Körperturm

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Körperturm ist ein Begriff aus der Algebra. Es handelt sich um mehrere ineinander verschachtelte Körpererweiterungen.

Definition

Ein Körperturm der Höhe n ist eine Folge von Körpererweiterungen

K0K1Kn.

Für jedes j{1,n} soll Kj1Kj eine Körpererweiterung sein. Trotz des verwendeten Inklusionssymbols ist das mehr als eine Teilmengenbeziehung, die Verknüpfungen des Körpers Kj1 sollen die Einschränkungen der Verknüpfungen des Körpers Kj sein. Auch bei unendlichen Folgen solcher Körpererweiterungen spricht man von Körpertürmen.

Beispiele und Anwendungen

  • (2)(2,3) ist ein Körperturm.
  • Jede Körpererweiterung KL ist ein Körperturm der Höhe 1. Ist M ein Zwischenkörper, so ist KML ein Körperturm der Höhe 2.
  • Ist K(X1,,Xn) der Körper der rationalen Funktionen in n Unbestimmten, so ist
KK(X1)K(X1,X2)K(X1,,Xn)
ein Körperturm. Dieses Beispiel lässt sich zu einem unendlichen Körperturm fortsetzen.
  • Eine Körpererweiterung KL heißt eine Radikalerweiterung, wenn es einen Körperturm
K=K0K1Kn=L
gibt, in dem jede Erweiterung Kj1Kj durch Adjunktion einer mj-ten Wurzel entsteht, das heißt zu jedem j{1,n} gibt es eine natürliche Zahl mj und ein Element bjKj mit bjmjKj1 und es ist Kj=Kj1(bj).[1] Solche Radikalerweiterungen spielen eine wichtige Rolle in der Untersuchung der Frage, für welche Polynomgleichungen die Nullstellen durch Formeln aus Körperoperationen und Wurzelziehen in den Koeffizienten des Polynoms ausgedrückt werden können.
  • Der Gradsatz verallgemeinert sich wie folgt auf Körpertürme:
Ist K0K1Kn ein Körperturm aus endlichen Körpererweiterungen, so gilt für die Erweiterungsgrade:[2]
[Kn:K0]=j=1n[Kj:Kj1].
  • Gibt es einen Körperturm
=K0K1Kn,
und gilt [Kj:Kj1]=2 für alle j{1,n}, so sind alle Punkte der komplexen Ebene, die in einem der Kj liegen, mit Zirkel und Lineal konstruierbar.[3][4] Die Elemente der Körper heißen konstruierbare Zahlen.

Einzelnachweise

  1. Christian Karpfinger, Kurt Meyberg: Algebra: Gruppen - Ringe – Körper, Springer Spektrum 2017, ISBN 3-6625-4721-X, Abschnitt 29.2.1: Radikalerweiterungen
  2. Kurt Meyberg: Algebra 2, Carl Hanser Verlag München Wien 1976, ISBN 3-446-12172-2, Korollar 3 zu Satz 6.2.6
  3. Ina Kersten: Algebra, Universitätsverlag Göttingen (2006), ISBN 3-9386-1661-X, Kapitel 19.4: Algebraische Formulierung der Konstruierbarkeit
  4. Rainer Schulze-Pillot: Einführung in Algebra und Zahlentheorie, Springer Spektrum 2014, ISBN 3-6425-5215-3, Kapitel 9.5: Ergänzung: Konstruktionen mit Zirkel und Lineal