Vollständiges Maß

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Ein vollständiges Maß sowie ein vollständiger Maßraum sind Begriffe aus der Maßtheorie, einem Teilgebiet der Mathematik, das sich mit der Verallgemeinerung von Volumenbegriffen beschäftigt. Ein Maßraum ist vollständig, wenn er alle Teilmengen seiner Nullmengen enthält. Das zum Maßraum zugehörige Maß heißt dann vollständig.

Definition

Ein Maßraum (Ω,𝒜,μ) heißt vollständig, wenn

N𝒜,μ(N)=0,ENE𝒜.

Ist der Maßraum vollständig, so nennt man auch das Maß μ vollständig.

Vervollständigung von Maßräumen

Sei (Ω,𝒜,μ) ein Maßraum und

𝒜~:={A:A1AA2 wobei A1,A2𝒜 und μ(A2A1)=0}

und ein eindeutiges Maß μ~:𝒜~[0,], sodass

μ~|𝒜=μ.

Das Tripel (Ω,𝒜~,μ~) ist ein vollständiger Maßraum. Er heißt die Vervollständigung von (Ω,𝒜,μ).

Äquivalente Definitionen von 𝒜~ sind

{AN:A𝒜, und NB𝒜 für ein B sodass μ(B)=0}={AN:A𝒜, und NB𝒜 für ein B sodass μ(B)=0}.

Beispiele

Ist ein äußeres Maß ν gegeben und ist 𝒜ν die σ-Algebra der ν-messbaren Mengen sowie μ:=ν|𝒜ν das zugehörige Maß, so ist der Maßraum (Ω,𝒜ν,μ) vollständig. Dies folgt schon aus der Definition der ν-Messbarkeit, da wenn BA𝒜ν ist mit ν(A)=0, so folgt aus den Eigenschaften des äußeren Maßes ν(B)=0 und daher B𝒜ν.

Ein bekanntes Beispiel für eine Vervollständigung ist die Vervollständigung des Lebesgue-Borel-Maßes zum Lebesgue-Maß. Diese Vervollständigung erklärt auch, warum die Menge der Lebesgue-messbaren Mengen größer ist als die der Borel-messbaren Mengen.

Ein Beispiel für einen Maßraum (Ω,𝒜,μ), der nicht vollständig ist, ist durch Ω=[0,1], 𝒜={[0,1),{1},,Ω} und μ=δ1 mit dem Dirac-Maß in 1 gegeben. Für A=[0,1) gilt μ(A)=0 und für jede echte Teilmenge B von A gilt B𝒜. Zugleich ist dies ein Beispiel für einen Wahrscheinlichkeitsraum, der nicht vollständig ist.

Literatur

  • Otto Forster: Analysis. Band 3: Maß- und Integrationstheorie, Integralsätze im Rn und Anwendungen, 8. verbesserte Auflage. Springer Spektrum, Wiesbaden, 2017, ISBN 978-3-658-16745-5.
  • Jürgen Elstrodt: Maß- und Integrationstheorie. 6. Auflage. Springer, Berlin/Heidelberg/New York 2009, ISBN 978-3-540-89727-9.
  • Achim Klenke: Wahrscheinlichkeitstheorie. 2. Auflage. Springer, Berlin/Heidelberg 2008, ISBN 978-3-540-76317-8.