Umgebungssystem

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Ein Umgebungssystem ist ein spezielles Mengensystem in der mengentheoretischen Topologie, einer Grundlagendisziplin der Mathematik. Ein Umgebungssystem eines Punktes besteht aus allen Mengen, in denen der Punkt „echt enthalten“ ist, sich also in ihrem Inneren befindet. Somit ist das Umgebungssystem eines Punktes die Menge aller Umgebungen eines Punktes. Umgebungssysteme spielen eine wichtige Rolle in der Topologie, wo durch sie der Konvergenzbegriff für Folgen passend auf topologische Räume verallgemeinert wird. In diesem Zusammenhang werden Umgebungssysteme auch Umgebungsfilter genannt.

Definition

Gegeben sei ein topologischer Raum (X,𝒪) sowie ein beliebiges xX.

Das Umgebungssystem oder der Umgebungsfilter von x ist die Menge aller Umgebungen von x und wird mit 𝒰(x) bezeichnet. Es ist also

𝒰(x):={MX|M ist Umgebung von x}.

(Eine Menge MX heißt eine Umgebung von x, wenn es eine Menge O𝒪 gibt, so dass xOM gilt)

Beispiel

Gegeben sei eine Menge X, versehen mit der diskreten Topologie, sprich jede Teilmenge von X ist eine offene Menge. Dann ist jede Menge, die x enthält, stets offen und somit eine Umgebung. Das Umgebungssystem ist also

𝒰(x)={MX|xM}

Betrachtet man umgekehrt die indiskrete Topologie, bei der nur die gesamte Menge und die leere Menge offen sind, so ist X die einzige Umgebung jedes Punktes und somit

𝒰(x)={X}.

Eigenschaften

Umgebungssysteme haben folgende Eigenschaften:

  • Ist U𝒰(x) und UV, so ist auch V𝒰(x). Denn ist U eine Umgebung von x, so existiert ein 𝒪OU. Dann ist aber auch OV und somit ist auch V eine Umgebung von x.
  • Für jedes U𝒰(x) ist trivialerweise xU.
  • Für I={1,,n} und Ui𝒰(x), wobei iI ist, gilt
    iIUi=:UI𝒰(x)
Endliche Schnitte von Umgebungen sind also wieder Umgebungen. Dies folgt direkt aus der Schnittstabilität der in den Umgebungen enthaltenen offenen Mengen.
  • Zu jeder Umgebung U𝒰(x) gibt es eine Umgebung V𝒰(x), so dass U eine Umgebung der Menge V ist.

Somit handelt es sich bei dem Umgebungssystem um einen Mengenfilter, worauf die Benennung als Umgebungsfilter beruht.

Verwendung

Erzeugung von Topologien

Mittels Umgebungssystemen lassen sich Topologien definieren. Dazu nutzt man aus, dass eine Menge genau dann offen ist, wenn sie Umgebung jedes ihrer Punkte ist. Dies entspricht O𝒰(x) für alle xO

Sind nun zu jedem xX Mengensysteme (x) angegeben, welche die vier oben unter Eigenschaften aufgeführten Punkte erfüllen, so lässt sich eine Topologie 𝒪 wie folgt erklären:

O offen in 𝒪 genau dann, wenn O(x) für alle xO.

Diese Topologie ist eindeutig bestimmt und besitzt die Mengensysteme (x) als Umgebungssysteme von x.

Filterkonvergenz

Vorlage:Hauptartikel In allgemeinen Topologischen Räumen ist der gewöhnlich Konvergenzbegriff mittels Folgen nicht mehr ausreichend, daher greift man auf Netze oder Mengenfilter zurück, um die Konvergenz sinnvoll zu erweitern. So heißt dann ein Filter konvergent gegen x, wenn 𝒰(x) ist. Mit diesem neuen Konvergenzbegriff lassen sich viele Formulierungen für Folgen aus metrischen Räumen äquivalent formulieren: So ist xA genau dann, wenn ein Filter existiert, der gegen x konvergiert und A enthält. Ebenso lassen sich mittels der Konvergenz von Filtern auch Hausdorff-Räume charakterisieren.

Weiterführende Begriffe

Eine Menge (x)𝒰(x) heißt eine Umgebungsbasis, wenn jede beliebige Menge U𝒰(x) ein B(x) enthält. Die Mächtigkeit von Umgebungsbasen hat weitreichende strukturelle Folgen. Von topologischen Räumen, in denen alle Punkte abzählbare Umgebungsbasen haben, sagt man auch, dass sie das erste Abzählbarkeitsaxiom erfüllen. In ihnen kann beispielsweise auf die Filterkonvergenz verzichtet werden, die Folgenkonvergenz ist uneingeschränkt gültig.

Literatur