Toeplitz-Operator

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Toeplitz-Operatoren werden im mathematischen Teilgebiet der Funktionalanalysis, genauer in der Operatortheorie, untersucht. Es handelt sich um stetige lineare Operatoren auf einem Hilbertraum, deren Matrix bezüglich einer festen Orthonormalbasis eine bestimmte Struktur hat. Sie sind nach Otto Toeplitz benannt.

Definition

Es sei H ein -Hilbertraum mit einer Orthonormalbasis (en)n0. Ein stetiger, linearer Operator T auf H heißt Toeplitz-Operator, falls Ten,em=Ten+k,em+k für alle m,n,k, wobei , das Skalarprodukt des Hilbertraums sei.[1]

Aus obiger Definition folgt, dass es Zahlen ti gibt, so dass Ten,em=tnm für alle n,m. Da die Ten,em die Matrixkomponenten der Matrixdarstellung von T bezüglich der Orthonormalbasis (en)n0 sind, ist die Toeplitz-Eigenschaft äquivalent dazu, dass die Matrix auf der Hauptdiagonalen und allen Nebendiagonalen jeweils konstant ist, das heißt folgende Struktur hat:

(t0t1t2t3t4t1t0t1t2t3t2t1t0t1t2t3t2t1t0t1t4t3t2t1t0)

Beispiele und Bemerkungen

Offenbar sind der Nulloperator 0H und der identische Operator 1H Toeplitz-Operatoren, denn ihre Matrixdarstellung besteht im ersten Fall nur aus Nullen, im zweiten Fall aus Einsen auf der Diagonalen und sonst nur Nullen.

Der Shiftoperator S, der durch enen+1 für alle n festgelegt ist, und dessen Adjungierte S* sind Toeplitz-Operatoren[2][3], denn ihre Matrixdarstellungen sind

(0000100001000010)   bzw.   (0100001000010000).

Für einen beliebigen Operator T gilt offenbar S*TSen,em=TSen,Sem=Ten+1,em+1 und man liest folgende Charakterisierung ab:

  • Ein stetiger, linearer Operator T ist genau dann ein Toeplitz-Operator, wenn S*TS=T.[4][5]

Daraus oder aus der Matrixdarstellung folgt, dass die Menge der Toeplitz-Operatoren ein abgeschlossener Unterraum in der C*-Algebra L(H) der stetigen, linearen Operatoren auf H ist, der zudem bezüglich der Adjunktion abgeschlossen ist.[6]

Ist H ein endlichdimensionaler Raum, also ohne Einschränkung n mit der kanonischen Basis, so erhält man den Begriff der Toeplitz-Matrix. In diesem Artikel geht es um Operatoren auf unendlich-dimensionalen, separablen Hilberträumen.

Laurent-Operatoren

Erweitert man den Hilbertraum H mit Orthonormalbasis (en)n0 zu einem Hilbertraum H~ mit einer Orthonormalbasis (en)n, das heißt die in H gegebene Orthonormalbasis wird um en mit negativen Indizes n<0 verlängert, so nennt man Operatoren TL(H~) Laurent-Operatoren, falls Ten,em=Ten+k,em+k für alle m,n,k gilt. Die Matrixdarstellungen haben eine ganz ähnliche Form wie die der Toeplitz-Operatoren, das heißt sie haben auf der Haupt- und den Nebendiagonalen konstante Werte, sie sind allerdings auch nach links und oben unendlich ausgedehnt. Daraus ergibt sich:

Hardy-Räume

Besonders elegant wird die Theorie, wenn man als Hilbertraum den Hardy-Raum H2 der Elemente aus L2(𝕋) mit verschwindenden negativen Fourier-Koeffizienten nimmt, wobei 𝕋:={z|z|=1} die Einheitskreislinie sei. Man betrachtet dort die Orthonormalbasis der Funktionen en:zzn,n0, die man oft einfach mit zn bezeichnet. Man kann zeigen, dass en,zzn,n eine Orthonormalbasis von L2(𝕋) ist, dann ist H2 der von (en)n0 erzeugte abgeschlossene Unterraum. Viele Autoren betrachten nur die Toeplitz-Operatoren auf dem Hardy-Raum mit der Orthonormalbasis zn,n0 als Toeplitz-Operatoren. Da man zwei Hilberträume mit abzählbarer Orthonormalbasis nach dem Satz von Riesz-Fischer (unter Beibehaltung vorgegebener Orthonormalbasen) unitär aufeinander abbilden kann, sind alle Toeplitz-Operatoren unitär äquivalent zu solchen auf dem Hardy-Raum mit der Orthonormalbasis zn,n0. Auf dem Hardy-Raum hat man zusätzliche Struktur, die die Untersuchung der Toeplitz-Operatoren erleichtert, daher beschränken wir uns im Folgenden auf diese Situation.

Symbole

Ist f eine wesentlich beschränkte, messbare Funktion 𝕋, so ist der Multiplikationsoperator Lf:L2(𝕋)L2(𝕋),φfφ ein Laurent-Operator mit Matrixkoeffizienten ti,j=aij, wobei f=nanen die Fourier-Entwicklung von f sei.

Ist P:L2(𝕋)H2 die Orthogonalprojektion, so ist die Kompression Tf:=PLf|H2:H2H2,φP(fφ) ein Toeplitz-Operator. Man kann zeigen, dass dies schon alle Toeplitz-Operatoren sind, genauer gilt:

  • Die Zuordnung fTf ist eine surjektive, lineare Isometrie vom Raum L(𝕋) auf den Raum der Toeplitz-Operatoren. Es gilt Tf=f und das ist auch gleich dem Spektralradius von Tf. Ferner gilt für die Adjunktion (Tf)*=Tf, wobei der Oberstrich für die komplexe Konjugation steht.[8][9]

Ist T ein Toeplitz-Operator auf H2, so gibt es also ein (fast überall) eindeutig bestimmtes fL(𝕋) mit T=Tf. Man nennt f das Symbol von T.

Beispielsweise ist id𝕋 das Symbol des Shiftoperators, denn in der Orthonormalbasis zn ist der Shiftoperator nichts anderes als die Multiplikation mit z.

Multiplikation

Das Produkt zweier Toeplitz-Operatoren ist im Allgemeinen nicht wieder ein Toeplitz-Operator. Beispielsweise sind der Shiftoperator S und seine Adjungierte S* Toeplitz-Operatoren, aber das Produkt SS* ist die Orthogonalprojektion auf den von (en)n=1,2,3, erzeugten abgeschlossenen Unterraum, hat also die Matrix-Darstellung

(0000010000100001)

und ist daher kein Toeplitz-Operator, denn die Werte auf der Hauptdiagonalen sind nicht konstant.

Wir nennen einen Toeplitz-Operator analytisch, wenn sein Symbol aus H:=L2(𝕋)H2 ist, und wir nennen ihn co-analytisch, wenn T* analytisch ist.[10] Damit gilt:

  • Das Produkt TfTg zweier Toeplitz-Operatoren Tf und Tg ist genau dann wieder ein Toeplitz-Operator, wenn Tf co-analytisch oder Tg analytisch ist. In diesem Fall gilt TfTg=Tfg.[11]

Spektren

Wie bereits oben erwähnt, ist der Spektralradius eines Toeplitz-Operators stets gleich der Operatornorm. Insbesondere gibt es außer dem Nulloperator keine quasinilpotenten Toeplitz-Operatoren. Toeplitz-Operatoren mit reellem Spektrum sind selbstadjungiert.

Eine Beschreibung des Spektrums eines Toeplitz-Operators in Abhängigkeit des Symbols kann man für analytische Toeplitz-Operatoren erhalten. Ist fH, so gibt es eine eindeutig bestimmte holomorphe Funktion f~ auf dem offenen Einheitskreis 𝔻, deren Randwerte gerade f sind (fast überall). Für solche Operatoren gilt folgende Formel für ihr Spektrum

σ(Tf)=f~(𝔻),

wobei der Oberstrich für die Abschlussbildung in steht.[12]

Ist das Symbol f:𝕋 nur stetig, so gilt

σ(Tf)=f(𝕋){λf(𝕋)wind(fλ)=0}.[13]

Dabei ist wind(fλ) die Windungszahl der Funktion fλ:𝕋,zf(z)λ, die für λf(𝕋) wohldefiniert ist, da dann die Funktion fλ keine Nullstellen hat.

Semikommutatoren

Je zwei Toeplitz-Operatoren kommutieren im Allgemeinen nicht, wie man leicht am Beispiel des Shiftoperators sieht, denn S*S=1H2 und SS* ist eine Orthogonalprojektion auf einen echten Teilraum, wie oben bereits erwähnt. Neben den Kommutatoren [Tf,Tg] betrachtet man die sogenannten Semikommutatoren

[Tf,Tg):=TfTgTfg.[14]

Diese sind wegen der oben beschriebenen fehlenden Multiplikativität der Zuordnung fTf im Allgemeinen vom Nulloperator verschieden. Das Beispiel des Shiftoperators S=Tz, wobei z für id𝕋 steht, zeigt

[S*,S)=S*STzz=S*ST1=1H21H2=0H2,

aber

[S,S*)=SS*Tzz=SS*T1=SS*1H2=,e0e0

ist das Negative der eindimensionalen Projektion auf den Unterraum e0. Es gilt folgender Satz:

  • Ist fL(𝕋) und ist gC(𝕋), das heißt stetig, so sind die Semikommutatoren [Tf,Tg) und [Tg,Tf) kompakt.[15][16]

Bezeichnet K(H2) das Ideal der kompakten Operatoren, so ergibt sich aus diesem Satz, dass {Tf+KfC(𝕋),KK(H2)} eine Algebra ist. Es handelt sich sogar um eine C*-Algebra, die sogenannte Toeplitz-Algebra.[17]

Literatur

Einzelnachweise

  1. Halmos, S. 136
  2. Halmos, S. 136
  3. Nikolski, Beispiel 2.1.7 (1)
  4. Halmos, Absatz 194, Korollar 1
  5. Nikolski, Absatz 2.1.6
  6. Halmos, Absatz 195
  7. Halmos, Absatz 193
  8. Halmos, Absatz 194 und Absatz 196, Korollar 1
  9. Nikolski, Theorem 2.1.5
  10. Nikolski, Absatz 2.1.7 (3)
  11. Halmos, Absatz 195
  12. Halmos, Absatz 197
  13. Davidson, Korollar V.1.8
  14. Nikolski, S. 96, S. 103
  15. Nikolski, Theorem 3.1.5
  16. Davidson, Korollar V.1.4
  17. Davidson, Theorem V.1.5

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