Lemma von Yoneda

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Das Lemma von Yoneda, nach Nobuo Yoneda, ist eine mathematische Aussage aus dem Teilgebiet der Kategorientheorie. Es beschreibt die Menge der natürlichen Transformationen zwischen einem Hom-Funktor und einem weiteren Funktor.

Das Yoneda-Lemma erlaubt es, Begriffe, die aus der Kategorie der Mengen geläufig sind, auf beliebige Kategorien zu übertragen.

Motivation

Es sei 𝐒𝐞𝐭 die Kategorie der Mengen (mit den üblichen Funktionen als Morphismen). Es sei 𝒞 eine lokal kleine Kategorie, so dass zu je zwei Objekten X,Y𝒞 die Morphismen zwischen X und Y eine Menge und somit ein Objekt in 𝐒𝐞𝐭 bilden. Für jedes Objekt X der Kategorie 𝒞 hat man den partiellen Hom-Funktor HX:𝒞𝐒𝐞𝐭, der für Objekte YOb(𝒞) und Morphismen (f:YZ)Mor(𝒞) wie folgt definiert ist:

  • HX(Y):=Hom𝒞(X,Y), wobei Hom𝒞(X,Y) eine in diesem Zusammenhang übliche alternative Schreibweise für Mor𝒞(X,Y) ist.
  • HX(f):HX(Y)HX(Z),gfg.

Sei nun T ein weiterer Funktor von 𝒞 nach 𝐒𝐞𝐭. Man kann nun die Frage stellen, welche natürlichen Transformationen zwischen den Funktoren HX und T bestehen. Hier gibt das folgende Yoneda-Lemma eine Antwort.

Aussage

Sind T:𝒞Set ein Funktor und X ein Objekt aus 𝒞, so ist ηηX(idX) eine Bijektion von der Menge aller natürlichen Transformationen η:HXT in die Menge T(X).

Dazu beachte man, dass eine natürliche Transformation η:HXT definitionsgemäß jedem Objekt Y aus 𝒞 einen Morphismus ηY:HX(Y)T(Y) zuordnet, wobei gewisse Verträglichkeitsbedingungen erfüllt sind (siehe natürliche Transformation). Insbesondere hat man einen Morphismus ηX:HX(X)T(X) in der Kategorie Set (das heißt einfach eine Abbildung), also kann man tatsächlich ηX(idX) wie in obigem Lemma bilden und erhält ein Element aus T(X). Daher ist die Abbildung 𝒴:ηηX(idX) wohldefiniert; man nennt sie auch die Yoneda-Abbildung oder den Yoneda-Isomorphismus.

Der Beweis ist einfach und beleuchtet die Situation im Yoneda-Lemma; daher wird er hier wiedergegeben: Ist η:HXT eine natürliche Transformation, Y ein Objekt aus 𝒞 und fHX(Y), das heißt f ist ein 𝒞-Morphismus XY, so ist das folgende Diagramm nach Definition der natürlichen Transformation kommutativ:

HX(X)=Hom(X,X)ηXT(X)HX(f)T(f)HX(Y)=Hom(X,Y)ηYT(Y)

Daraus ergibt sich ηY(f)=ηY(fidX)=(ηYHX(f))(idX)=(T(f)ηX)(idX)=T(f)(ηX(idX)).

Daher ist ηY durch T und ηX(idX) bereits eindeutig festgelegt, woraus sich die Injektivität der Yoneda-Abbildung ergibt. Diese Formel wird auch zur Surjektivität herangezogen. Ist nämlich wT(X), so definiere man für jedes Objekt Y aus 𝒞 die Abbildung ηY:HX(Y)T(Y) durch ηY(f):=T(f)(w). Dann kann man nachrechnen, dass dadurch eine natürliche Transformation η von HX nach T definiert wird, die unter der Yoneda-Abbildung auf w abgebildet wird.

Bemerkungen

  • Insbesondere zeigt das Yoneda-Lemma, dass die natürlichen Transformationen zwischen Funktoren HX und T eine Menge bilden, denn die Klasse der natürlichen Transformationen zwischen HX und T steht in bijektiver Beziehung zu einer Menge, nämlich T(X), und ist daher selbst eine.
  • Abbildungen der oben vorgestellten Art ηY:HX(Y)T(Y),ηY(f):=T(f)(w) führen zum Begriff der Darstellbarkeit von Funktoren.
  • Hat man zusätzliche Strukturen auf den Morphismenmengen (angereicherte Kategorien), wie zum Beispiel im Falle abelscher Kategorien, so ersetzt man die Zielkategorie Set des Hom-Funktors gerne durch eine entsprechende Kategorie, etwa durch die Kategorie Ab der abelschen Gruppen. Um dann wieder auf die hier betrachtete Situation zu kommen, hat man lediglich den Vergissfunktor AbSet hinterzuschalten.

Yoneda-Einbettung

Als eine einfache Anwendung des Yoneda-Lemmas wird hier die Yoneda-Einbettung behandelt. Die Yoneda-Einbettung wird in der Definition der Ind-Objekte und Pro-Objekte verwendet.

Ist 𝒞 eine lokal kleine Kategorie, so bezeichne [𝒞,Set] die Kategorie der Funktoren HX mit den natürlichen Transformationen als Morphismen. Man beachte dazu, dass die natürlichen Transformationen zwischen zwei Funktoren HX und HY nach dem Yoneda-Lemma eine Menge bilden, es liegt also tatsächlich eine Kategorie vor. Weiter sei mit 𝒞op die duale Kategorie bezeichnet. In dieser Situation definiere man den Funktor H*:𝒞op[𝒞,Set] durch folgende Daten:

  • H*(X):=HX, die Funktoren HX sind die Objekte in [𝒞,Set].
  • Für einen Morphismus f:XY sei H*(f):HXHY definiert durch H*(f)Z:HX(Z)HY(Z),ggf, wobei ZOb(𝒞). Dann ist H*(f) eine natürliche Transformation, also ein Morphismus in [𝒞,Set].

Leicht prüft man nach, dass hierdurch tatsächlich ein Funktor H*:𝒞op[𝒞,Set] definiert ist. Dabei ist auf der linken Seite die duale Kategorie gewählt, da sonst f „in die falsche Richtung“ laufen würde. Es gilt nun

Vertauscht man die Rollen von 𝒞 und 𝒞op, so erhält man eine volltreue Einbettung 𝒞[𝒞op,Set].

Der Beweis besteht in einer Anwendung des Yoneda-Lemmas. Zur Volltreue muss gezeigt werden, dass die Abbildungen

HX,Y*:Mor𝒞op(X,Y)Mor[𝒞,Set](H*X,H*Y),fH*(f)

bijektiv sind. Für ηMor[𝒞,Set](H*X,H*Y), das heißt für eine natürliche Transformation η:HXHY, ist 𝒴(η)HY(X)=Hom𝒞(Y,X)=Hom𝒞op(X,Y), das heißt die Yoneda-Abbildung definiert eine Abbildung

𝒴X,Y:Mor[𝒞,Set](H*X,H*Y)Mor𝒞op(X,Y),ηηX(idX).

Da diese Abbildung nach dem Yoneda-Lemma bijektiv ist, und weil für alle fMor𝒞op(X,Y) folgendes gilt: 𝒴X,YHX,Y*(f)=𝒴X,Y(H*(f))=H*(f)X(idX)=idXf=f,

ist HX,Y*=𝒴X,Y1 und daher ebenfalls bijektiv. Deshalb ist H* volltreu.

Um einzusehen, dass H* sogar eine Einbettung ist, muss die Injektivität des Funktors auf der Klasse der Objekte gezeigt werden (siehe Artikel treuer Funktor). Sind X und Y zwei verschiedene Objekte aus Ob(𝒞op), so gilt Hom𝒞(X,X)Hom𝒞(Y,X)=, weil ein Morphismus nicht zwei verschiedene Definitionsbereiche haben kann, und daraus folgt HX=HY, das heißt H*(X)=H*(Y). Daher ist H* auch eine Einbettung.

Literatur

  • Horst Schubert: Kategorien (Heidelberger Taschenbücher; Bd. 15–16). Springer, Berlin 1970 (2 Bde.).

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