KK-Theorie

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Die KK-Theorie ist eine mathematische Theorie aus dem Bereich der Funktionalanalysis. Der Name rührt daher, dass sie eine K-Theorie mit zwei Variablen darstellt, die die klassische K-Theorie für C*-Algebren und die Theorie der Erweiterungen von C*-Algebren verallgemeinert. Die KK-Theorie geht auf G. G. Kasparow zurück.[1]

Konstruktionen

Die unten zu definierenden Gruppen KK(A,B) der KK-Theorie werden von Äquivalenzklassen von Hilbert-C*-Moduln mit einer Zusatzstruktur gebildet und hängen von zwei C*-Algebren A und B ab. Die C*-Algebren tragen eine /2-Graduierung und für einige zum Teil sehr technische Konstruktionen sollten alle C*-Algebren, die als erste Variable auftreten, separabel sein und alle C*-Algebren, die als zweite Variable auftreten, σ-unital, was der Einfachheit wegen im Folgenden stets vorausgesetzt sei. Für C*-Algebren ohne Graduierung kann man die triviale Graduierung, die durch die Identität als Graduierungsautomorphismus erzeugt wird, unterstellen; dann erhält man Aussagen für nicht-graduierte C*-Algebren.

Kasparow-Moduln

Ein Kasparow-A-B-Modul ist ein Tripel (E,φ,F) bestehend aus

  • einem abzählbar erzeugten, graduierten Hilbert-B-Rechtsmodul E,
  • einem graduierten *-Homomorphismus φ:ALB(E), wobei LB(E) die C*-Algebra der B-linearen Operatoren auf E mit der von E herrührenden Graduierung ist (siehe Hilbert-C*-Modul),
  • einem Operator FLB(E) mit folgenden Eigenschaften
    • F=1, das heißt F ist homogen vom Grad 1,
    • [F,φ(a)]KB(E) für alle aA,
    • (F21)φ(a)KB(E) für alle aA,
    • (F*F)φ(a)KB(E) für alle aA.

Dabei bezeichnet [,] den graduierten Kommutator und KB(E) das zweiseitige Ideal der „kompakten“ Operatoren in LB(E). Der Buchstabe F für den Operator soll an Fredholm-Operator erinnern. Beachte, dass E durch φ zu einem A-B-Bimodul wird.[2][3]

Betrachtet man die Elemente aus KB(E) als „klein“ gegenüber den allgemeineren aus LB(E), so wie man manchmal einen echten kompakten Operator als „kleine“ Störung eines Hilbertraum-Operators auffasst, so sagen die Bedingungen an F, dass die Größen [F,φ(a)],(F21)φ(a),(F*F)φ(a) „klein“ sein sollen. Sind diese Größen sogar 0, so nennt man den Kasparow-Modul degeneriert. Der triviale Modul (0,0,0) ist ein degenerierter Kasparow-A-B-Modul; beachte, dass hierbei höchst unterschiedliche Objekte mit 0 bezeichnet sind.

Im Folgenden sei E(A,B) die Klasse der Kasparow-A-B-Moduln. Wir werden eine Addition und eine geeignete Äquivalenzrelation auf E(A,B) definieren, die die Menge der Äquivalenzklassen zu einer Gruppe macht. Das werden die KK-Gruppen sein.

Direkte Summe

Die Addition in den KK-Gruppen wird mittels der direkten Summe definiert werden, daher beschreiben wir kurz die direkte Summe endlich vieler Kasparow-Moduln. Seien i=(Ei,φi,Fi),i=1,,n Kasparow-A-B-Moduln. Wir definieren die direkte Summe

(E,φ,F)=1n

durch

E=E1En mit Graduierung SE(x1,,xn)=(SE1(x1),,(SEn(xn)), wobei SEi die Graduierungen auf den Ei seien.

φ(a):=(φ1(a)00φn(a))LB(E1En)

F:=(F1(a)00Fn(a))LB(E1En)

Man überprüft, dass das Tripel (E,φ,F) wieder ein Kasparow-A-B-Modul ist, den man die direkte Summe der i nennt.

Pushout

Zur angekündigten Definition der Äquivalenzrelation auf E(A,B) benötigen wir die folgende als Pushout bezeichnete Konstruktion. Es sei =(E,φ,F) ein Kasparow-A-B-Modul und f:BC ein surjektiver *-Homomorphismus. Dann kann man zeigen, dass es zu jedem Operator TLB(E) genau einen Operator TfLC(Ef) gibt mit Tf(q(x))=q(T(x)), wobei Ef das Pushout des Hilbert-B-Moduls E bezüglich f ist und q:EEf die Quotientenabbildung. Dann definiert φf(a):=φ(a)f einen *-Homomorphismus φf:ALC(Ef) und

f:=(Ef,φf,Ff)

ist ein Kasparow-A-C-Modul, den man das Pushout von bezüglich f nennt.[4]

Äquivalenzrelationen

Ähnlich wie in der K-Theorie, in der die direkte Summe eine Verknüpfung auf geeigneten Äquivalenzklassen definiert, werden wir hier vorgehen. Es ist üblich, mehrere Äquivalenzrelationen zu definieren, von denen dann gezeigt wird, dass sie unter geeigneten Abzählbarkeitsvoraussetzungen an die C*-Algebren, die wir wie oben erwähnt generell voraussetzen, zusammenfallen. Wir werden uns hier nur einer dieser Äquivalenzrelationen, der sogenannten Homotopie-Relation, zuwenden und erwähnen an dieser Stelle nur, dass man Teile der Theorie parallel für mehrere Äquivalenzrelationen entwickelt, um dann später Gleichheit zeigen zu können. Da wir nur Ergebnisse darstellen wollen, werden wir diesen Weg hier nicht nachzeichnen.

Zur Definition der Homotopie-Relation benötigen wir zunächst die feinere unitäre Äquivalenz. Zwei Kasparow-A-B-Moduln 0=(E0,φ0,F0) und 1=(E1,φ1,F1) heißen unitär äquivalent, in Zeichen 0u1, wenn es einen Operator ULB(E0,E1) gibt, der eine unitäre Äquivalenz der graduierten Hilbert-C*-Moduln vermittelt, so dass

  • φ0(a)=U*φ1(a)U für alle aA
  • F0=U*F1U

Für eine graduierte C*-Algebra B sei C([0,1],B) die C*-Algebra der stetigen Funktionen auf dem Einheitsintervall [0,1] mit Werten in B. Diese ist mit der von B induzierten Graduierung wieder eine graduierte C*-Algebra. Die Auswertungen ft:C([0,1],B)B,ft(a):=a(t),t[0,1] sind surjektive *-Homomorphismen, mit denen daher Pushouts gebildet werden können. Man schreibt nun 01, falls es einen Kasparow-A-C([0,1],B)-Modul mit 0uf0 und 1uf1.

Schließlich nennt man 0 und 1 homotop, in Zeichen 0h1, falls es endlich viel Kasparow-A-B-Moduln ~i,i=0,,n gibt mit

0~0~1~n1.

Man zeigt, dass h eine Äquivalenzrelation auf der Klasse E(A,B) der Kasparow-A-B-Moduln ist. Die Äquivalenzklasse eines Kasparow-Moduls wird mit [] bezeichnet.[5]

Die KK-Gruppen

Definition

Es seien A und B C*-Algebren. Dann sei

KK(A,B):=E(A,B)/h

die Menge der Äquivalenzklassen der Kasparow-A-B-Moduln. Da die abzählbar erzeugten Hilbert-B-Moduln nach dem Stabilisierungssatz von Kasparow bis auf unitäre Äquivalenz als Untermoduln von H^B aufgefasst werden können, liegt hier tatsächlich eine Menge vor. Man kann zeigen, dass die direkte Summe eine Addition

[1]+[2]:=[12]

definiert, die KK(A,B) zu einer abelschen Gruppe macht.[6]

Das Nullelement ist die Klasse der degenerierten Kasparow-Moduln. Wir beschreiben kurz die Inversenbildung in dieser Gruppe. Es ist

[(E,φ,F)]=[(Eop,φ~,F)].

Dabei ist Eop der Hilbert-B-Modul E mit der entgegengesetzten Graduierung, das heißt die Moduln haben dieselben homogenen Elemente, lediglich die Grade dieser homogenen Elemente des einen sind gegenüber den Graden der homogenen Elemente des anderen um 1 modulo /2 verschoben. Weiter ist φ~(a(0)+a(1))=φ(a(0)a(1)), wobei die a(i) homogene Elemente vom Grad i aus A seien.

Schließlich sei

KK1(A,B):=KK(A,B^1).

Dabei ist B^1 das graduierte Tensorprodukt aus B und 1:=, wobei diese zweidimensionale C*-Algebra die durch α(z,w):=(w,z) definierte Graduierung trage. Zum besseren Verständnis dieses Tensorproduktes sei βB der Graduierungsautomorphismus auf B und β:/2Aut(B) sei derjenige Homomorphismus, der 0 auf die Identität und 1 auf βB abbildet. Dann ist (B,/2,β) ein C*-dynamisches System und das graduierte Tensorprodukt B^1 ist isomorph zum Kreuzprodukt Bβ/2 dieses C*-dynamischen Systems.

Tensorprodukte mit C*-Algebren

Es seien (E,φ,F) ein Kasparaow-A-B-Modul D eine weitere, separable, graduierte C*-Algebra. Dann ist D ein graduierter Hilbert-D-Modul und man kann den Hilbert-B⊗D-Modul ED, das äußere, graduierte Tensorprodukt der beiden Hilbert-C*-Moduln, bilden. φidD ist dann ein *-Homomorphismus ADLBD(ED) und FidD ein Operator, der (ED,φidD,FidD) zu einem Kasparow-A⊗D-B⊗D-Modul macht. Auf diese Weise erhalten wir einen Homomorphismus

τD:KK(A,B)KK(AD,BD),[(E,φ,F)][(ED,φidD,FidD)].

Bott-Periodizität

Man schreibt die Gruppe KK(A,B) auch als KK0(A,B). Indem man die Bildung des graduierten Tensorproduktes mit 1 iteriert, könnte man auch höhere KK-Gruppen definieren:

KKn+1(A,B):=KKn(A,B^1),n=0,1,2,

aber das erweist sich als unnötig, denn man kann zeigen, dass

KK0(A,B)KK1(A^1,B)KK1(A,B^1)KK0(A^1,B^1).[7]

Dies nennt man die formale Bott-Periodizität, weil es sich ähnlich wie die Bott-Periodizität der K-Theorie verhält. Die formale Bott-Periodizität lässt sich im Wesentlichen auf die Beziehung 1^1M2() zurückführen und ist damit wesentlich einfacher als die echte Bott-Periodizität, die Einhängungen verwendet. Aber auch diese echte Bott-Periodizität lässt sich in der KK-Theorie beweisen.

Ist A eine C*-Algebra, so bezeichne SA die Einhängung von A, das heißt die C*-Algebra aller stetigen Funktionen A, die im Unendlichen verschwinden. Dann gilt[8]

  • KK1(A,B)KK0(A,SB)KK(SA,B),
  • KK0(A,B)KK1(A,SB)KK1(SA,B)
KK0(SSA,B)KK0(A,SSB)KK0(SA,SB).

Alternative Beschreibung von KK1(A,B)

Wir definieren hier sogenannte KK1-Zykel und zeigen, wie mittels einer geeigneten Äquivalenzrelation solche Zykel zu einer alternativen Beschreibung von KK1(A,B) für trivial graduierte C*-Algebren herangezogen werden können.

Ein KK1-Zykel ist ein Paar (v,λ) bestehend aus einem Element vM(B) und einem *-Homomorphismus λ:AM(B), so dass

vλ(a)λ(a)v,(v*v)λ(a),(v2v)λ(a)B für alle aA

Es sei E1(A,B) die Menge solcher KK1-Zykel. Zwei KK1-Zykel (v0,λ0) und (v1,λ1) heißen homotop, falls es (v,λ)E1(A,C([0,1],B)) gibt mit

v0=π0(v),v1=π1(v),λ0=π0λ,λ1=π1λ,

wobei πt:C([0,1],B)B die Auswertungsabbildung im Punkt t[0,1] sei und πt deren eindeutige strikt-stetige Fortsetzung auf die Multiplikatorenalgebren. Diese mit h bezeichnete Relation ist eine Äquivalenzrelation, deren Äquivalenzklassen wir mit eckigen Klammern schreiben.

Auf E1(A,B)/h hat man die durch

[(v1,λ1)]+[(v2,λ2)]:=[(θB(v00v),θB(λ()00λ()))]

definierte Addition, wobei θB eine unitäre Isomorphie M2(M(B))M(B) bezeichne.

Wir beschreiben nun einen Isomorphismus von E1(A,B)/h nach KK1(A,B). Dazu sei B1=B1BB und φ:M(B)M(B)M(B1) der durch φ(m1,m2)(b1b2):=m1b1m2b2 definierte Isomorphismus. Für einen KK1-Zykel (v,λ)E1(A,B) setze

v,λ=(B1,φ(λλ),φ((2v1)(12v))).

Dann ist v,λKK(A,B1)=KK1(A,B) und

E1(A,B)/hKK1(A,B),(v,λ)v,λ

ist ein Isomorphismus.[9] Damit ist KK1(A,B) unabhängig von der formalen Bott-Periodizität beschrieben.

Beispiele

Homomorphismen

Ist f:AB ein graduierter *-Homomorphismus zwischen C*-Algebren, so ist (B,f,0) ein Kasparow-A-B-Modul. Beachte dazu die oben vereinbarte Voraussetzung, dass B σ-unital ist; damit ist B als Hilbert-B-Modul (mit trivialer Graduierung) tatsächlich abzählbar erzeugt. Die Äquivalenzklasse [(B,f,0)]KK(A,B) wird oft nur mit [f] bezeichnet. Die Elemente [idA]KK(A,A) werden beim weiter unten zu besprechenden Kasparow-Produkt die Rolle von Identitäten einnehmen.

KK(ℂ,ℂ)

Es seien E=H^=22 mit Graduierung SE(ξη):=ξη und φ:L(E) der *-Homomorphismus mit φ(1)=idE. Weiter sei π:L(2)L(2)/K(2) die Quotientenabbildung in die Calkin-Algebra. Sei TL(2) ein Operator, so dass π(T) unitär ist. Dann ist

[(E,φ,(0T*T0))]KK(,).

Da π(T) unitär ist, ist T ein Fredholm-Operator, und man kann zeigen, dass

KK(,),[(E,φ,(0T*T0))]index(T)

ein Gruppenisomorphismus ist, wobei index den Fredholm-Index bezeichnet.

K-Gruppen

Wir zeigen hier, wie die K-Gruppen einer C*-Algebra B (mit trivialer Graduierung) in der KK-Theorie wieder auftauchen.[10]

Es sei uQs(B):=M(BK)/(BK) ein unitäres Element der äußeren Multiplikatorenalgebra der C*-Algebra B, das heißt aus dem Quotienten der Multiplikatorenalgebra des Tensorproduktes aus B und der C*-Algebra K der kompakten Operatoren über einem separablen Hilbertraum nach diesem Tensorprodukt. Sei TuMs(B):=M(BK) eine Liftung von u, das heißt u=Tu+BKQs(B). Dann ist

[(H^B,φ,(0Tu*Tu0))]KK(,B).

Beachte dabei, dass L(H^B)L(HBHB))M2(L(HB))M2(Ms(B)) und daher die dritte Komponente des angegebenen Elementes tatsächlich aus LB(H^B) ist und offenbar den Grad 1 hat. φ ist der *-Homomorphismus mit φ(1)=idH^B. Dann kann man zeigen, dass die Zuordnung

K1(Qs(B))KK(,B),[u][(H^B,φ,(0Tu*Tu0))]

ein Gruppenisomorphismus ist. Wie im Artikel über Multiplikatorenalgebren ausgeführt, hat man auch einen natürlichen Isomorphismus K0(B)K1(Qs(B)), so dass man insgesamt einen Isomorphismus K0(B)KK(,B) erhält.

Entweder durch ähnliche Überlegungen oder unter Verwendung der oben vorgestellten Bott-Periodizität kommt man auch zu einem Isomorphismus K1(B)KK1(,B), so dass man insgesamt zu folgender leicht einprägsamer Formel gelangt:

Ki(B)KKi(,B),i=0,1.

Erweiterungen

Unter Verwendung der oben vorgestellten alternativen Beschreibung von KK1(A,B) mittels KK1-Zykeln lässt sich ein Isomorphismus Ext1(A,B)KK1(A,B) konstruieren, wobei ersteres die Gruppe der invertierbaren Elemente in Ext(A,B) bezeichne. Wie im Artikel über Erweiterungen von C*-Algebren ausgeführt, gehören zur Busby-Invariante τ:AQ(B) eines invertierbaren Elementes ein Homomorphismus π:AM(B) und eine Projektion pM(B) mit τ()=pπ()+B. Dann ist (p,π) ein KK1-Zykel und wir erhalten einen Gruppenisomorphismus

Ext1(A,B)KK1(A,B),[τ][p,π].[11]

Funktorialität

Die Zuordnung zweier C*-Algebren zu ihrer KK-Gruppe kann zu einem Funktor ausgebaut werden, wenn man jeweils eine C*-Algebra fixiert. Diese Funktoren erweisen sich sogar als homotopieinvariant.[12]

Funktorialität in der ersten Komponente

Sind (E,φ,F) ein Kasparow-A-B-Modul und ψ:CA ein graduierter *-Homomorphismus, so ist (E,φψ,F) ein Kasparow-C-B-Modul und man erhält einen Gruppenhomomorphismus

ψ*:KK(A,B)KK(C,B),[(E,φ,F)][(E,φψ,F)].

Dadurch wird KK(,B) bei festem B zu einem kontravarianten Funktor von der Kategorie der separablen, graduierten C*-Algebren in die Kategorie der abelschen Gruppen. Betrachtet man auf jeder C*-Algebra die triviale Graduierung, so erhalten wir einen kontravarianten Funktor von der Kategorie der separablen C*-Algebren in die Kategorie der abelschen Gruppen.

Dieser Funktor ist homotopieinvariant, das heißt sind ψt:AB *-Homomorphismen für t[0,1], so dass die Abbildungen tψt(a) für alle aA stetig sind, so ist ψ0*=ψ1*.

Funktorialität in der zweiten Komponente

Sind (E,φ,F) ein Kasparow-A-B-Modul und ψ:BC ein graduierter *-Homomorphismus, so bilde das innere Tensorprodukt EφB. Dieses ist ein Hilbert-D-Modul und φ~(a):=φ(a)idD ist ein *-Homomorphismus ALD(EφB). Durch diese Definition erhält man einen Gruppenhomomorphismus

ψ*:KK(A,B)KK(A,D),[(E,φ,F)][(EφB,φ~,FidD)].

Dadurch wird KK(A,) bei festem A zu einem kovarianten Funktor von der Kategorie der σ-unitalen, graduierten C*-Algebren in die Kategorie der abelschen Gruppen. Betrachtet man auf jeder C*-Algebra die triviale Graduierung, so erhalten wir einen kovarianten Funktor von der Kategorie der σ-unitalen C*-Algebren in die Kategorie der abelschen Gruppen.

Dieser Funktor ist homotopieinvariant, das heißt sind ψt:AB *-Homomorphismen für t[0,1], so dass die Abbildungen tψt(a) für alle aA stetig sind, so ist ψ0*=ψ1*.

Das Kasparow-Produkt

Konstruktion und Eigenschaften

Das Kasparow-Produkt ist eine Abbildung

KK(A,D)×KK(D,B)KK(A,B)

das in den Anwendungen ein mächtiges Werkzeug darstellt. Sowohl die Konstruktion, die unten nur angedeutet werden kann, als auch der Nachweis der unten aufgelisteten Eigenschaften erfordern einen hohen technischen Aufwand.[13]

Zur Konstruktion seien [(E1,φ1,F1)]KK(A,D) und [(E2,φ2,F2)]KK(D,B). Dann ist das graduierte, innere Tensorprodukt E1φ2E2 ein Hilbert-B-Modul und φ:=φ1idE2 ist ein *-Homomorphismus ALB(E). Mit hohem technischen Aufwand kann man einen geeigneten Operator FLB(E) konstruieren und so ein Element [(E,φ,F)]KK(A,B) definieren, das man das Kasparaow-Produkt der beiden Elemente aus KK(A,D) und KK(D,B) nennt, und das folgende Eigenschaften hat:[14]

  • (xy)z=x(yz)
für xKK(A,B),yKK(B,C),zKK(C,D)
  • f*(xy)=f*(x)y
für xKK(A,B),yKK(B,C),f:A~A *-Homomorphismus
  • f*(x)y=xf*(y)
für xKK(A,B),yKK(B,C),f:BB~ *-Homomorphismus
  • f*(xy)=xf*(y)
für xKK(A,B),yKK(B,C),f:CC~ *-Homomorphismus
  • [idA]x=x[idB]=x
für xKK(A,B)
  • x(y+z)=xy+xz    
für xKK(A,B),y,zKK(B,C)
  • (x+y)z=xz+yz
für x,yKK(A,B),zKK(B,C),
  • [f]x=f*(x)
für xKK(A,B),f:CA *-Homomorphismus
  • x[f]=f*(x)
für xKK(A,B),f:BC *-Homomorphismus.

Insbesondere ist KK(A,A) für jede separable C*-Algebra ein Ring mit Einselement [idA]. Der oben vorgestellte Gruppenisomorphismus KK(,) erweist sich als Ringisomorphismus. Ist A eine AF-C*-Algebra, so ist KK(A,A) isomorph zum Endomorphismenring der Gruppe K0(A).

Erweitertes Kasparow-Produkt

Das Kasparow-Produkt kann wie folgt zu einem Produkt

KK(A1,B1D)×KK(DA2,B2)KK(A1A2,B1B2)

verallgemeinert werden, wobei die auftretenden C*-Algebren die oben vereinbarten Abzählbarkeitsbedingungen erfüllen sollen und das Tensorprodukt stets das graduierte Tensorprodukt sei. Für xKK(A1,B1D) und yKK(DA2,B2) sind

τA2(x)KK(A1A2,B1DA2) und
τB1(y)KK(DA2B1,B2B1)KK(B1DA2,B1B2),

so dass man das Kasparow-Produkt τA2(x)τB1(y), ein Element in KK(A1A2,B1B2), bilden kann. Dieses Produkt bezeichnet man wieder mit xy und bestätigt, dass es nicht in Konflikt zum bereits definierten Kasparow-Produkt steht, was im Wesentlichen daran liegt, dass τ die Identität ist. Insgesamt erhalten wir so die angekündigte, bilineare Abbildung

:KK(A1,B1D)×KK(DA2,B2)KK(A1A2,B1B2),(x,y)xy.[15]

Für A2=B1= erhält man das bereits bekannte Kasparow-Produkt zurück, denn das Tensorieren mit führt zu isomorphen C*-Algebren und τ ist die Identität. In diesem Sinne stellt obiges Produkt eine Verallgemeinerung des zuvor eingeführten Kasparow-Produkts dar.

Als wichtigen Spezialfall wollen wir das Tensorieren mit 1 behandeln, denn das führt nach obiger Definition zu KK1-Gruppen. Ist speziell B1=1 und A2=, so kann man beim Auftreten des Tensorproduktes mit B1 zur KK1-Gruppe übergehen und das Tensorieren mit A2 fortlassen. Aus obigem erhält man daher eine bilineare Abbildung

KK1(A1,D)×KK(D,B2)KK1(A1,B1).

Man kann also Elemente aus KK(D,B2) von links mit Elementen aus KK1(A1,D) multiplizieren und erhält ein Element aus KK1(A1,B1).

Indem man analog B1= und A2=1 beziehungsweise B1=A2=1 setzt, erhält man bilineare Abbildungen

KK(A1,D)×KK1(D,B2)KK1(A1,B2)

und

KK1(A1,D)×KK1(D,B2)KK(A1,B2),

wobei für die letzte Abbildung noch die formale Bott-Periodizität verwendet wurde.

Zyklische, 6-gliedrige, exakte Sequenzen

Die aus der K-Theorie bekannten zyklischen, 6-gliedrigen, exakten Sequenzen können auch in der KK-Theorie bewiesen werden. Wir gehen von einer kurzen, exakten Sequenz

0JιAσA/J0

aus, die aus einem abgeschlossenen, zweiseitigen Ideal JA in einer C*-Algebra mit Einselement entsteht und von der wir voraussetzen wollen, dass sie semi-spaltend ist. Dann ist diese Sequenz eine invertierbare Erweiterung und bestimmt daher nach obigem ein Element eExt1(A/J,J)KK1(A/J,J). Die durch das Kasparow-Produkt definierte Multiplikation mit e definiert für eine weitere C*-Algebra D Homomorphismen

KK(D,A/J)KK1(D,J),xxe,
KK1(D,A/J)KK(D,J),yye,
KK(J,D)KK1(A/J,D),xex,
KK1(J,D)KK(A/J,D),yey,

die sämtlich mit δ bezeichnet seien. Dann bestehen die folgenden zyklischen, exakten Sequenzen:[16]

KK(D,J)ι*KK(D,A)σ*KK(D,A/J)δδKK1(D,A/J)σ*KK1(D,A)ι*KK1(D,J)

und

KK(J,D)ι*KK(A,D)σ*KK(A/J,D)δδKK1(A/J,D)σ*KK1(A,D)ι*KK1(J,D)

Derartige Sequenzen sind bei der Berechnung von KK-Gruppen oft hilfreich, insbesondere wenn ein oder zwei Glieder einer solchen Sequenz 0 sind, denn dann können einige Abbildungen mittels Exaktheit als injektiv, surjektiv oder sogar als bijektiv nachgewiesen werden.

Einzelnachweise

  1. G. G. Kasparow: The operator K-functor and extensions of C*-algebras, Izv. Akad. Nauk. SSSR Ser. Mat. (1980), Band 44, Seiten 571–636
  2. Bruce Blackadar: K-Theory for Operator Algebras, Springer Verlag (1986), ISBN 3-540-96391-X, Definition 17.1.1
  3. K. K. Jensen, K. Thomsen: Elements of KK-Theory, Birkhäuser-Verlag (1991), ISBN 0-8176-3496-7, Definition 2.1.1.
  4. K. K. Jensen, K. Thomsen: Elements of KK-Theory, Birkhäuser-Verlag (1991), ISBN 0-8176-3496-7, Abschnitt 2.1.5.: Pushout
  5. K. K. Jensen, K. Thomsen: Elements of KK-Theory, Birkhäuser-Verlag (1991), ISBN 0-8176-3496-7, Definition 2.1.9 + Lemma 2.1.12
  6. Bruce Blackadar: K-Theory for Operator Algebras, Springer Verlag (1986), ISBN 3-540-96391-X, Satz 17.3.3
  7. Bruce Blackadar: K-Theory for Operator Algebras, Springer Verlag (1986), ISBN 3-540-96391-X, Korollar 17.8.9
  8. Bruce Blackadar: K-Theory for Operator Algebras, Springer Verlag (1986), ISBN 3-540-96391-X, Korollar 19.2.2
  9. K. K. Jensen, K. Thomsen: Elements of KK-Theory, Birkhäuser-Verlag (1991), ISBN 0-8176-3496-7, Satz 3.3.6
  10. Bruce Blackadar: K-Theory for Operator Algebras, Springer Verlag (1986), ISBN 3-540-96391-X, Satz 17.5.5
  11. K. K. Jensen, K. Thomsen: Elements of KK-Theory, Birkhäuser-Verlag (1991), ISBN 0-8176-3496-7, Korollar 3.3.11
  12. Bruce Blackadar: K-Theory for Operator Algebras, Springer Verlag (1986), ISBN 3-540-96391-X, 17.8: Functoriality, 17.9: Homotopy Invariance
  13. K. K. Jensen, K. Thomsen: Elements of KK-Theory, Birkhäuser-Verlag (1991), ISBN 0-8176-3496-7, Kapitel 2.2: The Kasparov-Product
  14. Bruce Blackadar: K-Theory for Operator Algebras, Springer Verlag (1986), ISBN 3-540-96391-X, Sätze 18.4.4, 18.6.1, 18.7.1, 18.7.2
  15. Bruce Blackadar: K-Theory for Operator Algebras, Springer Verlag (1986), ISBN 3-540-96391-X, Theorem 18.9.1
  16. Bruce Blackadar: K-Theory for Operator Algebras, Springer Verlag (1986), ISBN 3-540-96391-X, Theorem 19.5.7