Ammoniumcarbamat

Aus testwiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Vorlage:Infobox Chemikalie

Ammoniumcarbamat, früher auch Ammoniumcarbaminat genannt, ist das Ammoniumsalz der Carbaminsäure, die in freiem Zustand nicht bekannt ist. Es ist ein Nebenbestandteil von Hirschhornsalz.

Eigenschaften

Ammoniumcarbamat bildet ein farbloses Kristallpulver, das sich in Wasser gut (zu 790 g/l) löst. Durch Zugabe von Ammoniakgas wird die Löslichkeit noch erhöht. In wässriger Lösung hydrolysiert Ammoniumcarbamat ab 35 °C teilweise, oberhalb von 60 °C vollständig unter Bildung von Ammoniumcarbonat, das wiederum in Ammoniak und Kohlenstoffdioxid zerfallen kann.

HA2NCOONHA4+HA2O(NHA4)A2COA3
(NHA4)A2COA32NHA3+COA2+HA2O

Der Zerfall kann über die entsprechenden Dissoziationsdrücke quantifiziert werden.[1]

Dissoziationsdruck von Ammoniumcarbamat[1]
Temperatur in °C 10,03 14,92 17,86 21,25 24,91 26,77 30,91 35,91 39,89 44,86
Druck in kPa 3,89 5,66 7,03 9,08 11,77 13,37 17,85 24.89 32.33 44,21

Beim Erhitzen in einem geschlossenen System kann bei Temperaturen schon um Raumtemperatur ein Zerfall in Harnstoff und Wasser beobachtet werden. Die Umwandlungsgeschwindigkeit nimmt mit steigender Temperatur stark zu, wobei das gebildete Wasser katalytisch wirkt.

HA2NCOONHA4HA2NCONHA2+HA2O

Synthese

Ammoniumcarbamat entsteht durch direkte Reaktion von Ammoniakgas und CO2 im Volumenverhältnis 2:1 unter Ausschluss von Wasser.

2NHA3+COA2HA2NCOONHA4

Verwendung

Ammoniumcarbamat wird in der Kosmetikindustrie und bei der Herstellung von Schädlingsbekämpfungsmitteln verwendet. Es ist auch eine wichtige Zwischenstufe bei der Herstellung von Harnstoff. Weitere Verwendung findet es als Reinigungs-, Beiz- und Neutralisationsmittel, sowie in dem oben erwähnten Hirschhornsalz zum Backen. In Deutschland beträgt die Direktproduktion von Ammoniumcarbamat wegen der geringen Nachfrage lediglich rund 1000 t/a. Die Automobilindustrie untersucht Ammoniumcarbamat als Alternative zur Harnstofflösung AUS 32 in SCR-Katalysatoren.

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 T. R. Briggs, V. Migrdishian: The Ammoniumn Carbamate Equilibrium. In: J. Phys. Chem. 28, 1923, S. 1121–1135, doi:10.1021/j150245a001.