Hyperbelfunktion

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Sinus hyperbolicus (rot)
Kosinus hyperbolicus (blau)
Tangens hyperbolicus (grün)
Kosekans hyperbolicus (rot)
Sekans hyperbolicus (blau)
Kotangens hyperbolicus (grün)

Die Hyperbelfunktionen sind die korrespondierenden Funktionen der trigonometrischen Funktionen (die auch als Winkel- oder Kreisfunktionen bezeichnet werden), allerdings nicht am Einheitskreis x2+y2=1, sondern an der Einheitshyperbel x2y2=1.

Wie eng diese Funktionen miteinander verwandt sind, erschließt sich noch deutlicher in der komplexen Zahlenebene. Sie wird durch die Relation (iy)2=y2 vermittelt. So gilt z. B. cos(ix)=coshx.

Folgende Funktionen gehören zu den Hyperbelfunktionen:

In der deutschen und der holländischen Sprache werden noch sehr häufig die lateinischen Namen verwendet, mit teils eingedeutschter Schreibweise.

Sinus hyperbolicus und Kosinus hyperbolicus sind für alle komplexen Zahlen definiert und auf dem gesamten Gebiet der komplexen Zahlen holomorph. Die übrigen Hyperbelfunktionen haben Pole auf der imaginären Achse.

Definition

Eine Gerade aus dem Ursprung schneidet die Hyperbel x2y2=1 im Punkt (coshA,sinhA), wobei A die Fläche zwischen der Geraden, ihrem Spiegelbild an der x-Achse, und der Hyperbel ist.

Definition über die Exponentialfunktion

Mittels der Exponentialfunktion können sinh und cosh wie folgt definiert werden:

sinh(z):=ezez2
cosh(z):=ez+ez2

Daher sind die hyperbolischen Funktionen periodisch (mit rein imaginärer Periode). Die Potenzreihen von cosh und sinh lauten

sinh(z)=z+z33!+z55!+z77!+=n=0z2n+1(2n+1)!cosh(z)=1+z22!+z44!+z66!+=n=0z2n(2n)!,

wobei der Ausdruck n! für die Fakultät von n, das Produkt der ersten n natürlichen Zahlen steht. Im Gegensatz zu den Potenzreihenentwicklungen von cos und sin haben alle Terme ein positives Vorzeichen.

Geometrische Definition mit Hilfe der Hyperbel

Wegen ihrer Verwendung zur Parametrisierung der Einheitshyperbel x2y2=1:

x=cosh(t),y=sinh(t)

werden sie Hyperbelfunktionen genannt, in Analogie zu den Kreisfunktionen Sinus und Kosinus, die den Einheitskreis x2+y2=1 parametrisieren:

x=cos(t),y=sin(t)

Die Funktionen stellen eine Verbindung her zwischen der Fläche A, die von einer vom Nullpunkt ausgehenden Geraden und ihrem Spiegelbild an der x-Achse sowie der Hyperbel eingeschlossen wird, und der Länge verschiedener Strecken.

Dabei ist sinh(A) die (positive) y-Koordinate des Schnittpunkts der Geraden mit der Hyperbel und cosh(A) die dazugehörige x-Koordinate; tanh(A) ist die y-Koordinate der Geraden bei x=1, d. h. die Steigung der Geraden.

Berechnet man die Fläche durch Integration, erhält man die Darstellung mit Hilfe der Exponentialfunktion.

Eigenschaften der reellen Hyperbelfunktionen

Graph der reellen Hyperbelfunktionen
  • Für alle reellen Zahlen x sind auch sinh(x) und cosh(x) reell.
  • Die reelle Funktion sinh ist streng monoton steigend und besitzt in x=0 ihren einzigen Wendepunkt.
  • Die reelle Funktion cosh ist auf dem Intervall (,0] streng monoton fallend, auf dem Intervall [0,) streng monoton steigend und besitzt bei x=0 ein globales Minimum.

Wegen sinh,cosh: gelten alle Eigenschaften der komplexen Hyperbelfunktionen, die im nachfolgenden Absatz aufgeführt sind, auch für die Funktionen, die auf die reellen Zahlen eingeschränkt sind.

Eigenschaften der komplexen Hyperbelfunktionen

Für alle komplexen Zahlen z,z1,z2 gilt:

Symmetrie und Periodizität

  • sinh(z)=sinh(z), d. h., sinh ist eine ungerade Funktion.
  • cosh(z)=cosh(z), d. h., cosh ist eine gerade Funktion.
  • sinh(z)=sinh(z+2πi) und cosh(z)=cosh(z+2πi),

d. h., es liegt rein „imaginäre Periodizität“ vor mit minimaler Periodenlänge 2π.

Additionstheoreme

  • sinh(z1±z2)=sinh(z1)cosh(z2)±sinh(z2)cosh(z1)
  • cosh(z1±z2)=cosh(z1)cosh(z2)±sinh(z1)sinh(z2)
  • tanh(z1±z2)=tanh(z1)±tanh(z2)1±tanh(z1)tanh(z2)

Zusammenhänge

cosh2(z)sinh2(z)=1
coshz+sinhz =ez
coshzsinhz =ez

Ableitung

Die Ableitung des Sinus hyperbolicus lautet:

ddzsinh(z)=cosh(z).

Die Ableitung des Kosinus hyperbolicus lautet:

ddzcosh(z)=sinh(z).

Die Ableitung des Tangens hyperbolicus lautet:

ddztanh(z)=1tanh2(z)=1cosh2(z).

Differentialgleichung

Die Funktionen sinh(z) und cosh(z) bilden wie ez und ez eine Lösungsbasis (Fundamentalsystem) der linearen Differentialgleichung

d2dz2f(z)=f(z).

Fordert man allgemein für die beiden Basislösungen fi(z) dieser Differentialgleichung zweiter Ordnung noch f1(0)=0,f1(0)=1 und f2(0)=1,f2(0)=0, so sind sie bereits eindeutig durch sinh und cosh festgelegt. Sprich, diese Eigenschaft kann ebenfalls als Definition dieser beiden Hyperbelfunktionen herangezogen werden.

Bijektivität der komplexen Hyperbelfunktionen

sinh

Es seien folgende Teilmengen der komplexen Zahlen definiert:

A:={zπ/2<Imz<π/2}
B:={zRez0|Imz|<1}

Dann bildet die komplexe Funktion sinh den „Streifen“ A bijektiv auf B ab.

cosh

Es seien folgende Teilmengen der komplexen Zahlen definiert:

A:={z0<Imz<π}
B:={zImz0|Rez|<1}

Dann bildet die komplexe Funktion cosh den „Streifen“ A bijektiv auf B ab.

Historische Notation

In deutschsprachiger Literatur wurden zur Unterscheidung von den trigonometrischen Funktionen die Hyperbelfunktionen lange Zeit in Frakturschrift dargestellt – mit initialer Großschreibung und ohne abschließendes h:[1]

𝔖𝔦𝔫x=^sinhx
𝔬𝔰x=^coshx
𝔗𝔞𝔫x / 𝔗𝔤x=^tanhx / tghx
𝔬𝔱x / 𝔱𝔤x=^cothx / ctghx
𝔖𝔢𝔠x=^sechx
𝔰𝔠x=^cschx

Alternative Namen

  • Für die Hyperbelfunktionen ist auch der Name hyperbolische Funktionen gebräuchlich.
  • Für sinh sind auch die Namen hsin, Hyperbelsinus und Sinus hyperbolicus gebräuchlich.
  • Für cosh sind auch die Namen hcos, Hyperbelcosinus und Cosinus hyperbolicus gebräuchlich. Der Graph entspricht der Kettenlinie (Katenoide).

Abgeleitete Funktionen

Umrechnungstabelle

Funktion sinh cosh tanh coth sech csch
sinh(x)= sinh(x) sgn(x)cosh2(x)1 tanh(x)1tanh2(x) sgn(x)coth2(x)1 sgn(x)1sech2(x)sech(x) 1csch(x)
cosh(x)= 1+sinh2(x) cosh(x) 11tanh2(x) |coth(x)|coth2(x)1 1sech(x) 1+csch2(x)|csch(x)|
tanh(x)= sinh(x)1+sinh2(x) sgn(x)cosh2(x)1cosh(x) tanh(x) 1coth(x) sgn(x)1sech2(x) sgn(x)1+csch2(x)
coth(x)= 1+sinh2(x)sinh(x) sgn(x)cosh(x)cosh2(x)1 1tanh(x) coth(x) sgn(x)1sech2(x) sgn(x)1+csch2(x)
sech(x)= 11+sinh2(x) 1cosh(x) 1tanh2(x) coth2(x)1|coth(x)| sech(x) |csch(x)|1+csch2(x)
csch(x)= 1sinh(x) sgn(x)cosh2(x)1 1tanh2(x)tanh(x) sgn(x)coth2(x)1 sgn(x)sech(x)1sech2(x) csch(x)

Cauchysche Reihen

Analog zum Eulerschen Beweis des Basler Problems können unendliche Produktreihen für den Sinus Hyperbolicus und den Cosinus Hyperbolicus aufgestellt werden:

1xsinh(x)=n=1(1+x2n2π2)
cosh(x)=n=1[1+4x2(2n1)2π2]

Die erste gezeigte Funktion stellt die nicht normierte Variante des Hyperbolischen Kardinalsinus dar.

Die Summen der diskreten Cauchy-Verteilung ergeben die Hyperbelfunktionen:

tanh(x)=n=18x(2n1)2π2+4x2
L(x)=coth(x)1x=n=12xn2π2+x2
sech(x)=n=1(1)n+1(8n4)π(2n1)2π2+4x2
1xcsch(x)=n=1(1)n+12xn2π2+x2

Alle sechs nun gezeigten Reihen sind für alle reellen Werte x konvergent!

Der Buchstabe L steht für die Langevin-Funktion, welche in der Elektrodynamik bei der Beschreibung des Paramagnetismus und in der statistischen Thermodynamik bei der Beschreibung der Wärmeenergie eine essentielle Rolle spielt und einen Spezialfall der Brillouin-Funktionen bildet. Und generell gilt für alle reellen Zahlen a, b und c mit dem Kriterium 4acb2>0 folgende Formel:

n=1an2+bn+c=2πsinh(1a4acb2π)4acb2[cosh(1a4acb2π)cos(baπ)]

Umkehrfunktionen

Die Umkehrfunktionen der Hyperbelfunktionen heißen Area-Funktionen.

Siehe auch: Zusammenhang mit den Kreisfunktionen

Literatur

  • Ilja N. Bronstein: Taschenbuch der Mathematik. Deutsch (Harri).
  • Nickos Papadatos: The characteristic function of the discrete Cauchy distribution. Department of Mathematics, National and Kapodistrian University of Athens, Panepistemiopolis, 157 84 Athens, Greece, 2022

Vorlage:Commonscat

Einzelnachweise

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