Dehns Lemma

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Dehns Lemma ist in der Topologie ein grundlegender Lehrsatz aus der Theorie 3-dimensionaler Mannigfaltigkeiten. Es geht ursprünglich auf Max Dehn zurück, wurde aber erst 1957 von Christos Papakyriakopoulos bewiesen zusammen mit einer etwas allgemeineren Aussage, dem sogenannten Schleifensatz (engl. Loop Theorem). Waldhausen gab 1968 einen anderen Beweis mit Hilfe von Hierarchien in Haken-Mannigfaltigkeiten.

Ebenso wie der Sphärensatz stellt es einen Zusammenhang zwischen der (in algebraischen Begriffen formulierbaren) Homotopietheorie und der geometrischen Topologie von 3-Mannigfaltigkeiten her, beide Sätze bilden die Grundlage für große Teile der Theorie der 3-Mannigfaltigkeiten.

Dehns Lemma

Sei M eine 3-Mannigfaltigkeit und f:𝔻2M eine stetige Abbildung der Kreisscheibe, die auf einer Umgebung U des Randes 𝔻2 eine Einbettung mit f1(f(A))=A ist.

Dann gibt es eine Einbettung g:𝔻2M mit f𝔻2=g𝔻2.

Schleifensatz

Sei M eine 3-Mannigfaltigkeit, F eine Zusammenhangskomponente des Randes M.

Wenn π1Fπ1M nicht injektiv ist, dann gibt es eine eigentliche Einbettung g:(𝔻2,D2)(M,F) mit

[g𝔻2]=0ker(π1Fπ1M).

Allgemeiner, wenn unter obigen Voraussetzungen Nπ1F ein Normalteiler und ker(π1Fπ1M)N= ist, dann gibt es eine eigentliche Einbettung g:(𝔻2,D2)(M,F) mit

[g𝔻2]∉N.

Anwendung: Inkompressible Flächen

Eine in einer 3-Mannigfaltigkeit eigentlich eingebettete (oder in den Rand eingebettete) Fläche FM vom Geschlecht g1 heißt inkompressibel, wenn es keine in M eingebettete Kreisscheibe 𝔻M mit 𝔻F=𝔻 und [D]=0π1F gibt.

Eine unmittelbare Anwendung des Schleifensatzes liefert die folgende homotopietheoretische Charakterisierung zweiseitiger inkompressibler Flächen vom Geschlecht g1.

Eine in einer 3-Mannigfaltigkeit M eigentlich eingebettete (oder in den Rand eingebettete) zusammenhängende zweiseitige Fläche F vom Geschlecht g1 ist inkompressibel genau dann, wenn

π1Fπ1M

injektiv ist.

Anwendung: Knotentheorie

In der Knotentheorie folgt aus Dehns Lemma, dass der triviale Knoten mittels der Knotengruppe, das heißt der Fundamentalgruppe des Knotenkomplements charakterisiert werden kann.

Ein Knoten KS3 ist genau dann trivial, wenn

π1(S3K)

gilt.

Literatur

  • John Hempel: 3-manifolds. Reprint of the 1976 original. AMS Chelsea Publishing, Providence, RI 2004, ISBN 0-8218-3695-1.
  • William Jaco: Lectures on three-manifold topology. (= CBMS Regional Conference Series in Mathematics. 43). American Mathematical Society, Providence, R.I., 1980, ISBN 0-8218-1693-4.
  • C. D. Papakyriakopoulos: On Dehn's lemma and the asphericity of knots. In: Ann. of Math. Band 66, Nr. 1, 1957, S. 1–26.
  • F. Waldhausen: The word problem in fundamental groups of sufficiently large irreducible 3-manifolds. In: Ann. of Math. Band 88, Nr. 2, 1968, S. 272–280.
  • John Stallings: Group theory and three-dimensional manifolds. (= James K. Whittemore Lectures in Mathematics. = Yale Mathematical Monographs. 4). Yale University Press, New Haven, Conn./ London 1971, ISBN 0-300-01397-3.