Atom (Maßtheorie)

Aus testwiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Ein μ-Atom, manchmal auch einfach ein Atom genannt, ist ein Begriff der Maßtheorie, einem Teilgebiet der Mathematik, das sich mit verallgemeinerten Längen- und Volumenbegriffen beschäftigt. Anschaulich ist eine Menge mit positivem (abstraktem) Volumen ein μ-Atom, wenn jede Teilmenge entweder dasselbe Volumen wie das μ-Atom hat oder das Volumen 0 hat.

Definition

Gegeben sei ein Maßraum (Ω,𝒜,μ). Eine Menge A𝒜 heißt ein μ-Atom genau dann wenn μ(A)>0 und für jedes B𝒜 mit BA gilt, dass entweder μ(B)=0 oder μ(AB)=0.

Verwandte Begriffsbildungen

Atomloses Maß

Ein Maß μ heißt atomlos, wenn keine μ-Atome existieren, d. h. für jedes A𝒜 mit μ(A)>0 existiert ein BA mit 0<μ(B)<μ(A). Das Lebesgue-Maß ist atomlos.

Rein atomares Maß

Ein Maß heißt rein atomar, wenn Atome An existieren, und für die (endliche oder unendliche) Vereinigung aller Atome

A:=nAn

gilt, dass μ(ΩA)=0 ist.

Beispiel

Wählt man als Grundraum Ω=={0,1,2,} und wählt als σ-Algebra die Potenzmenge 𝒫() und definiert das Maß auf den Punktmengen als Erzeuger der σ-Algebra durch

μ({n})={0 wenn n=01n wenn n0, so gilt:
  • Die Menge {0} ist kein μ-Atom, da μ({0})=0.
  • Alle einelementigen Mengen {n},n>0, sind Atome.
  • Jede Menge {0,n} ist für n1 ein μ-Atom. Es ist μ({0,n})=1n>0, echte, nicht-leere Teilmengen sind {0} und {n} und es ist μ({0})=0 sowie μ({0,n}{n})=μ({0})=0. Also ist {0,n} ein Atom.
  • Das Maß ist rein atomar, da die Vereinigung der Atome An={n} mit n1 die Menge A={0} ergibt und μ(A)=μ({0})=0 gilt. Bei anderer Wahl der Atome kann ihre Vereinigung auch die gesamte Grundmenge ergeben.

Verwendung

Atome werden zum Beispiel in der Wahrscheinlichkeitstheorie genutzt, um Kriterien anzugeben, unter denen aus der Konvergenz in Wahrscheinlichkeit die fast sichere Konvergenz folgt. Konvergiert eine Folge von Zufallsvariablen in Wahrscheinlichkeit gegen die Zufallsvariable X und lässt sich der Grundraum Ω des Wahrscheinlichkeitsraumes als disjunkte Vereinigung von Atomen darstellen, so konvergieren die Xn auch fast sicher gegen X.

Solch eine Darstellung der Grundmenge als disjunkte Vereinigung von Atomen ist bei Wahrscheinlichkeitsräumen mit höchstens abzählbarer Grundmenge immer möglich.

Literatur