maximal im Gegensatz zur Annahme, also Widerspruch.

M ist daher ein Primideal.

Äquivalente Aussagen

Folgende Aussagen sind zum booleschen Primidealsatz äquivalent, wenn lediglich ZF angenommen wird:

Jede boolesche Algebra ist zu einer Mengenalgebra isomorph.

Jede konsistente Theorie besitzt ein Modell.

Eine Menge von Aussagen der Prädikatenlogik erster Stufe hat genau dann ein Modell, wenn jede endliche Teilmenge ein Modell hat.

Jeder Filter lässt sich zu einem Ultrafilter erweitern.

Jede konsistente Theorie der Prädikatenlogik erster Stufe lässt sich zu einer maximal konsistenten Theorie erweitern.

Folgerungen

Aus den Axiomen der Mengenlehre ohne Auswahlaxiom, aber mit booleschen Primidealsatz, kann unter anderem gefolgert werden:

Literatur