Bonferroni-Korrektur

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Die Bonferroni-Korrektur ist ein Verfahren der mathematischen Statistik zur Adjustierung der Signifikanzniveaus der Einzeltests bei multiplen Testen, um der Alphafehler-Kumulierung entgegenzuwirken und für die Durchschnittshypothese ein vorgegebenes Signifikanzniveau einzuhalten. Die Adjustierung vermindert die Signifikanzniveaus der Einzeltests und damit tendenziell die Anzahl der Ablehnungen richtiger Nullhypothesen (falsch-positiver Befunde in biometrischer Terminologie), so dass die verbleibenden Ablehnungen von Nullhypothesen mit einer höheren statistischen Signifikanz verbunden sind. Die Bonferroni-Methode (nach Carlo Emilio Bonferroni) umfasst neben der Bonferroni-Korrektur ein ähnliches Vorgehen zur Anpassung der Konfidenzniveaus bei der Konstruktion simultaner Konfidenzintervalle für einen mehrdimensionalen Parametervektor.

Adjustierte Signifikanzniveaus

Zu k2 statistischen Tests mit den Nullhypothesen H1,,Hk kann die Durchschnittshypothese H0=j=1kHj gebildet werden. Die Hypothesen H1,,Hk heißen in diesem Zusammenhang Elementarhypothesen und H0 heißt Globalhypothese. Ein Test für die Nullhypothese H0 kann auf den Tests für die einzelnen Elementarhypothesen aufgebaut werden, da die Nullhypothese H0 genau dann falsch ist, wenn mindestens eine der Elementarhypothesen falsch ist. Eine mögliche Testprozedur besteht also darin, H0 genau dann abzulehnen, wenn mindestens eine der Hypothesen H1,,Hk abgelehnt wird. Ein vorgegebenes globales Signifikanzniveau αglobal(0,1) für den Test von H0 kann im Allgemeinen nicht eingehalten werden, wenn dieses als Signifikanzniveau für jeden der Einzeltests verwendet wird, da es dann zur so genannten Alphafehler-Kumulierung kommen kann.

Um das gewünschte globale Signifikanzniveau αglobal(0,1) für den Test der Globalhypothese H0 einzuhalten, besteht die Bonferroni-Korrektur darin, für die einzelnen Tests das lokale Signifikanzniveau

αlokal=αglobalk

vorzugeben. Die so angepassten Signifikanzniveaus

αj=αlokalfür j=1,,k

für die Einzeltests werden auch adjustierte Signifikanzniveaus genannt. Die Verwendung der adjustierten Signifikanzniveaus führt dazu, das für den Test der Globalhypothese das Signifikanzniveau αglobal gültig ist.

Adjustierte p-Werte

Bei einer klassischen Testdurchführung erfolgt die Ablehnung einer Nullhypothese, falls eine Teststatistik im Ablehnbereich (kritischen Bereich) liegt, der vom vorgegebenen Signifikanzniveau abhängt. Bei einer p-Wert-basierten Testdurchführung, die typisch für die Anwendung statistischer Software ist, wird ein berechneter p-Wert mit dem vorgegebenen Signifikanzniveau verglichen und die Nullhypothese wird abgelehnt, falls der p-Wert kleiner als das vorgegebene Signifikanzniveau ist.

Bei einer p-Wert-basierten Testdurchführung wird die Bonferroni-Korrektur durchgeführt, indem die p-Werte der Einzeltests mit den adjustierten Signifikanzniveaus verglichen werden, dabei wird die j-te Nullhypothese abgelehnt, falls pj<αlokal gilt.

Alternativ können adjustierte p-Werte

pj*=pjk,j=1,,k

für die Einzeltests gebildet werden, die um den Faktor k größer sind als die ursprünglichen p-Werte, und diese mit dem globalen Signifikanzniveau verglichen werden. Die j-te Nullhypothese wird abgelehnt, falls pj*<αglobal gilt.

Beide Vorgehensweisen führen zu denselben Testentscheidungen, da die beiden Regeln pj<αlokal und pj*<αglobal äquivalent sind.

Beispiel

Gegeben seien die p-Werte p1=0,01,p2=0,04,p3=0,1 dreier Hypothesentests, die eine Hypothesenfamilie bilden. Unter Vernachlässigung der multiplen Testung und alleiniger Betrachtung lokaler Signifikanzniveaus αlokal=0,05 erfolgt die Ablehnung der Nullhypothesen 1 und 2, da p1<αlokal und p2<αlokal, während die dritte Hypothese nicht abgelehnt wird, da p3>αlokal. Berücksichtigt man jedoch die Bonferroni-Korrektur (mit αglobal=0,05αlokal=αglobal/30,0166), so erfolgt nur noch die Ablehnung der Nullhypothese 1, da p1<αlokal und p2>αlokal,p3>αlokal.

Theoretischer Hintergrund

Die Globalhypothese H0 wird genau dann abgelehnt, wenn mindestens eine Elementarhypothesen abgelehnt wird. Das Ereignis {H0 wird abgelehnt} kann als Vereinigung der Ereignisse {Hj wird abgelehnt} für j=1,,k dargestellt werden. Mit der ersten Bonferroni-Ungleichung, die auch Boolesche Ungleichung heißt, ergibt sich die Ungleichung

P(H0 wird abgelehnt)=P(j=1k{Hj wird abgelehnt})j=1kP(Hj wird abgelehnt).

Betrachtet man den Fall, dass H0 richtig ist, und damit auch die Hypothesen H1,,Hk richtig sind, und beschränkt für diesen Fall die Wahrscheinlichkeiten P(Hj wird abgelehnt), die dann Fehlerwahrscheinlichkeiten 1. Art sind, jeweils durch das lokale Signifikanzniveau αlokal=αglobal/k nach oben, so ist P(H0 wird abgelehnt) durch

j=1kP(Hj wird abgelehnt)j=1kαlokal=j=1kαglobalk=αglobal

nach oben beschränkt.

Die Bonferroni-Korrektur kann sehr konservativ sein. Deshalb wurden genauere Methoden entwickelt, die den α-Fehler weniger konservativ kontrollieren und das Signifikanzniveau der multiplen Testprozedur weiter ausschöpfen (siehe Alphafehler-Kumulierung). Im Vergleich zur allgemein anwendbaren Bonferroni-Methode ergibt sich, allerdings nur unter einschränkenden Voraussetzungen, mit der Šidák-Korrektur ein verbessertes Verfahren.

Literatur