Lokale Starrheit

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In der Mathematik beschreibt das Konzept Lokale Starrheit die Nicht-Deformierbarkeit von Darstellungen von Gruppen.

Ein stärkerer Starrheitsbegriff ist die (globale) Mostow-Starrheit.

Definition

Sei Γ eine Matrixgruppe, zum Beispiel G=GL(n,) oder G=GL(n,), ΓG ein Gitter und ρ0:ΓG die Inklusion.

Das Gitter ΓG heißt lokal starr, wenn es eine Umgebung von ρ0 in der Darstellungsvarietät Hom(Γ,G) gibt, so dass alle Darstellungen in dieser Umgebung zu ρ äquivalent (d. h. vermittels eines Elementes aus G konjugiert) sind.

Mit einem fest gewählten endlichen Erzeugendensystem Σ von Γ kann man lokale Starrheit wie folgt beschreiben: es gibt eine Umgebung U des neutralen Elements in G, so dass für jeden Homomorphismus ρ:ΓG mit

ρ(σ)σ.U  σΣ

gilt: es gibt ein gG mit

ρ(γ)=gγg1  γΓ.

Kriterien

Eine hinreichende Bedingung für lokale Starrheit einer Darstellung ρ:ΓG ist das Verschwinden der Kohomologiegruppe H1(Γ,Adρ), wobei Ad die adjungierte Darstellung von G bezeichnet.

Aus Weil-Starrheit folgt: eine halbeinfache Darstellung ist genau dann lokal starr, wenn H1(Γ,Adρ)=0 ist.

Beispiele

Lokale Starrheit wurde bewiesen:

  • für kokompakte Gitter in SL(n,),n3 von Selberg[1]
  • für kokompakte Gitter in PO(n,1)=Isom(Hn),n3 von Calabi[2]
  • für kokompakte irreduzible Gitter in einer Lie-Gruppe nicht lokal isometrisch zu SL(2,) von Weil[3]
  • für nicht-kokompakte Gitter in Lie-Gruppen vom -Rang 1 nicht lokal isometrisch zu SL(2,) oder SL(2,) von Garland und Raghunathan[4]
  • für nicht-kokompakte irreduzible Gitter in halbeinfachen Lie-Gruppen vom -Rang 2 als Konsequenz des Superstarrheitssatzes von Margulis.[5]

Gegenbeispiele

Hyperbolische Dehn-Chirurgie: Wenn M eine nicht-kompakte hyperbolische 3-Mannigfaltigkeit endlichen Volumens ist, dann erhält man durch Dehn-Chirurgie unendlich viele geschlossene hyperbolische 3-Mannigfaltigkeiten Mp,q. Seien ρ:π1MPSL(2,) und ρp,q:π1Mp,qPSL(2,) die durch die hyperbolischen Strukturen gegebenen Darstellungen.

Die Darstellungen ρp,q können mit dem durch die Inklusion MMp,q induzierten Homomorphismus π1Mπ1Mp,q verknüpft werden. Die so erhaltene Folge von Darstellungen π1MPSL(2,) konvergiert für p,q gegen ρ, ist aber nicht zu ρ äquivalent. Die Darstellung ρ ist also nicht lokal starr.

Literatur

  • Joan Porti: Local and infinitesimal rigidity of representations of hyperbolic three manifolds. RIMS Kôkyûroku, Kyoto University Vol 1836 (2013), 154–177, online (PDF; 293 kB)

Einzelnachweise

  1. Atle Selberg: On discontinuous groups in higher-dimensional symmetric spaces. 1960 Contributions to function theory (internat. Colloq. Function Theory, Bombay, 1960) pp. 147–164 Tata Institute of Fundamental Research, Bombay
  2. Eugenio Calabi: On compact, Riemannian manifolds with constant curvature. I. 1961 Proc. Sympos. Pure Math., Vol. III pp. 155–180 American Mathematical Society, Providence, R.I.
  3. André Weil: On discrete subgroups of Lie groups. II. Ann. of Math. (2) 75 1962 578–602.
  4. H. Garland, M. S. Raghunathan: Fundamental domains for lattices in (R-)rank 1 semisimple Lie groups. Ann. of Math. (2) 92 1970 279–326.
  5. G. A. Margulis: Arithmeticity of the irreducible lattices in the semisimple groups of rank greater than 1. Invent. Math. 76 (1984), no. 1, 93–120.