Äquidistante Hyperfläche

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Eine Äquidistante Hyperfläche oder Parallele Hyperfläche ist in der Geometrie eine Hyperfläche, die in einem konstanten Abstand um eine Hyperfläche herumläuft. Dies verallgemeinert den Begriff der Parallelkurve, die in einem konstanten Abstand um eine Bezugslinie herumläuft. 2-dimensionale äquidistante Hyperflächen werden auch als Parallelflächen bezeichnet.

Die Funktion f:nr sei stetig differenzierbar und habe eine reguläre Nullstellenmenge (diese ist dann eine nr-dimensionale Untermannigfaltigkeit des Rn). Für hinreichend kleines d>0 ist die Äquidistante Hyperfläche A mit Abstand d von der Nullstellenmenge f1(0) von  f die Enveloppe der Sphärenschar (Sd(x¯))x¯f1(0).

Die Sphärenschar wird durch die Gleichungen

xx¯2=d2f(x¯)=0

beschrieben.

Die Enveloppe hat in jedem Punkt xA mit einer der Sphären (parametrisiert durch x¯) den Tangentialraum im Punkt x gemeinsam. Die Tangentialvektoren dxn an die Sphäre Sd(x¯) im Punkt x genügen den Gleichungen

(1)f(x¯)=0,(2)xx¯2=d2,(3)(xx¯)Tdx=0.

Bei der Enveloppe ändert sich im Allgemeinen auch der Scharparameter x¯. Damit ergeben sich für die Tangentialvektoren der Enveloppe außer den Gleichungen (1) und (2) mit dx¯n noch die Gleichungen

(4)(xx¯)T(dxdx¯)=0,(5)f(x¯)dx¯=0.

Aus (3) und (4) folgt

(6)(xx¯)Tdx¯=0

für alle dx¯ die zu Tangentialvektoren dx im Tangentialraum der Enveloppe korrespondieren, wegen (5) also für alle

dx¯kerf(x¯)=(image(f(x¯)T)).

Nach (6) ergibt sich daraus

(xx¯)((image(f(x¯)T))=image(f(x¯)T),

woraus folgt, dass es λr mit

(7)(xx¯)=f(x¯)Tλ

gibt.

Mit (1),(2) und (7) hat man n+r+1 skalare Gleichungen für die 2n+r Unbekannten x,x¯,λ. Unter den gemachten Voraussetzungen definieren diese Gleichungen also eine n1-dimensionale Mannigfaltigkeit, die dann gerade die Enveloppe der Sphärenschar -- sprich die Äquidistante Hyperfläche ist.

Alternative geometrische Interpretation: Die Vektoren (f'k(x¯))T (k=1,,r) bilden eine maximale Menge linear unabhängiger Normalenvektoren auf der Mannigfaltigkeit f1(0) im Punkt x¯. Damit besagt Gleichung (7), dass der Vektor (xx¯) vom Punkt x¯ zum zugehörigen Punkt x auf der Äquidistanten genau senkrecht auf der Mannigfaltigkeit f1(0) steht und Gleichung (2), dass der Punkt x den Abstand d von f1(0) haben soll.

Anwendungsbeispiele

Wankelmotor
  1. Anwendung im Formenbau: Für die Herstellung von Massenartikeln werden häufig Gießverfahren (Spritzgießen, Druckgießen, Kokillenguss usw.) angewendet. Die Gussform hat im Innern die negative Kontur des herzustellenden Artikels als Hohlraum. Für viele Artikel ist eine konstante Wandstärke ausschlaggebend. Daher hat die Beherrschung der Äquidistante in diesem Bereich eine große Bedeutung.
  2. Die Äquidistanten-Funktion wird von den meisten CAD-Systemen angeboten. Beispielsweise heißt bei AUTOCAD der deutsche Befehl „versetzen“. Damit kann man beispielsweise sehr schnell eine Dränage mit vorgegebenen Abstand rund um ein Haus festlegen.
  3. Beim Wankelmotor ist die Hüllkurve der Trochoide (Radkurve) des Rotors im Abstand d eine Äquidistante Hyperfläche.