Asymptotisch normalverteilt

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In der asymptotischen Statistik wird eine Folge reeller Zufallsvariablen als asymptotisch normalverteilt bezeichnet, wenn die zugehörige Folge der standardisierten Zufallsvariablen in Verteilung gegen die Standardnormalverteilung konvergiert.

Definition

Für die asymptotische Normalverteilung einer Folge von Zufallsvariablen gibt es eine engere Definition, die nur auf Zufallsvariablen mit endlichen Varianzen anwendbar ist, und eine weitere Definition.

Enge Definition

Eine Folge reeller Zufallsvariablen (Xn)n mit den Erwartungswerten μn und den positiven und endlichen Varianzen σn2 für n heißt asymptotisch normalverteilt, falls

XnμnσnV𝒩(0,1).[1]

Dabei bezeichnet V die Konvergenz in Verteilung für n und 𝒩(0,1) bezeichnet die Standardnormalverteilung.

Weitere Definition

Eine Folge von reellen Zufallsvariablen (Xn)n heißt asymptotisch normalverteilt, wenn es Zahlenfolgen (an)n und (bn)n gibt, wobei bn>0 für alle hinreichend großen Indizes n ist, so dass

XnanbnV𝒩(0,1).[2]

Eine Kurzschreibweise für diesen Sachverhalt ist „Xn ist 𝒜𝒩(an,bn2)“.[2]

Eigenschaften

  • Die Konvergenz der standardisierten Zufallsvariablen Zn=(Xnμn)/σn in Verteilung gegen die Standardnormalverteilung 𝒩(0,1) ist in diesem Fall damit äquivalent, dass die Folge der Verteilungsfunktionen der standardisierten Zufallsvariablen an jeder Stelle gegen die Verteilungsfunktion Φ der Standardnormalverteilung konvergiert, es gilt also
limnFZn(t)=Φ(t),für alle x.
  • Eine Folge standardisierter Zufallsvariablen muss nicht notwendig in Verteilung gegen eine nichtdegenerierte Verteilung konvergieren. Dies zeigt das Beispiel der Zufallsvariablen Xn für n mit den durch
P(Xn=0)=11n,P(Xn=n)=P(Xn=n)=12n
definierten Wahrscheinlichkeitsverteilungen. Für diese gilt XnVδ0, wobei δ0 die Einpunktverteilung auf der Stelle 0 bezeichnet.
  • Der Satz über Typenkonvergenz garantiert, dass die weitere Definition nicht zu anderen Verteilungstypen als Grenzverteilung führen kann.
  • Während die enge Definition nur auf Folgen von Zufallsvariablen mit endlichen Varianzen anwendbar ist, umfasst die erweiterte Definition auch asymptotisch normalverteilte Folgen von Zufallsvariablen, die keine endlichen ersten und zweiten Momente besitzen. Sind beispielsweise die Verteilungsfunktionen von Xn für n durch
Fn(t)=(11n)Φ(t)+1nG(t),t,
gegeben, wobei G die Verteilungsfunktion der Standard-Cauchy-Verteilung bezeichnet, dann ist für alle n der Erwartungswert 𝔼[Xn] nicht definiert, es gilt aber limnFn(t)=Φ(t) für alle t und damit XnV𝒩(0,1).

Anwendungen

Vorlage:Hauptartikel
Dabei wird eine Schätzfunktion (ein Schätzer) Tn=Tn(X1,,Xn) für einen Parameter θΘ asymptotisch normal genannt, wenn für jeden Parameter θΘ Folgen (an(θ))n und (bn(θ))n existieren, so dass
Tnan(θ)bn(θ)V𝒩(0,1)
gilt.
  • Im Fall der asymptotischen Normalalität wird für endliches, aber hinreichend großes n die Normalverteilung 𝒩(an,bn2) als Approximation der Verteilung von Tn verwendet.
  • Häufig liegt der Spezialfall
n(Tnθ)V𝒩(0,σ2(θ)),θΘ
mit σ2(θ)>0 vor. Der Schätzer Tn für θ ist dann konsistent und asymptotisch normalverteilt. Manchmal wird dieser Spezialfall zur Definition der asymptotischen Normalität eines Schätzer verwendet.[3] Dadurch ist dann eine engeres Konzept als in der oben angegebenen Definition festgelegt.
  • Für stochastisch unabhängige und identisch verteilte Bernoulli-Variablen X1,,Xn mit dem unbekannten Bernoulli-Parameter p(0,1) ist der Standardschätzer für den Parameter p das arithmetische Mittel Tn=X¯n. Der zentrale Grenzwertsatz der Statistik impliziert
n(Tnp)V𝒩(0,p(1p)),p(0,1).
Also ist Tn asymptotisch normalverteilt.
  • Für stochastisch unabhängige und identisch verteilte Zufallsvariablen X1,,Xn mit dem Erwartungswert 𝔼[X1]=θΘ= und der Varianz Var[X1]=σ2 mit 0<σ2< ist das arithmetische Mittel Tn=X¯n der Standardschätzer für den Parameter θ. Der zentrale Grenzwertsatz der Statistik impliziert
n(Tnθ)V𝒩(0,σ2),θ,
sodass Tn asymptotisch normalverteilt ist.

Literatur

Einzelnachweise