Mellin-Transformation

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Unter der Mellin-Transformation versteht man eine mit der Fourier-Transformation verwandte Integraltransformation. Sie ist benannt nach dem finnischen Mathematiker Hjalmar Mellin.

Geschichte

Im Gegensatz zur Fourier- und zur Laplace-Transformation, die zum Lösen physikalischer Probleme entwickelt wurden, wurde die Mellin-Transformation in einem mathematischen Kontext entwickelt. Ein erstes Auftreten dieser Integraltransformation findet sich in einer Veröffentlichung von Bernhard Riemann, der sie zur Untersuchung seiner Zeta-Funktion einsetzte. Eine erste systematische Formulierung und Untersuchung der Mellin-Transformation und ihrer Rücktransformation geht auf den finnischen Mathematiker R. Hjalmar Mellin zurück. Im Bereich der speziellen Funktionen entwickelte er Methoden, um hypergeometrische Differentialgleichungen zu lösen und asymptotische Entwicklungen herzuleiten.[1]

Definition

Die Mellin-Transformierte einer auf der positiven reellen Achse definierten Funktion f:+ ist definiert als die Funktion

Mf(s):=0f(t)ts1dt

für komplexe Zahlen s, sofern dieses Integral konvergiert. In der Literatur findet man die Transformierte auch mit einem Normierungsfaktor 1Γ(s), also

1Γ(s)0f(t)ts1dt.

Dabei ist Γ die Gamma-Funktion.

Rücktransformation

Unter den folgenden Bedingungen ist die Rücktransformation

f(x)=12πicic+iMf(s)xsds

von Mf(s) zu f(x) für jedes reelle c mit b>c>a>0 möglich. Hierbei seien a und b zwei positive reelle Zahlen.

  • das Integral Mf(s)=0f(x)xs1dx ist in dem Streifen S={s | a<(s)<b} absolut konvergent
  • Mf(s) ist in dem Streifen S={s | a<(s)<b} analytisch
  • der Ausdruck Mf(c±it) strebt für t und jedem beliebigen Wert c zwischen a und b gleichmäßig gegen 0
  • die Funktion f(x) ist auf der positiven reellen Achse stückweise stetig, wobei im Falle unstetiger Sprungstellen jeweils der Mittelwert der beidseitigen Grenzwerte genommen werden soll (Treppenfunktion)

Beziehung zur Fourier-Transformation

Die Mellin-Transformation ist eng verwandt mit der Fourier-Transformation. Substituiert man nämlich im obigen Integral t=ex, setzt man F(x)=f(ex) und bezeichnet man die inverse Fourier-Transformierte der Funktion F mit F^, so ist für reelle s

Mf(is)=2πF^(s).

Beispiel zur Dirichletreihe

Mittels der Mellin-Transformation lassen sich eine Dirichletreihe f und eine Potenzreihe F zueinander in Beziehung setzen. Es seien

f(s)=n=1anns und F(z)=n=1anzn

mit den gleichen an. Dann gilt

f(s)=1Γ(s)0F(et)ts1dt.

Setzt man hierin zum Beispiel alle an=1, so ist f die Riemannsche Zetafunktion, und man erhält

ζ(s)=1Γ(s)0ts1et1dt

für Re(s)>1.

Literatur

  • M. Koecher, A. Krieg, Elliptische Funktionen und Modulformen, Springer-Verlag Berlin Heidelberg New York 1998, ISBN 3-540-63744-3.
  • E. C. Titchmarsh, Introduction to the Theory of Fourier Integrals, Chelsea Publishing Company, 3. Auflage 1986, ISBN 978-0-8284-0324-5.
  • D. Zagier, Zetafunktionen und quadratische Körper, Springer-Verlag Berlin Heidelberg New York 1981, ISBN 3-540-10603-0.

Einzelnachweise