Baric-Algebra

Aus testwiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Als Baric-Algebra bezeichnet man eine lineare Algebra mit einer nichttrivialen Gewichtsfunktion (Vorlage:EnS, von Vorlage:ElS). Baric-Algebren sind eine Verallgemeinerung der in der theoretischen Biologie betrachteten genetischen Algebren.

Definition

Eine (nicht notwendigerweise assoziative) Algebra A über einem Körper K heißt Baric-Algebra, wenn es einen nichttrivialen Algebrenhomomorphismus w:AK gibt. w wird Gewichtsfunktion genannt, w(x) heißt Gewicht von xA.

Der Begriff der Baric-Algebra wurde 1939 von I.M.H. Etherington bei der Untersuchung genetischer Algebren eingeführt. Aus darstellungstheoretischer Sicht ist eine Baric-Algebra eine Algebra mit einer nichttrivialen Darstellung über ihrem Skalarkörper. Nicht-assoziative Algebren haben im Allgemeinen gar keine Matrix-Darstellung, deren einfachste Form eine Darstellung über dem Skalarkörper ist.

Charakterisierungen

  • Eine nicht-assoziative k-Algebra A ist genau dann eine Baric-Algebra, wenn es so ein Ideal IA gibt, so dass A/Ik
  • Eine nicht-assoziative n-dimensionale -Algebra A ist genau dann eine Baric-Algebra, wenn sie eine genetische Basis besitzt, das heißt, zwischen den Basiselementen u1,u2,,uk besteht eine Beziehung uiuj=k=1nγijkuk mit Koeffizienten γijk, für welche gilt: k=1nγijk=1,γijk0.
  • Eine nicht-assoziative n-dimensionale -Algebra A ist genau dann eine Baric-Algebra, wenn es ein (n1)-dimensionales Ideal NA gibt, für das gilt: A2N.

Beispiele

  • 3 mit dem Vektorprodukt als Multiplikation bildet eine nicht-assoziative -Algebra. Dies ist keine Baric-Algebra, denn es gibt darin kein Ideal der Dimension 2, das aber benötigt würde, damit der Quotient zu isomorph wäre. Allgemeiner lässt sich zeigen, dass halbeinfache Lie-Algebren keine Baric-Algebren sind.
  • 2 mit zwei Basisvektoren e1,e2, auf denen eine Multiplikation folgendermaßen erklärt ist:
e1e1=e2,e1e2=e1,e2e1=e2,e2e2=e1.
Damit ist eine genetische Basis gegeben und eine Baric-Algebra definiert; die Multiplikation ist nicht assoziativ:
(e1e2)e2e1(e2e2).
Eine nicht-triviale Gewichtsfunktion ist w(α1e1+α2e2)=α1+α2.
  • Gametische Algebra G der einfachen mendelschen Vererbung:
2 mit zwei Basisvektoren a1,a2 und folgender Multiplikationstafel:
. a1 a2
a1 a1 12a1+12a2
a2 12a1+12a2 a2
ist eine Baric-Algebra mit Gewichtsfunktion w(α1a1+α2a2)=α1+α2.

Literatur

  • Rudolf Lidl, Johann Wiesenbauer: Ringtheorie und Anwendungen: Grundlagen und Anwendungsbeispiele in der Kodierungstheorie und in der Genetik. Akademische Verlagsgesellschaft, Wiesbaden 1980, ISBN 3-400-00371-9
  • Angelika Wörz-Busekros: Algebras in Genetics. Springer-Verlag, Berlin / Heidelberg / New York 1980, ISBN 3-540-09978-6.
  • I.M.H. Etherington: Genetic Algebras. In: Proc. Roy. Soc. Edinburgh, 59, 1939, S. 242–258