Jordan-Maß

Aus testwiki
Version vom 22. November 2021, 19:17 Uhr von 141.100.184.36 (Diskussion) (Definition: entf. "a <= b" - keine Standarddefinition (Vektoren kann man nicht ordnen; gemeint ist wohl a_i<=b_i für alle i) und hier eigentlich nicht nötig (für a_i>b_i ist ]a_i, b_i] die leere Menge, die nicht ausgeschlossen werden muss)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Das Jordan-Maß ist ein mathematischer Begriff aus der Maßtheorie. Dieser geht auf Marie Ennemond Camille Jordan zurück, welcher ihn im Jahr 1890 aufbauend auf Arbeiten von Giuseppe Peano entwickelte. Mit dem Jordan-Maß kann man gewissen beschränkten Teilmengen des n einen Inhalt zuordnen und erhält einen Integralbegriff, der dem riemannschen Integralbegriff analog ist.

Definition

Eine Menge A2 (mit blauem Rand) wird einmal durch Teilmengen (wie die Menge mit grünem Rand) und einmal durch Obermengen (wie die Menge mit lila Rand) aus 𝒥2 angenähert.

Es bezeichne für a=(a1,,an),b=(b1,,bn)n

[a,b[:=i=1n[ai,bi[

das halboffene n-dimensionale Hyperrechteck und

Jn:={[a,b[:a,bn}

die Menge aller solcher Hyperrechtecke. Zur Definition können alternativ auch halboffene Intervalle der Form ]a,b] verwendet werden. Weiter sei

𝒥n:={k=1mIk:I1,,ImJn, paarweise disjunkt}

die Menge aller endlichen Vereinigungen von paarweise disjunkten Hyperrechtecken.

Es bezeichne weiter μn den Inhalt, der für alle a,bn mit aibi für alle i=1,,n durch

μn([a,b[)=j=1n(bjaj)

und μn():=0 definiert ist.

Der innere Inhalt einer beschränkten Menge A sei

in_(A):=sup{μn(M):M𝒥n,MA},

ihr äußerer Inhalt sei

in(A):=inf{μn(N):N𝒥n,NA}.

Eine Menge An heißt Jordan-messbar oder quadrierbar, wenn A beschränkt ist und in(A)=in_(A).

Das Jordan-Maß einer Jordan-messbaren Menge A ist durch in(A):=in(A)=in_(A) gegeben.

Gilt in(A)=0 für ein beschränktes An, so ist A Jordan-messbar und wird Jordan-Nullmenge genannt.

Eigenschaften

  1. Das Jordan-Maß ist ein Inhalt und auch σ-additiv (da das Jordan-Maß einer Jordan-messbaren Menge gleich seinem Lebesgue-Maß ist und letzteres σ-additiv ist). Aber abzählbare Vereinigungen von Jordan-messbaren Mengen müssen nicht notwendigerweise Jordan-messbar sein (siehe auch Beispiel 2). Daher ist die Menge der Jordan-messbaren Mengen keine σ-Algebra und das Jordan-Maß im Sinne der Maßtheorie nur ein Prämaß (kein Maß).
  2. Ist An Jordan-messbar, so ist A auch Lebesgue-messbar, und es gilt λn(A)=in(A). Dabei bezeichnet λn(A) das Lebesgue-Maß von A.
  3. Eine Menge An ist genau dann Jordan-messbar, wenn A beschränkt ist und der Rand von A eine Jordan-Nullmenge ist.
  4. Eine beschränkte Menge An ist genau dann Jordan-messbar, wenn λn(A)=λn(A) ist. Dann gilt auch in(A)=λn(A)=λn(A).
  5. Eine kompakte Menge An ist genau dann eine Lebesgue-Nullmenge, wenn A eine Jordan-Nullmenge ist.

Beispiele

  1. Der Einheitskreis im n ist Jordan-messbar, da er beschränkt und sein Rand eine Jordan-Nullmenge ist.
  2. Die Menge A=[0,1] ist nicht Jordan-messbar. Denn für jede Menge AM𝒥1 gilt M= und für jede Menge AN𝒥1 gilt [0,1]N, woraus 0=i1_(A)<i1(A)=1 folgt. Für jedes qA gilt λ1({q})=i1({q})=0. Aufgrund der σ-Additivität des Lebesgue-Maßes gilt λ1(A)=qAλ1({q})=qA0=0. A ist also Lebesgue-Nullmenge. A lässt sich als abzählbare Vereinigung der rationalen Zahlen q in [0,1] darstellen, wobei jede der Mengen {q} Jordan-messbar ist. Da A nicht Jordan-messbar ist, folgt, dass die Jordan-messbaren Mengen keine σ-Algebra bilden. Damit zeigt das Beispiel, dass das Jordan-Maß (auf den Jordan-messbaren-Mengen) kein Maß ist.

Literatur

  • Wolfgang Walter: Analysis (= Grundwissen Mathematik 4). 2. Band. 2. Auflage. Springer, Berlin u. a. 1991, ISBN 3-540-54566-2, S. 224–226.