Brownsche Brücke

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Zwei Pfade einer brownschen Brücke mit Zeithorizont 1. Die Ellipse beschreibt für jeden Zeitpunkt t[0,1] den Bereich [2σt,2σt], wobei σt die jeweilige Standardabweichung der Marginalverteilung ist.

Eine brownsche Brücke ist ein spezieller stochastischer Prozess, der aus dem Wiener-Prozess (auch brownsche Bewegung genannt) hervorgeht. Im Gegensatz zu diesem hat sie aber einen endlichen Zeithorizont mit einem deterministischen (also nicht zufälligen) Endwert, der im Normalfall gleich dem Startwert ist. Die brownsche Brücke wird zur Modellierung von zufälligen Entwicklungen in Daten verwendet, deren Wert aber zu zwei Zeitpunkten bekannt ist.

Definition

Sei (Wt),t0 ein Standard-Wiener-Prozess und T0 ein fest gewählter Zeitpunkt. Dann heißt der Prozess

Bt:=WttTWT,0tT

brownsche Brücke der Länge T. Für T=1 ergibt sich die Standard-brownsche-Brücke.

Eigenschaften

Jeder Pfad der brownschen Brücke kehrt zum Zeitpunkt T wieder zur Null zurück, es gilt P(B0=BT=0)=1. Daher auch der Name des Prozesses: Es wird eine Brücke zwischen 0 und T geschlagen, wo man dann wieder „festen Boden unter den Füßen“ hat.

Eine brownsche Brücke kann als eine Modifikation eines Wienerprozesses gesehen werden, bei dem nur die Prozessrealisationen betrachtet werden, die zum Zeitpunkt T den Wert Null haben. Formal bedeutet dies, dass die Wahrscheinlichkeitsverteilung von B zu jedem Zeitpunkt t durch die (reguläre) bedingte Wahrscheinlichkeit[1]

P(Btx)=P(WtxWT=0)für alle x

gegeben ist.

Einige fundamentale Eigenschaften des Wiener-Prozesses bleiben beim Übergang zur brownschen Brücke erhalten, andere jedoch gehen verloren:

Simulation

Zur Simulation einer brownschen Brücke stehen einem prinzipiell dieselben Möglichkeiten zur Verfügung wie beim Wiener-Prozess, denn aus einem Wiener-Prozess (Wt),t0 lässt sich durch Bt:=WttTWT eine brownsche Brücke mit Zeithorizont T gewinnen. Man kann also einfach eine brownsche Bewegung bis zum Zeitpunkt T simulieren und dann mit obiger Transformation in eine brownsche Brücke umwandeln.

Es bestehen aber noch andere Möglichkeiten: Wird die brownsche Bewegung mittels einer dyadischen Zerlegung (verwirrenderweise wird diese Methode oft ebenfalls als brownsche Brücke bezeichnet) oder Spektralzerlegung erzeugt, so kann man dort einfach den ersten Schritt weglassen, der den Endpunkt WT bestimmt, und man erhält dann automatisch eine brownsche Brücke. Im Falle der Spektralzerlegung würde die Darstellung also

Bt=k=1Zk2sin(kπt)kπ lauten, wobei Z1,Z2, unabhängig standardnormalverteilt sind.

Verallgemeinerungen

  • Alternativ zur obigen Definition, die BT=0 garantiert, ist es auch möglich, für jedes beliebige c eine Brücke zu definieren, die auf einem beliebigen, vorher festgelegten Niveau c endet (bildlich gesprochen wird dabei aus der Brücke eine Rampe). Die dazugehörige Transformation lautet dann
Bt=WttT(WTc),0tT.
E(Bt)=ctT beziehungsweise
Cov(Bt,Bs)=σ2(min{s,t}stT).
Interessanterweise hat also σ keinen Einfluss auf den Erwartungswert und c keinen auf die Kovarianz. Ein eventueller Drift in der brownschen Bewegung würde die Verteilung des Prozesses überhaupt nicht beeinflussen.

Anmerkungen

  1. Es handelt sich nicht um eine elementare bedingte Wahrscheinlichkeit, da P(WT=0)=0 gilt. Es existiert aber eine reguläre bedingte Wahrscheinlichkeit, da die Zufallsvariablen reellwertig sind.

Literatur