Normalordnung

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In der Quantenfeldtheorie bezeichnet die Normalordnung (auch Wick-Ordnung oder Normalprodukt) den Zustand, in welchem alle Erzeugungsoperatoren links der Vernichtungsoperatoren stehen. Analog wird die Antinormalordnung definiert, wenn die Vernichtungsoperatoren links der Erzeugungsoperatoren stehen.

Notation

Die Notation :O^: bezeichnet die Normalordnung von O^, wobei O^ ein beliebig angeordnetes Produkt von Erzeugungs- und Vernichtungsoperatoren (oder Quantenfeldern) ist. Alternativ wird auch die Notation 𝒩(O^) benutzt.

Bosonen

Bei Verwendung der bosonischen Erzeugungs- und Vernichtungsoperatoren wird die folgende Notation verwendet:

  • b^: Erzeugungsoperator.
  • b^: Vernichtungsoperator.

Diese erfüllen die typischen Kommutatorrelationen für Bosonen.

Beispiele

1. Das einfachste Beispiel ist :b^b^::

:b^b^:=b^b^.

Hier wird b^b^ nicht verändert, weil der Ausdruck bereits in der Normalordnung vorliegt. Der Erzeugungsoperator b^ steht bereits links des Vernichtungsoperator b^.

2. Ein interessanteres Beispiel ist die Normalordnung von b^b^:

:b^b^:=b^b^.

Hier wird durch die Normalordnungs-Operation der Ausdruck umgeordnet, sodass b^ links von b^ steht.

Diese beiden Ergebnisse können zusammen mit den oben genannten Kommutatorrelationen zu

b^b^=b^b^+1=:b^b^:+1.

oder

b^b^:b^b^:=1.

zusammengefasst werden. Diese Gleichung wird bei der Definition der Kontraktionen im Wick-Theorem benutzt.

3. Falls mehrere Operatoren beteiligt sind, so ergibt sich:

:b^b^b^b^b^b^b^:=b^b^b^b^b^b^b^=(b^)3b^4.

4. Ein einfaches Beispiel zeigt, dass die Normalordnung keine lineare Operation ist:

b^b^=:b^b^:=:1+b^b^::1:+:b^b^:=1+b^b^

5. Wenn mehrere Bosonen beteiligt sind, so ergibt sich:

  1. :b^1b^2:=b^1b^2
  2. :b^2b^1:=b^1b^2
  3. :b^1b^2b^3:=b^1b^2b^3
  4. :b^2b^1b^3:=b^1b^2b^3
  5. :b^3b^2b^1:=b^1b^2b^3

Fermionen

Einzelne Fermionen

Bei Verwendung von Fermionen werden die Operatoren

  • f^: Fermionischer Erzeugungsoperator,
  • f^: Fermionischer Vernichtungsoperator

benutzt. Diese erfüllen die typischen Antikommutatorrelationen für Fermionen:

[f^,f^]+=0
[f^,f^]+=0
[f^,f^]+=1

wobei [A,B]+AB+BA den Antikommutator definiert. Diese können umgeschrieben werden zu

f^f^=0
f^f^=0
f^f^=1f^f^.

Um die Normalordnung für Fermionen zu definieren, muss die Anzahl der Vertauschungen beachtet werden, da für jede Vertauschung ein Minuszeichen auftritt.

Beispiele

1. Zu Beginn nochmals der einfachste Fall:

:f^f^:=f^f^

Es liegt bereits eine Normalordnung vor. Umgekehrt wird jedoch aufgrund der Vertauschung beider Operatoren ein Minuszeichen eingeführt:

:f^f^:=f^f^

Dies kann zusammen mit den Antikommutatorrelationen benutzt werden um

f^f^=1f^f^=1+:f^f^:

oder

f^f^:f^f^:=1

zu zeigen. Auch diese Gleichung wird im Wick-Theorem benutzt, um die Kontraktion einzuführen.

2. Die Normalordnung jedes komplizierten Falls ergibt Null, da mindestens ein Erzeugungs- oder Vernichtungsoperator zweimal auftritt. Beispielsweise:

:f^f^f^f^:=f^f^f^f^=0

Mehrere Fermionen

Bei der Verwendung von N verschiedenen Fermionen gibt es 2N Operatoren:

  • f^i: der Erzeugungsoperator des i-ten Fermions.
  • f^i: der Vernichtungsoperator des i-ten Fermions.

Wobei i=1,,N.

Diese erfüllen die Kommutatorrelationen:

[f^i,f^j]+=0
[f^i,f^j]+=0
[f^i,f^j]+=δij

wobei i,j=1,,N und δij das Kronecker-Delta bezeichnet.

Dies kann umgeschrieben werden zu:

f^if^j=f^jf^i
f^if^j=f^jf^i
f^if^j=δijf^jf^i.

Beispiele

1. Für zwei verschiedene Fermionen (N=2) ergibt sich

:f^1f^2:=f^1f^2

Da der Ausdruck bereits in Normalordnung vorliegt, ändert sich nichts.

:f^2f^1:=f^1f^2

Hier muss ein Minuszeichen eingefügt werden, da die Ordnung zweier Operatoren vertauscht wurde.

:f^2f^1f^2:=f^1f^2f^2=f^2f^1f^2

Anders als im bosonischen Fall spielt hier die Reihenfolge, in welcher die Operatoren aufgeschrieben werden, eine Rolle.

2. Bei drei verschiedenen Fermionen (N=3) ergibt sich:

:f^1f^2f^3:=f^1f^2f^3=f^1f^3f^2
:f^2f^1f^3:=f^1f^2f^3=f^1f^3f^2
:f^3f^2f^1:=f^1f^3f^2=f^1f^2f^3

Literatur

  • F. Mandl, G. Shaw, Quantum Field Theory, John Wiley & Sons, 1984.
  • Wolfgang Nolting, Grundkurs Theoretische Physik 7, Springer Berlin Heidelberg, 2009