Kovarianzanalyse (Strukturanalyse)

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Die Kovarianzanalyse ist in der Strukturmechanik eine Methode für die Untersuchung von Tragwerken, die durch eine stochastische dynamische Last beansprucht werden. Mit ihr werden statistische Kennwerte (Varianzen und Kovarianzen) bestimmt, um die Beanspruchung der Tragwerks beurteilen.

Beschreibung

Die Kovarianzanalyse verwendet eine Filterdarstellung der Belastung: die Lastzeitreihe wird analysiert und ein Formfilter identifiziert. Grundlage hiervon sind die Verwandten der spektralen Leistungsdichte im Zeitbereich, die Korrelationsfunktionen. Ergebnis der Kovarianzanalyse sind die Varianzen und Kovarianzen der Tragwerksantwort von allen Strukturfreiheitsgraden.

Filterdarstellung

Grundlage der Kovarianzanalyse ist die gleichwertige Darstellung von Last und Tragwerk als Filter. Für die Last wird ein Formfilter 𝐒1(𝐀1,𝐁1,𝐂1,𝐃1) identifiziert, und die Tragwerksdaten werden in Zustandsraumdarstellung zu einem Strukturfilter 𝐒2(𝐀2,𝐁2,𝐂2,𝐃2) umgeformt. Dann können die beiden Filtermodelle zu einem Gesamtfilter 𝐒G(𝐀G,𝐁G,𝐂G,𝐃G) kombiniert werden, das gaußisches weißes Rauschen als Systemeingang hat.

Lyapunovgleichung

Aus mathematischer Sicht entspricht die Kovarianzanalyse einer Lösung der kontinuierlichen Lyapunovgleichung:

𝐀G𝐏zGzG+𝐏zGzG𝐀GT+𝐁G𝐁GT=0

Dabei sind 𝐀G und 𝐁G die Systemmatrizen des Gesamtfilters und 𝐏zGzG ist die mit dem Zustandsvektor des Systems

𝐳G(t)=(𝐱(t)𝐱˙(t)𝐳1(t))

korrespondierende Kovarianzmatrix. 𝐱(t) und 𝐱˙(t) der Verschiebungsvektor beziehungsweise der Geschwindigkeitsvektor der Struktur. 𝐳1(t) ist der Systemvektor des Lastfilters. Die Kovarianzmatrix enthält unter anderem die Varianzen und Kovarianzen der Tragwerksverschiebungen 𝐏xx und Tragwerksgeschwindigkeiten 𝐏x˙x˙.

𝐏zGzG=(𝐏xx𝐏xx˙𝐏xz1𝐏x˙x𝐏x˙x˙𝐏x˙z1𝐏z1x𝐏z1x˙𝐏z1z1)

Berechnung höherer spektraler Momente

Durch Erwartungswertbildung kann aus der Kovarianzmatrix 𝐏zGzG die Matrix 𝐏z˙Gz˙G gewonnen werden, welche die Varianzen und Kovarianzen der Tragwerksbeschleunigungen 𝐏x¨x¨ enthält:

Pz˙Gz˙G=E[𝐳˙G𝐳˙GT]=𝐀GE[𝐳G𝐳GT]𝐀GT+𝐀GE[𝐳G𝐰T]𝐁GT+𝐁GE[𝐰𝐳GT]𝐀GT+𝐁GE[𝐰𝐰T]𝐁GT=𝐀G𝐏zGzG𝐀GT+𝐁G𝐁GT

Die Matrix Pz˙Gz˙G ist folgendermaßen aufgebaut:

𝐏z˙Gz˙G=(𝐏x˙x˙𝐏x˙x¨𝐏x˙z˙1𝐏x¨x˙𝐏x¨x¨𝐏x¨z˙1𝐏z˙1x˙𝐏z˙1x¨𝐏z˙1z˙1)

Die Varianzen für Tragwerksverschiebungen, Tragwerksgeschwindigkeiten und Tragwerksbeschleunigungen sind die spektralen Momente der Tragwerksverschiebungen. Für die Bestimmung der Tragwerksschnittgrößen und -spannungen können noch höhere spektrale Momente berechnet werden. Die spektralen Momente bilden die Grundlage für verschiedene Nachweisverfahren der stochastischen Strukturanalyse, beispielsweise für die Berechnung der Schädigungen beim Ermüdungsnachweis. Viele analytische Methoden zur Bestimmung der Zyklenanzahl (Rice, Dirlik) verwenden die spektralen Momente.

Weitere Methoden der stochastischen dynamischen Strukturanalyse

Zeitbereichsintegration

Diese Methode (nach der englischen Bezeichnung auch Time-History-Verfahren genannt) beruht auf einer Integration der Bewegungsgleichung. Wie jeder dynamische Vorgang, so können auch stochastische Belastungen auf diese Art gerechnet werden. Um statistisch aussagekräftige Ergebnisse zu erhalten, muss allerdings eine lange Zeitreihe analysiert werden, was diese Methode rechenintensiv und zeitaufwändig macht.

PSD-Methode

Dieses Verfahren arbeitet im Frequenzbereich. Grundlage ist die spektrale Leistungsdichte oder Leistungsspektraldichte (engl.: power spectral density / PSD) der Belastung. Vorab muss also eine Umwandlung der Lastzeitreihen erfolgen. Über den Frequenzgang des Systems, der die Tragwerksstruktur beschreibt, wird die Leistungsspektraldichte der Tragwerksantwort (Verschiebung, Schnittgröße, Spannung) berechnet. Diese Methode ist deutlich schneller und statistisch aussagekräftiger als eine Zeitbereichsintegration. Allerdings erhält man als Ergebnis nur das Spektrum der Tragwerksantwort eines Freiheitsgrades. Bei mehreren Antwortfunktionen steigt der Rechenaufwand entsprechend an; man muss vorab wissen, welche Stelle am Tragwerk wichtig ist.

Siehe auch