G-Wert (Radiologie)

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Der G-Wert ist ein Maß für die Ausbeute einer strahlenchemischen Reaktion.

Definition

Ursprünglich war der G-Wert als die mittlere Anzahl N der betrachteten Objekte (z. B. Moleküle), die durch eine übertragene Energie E von 100 eV gebildet, verbraucht oder verändert werden, definiert:

G=NE

G-Werte wurden dementsprechend in der Einheit (100 eV)−1 ausgedrückt:[1][2][3][4]

[G]=1100eV=(100eV)1

Diese Festlegung hatte den praktischen Grund, dass so für die meisten Reaktionen Zahlenwerte unter 10 erhalten wurden.

Im Internationalen Einheitensystem (SI) wird stattdessen die strahlenchemische Ausbeute G verwendet. Das Größenzeichen G ist dasselbe, allerdings ist die strahlenchemische Ausbeute als Quotient der betrachteten (gebildeten, verbrauchten oder veränderten) Stoffmenge n und der übertragenen Energie E definiert:[2][4]

G=nE

Das Einheitenzeichen lautet dementsprechend mol/J:[2][3]

[G]=molJ

Der Umrechnungsfaktor zwischen Zahlenwerten für den G-Wert und für die strahlenchemische Ausbeute ergibt sich aus der Avogadro-Konstante NA

NA=Nn=6,022140761023mol1 [5]

und der Beziehung

1eV=1,6021766341019J [6]

zu

(100eV)1=1100eV1,04107molJ=0,104μmolJ.[2]

Beispiele

Bei der Radiolyse von reinem flüssigen Wasser durch γ- oder β-Strahlung wird Wasserstoff (H2) mit einer typischen strahlenchemischen Ausbeute von G(H2) = 0,047 µmol/J[3] gebildet. Aus diesem Wert ergibt sich beispielsweise, dass bei der Bestrahlung von 1 l Wasser (Masse m = 1 kg) mit einer Dosis von D = 1 Gy = 1 J/kg eine Wasserstoff-Stoffmenge von n(H2) = 0,047 µmol entsteht:

n(H2)=mDG(H2)=1kg1Jkg0,047μmolJ=0,047μmol

Gleichzeitig werden durch die Radiolyse Wassermoleküle verbraucht. Auch hierfür lässt sich eine strahlenchemischen Ausbeute angeben. Ein typischer Wert für reines flüssiges Wasser ist G(–H2O) = 0,43 µmol/J[3].

Bei Bestrahlung des besonders strahlungsempfindlichen Kunststoffs Polytetrafluorethylen (PTFE) werden bevorzugt die C-C-Bindungen der linearen Molekülketten gespalten, wodurch die mittlere Kettenlänge kürzer und die Festigkeit des Kunststoffs vermindert wird. Der G-Wert für solche Bindungsspaltungen beträgt 0,051 (100 eV)−1.[7] Die entsprechende strahlenchemische Ausbeute beträgt G = 5,3 · 10−9 mol/J.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Vorlage:Literatur
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 International Commission on Radiation Units and Measurements (ICRU): Fundamental Quantities and Units for Ionizing Radiation, ICRU Report 60, Bethesda, MD 1998.
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 Vorlage:Literatur
  4. 4,0 4,1 Vorlage:Literatur
  5. Vorlage:Internetquelle Wert für die Avogadro-Konstant. Der Wert ist exakt, d. h. ohne Unsicherheit in den letzten angegebenen Stellen.
  6. Vorlage:Internetquelle Wert für ein Elektronenvolt. Der Wert ist exakt, d. h. ohne Unsicherheit in den letzten angegebenen Stellen.
  7. K. F. Kircher, R. E. Bowman: Effects of Radiation on Materials and Components. Reinhold Corp., New York 1964.