Hermitesches Polynom

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Plots der ersten fünf Hermiteschen Polynome Hn

Die Hermiteschen Polynome (nach Charles Hermite) sind Polynome mit folgenden äquivalenten Darstellungen:

Hn(x)=(1)nex2dndxnex2,

bzw. Hn(x)=ex2/2(xddx)nex2/2.

Die Hermiteschen Polynome (mit einem festen n) sind Lösungen der Hermiteschen Differentialgleichung, einer linearen Differentialgleichung zweiter Ordnung:

Hn(x)2xHn(x)+2nHn(x)=0(n=0,1,2,).

Explizite Darstellung

Aus der ersten Darstellung erhält man mit der Formel von Faà di Bruno die explizite Darstellung

Hn(x)=(1)nk1+2k2=nn!k1!k2!(1)k1+k2(2x)k1

also

H0(x)=1
H1(x)=2x
H2(x)=(2x)22=4x22
H3(x)=(2x)36(2x)=8x312x
H4(x)=(2x)412(2x)2+12=16x448x2+12

Hermitesche Polynome lassen sich durch folgende Rekursionsformeln berechnen (n0,H1(x):=0):

Hn+1(x)=2xHn(x)2nHn1(x)
Hn(x)=2nHn1(x)

Da bei jedem Iterationsschritt ein x hinzumultipliziert wird, sieht man schnell, dass Hn(x) ein Polynom von Grade n ist. Der Koeffizient der höchsten Potenz xn ist 2n. Für gerade n treten ausschließlich gerade Potenzen von x auf, entsprechend für ungerade n nur ungerade Potenzen, was sich mathematisch durch die Identität

Hn(x)=(1)nHn(x)

ausdrücken lässt.

Die rekursive Darstellung der o. g. Hermiteschen Polynome lässt sich durch die einfache Substitution n=n+1 auch wie folgt schreiben:

Hn(x)=2xHn1(x)2(n1)Hn2(x)(n=1,2)

Orthogonalität

Die Hermiteschen Polynome erfüllen bezüglich der Gewichtsfunktion ex2 die Orthogonalitätsrelation

+ex2Hn(x)Hm(x)dx=2nn!πδnm.

Das heißt, dass bestimmte reelle Funktionen nach den Hermiteschen Polynomen in eine Reihe entwickelt werden können.

Erzeugende

Eine erzeugende Funktion für die Hermite-Polynome ist

F(x,t)=e2xtt2=n=0tnn!Hn(x) .

Andere Darstellung der Hermiteschen Polynome

Plots der ersten fünf hermiteschen Polynome Hen (Statistiker-Konvention)

Eine andere Definitionsmöglichkeit der Hermiteschen Polynome (Statistiker-Konvention) ist

Hen(x)=2n/2Hn(x/2)=(1)nex2/2dndxnex2/2.

Sie sind bezüglich der Gewichtsfunktion ex2/2 orthogonal

ex2/2Hen(x)Hem(x)dx=2πn!δmn

und erfüllen die Differentialgleichung

yxy+ny=0.

Sie lassen sich rekursiv durch

Hen+1(x)=xHen(x)nHen1(x)

bestimmen.

Binomischer Lehrsatz

Für die Hermiteschen Polynome gilt eine Formel, die eine ähnliche Gestalt hat wie der binomische Lehrsatz. Für a2+b2=1 ist

Hn(ax+by)=k=0n(nk)akbnkHk(x)Hnk(y).

Index mit negativem Wert

Die Ableitung der komplementären Fehlerfunktion 1erf(x)=erfc(x) ist

ddxerfc(x)=2πex2.

Damit kann die Darstellung der Hermiteschen Polynome auch folgendermaßen geschrieben werden:[1]

Hn(x)=π2(1)(n+1)ex2dn+1dxn+1erfc(x),

sodass man für n=1 findet:

H1(x)=π2ex2erfc(x).

Die Funktionen höherer Indizes berechnen sich als:

Hn1(x)=(1)n2n(n)!dndxnH1(x) oder rekursiv Hn1(x)=12nHn(x) mit n=(1,2,3,).

Die so erhaltenen Funktionen genügen wie die Polynome mit positivem Index der hermiteschen Differentialgleichung.

Sie lauten:

H1(x)=12πex2erfc(x)
H2(x)=12(1xπex2erfc(x))
H3(x)=18(2x+(1+2x2)πex2erfc(x))

Anwendungen

Ihre Bedeutung erhalten die Hermite-Polynome durch ihre vielseitige Anwendbarkeit in der Physik. Zum Beispiel werden sie zur Konstruktion der orthonormierten Lösungsfunktionen des quantenmechanischen harmonischen Oszillators benötigt. Diese entsprechen den Hermiteschen Funktionen, die man durch Multiplikation mit der gaußschen Normalverteilung und geeigneter Normierung erhält.

Eine weitere Anwendung finden sie in der Finite-Elemente-Methode als Formfunktionen.

Die Wahrscheinlichkeitsdichte der nicht-zentralen Studentschen t-Verteilung lässt sich ausdrücken mittels Hermitescher Polynomfunktionen, deren Index negative Werte hat.

Siehe auch

Literatur

Einzelnachweise