Satz von Wiener-Ikehara

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Der Satz von Wiener-Ikehara (manchmal auch Taubersatz von Wiener-Ikehara) ist ein mathematischer Satz, der besonders in der analytischen Zahlentheorie Anwendung findet. Unter gewissen Voraussetzungen macht er Aussagen über das asymptotische Verhalten zahlentheoretischer Funktionen. Er ist nach Norbert Wiener und Shikao Ikehara benannt und wird zu den Tauber-Theoremen gezählt.

Aussage

Es sei f(s) auf der Halbebene Res>1 gegeben durch die Dirichletreihe

f(s)=n=1anns

wobei an0 für alle n. Ferner besitze die Funktion

g(s)=f(s)As1

für ein A>0 eine stetige Fortsetzung auf die geschlossene Halbebene Res1. Dann gilt bereits

limN1Nn=1Nan=A.

Version für Integrale

Es sei v(x) eine reellwertige Funktion, welche folgende Eigenschaften erfülle:

  • sie ist monoton steigend,
  • sie verschwindet für alle Werte x<1,
  • sie ist rechtsstetig.

Weiter existiere die Mellin-Stieltjes-Transformierte

f(z)=z1v(x)xz1dx

für alle Werte Rez>1. Gibt es nun ein A>0, so dass sich die Funktion

g(z)=f(z)Az1

stetig auf die halbebene Rez1 fortsetzen lässt, so gilt bereits

v(x)xAwennx.

Beispiel

Ein einfaches Beispiel liefert die Riemannsche Zetafunktion ζ(s), welche auf der Halbebene Res>1 durch die Standard-Dirichletreihe

ζ(s)=1+12s+13s+14s+

gegeben ist. Sie kann zu einer auf {1} holomorphen Funktion fortgesetzt werden und besitzt in s=1 einen Pol erster Ordnung mit Residuum A=1. Daraus folgt, dass

g(s)=ζ(s)1s1

eine ganze Funktion ist, also insbesondere von Res>1 stetig auf die Halbebene Res1 fortgesetzt werden kann. In der Tat gilt

limN1Nn=1N1=limNNN=1.

Anwendung

Mit Hilfe des Taubersatzes von Wiener-Ikehara kann der Primzahlsatz bewiesen werden. Dabei wird der Satz auf die Dirichletreihe der Funktion f(z)=ζ(z)ζ(z) angewendet, wobei zunächst gezeigt werden muss, dass die Zetafunktion auf der Geraden Rez=1 nicht verschwindet. Es folgt

1upαulogpu1,

was äquivalent zum Primzahlsatz ist.

Verallgemeinerungen

Im Jahre 1954 konnte Delange den Satz von Wiener-Ikehara deutlich verallgemeinern, nämlich auf Singularitäten gemischten Typs.[1] Es sei F(s)=n=1anns eine Dirichlet-Reihe mit nicht-negativen Koeffizienten, welche auf einer Halbebene Re(s)>σ>0 konvergiert. Man nehme an, F lasse sich mit Ausnahme des Punktes s=σ holomorph auf die gesamte Gerade Re(s)=σ fortsetzen und dass es sich in einer kleinen Umgebung um s=σ in der Form

F(s)=1(sσ)w+1j=0qgj(s){log(1sσ)}j+g(s),

schreiben lässt, wobei w eine reelle Zahl und die Funktionen gj und g holomorph sind mit gq(σ)=0. Dann gilt: ist w keine negative ganze Zahl, so folgt

nxangq(σ)σΓ(w+1)xσ(log(x))w(log(log(x)))q,

und ist es eine negative ganze Zahl w=m1 und q1:

nxan(1)mm!qgq(σ)σxσ(log(log(x)))q1(log(x))m+1.

Literatur

  • Jacob Korevaar: Tauberian Theory. A century of developments. Grundlehren der mathematischen Wissenschaften, Springer-Verlag, Berlin Heidelberg New York, ISBN 3-540-21058-X.
  • S. Ikehara: An extension of Landau's theorem in the analytic theory of numbers, Journal of Mathematics and Physics of the Massachusetts Institute of Technology, Band 10, 1931, S. 1–12
  • Norbert Wiener: Tauberian Theorems, Annals of Mathematics, Second Series, Band 33, 1932, S. 1–100

Einzelnachweise

  1. Gérald Tenenbaum: Introduction to analytic and probabilistic number theory, AMS, 1990, S. 350