Ronnbergia
Ronnbergia ist eine Pflanzengattung aus der Unterfamilie Bromelioideae innerhalb der Familie der Bromeliengewächse (Bromeliaceae). Die etwa 22 Arten sind in der Neotropis von Costa Rica über Panama bis Kolumbien, Ecuador und nördliches Peru verbreitet.
Beschreibung



Vegetative Merkmale
Die Ronnbergia-Arten sind epiphytisch und terrestrisch lebende, immergrüne, ausdauernde krautige Pflanzen. Sie bilden durch Ausläufer Bestände. Manche Arten sehen Neoregelia-Arten ähnlich.
Derbe Laubblätter sitzen an einer gestauchten Sprossachse und bilden Trichter, in denen oft Wasser gesammelt wird. Die einfachen, parallelnervigen, zungenförmigen Laubblätter besitzen glatte bis stachelig gezähnte Blattränder. Bei manchen Arten sind die Laubblätter über der Blattscheide stielartig verschmälert. Die Blattflächen sind einfach grün oder gezeichnet und besitzen auf der Blattunterseite angedrückte Schuppenhaare.
Generative Merkmale
Der Blütenstandsschaft ist oft mehr oder weniger kurz, dadurch überragt bei manchen Arten (beispielsweise Ronnbergia nidularioides, Ronnbergia petersii) der Blütenstand den Blatttrichter nicht oder nur wenig. Die Hochblätter sind meist unscheinbar. Der einfache, ährige Blütenstand ist dicht bis locker.
Die ungestielten, pentazyklischen (fünf Blütenblattkreise), zwittrigen, radiärsymmetrischen Blüten sind dreizählig. Die drei meist blauen Kronblätter besitzen an ihrer Basis keine Schüppchen. Drei Fruchtblätter sind zu einem unterständigen Fruchtknoten verwachsen.
Die bei Reife oft intensiv gefärbten Beeren enthalten zahlreiche Samen. Eine Besonderheit tritt bei Ronnbergia explodens auf, die ihrem Artepitheton recht gibt, da ihre reifen Beeren sich mit einem lauten Knall, also explosionsartig, vom Blütenstand ablösen und die schleimig umhüllten Samen herausspritzen.
Systematik und Verbreitung





Die Gattung Ronnbergia wurde 1874 von Charles Jacques Édouard Morren und Édouard François André in L'illustration horticole, 21, S. 120 mit der Typusart Ronnbergia morreniana Vorlage:Person aufgestellt[1]. Der botanische Gattungsname Ronnbergia ehrt den Direktor für Landwirtschaft und Gartenbau im belgischen Innenministerium Auguste Ronnberg.[2]
Die Verwandtschaft rund um die Gattung Ronnbergia wurde durch Aguirre-Santoro et al. 2016[3] und Aguirre-Santoro 2017[4] untersucht und es ergaben sich wesentliche taxonomische Änderungen mit einem erheblich größeren Umfang dieser Gattung.[5]
Das Verbreitungsgebiet reicht von Costa Rica bis Kolumbien, nördliches Peru und Brasilien.
In der Gattung Ronnbergia gab es 2008 etwa 14 Arten,[6] seit 2017 sind es etwa 22 Arten[4]:[5][7]
- Ronnbergia aciculosa Vorlage:Person (Syn.: Aechmea aciculosa Vorlage:Person): Diese Neukombination erfolgte 2017. Sie gedeiht als Epiphyt in Küstengebieten in Tiefland- und tiefergelegenen Berg-Regenwäldern in Ecuador.[5]
- Ronnbergia allenii Vorlage:Person (Syn.: Aechmea allenii Vorlage:Person): Diese Neukombination erfolgte 2017. Sie gedeiht als Epiphyt in Höhenlagen von 900 bis 1000 Metern in Panama (Cocle, Panama).[5]
- Ronnbergia campanulata Vorlage:Person: a) Dieser terrestrisch wachsende Endemit ist nur vom Typusstandort in den nordwestlichen Cordillera del Cóndor oberhalb des Río Zamora bekannt. Sie wurde seit 1972 kein weiteres Mal gefunden und das Verbreitungsgebiet scheint sehr klein zu sein, dabei ist das Gebiet durch Holzeinschlag beeinträchtigt. Dies führt zu einer Einstufung in der Roten Liste der IUCN als „stark gefährdet“ (= „Endangered“).[8] b) Sie gedeiht epiphytisch in Höhenlagen von etwa 1950 Metern in Ecuador nur in Morona-Santiago.[5]
- Ronnbergia columbiana Vorlage:Person: a) Sie kommt von Kolumbien bis ins nördliche Peru vor.[9] b) Sie gedeiht im dichten Regenwald in Höhenlagen von etwa 270 Metern in Peru nur im Departamento Amazonas.[5]
- Ronnbergia deleonii Vorlage:Person: Sie kommt in Ecuador und in Kolumbien nur in Narino vor. Sie gedeiht als Epiphyt im Unterwuchs feuchter Bergregenwälder in Höhenlagen von 550 bis 1150 Metern.[5]
- Ronnbergia drakeana Vorlage:Person (Syn.: Aechmea drakeana Vorlage:Person): Diese Neukombination erfolgte 2017. Sie gedeiht als Epiphyt in feuchten Bergregenwäldern in Höhenlagen von 600 bis 2000 Metern in Ecuador und Peru.[5]
- Ronnbergia explodens Vorlage:Person: Sie gedeiht terrestrisch und epiphytisch im unteren Bereich der Stämme im Nebelwald in Höhenlagen von 900 bis 1450 Metern mit Fundorten in Panama und im nördlichen Peru.[5]
- Ronnbergia fraseri Vorlage:Person (Syn.: Aechmea fraseri Vorlage:Person): Diese Neukombination erfolgte 2017. Sie gedeiht terrestrisch in Höhenlagen von 1440 bis 1500 Metern in Ecuador und Peru.[5]
- Ronnbergia germinyana Vorlage:Person (Syn.: Aechmea germinyana Vorlage:Person): Diese Neukombination erfolgte 2017.: Sie gedeiht terrestrisch und epiphytisch in feuchten Bergregenwäldern in Höhenlagen von 0 bis 1740 Metern in Panama und Kolumbien.[5]
- Ronnbergia hathewayi Vorlage:Person: Sie gedeiht in Höhenlagen von etwa 800 Metern in Costa Rica nur in Cartago.[5]
- Ronnbergia involucrata Vorlage:Person (Syn.: Aechmea involucrata Vorlage:Person): Diese Neukombination erfolgte 2017.[5]
- Ronnbergia killipiana Vorlage:Person: Sie gedeiht epiphytisch in Höhenlagen von 75 bis 200 Metern in Kolumbien in Choco sowie Narino.[5]
- Ronnbergia maidifolia Vorlage:Person: Sie gedeiht terrestrisch und epiphytisch in Regenwäldern in Höhenlagen von 350 bis 2000 Metern in Panama und Kolumbien.[5]
- Ronnbergia morreniana Vorlage:Person: Sie gedeiht terrestrisch in dicken Lagen von Laubkompost in Höhenlagen von etwa 1050 Metern in Kolumbien.[5]
- Ronnbergia nidularioides Vorlage:Person: Sie gedeiht in dichten, feuchten Wäldern epiphytisch am unteren Bereich von Bäumen oder terrestrisch in großen Beständen in Kolumbien sowie Ecuador.[5]
- Ronnbergia petersii Vorlage:Person: Dieser Endemit gedeiht in Höhenlagen von etwa 760 Metern in Panama nur in Cerro Jefe.[5]
- Ronnbergia subpetiolata Vorlage:Person (Syn.: Aechmea subpetiolata Vorlage:Person): Diese Neukombination erfolgte 2017. Dieser Endemit gedeiht feuchten Bergregenwäldern in Höhenlagen von 1700 bis 1800 Metern nur im kolumbianischen Departamento del Cauca.[5]
- Ronnbergia tonduzii Vorlage:Person (Syn.: Aechmea tonduzii Vorlage:Person): Diese Neukombination erfolgte 2017. Sie gedeiht feuchten Bergregenwäldern in Höhenlagen von 200 bis 2500 Metern von Costa Rica über Panama und Kolumbien bis Ecuador.[5]
- Ronnbergia veitchii Vorlage:Person (Syn.: Aechmea veitchii Vorlage:Person): Diese Neukombination erfolgte 2017. Sie gedeiht im Unterholz feuchter Bergregenwälder in Höhenlagen von 800 bis 2600 Metern von Costa Rica über Panama und Kolumbien bis Peru.[5]
- Ronnbergia viridispica Vorlage:Person (Syn.: Aechmea viridispica Vorlage:Person): Diese Neukombination erfolgte 2017. Dieser Endemit gedeiht feuchten Bergregenwäldern in Höhenlagen von 1450 bis 1600 Metern nur im kolumbianischen Antioquia.[5]
- Ronnbergia weberbaueri Vorlage:Person (Syn.: Aechmea weberbaueri Vorlage:Person): Diese Neukombination erfolgte 2017. Sie kommt nur im zentralen Peru vor.[5]
- Ronnbergia wuelfinghoffii Vorlage:Person (Syn.: Aechmea wuelfinghoffii Vorlage:Person): Diese Neukombination erfolgte 2017.[5] Sie gedeiht in Höhenlagen von 50 bis 200 Metern in Kolumbien.
In andere Gattungen gestellt wurden:[5]
- Ronnbergia marantoides Vorlage:Person → Lymania marantoides Vorlage:Person[5]
Einige Arten wurde in die 2017 reaktivierte Gattung Wittmackia Vorlage:Person, die etwa 44 Arten enthält, gestellt:[4]
- Ronnbergia brasiliensis Vorlage:Person → Wittmackia brasiliensis Vorlage:Person: Diese Neukombination erfolgte 2017.[5][4]
- Ronnbergia carvalhoi Vorlage:Person: Sie gedeiht epiphytisch in Höhenlagen von 50 bis 100 Metern nur im brasilianischen Bundesstaat Bahia. → Wittmackia carvalhoi Vorlage:Person: Diese Neukombination erfolgte 2017.[5][4]
- Ronnbergia neoregelioides Vorlage:Person: Sie gedeiht epiphytisch im brasilianischen Mata Atlântica in Höhenlagen von etwa 800 Metern nur im brasilianischen Bundesstaat Bahia. → Wittmackia neoregelioides Vorlage:Person: Diese Neukombination erfolgte 2017.[5][4]
- Ronnbergia silvana Vorlage:Person: Sie wurde 2003 aus dem brasilianischen Bundesstaat Bahia erstbeschrieben. Sie gedeiht epiphytisch und lithophytisch. → Wittmackia silvana Vorlage:Person: Diese Neukombination erfolgte 2017.[5][4]
Quellen
Literatur
- Werner Rauh: Bromelien. Eugen Ulmer Verlag, Stuttgart, 1990. ISBN 3-8001-6371-3 (Ronnbergia S. 404–405)
- Julián Aguirre-Santoro, Fabián A. Michelangeli, Dennis W.Stevenson: Molecular phylogenetics of the Ronnbergia Alliance (Bromeliaceae, Bromelioideae) and insights into their morphological evolution. In: Molecular Phylogenetics and Evolution, Volume 100, Juli 2016, S. 1–20. Vorlage:DOI
- Julián Aguirre-Santoro: Taxonomy of the Ronnbergia Alliance (Bromeliaceae: Bromelioideae): new combinations, synopsis, and new circumscriptions of Ronnbergia and the resurrected genus Wittmackia. In: Plant Systematics and Evolution, Volume 303, Issue 5, Mai 2017, S. 615–640. Vorlage:DOI
- E. M. C. Leme, L. J. C. Kollmann: New species and a new combination of Brazilian Bromeliaceae. In: Phytotaxa, Volume 16, 2011, S. 1–36.
Einzelnachweise
- ↑ Erstbeschreibung eingescannt bei biodiversitylibrary.org.
- ↑ Jason R. Grant: An Annotated Catalogue of the Generic Names of the Bromeliaceae. In: The Marie Selby Botanical Gardens, 1998. (Herkunft der Gattungsnamen in der Familie der Bromeliaceae in englischer Sprache) online.
- ↑ Julián Aguirre-Santoro, Fabián A. Michelangeli, Dennis W.Stevenson: Molecular phylogenetics of the Ronnbergia Alliance (Bromeliaceae, Bromelioideae) and insights into their morphological evolution. In: Molecular Phylogenetics and Evolution, Volume 100, Juli 2016, S. 1–20. Vorlage:DOI
- ↑ 4,0 4,1 4,2 4,3 4,4 4,5 4,6 Julián Aguirre-Santoro: Taxonomy of the Ronnbergia Alliance (Bromeliaceae: Bromelioideae): new combinations, synopsis, and new circumscriptions of Ronnbergia and the resurrected genus Wittmackia. In: Plant Systematics and Evolution, Volume 303, Issue 5, Mai 2017, S. 615–640. Vorlage:DOI
- ↑ 5,00 5,01 5,02 5,03 5,04 5,05 5,06 5,07 5,08 5,09 5,10 5,11 5,12 5,13 5,14 5,15 5,16 5,17 5,18 5,19 5,20 5,21 5,22 5,23 5,24 5,25 5,26 5,27 5,28 5,29 Eric J. Gouda, Derek Butcher, Kees Gouda: Encyclopaedia of Bromeliads, Version 4, 2018. In „Species Index“ oder „synonyms“ auf Ronnbergia klicken zuletzt eingesehen am 5. April 2021
- ↑ Harry E. Luther: An Alphabetical List of Bromeliad Binomials, XIV - 2014 in The Marie Selby Botanical Gardens, Sarasota, Florida, USA. Veröffentlicht durch The Bromeliad Society International.
- ↑ Eric J. Gouda, Derek Butcher (fortlaufend updated): A List of Accepted Bromeliaceae Names. online, University Botanic Gardens, Utrecht. zuletzt eingesehen am 5. April 2021
- ↑ Vorlage:IUCN
- ↑ Vorlage:IUCN