Cartan-Unteralgebra

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In der Mathematik, speziell in der Theorie der Lie-Algebren, werden Cartan-Unteralgebren unter anderem in der Klassifikation der halbeinfachen Lie-Algebren und in der Theorie der symmetrischen Räume verwendet. Der Rang einer Lie-Algebra (oder der zugehörigen Lie-Gruppe) ist definiert als die Dimension der Cartan-Unteralgebra. Ein Beispiel einer Cartan-Unteralgebra ist die Algebra der Diagonalmatrizen.

Definition

Es sei 𝔤 eine Lie-Algebra. Eine Unteralgebra 𝔞𝔤 ist eine Cartan-Unteralgebra, wenn sie nilpotent und selbstnormalisierend ist, das heißt, wenn

  • [𝔞,[𝔞,[,[𝔞,𝔞n]]]]=0  für ein n und
  • Y∉𝔞 X𝔞: [X,Y]∉𝔞

gilt.

Beispiele

Eine Cartan-Unteralgebra von

𝔤=𝔰𝔩(n,)={AMat(n,):Spur(A)=0}

ist die Algebra der Diagonalmatrizen

𝔞0={diag(λ1,,λn):λ1++λn=0}.

Jede Cartan-Unteralgebra 𝔞𝔰𝔩(n,) ist zu 𝔞0 konjugiert.

Dagegen hat 𝔰𝔩(2,) zwei nicht-konjugierte Cartan-Unteralgebren, nämlich

𝔞1=(1001)

und

𝔞2=(0110).

Existenz und Eindeutigkeit

Eine endlich-dimensionale Lie-Algebra über einem unendlichen Körper besitzt stets eine Cartan-Unteralgebra.

Für eine endlich-dimensionale Lie-Algebra über einem Körper mit Charakteristik 0 gilt, dass alle Cartan-Unteralgebren dieselbe Dimension haben.

Für eine endlich-dimensionale Lie-Algebra über einem algebraisch abgeschlossenen Körper sind alle Cartan-Unteralgebren zueinander konjugiert, und zwar unter der Gruppe, welche von den Automorphismen exp(ad(X)) erzeugt wird (für X in der Lie-Algebra und ad(X) nilpotent).

Eigenschaften

Wenn 𝔤 eine halbeinfache Lie-Algebra über einem algebraisch abgeschlossenen Körper ist, dann ist jede Cartan-Unteralgebra 𝔞𝔤 abelsch und die Einschränkung der adjungierten Darstellung ad:𝔤𝔤𝔩(𝔤) auf 𝔞 ist simultan diagonalisierbar mit 𝔞 als Eigenraum zum Gewicht 0. Das heißt, es gibt eine Zerlegung

𝔤=𝔞α𝔞*𝔤α

mit

ad(X)(Y)=[X,Y]=α(X)YX𝔞,Y𝔤α

und

𝔤α=0α(X)=0X𝔞.

Im Beispiel

𝔤=𝔰𝔩(n,)={AMat(n,):Spur(A)=0},
𝔞={diag(λ1,,λn):λ1++λn=0}

ist, wenn eij die Elementarmatrix mit Eintrag 1 an der Stelle (i,j) und Einträgen 0 sonst bezeichnet

𝔤=𝔞i=jeij=𝔞α𝔞*𝔤α

mit eij=𝔤α für

α(λ1,,λn)=λiλj.

Literatur

  • Élie Cartan: Sur la structure des groupes de transformations finis et continus. Thèse, Paris 1894.
  • Anthony W. Knapp: Lie groups beyond an introduction. (Progress in Mathematics, 140). Second edition. Birkhäuser, Boston, MA 2002, ISBN 0-8176-4259-5.