Oberflächlicher Divergenzgrad

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Der oberflächliche Divergenzgrad D, englisch superficial degree of divergence, ist eine Größe in der Quantenfeldtheorie. Der oberflächliche Divergrenzgrad eines 1-Teilchen-irreduziblen Feynman-Diagramms ist die obere Schranke, mit welcher Stärke dieses Diagramm im Ultraviolettbereich divergiert:

  • für D<0 divergiert das Diagramm nicht
  • für D=0 divergiert es höchstens logarithmisch
  • für D>0 divergiert es höchstens polynomiell in der Ordnung D.

Der oberflächliche Divergenzgrad hängt ab von der Struktur der Theorie, also welche fundamentalen Wechselwirkungen zulässig sind, der Dimension der Raumzeit und den äußeren Teilchen des Diagramms.

Eine Theorie, in der nur endlich viele Diagramme einen oberflächlichen Divergenzgrad D0 aufweisen, ist renormierbar oder super-renormierbar, anderenfalls ist sie nicht renormierbar. Der Zusammenhang zwischen der Renormierung und divergierenden Diagrammen wird durch das BPHZ-Theorem hergestellt.

Hintergrund

In Feynman-Diagrammen können Schleifen interner, virtueller Teilchen auftreten, deren Impuls nicht bestimmt ist. Daher muss über diesen Impuls integriert werden. Eine jede Schleife ergibt somit einen Faktor

ddk(2π)d

in d Raumzeitdimensionen.

Andererseits führt jeder interne Propagator, durch den der Schleifenimpuls k fließt, zu einem Faktor k2 für Bosonen und k/1 für Fermionen.

Für den oberflächlichen Divergenzgrad gilt:

D=dL2GBGF

wobei

  • L die Anzahl an Schleifen bezeichnet,
  • GB die Anzahl der bosonischen Propagatoren
  • GF die Anzahl fermionischer Propagatoren,

Mit dem Wissen um die Struktur der Theorie kann dieser Ausdruck in Termen der Anzahl äußerer Teilchen und die Anzahl der Vertices umgeschrieben werden.

Beispiel

In der Quantenelektrodynamik im vierdimensionalen Minkowskiraum gibt es nur einen Vertex. An diesem koppeln zwei Fermionen an ein Boson. Damit ergibt sich der oberflächliche Divergenzgrad in der Quantenelektrodynamik zu

D=432NFNB

mit

  • der Anzahl äußerer Fermionen NF
  • der Anzahl äußerer Bosonen NB.

Daher existieren zehn Diagramme mit D0. Sechs davon sind aufgrund diverser Theoreme (Fermionenzahlerhaltung, Furry-Theorem) identisch Null. Die vier nichtverschwindenden Diagramme sind:

Die Quantenelektrodynamik ist daher eine renormierbare Theorie.

Ferner stellt sich heraus, dass die Ward-Identität den tatsächlichen Divergenzgrad D~ der Photon-Selbstenergie auf D~=0 herabsetzt, die chirale Symmetrie den der Elektron-Selbstenergie auf D~=0 und die Eichinvarianz den der Licht-Licht-Streuung auf D~<0.

Literatur