Dirac-String

Aus testwiki
Version vom 13. Januar 2025, 12:31 Uhr von imported>Müllt-Renner
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Ein Dirac-String ist in der Elektrodynamik, einem Teilgebiet der Physik, eine eindimensionale Kurve zwischen magnetischen Monopolen (auch Dirac-Monopolen) verschiedener magnetischer Ladungen oder von einem Dirac-Monopol in die Unendlichkeit auf welchem dessen Vektorpotential divergiert. Wird dieses koordinatenfrei durch eine Differentialform beschrieben, lässt sich eine Verbindung zur De-Rham-Kohomologie herstellen. Dadurch wird ein magnetischer Monopol (ähnlich wie etwa der Aharanov–Bohm-Effekt) zu einem topologischen Effekt und ein Dirac-String zu einer zwingenden Notwendigkeit für eine passende De-Rham-Kohomologie. Benannt wurden Dirac-Strings nach Paul Dirac, welcher diese im Jahr 1931 erstmals beschrieb. Eine Korrespondenz zu U(1)-Hauptfaserbündeln über S2, zu denen insbesondere die (komplexe) Hopf-Faserung gehört, wurde von Tai Tsun Wu (chinesisch 吳大峻, Pinyin Wú Dàjùn) und Chen Ning Yang (chinesisch 杨振宁, Pinyin Yáng Zhènníng) im Jahr 1975 beschrieben.

Konstruktion

Die Einführung einer magnetischen Ladung und dadurch ebenfalls eines magnetischen Stroms in die Maxwell-Gleichungen führt zu einer vollständigen Symmetrie zwischen dem elektrischen und magnetischen Feld, da die beschreibenden Gleichungen dann völlig identisch werden. Dadurch lässt sich die in der Elektrodynamik häufig verwendete Beschreibung einer elektrischen Punktladung vollkommen analog auf eine magnetische Punktladung übertragen. Sei g0 dessen magnetische Ladung, dann erfüllt die magnetische Flussdichte:

𝐁=g𝐫r3

das Gaußsche Gesetz (zweite Maxwell-Gleichung) 𝐁=0 auf ganz 3{0} (aber 𝐁=4πgδ(𝐫) mit der Diracschen Delta-Distribution auf 3). Jedoch gibt es kein Vektorpotential 𝐀 mit 𝐁=×𝐀 auf ganz 3{0} wie sich anhand des Stokeschen Integralsatzes nachweisen lässt:

4πg=Sr(0)gr2dS=Sr(0)𝐁d𝐒=Sr(0)(×𝐀)d𝐒=Sr(0)𝐀d𝐬=0,

wobei Sr(0) die Sphäre mit Radius r um den Ursprung und d𝐒=𝐫rdS das vektorielle Flächenelement ist. Mit dem Radialteil der Rotation in Kugelkoordinaten würde für ein Vektorpotential 𝐀 mit dem Ansatz 𝐀(ϑ)=Aφ(ϑ)𝐞φ gelten:

(×𝐀)r=1rsinϑϑ(Aφsinϑ)=!𝐁r=gr2.

Daraus ergeben sich zwei geeignete Vektorpotentiale:

𝐀±(ϑ)=Aφ±(ϑ)𝐞φ=grsinϑ(cosϑ±1)𝐞φ.

Diese divergieren für ϑ=0 (also auf der positiven z-Achse) und ϑ=π (also auf der negativen z-Achse), doch die Integrationskonstanten ±1 sind dabei genau so gewählt, dass eine stetige Fortsetzung von 𝐀+ für ϑ=0 und 𝐀 für ϑ=π über den Grenzwertsatz von de L’Hospital möglich ist:

𝐀+(0):=limϑ0𝐀+(ϑ)=gr𝐞φlimϑ0cos(ϑ)+1sin(ϑ)=gr𝐞φlimϑ0sin(ϑ)cos(ϑ)=0;
𝐀(π):=limϑπ𝐀(ϑ)=gr𝐞φlimϑπcos(ϑ)1sin(ϑ)=gr𝐞φlimϑπsin(ϑ)cos(ϑ)=0.

𝐀+ ist daher nicht auf der negativen z-Achse und 𝐀 nicht auf der positiven z-Achse definiert. Diese eindimensionalen Linien verbinden den magnetischen Monopol mit der Unendlichkeit und sind die Dirac-Strings.

Quantisierung

Für die quantenmechanische Beschreibung eines geladenen Teilchens in einem elektromagnetischen Feld wird die Schrödinger-Gleichung verwendet. In diese geht nicht direkt das magnetische Feld ein, sondern ein Vektorpotential von diesem, wobei diese Tatsache etwa beim Aharanov-Bohm-Effekt tatsächlich physikalisch beobachtet werden kann. Im Falle der magnetischen Punktladung lassen sich dabei die Auswirkungen der beiden verschiedenen Vektorpotentiale 𝐀± auf ihre jeweiligen Wellenfunktion Ψ± betrachten.

Die Vektorpotentiale 𝐀± sind dabei mit dem Azimutalanteil des Gradienten in Kugelkoordinaten:

φ=1rsin(ϑ)φ

verbunden über die Eichtransformation:

𝐀+(ϑ)=𝐀(ϑ)+(2gφ).

Die Wellenfunktionen Ψ± eines Teilchens mit Masse m und elektrischer Ladung e sind dabei Lösungen der Schrödinger-Gleichung:

iΨ±t=12m(i+e𝐀±)2Ψ±

und sind dabei unter Voraussetzung deren Invarianz verbunden über die Eichtransformation:

Ψ+(𝐫)=Ψ(𝐫)ei2egφ.

Da sich für φ=0 und φ=2π die gleiche Phase ergeben muss, folgt die Quantisierung der magnetischen Ladung in ganzzahligen Vielfachen des reduzierten magnetischen Flussquants:

g=n2e,n.

Verbindung mit De-Rham-Kohomologie

Eine aus mathematischer Sicht einfachere Beschreibung ergibt sich durch Differentialformen. Mit diesen werden die magnetische Flussdichte und die Vektorpotentiale zu:

B=g4πsin(ϑ)dϑdφ;
A±=g4π(cos(ϑ)±1)dφ.

Da diese unabhängig vom Radius r sind, kann dieser ignoriert werden, also S23{0} als zugrundeliegender Raum betrachtet werden, wobei wegen Homotopieäquivalenz (S23{0}) keine topologischen Invarianten geändert werden. Dirac-Strings werden nun zu punktförmigen Löchern im Südpol S=(0,0,1) im Nordpol N=(0,0,1) der Sphäre. Es gilt dB=0 auf S2 sowie B=dA auf S2{N} und B=dA+ auf S2{S} . Zudem kann A+A=2gdφ mit d(A+A)=2gd2φ=0 auf S2{S,N}S1 betrachtet werden.

  • Wegen d(A+A)=2gd2φ=0 auf S2{S,N}S1 repräsentiert die 2-Form AA+=2gdφ eine de Rham-Kohomologieklasse in HdR1(S1). Wegen [AA+]=2g[dφ]=[0] ist diese trivial.
  • Wegen dB=0 auf S2 repräsentiert die 2-Form B eine de Rham-Kohomologieklasse in HdR2(S2), wobei der Isomorphismus durch Integration S2:HdR2(S2) gegeben ist.[1] Da sin(ϑ)dϑdφ das Flächenelement von S2 ist, entspricht diese genau der magnetischen Ladung:
    S2B=g4πS2sin(ϑ)dϑdφ=g.
Eine globale Potentialform A mit B=dA würde dagegen wegen [B]=[dA]=[0] die verschwindende de Rham-Kohomologie repräsentieren. Wegen der Quantisierung der magnetischen Ladung kann das Magnetfeld zudem durch Kohomologieklassen in der singulären Kohomologie Hsing2(S2) repräsentiert werden.

Literatur

Einzelnachweise