Zweipunktverteilung

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Die Zweipunktverteilung ist eine Wahrscheinlichkeitsverteilung in der Stochastik. Sie ist eine einfache diskrete Wahrscheinlichkeitsverteilung, die auf einer zweielementigen Menge {a,b} definiert wird. Bekanntester Spezialfall ist die Bernoulli-Verteilung, die auf {0,1} definiert ist.

Definition

Eine Zufallsvariable X auf {a,b} mit a<b heißt zweipunktverteilt, wenn

P(X=a)=1p und P(X=b)=p ist.

Die Verteilungsfunktion ist dann

FX(t)={0 falls t<a1p falls t[a,b)1 falls tb

Eigenschaften

Sei im Folgenden q=1p.

Erwartungswert

Der Erwartungswert einer zweipunktverteilten Zufallsgröße ist

E(X)=(1p)a+pb=qa+pb.

Varianz und weitere Streumaße

Für die Varianz gilt

V(X)=E((XE(X))2)=pq(ba)2.

Demnach ist die Standardabweichung

σX=(ba)pq

und der Variationskoeffizient

VarK(X)=(ba)pqqa+pb.

Symmetrie

Ist p=12, so ist die Zweipunktverteilung symmetrisch um ihren Erwartungswert.

Schiefe

Die Schiefe der Zweipunktverteilung ist

v(X)=12ppq.

Wölbung und Exzess

Der Exzess der Zweipunktverteilung ist

γ(X)=16pqpq

und damit ist die Wölbung

β2(X)=13pqpq.

Höhere Momente

Die k-ten Momente ergeben sich als

E(Xk)=qak+pbk.

Dies kann beispielsweise mit der momenterzeugenden Funktion gezeigt werden.

Modus

Der Modus der Zweipunktverteilung ist

xD={afalls q>pa und bfalls q=pbfalls q<p

Median

Der Median der Zweipunktverteilung ist

m~={afalls qpbfalls q<p

Wahrscheinlichkeitserzeugende Funktion

Sind a,b0, so ist die wahrscheinlichkeitserzeugende Funktion

mX(t)=qta+ptb.

Momenterzeugende Funktion

Die momenterzeugende Funktion ist für beliebiges a,b gegeben als

MX(t)=qeat+pebt.

Charakteristische Funktion

Die charakteristische Funktion ist für beliebiges a,b gegeben als

φX(t)=qeiat+peibt.

Konstruktion der Verteilung zu vorgegebenen Parametern

Sind Erwartungswert m, Standardabweichung s und Schiefe t vorgegeben, erhält man wie folgt eine passende Zweipunktverteilung:

p=(1+t/4+t2)/2,
q=1p,
a=msq/p,
b=m+sp/q.

Summen von zweipunktverteilten Zufallsvariablen

Die Zweipunktverteilung ist für p(0,1) nicht reproduktiv. Das heißt, wenn X1,X2 zweipunktverteilt sind, dann ist X1+X2 nicht mehr zweipunktverteilt. Einzige Ausnahme ist der degenerierte Fall mit p=1 (bzw. q=1). Dann handelt es sich um eine Dirac-Verteilung auf b (bzw. auf a), die entsprechend reproduktiv und sogar unendlich teilbar ist.

Beziehung zu anderen Verteilungen

Beziehung zur Bernoulli-Verteilung

Eine Zweipunktverteilung auf {0,1} ist eine Bernoulli-Verteilung.

Beziehung zur Rademacher-Verteilung

Die Rademacher-Verteilung ist eine Zweipunktverteilung mit a=1,b=1,p=q=12.

Literatur

  • Thomas Mack: Versicherungsmathematik. 2. Auflage. Verlag Versicherungswirtschaft, 2002, ISBN 388487957X.
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