Greibach-Normalform

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Die Greibach-Normalform ist ein Begriff der theoretischen Informatik, der im Zusammenhang mit kontextfreien Sprachen von Interesse ist. Sie ist nach der US-Informatikerin Sheila A. Greibach benannt und beschreibt eine Normalform der kontextfreien Grammatiken. Jede kontextfreie Grammatik, nach der nicht das leere Wort abgeleitet werden kann, kann in eine Greibach-Normalform transformiert werden. Die herausragende Eigenschaft der Greibach-Normalform ist, dass bei jedem Ableitungsschritt jeweils genau ein Terminalzeichen entsteht. Damit ist sie der natürliche Zwischenschritt bei der Umformung einer kontextfreien Grammatik in einen äquivalenten nichtdeterministischen Kellerautomaten ohne ε-Übergänge.

Eine weitere Normalform für kontextfreie Grammatiken ist die Chomsky-Normalform.

Formale Definition

Sei G eine kontextfreie Grammatik (vgl. Chomsky-Hierarchie), also GTyp2, mit G=(N,Σ,P,S). Dabei sei N die Menge der Nichtterminalsymbole, Σ die Menge der Terminalsymbole, P die Menge von Produktionsregeln und S das Startsymbol. Sei das leere Element εL(G).

G ist in Greibach-Normalform (kurz GNF), wenn alle Produktionen aus P die Form AbB1Bk mit k0 haben, wobei b ein Terminalsymbol ist und A und Bi für i{1,,k} Nichtterminale sind. Das Besondere an dieser Form ist also, dass auf der rechten Seite jeder Produktion genau ein Terminalsymbol gefolgt von beliebig vielen Nichtterminalen steht. Es ist aber insbesondere möglich, dass auf der rechten Seite der Produktion nur ein Terminalsymbol steht.

Mit k{0,1} erhält man eine reguläre Grammatik als Spezialfall einer kontextfreien Grammatik in Greibach-Normalform.

Für alle GTyp2 mit εL(G) gibt es ein GTyp2, mit L(G)=L(G), in Greibach-Normalform.

Ist allerdings (S,ε)P, dann darf S nie auf der rechten Seite einer Produktion vorkommen. Somit ist gewährleistet, dass auch Sprachen, die das leere Wort enthalten, von einer Grammatik in Greibach-Normalform erzeugt werden können.

Konstruktion der GNF

Der folgende Algorithmus überführt eine Grammatik G=(N,Σ,P,S) von der Chomsky-Normalform in die Greibach-Normalform. Der Algorithmus ist von theoretischer Bedeutung, da er zeigt, dass jede kontextfreie Grammatik, nach der nicht das leere Wort abgeleitet werden kann, in eine Greibach-Normalform transformiert werden kann. Die erzeugte Greibach-Normalform ist aber nicht minimal und es existieren Algorithmen mit besserer Laufzeit, die kleine Greibach-Normalformen berechnen.[1]

Notation

Hierbei sind im Folgenden:

  • Ai,BiN,i Nichtterminale (hier repräsentiert Ai bereits vorhandene und Bi im Schema neu eingeführte Nichtterminalsymbole)
  • aΣ Terminale und
  • V=ΣN das Vokabular der Grammatik
  • x,yN* Folgen von Nichtterminalen (z. B. x=A1A2A3)
  • α,βV* Folgen von Terminalen und Nichtterminalen (z. B. x=aA1A2)

Vorbereitung

Zunächst bringt man die Grammatik in Chomsky-Normalform. Für das unten angegebene Schema braucht man eine beliebige totale Ordnung auf den Nichtterminalen. Dazu kann man die vorkommenden Nichtterminale in A1,,An mit n=|N| umbenennen. Hierzu geht man wie folgt vor:

  • Das erste vorkommende Nichtterminal wird in A1 umbenannt.
  • Das zweite vorkommende Nichtterminal wird in A2 umbenannt.
  • Dieses Schema wird fortgesetzt, bis man alle vorkommenden Nichtterminale ersetzt hat.

Beispiel: P={SADE,AaDG,Gb}

  • Die erste vorkommende Variable ist S, und wird deswegen in A1 umbenannt.
  • Die zweite vorkommende Variable ist A, und wird deswegen in A2 umbenannt.
  • führt man diese Schema weiter, kommt man zu P={A1A2A3A4,A2aA3A5,A5b}

Phase 1

In dieser Phase verwendet der Algorithmus die folgenden zwei Formen von Ersetzungen von Regeln. Nach diesem Schritt gilt für alle Regeln AiAjx der Grammatik, dass i<j.

Einsetzen der Produktionen

Mit dieser Ersetzungsregel entfernt der Algorithmus alle Regeln der AiAjx. Die Voraussetzung ist, dass es keine rekursiven Regeln für das Nichtterminal Aj gibt. Die Regeln der Form AiAjx werden dann ersetzt, indem das Nichtterminal Aj durch seine Produktionen ersetzt werden.

Regel1(Ai,Aj)
 für alle AiAjx
    für alle Ajβ
       Füge Aiβx hinzu
    ende
    Entferne AiAjx
 ende

Beispiel: A2A1x mit A1A3|A4 wird zu A2A3x|A4x.

Ersetzen von linksrekursiven Regeln

Linksrekursive Regeln haben die Form AiAix1|Aix2||Aixn|β1|β2||βn, d. h. eine Variable kann wieder auf sich selbst ableiten. Durch wiederholtes Einsetzen sieht man leicht, dass durch linksrekursive Regeln genau der reguläre Ausdruck

Vorlage:Center

erzeugt werden kann. Dies kann leicht anders erreicht werden:

Man ersetzt die Regeln für linksrekursive Ai durch:

Vorlage:Center

und fügt neue Regeln für Bi ein:

Vorlage:Center

Regel2(Ai)
 für alle Aiβ
    Füge AiβBi hinzu
 ende
 für alle AiAix
    Füge Bix hinzu
    Füge BixBi hinzu
    Entferne AiAix
 ende

Algorithmus

Der Algorithmus wendet die obigen zwei Ersetzungsregeln für A1 bis Am an, sodass zunächst immer Regeln der Form AiAjx,i>j ersetzt werden und dann linksrekursive Regeln mit Ai eliminiert werden.

 für i:=1 bis m
    für j:=1 bis i-1
       Regel1(Ai,Aj)
    ende
    Regel2(Ai)
 ende

Ab jetzt gibt es nur noch Regeln der Form AiAjx,i<j oder der Form Aix. Insbesondere gilt, dass alle Am Regeln auf der rechten Seite mit einem Terminalsymbol beginnen.

Phase 2

In diese Phase werden alle Regeln über die Nichtterminale Ai in die Form AiaN* transformiert. Der Algorithmus beginnt bei den Am1 Regeln und ersetzt Regeln, die mit einem Nichtterminal beginnen werden, indem die Produktionen des Nichtterminals eingesetzt werden. Hier wird ausgenutzt, dass wenn Ai Regeln betrachtet werden, die Aj Regeln für j>i schon in der gewünschten Form sind.

 für i:=m-1 bis 1
    für j:=i+1 bis m
         Regel1(Ai,Aj)
    ende
 ende

Phase 3

Im letzten Schritt werden alle Regeln über die neuen Nichtterminale Bi in die Greibach-Normalform transformiert. Regeln, die mit einem Nichtterminal beginnen, werden ersetzt, indem die Produktionen dieses Nichtterminals eingesetzt werden.

 für alle BiAjx
    für alle Ajβ
       Füge Biβx hinzu
    ende
    Entferne BiAjx
 ende

Hier wird ausgenutzt, dass die Aj Regeln alle schon in Greibach-Normalform sind und die Bi nie als erstes Symbol der rechten Seite einer Regel auftreten.

Eine strengere Variante der Greibach-Normalform

Es ist auch möglich, die Produktionen einer kontextfreien Grammatik so in Greibach-Normalform umzuformen, dass auf jeder rechten Seite maximal 2 Variablen vorkommen. Die resultierenden Produktionen haben dann also die Form Aia, AiaV oder AiaV1V2.

Konstruktion eines Kellerautomaten aus der GNF

Um aus einer Grammatik G=(N,T,P,S) in GNF einen Kellerautomaten M=(Z,Σ,Γ,δ,q0,Z0,F) zu konstruieren, wähle die Zustandsmenge von M als Z={q0}, das Kelleralphabet Γ=N, das Bandalphabet Σ=T, das Kellerstartsymbol Z0=S und die Menge der Endzustände F=. Als Übergangsrelation wähle δ(q0,a,A)={(q0,x):(Aax)P}. M akzeptiert über leeren Keller. Beweis per Induktion[2].

Literatur

Einzelnachweise