Symmetrische Carlson-Form

Aus testwiki
Version vom 10. Februar 2024, 03:14 Uhr von imported>Orthographus (Rechtschreibung)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

In der Mathematik sind die symmetrischen Carlson-Formen der elliptischen Integrale eine kleine kanonische Menge von elliptischen Integralen, auf die alle anderen reduziert werden können. Sie sind eine moderne Alternative zu den Legendre-Formen. Die Legendre-Formen können in Carlson-Formen ausgedrückt werden und umgekehrt.

Die elliptischen Carlson-Integrale sind:

RF(x,y,z)=120dt(t+x)(t+y)(t+z)
RJ(x,y,z,p)=320dt(t+p)(t+x)(t+y)(t+z)
RC(x,y)=RF(x,y,y)=120dt(t+y)(t+x)
RD(x,y,z)=RJ(x,y,z,z)=320dt(t+z)(t+x)(t+y)(t+z)

Da RC und RD Sonderfälle von RF und RJ sind, können alle elliptischen Integrale letztlich durch RF und RJ dargestellt werden.

Der Begriff symmetrisch bezieht sich auf die Tatsache, dass diese Funktionen im Gegensatz zu den Legendre-Formen durch Vertauschung bestimmter Funktionsargumente unverändert bleiben. Der Wert von RF(x,y,z) ist derselbe für jede Permutation der Argumente, und der Wert von RJ(x,y,z,p) ist derselbe für jede Permutation der ersten drei Argumente.

Die elliptischen Carlson-Integrale sind nach Bille C. Carlson[1] benannt.

Zusammenhang mit den Legendre-Formen

Unvollständige elliptische Integrale

Unvollständige elliptische Integrale können mit Hilfe der symmetrischen Carlson-Formen leicht berechnet werden:

F(ϕ,k)=sinϕRF(cos2ϕ,1k2sin2ϕ,1)
E(ϕ,k)=sinϕRF(cos2ϕ,1k2sin2ϕ,1)13k2sin3ϕRD(cos2ϕ,1k2sin2ϕ,1)
Π(ϕ,n,k)=sinϕRF(cos2ϕ,1k2sin2ϕ,1)+13nsin3ϕRJ(cos2ϕ,1k2sin2ϕ,1,1nsin2ϕ)

(Anmerkung: dies gilt nur für 0ϕ2π und 0k2sin2ϕ1)

Die Carlson-Formen werden folgendermaßen durch die Legendre-Formen dargestellt:

RF(x,y,z)=1zxF[arcsin(zxz),zyzx]

Dabei gilt 0 < x < y < z als Bedingung.

Vollständige elliptische Integrale

Vollständige elliptischen Integrale können durch Einsetzen von φ = π/2 berechnet werden:

K(k)=RF(0,1k2,1)
E(k)=RF(0,1k2,1)13k2RD(0,1k2,1)
Π(n,k)=RF(0,1k2,1)+13nRJ(0,1k2,1,1n)

Spezialfälle

Wenn zwei beliebige oder alle drei Argumente von RF identisch sind, dann macht die Substitution t+x=u den Integranden rational. Das Integral kann dann durch elementare transzendente Funktionen ausgedrückt werden.

RC(x,y)=RF(x,y,y)=120dtt+x(t+y)=xduu2x+y={arccosxyyx,x<y1y,x=yarccoshxyxy,x>y

Ähnlich verhält es sich, wenn mindestens zwei der ersten drei Argumente von RJ identisch sind,

RJ(x,y,y,p)=3xdu(u2x+y)(u2x+p)={3py(RC(x,y)RC(x,p)),yp32(yx)(RC(x,y)1yx),y=px1y3/2,y=p=x

Eigenschaften

Homogenität

Wenn man in die Integraldefinitionen jede Konstante κ durch t=κu ersetzt, stellt man fest, dass

RF(κx,κy,κz)=κ1/2RF(x,y,z)
RJ(κx,κy,κz,κp)=κ3/2RJ(x,y,z,p)

Duplikationssatz

RF(x,y,z)=2RF(x+λ,y+λ,z+λ)=RF(x+λ4,y+λ4,z+λ4),

mit λ=xy+yz+zx.

RJ(x,y,z,p)=2RJ(x+λ,y+λ,z+λ,p+λ)+6RC(d2,d2+(px)(py)(pz))=14RJ(x+λ4,y+λ4,z+λ4,p+λ4)+6RC(d2,d2+(px)(py)(pz)) ,[2]

mit d=(p+x)(p+y)(p+z) and λ=xy+yz+zx.

Reihenentwicklung

Um eine Taylorreihe für RF oder RJ zu erhalten, erweist es sich als praktisch, um den Mittelwert aller Argumente zu entwickeln. Für RF sei der Mittelwert der Argumente also A=(x+y+z)/3, und unter Verwendung der Homogenität werden Δx, Δy und Δz definiert durch

RF(x,y,z)=RF(A(1Δx),A(1Δy),A(1Δz))=1ARF(1Δx,1Δy,1Δz)

d. h. Δx=1x/A usw. Die Differenzen Δx, Δy und Δz werden mit diesem Vorzeichen definiert (so dass sie subtrahiert werden), um mit Carlsons Veröffentlichungen übereinzustimmen. Da RF(x,y,z) unter der Permutation von x, y und z symmetrisch ist, sie ist auch symmetrisch in Δx, Δy und Δz. Daraus folgt, dass sowohl der Integrand von RF, als auch sein Integral als Funktionen der Elementarsymmetrischen Polynome in Δx, Δy und Δz ausgedrückt werden können, das sind

E1=Δx+Δy+Δz=0
E2=ΔxΔy+ΔyΔz+ΔzΔx
E3=ΔxΔyΔz .

Den Integranden durch diese Polynome ausgedrückt, eine mehrdimensionale Taylorentwicklung durchgeführt und Term für Term integriert, ergibt

RF(x,y,z)=12A01(t+1)3(t+1)2E1+(t+1)E2E3dt=12A0(1(t+1)3/2E22(t+1)7/2+E32(t+1)9/2+3E228(t+1)11/23E2E34(t+1)13/2+O(E1)+O(Δ6))dt=1A(1110E2+114E3+124E22344E2E3+O(E1)+O(Δ6))

Der Vorteil der Entwicklung um den Mittelwert der Argumente offenbart sich jetzt; sie reduziert E1 auf Null und eliminiert damit alle Terme mit E1, die sonst am zahlreichsten wären.

Eine aufsteigende Reihe für RJ kann auf ähnliche Weise gefunden werden. Es gibt eine kleine Schwierigkeit, weil RJ nicht vollständig symmetrisch ist; seine Abhängigkeit vom vierten Argument, p, unterscheidet sich von der Abhängigkeit von x, y und z. Dies wird dadurch überwunden, dass RJ als eine vollsymmetrische Funktion von fünf Argumenten behandelt wird, von denen nun zwei den gleichen Wert p haben. Der Mittelwert der Argumente wird daher

A=x+y+z+2p5 .

und die Differenzen Δx, Δy, Δz und Δp definiert durch

RJ(x,y,z,p)=RJ(A(1Δx),A(1Δy),A(1Δz),A(1Δp))=1A3/2RJ(1Δx,1Δy,1Δz,1Δp)

Die Elementarsymmetrischen Polynome von Δx, Δy, Δz, Δp und (nochmal) Δp sind insgesamt

E1=Δx+Δy+Δz+2Δp=0
E2=ΔxΔy+ΔyΔz+2ΔzΔp+Δp2+2ΔpΔx+ΔxΔz+2ΔyΔp
E3=ΔzΔp2+ΔxΔp2+2ΔxΔyΔp+ΔxΔyΔz+2ΔyΔzΔp+ΔyΔp2+2ΔxΔzΔp
E4=ΔyΔzΔp2+ΔxΔzΔp2+ΔxΔyΔp2+2ΔxΔyΔzΔp
E5=ΔxΔyΔzΔp2

Es ist jedoch möglich, die Formeln für E2, E3 und E4 zu vereinfachen, indem man die Tatsache benutzt, dass E1=0. Den Integranden durch diese Polynome ausgedrückt, eine mehrdimensionale Taylorentwicklung durchgeführt und Term für Term integriert, wie zuvor, ergibt

RJ(x,y,z,p)=32A3/201(t+1)5(t+1)4E1+(t+1)3E2(t+1)2E3+(t+1)E4E5dt=32A3/20(1(t+1)5/2E22(t+1)9/2+E32(t+1)11/2+3E224E48(t+1)13/2+2E53E2E34(t+1)15/2+O(E1)+O(Δ6))dt=1A3/2(1314E2+16E3+988E22322E4952E2E3+326E5+O(E1)+O(Δ6))

Wie bei RJ werden durch die Entwicklung um den Mittelwert der Argumente mehr als die Hälfte der Terme (diejenigen, die E1 enthalten) eliminiert.

Negative Argumente

Im Allgemeinen dürfen die Argumente x, y und z von Carlsons Integralen nicht reell und negativ sein, da dies einen Verzweigungspunkt auf dem Integrationspfad erzeugen würde, was das Integral mehrdeutig machen würde. Wenn jedoch das zweite Argument von RC oder das vierte Argument p von RJ negativ ist, dann ergibt sich eine einfache Polstelle auf dem Integrationspfad. In diesen Fällen kann der Cauchysche Hauptwert (der endliche Teil) der Integrale von Interesse sein; dies sind

p.v.RC(x,y)=xx+yRC(x+y,y),

und

p.v.RJ(x,y,z,p)=(qy)RJ(x,y,z,q)3RF(x,y,z)+3yRC(xz,pq)y+p=(qy)RJ(x,y,z,q)3RF(x,y,z)+3xyzxz+pqRC(xz+pq,pq)y+p

wobei

q=y+(zy)(yx)y+p

größer als Null sein muss, damit RJ(x,y,z,q) ausgewertet werden kann. Dies kann erreicht werden, indem x, y und z so permutiert werden, dass der Wert von y zwischen dem von x und z liegt.

Numerische Auswertung

Der Duplikationssatz kann für eine schnelle und robuste Auswertung der symmetrischen Carlson-Formen von elliptischen Integralen verwendet werden, und damit auch für die Auswertung der Legendre-Form der elliptischen Integrale.[3] Zur Berechnung von RF(x,y,z) definieren wir zunächst x0=x, y0=y und z0=z. Dann wird die Reihe iteriert

λn=xnyn+ynzn+znxn,
xn+1=xn+λn4,yn+1=yn+λn4,zn+1=zn+λn4

bis die gewünschte Präzision erreicht ist: Wenn x, y und z nicht negativ sind, konvergieren alle Reihen schnell zu einem bestimmten Wert μ. Damit ist

RF(x,y,z)=RF(μ,μ,μ)=μ1/2.

Die Auswertung von RC(x,y) erfolgt ebenso mit Hilfe der Beziehung

RC(x,y)=RF(x,y,y).

Literatur

Einzelnachweise