Elementare Unterstruktur

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Der Begriff elementare Unterstruktur (oder elementare Substruktur) entstammt der Modelltheorie, einem Gebiet der mathematischen Logik.[1]

Eine Struktur 𝔅 ist elementare Unterstruktur der Struktur 𝔄, wenn sie Unterstruktur im algebraischen Sinn ist und für ihre Elemente in beiden Strukturen die gleichen Aussagen gelten.

Man sagt dann auch: 𝔄 ist elementare Erweiterung von 𝔅 und verwendet als mathematische Symbolschreibweise 𝔅𝔄 (oder 𝔄𝔅; oft wird auch 𝔅𝔄 und 𝔄𝔅 geschrieben).

Präzisierung

𝔄 soll eine beliebige Struktur sein und 𝔄 die Sprache, die die entsprechenden Funktions-, Relations- und Konstantensymbole zur Signatur von 𝔄 enthält und 𝔅 eine Struktur mit gleicher Signatur.

Dann ist die Aussage „𝔅 ist eine elementare Unterstruktur von 𝔄“ durch folgende beiden Bedingungen definiert:

  • für die Trägermengen gilt BA.
  • Für jede Formel φ𝔄 mit freien Variablen x1,,xn und jede Belegung dieser Variablen mit Elementen b1,,bnB gilt: 𝔄φ(b1,,bn)𝔅φ(b1,,bn)

Man kann die zweite Bedingung auch so ausdrücken:

  • Erweitert man die Sprache 𝔄 um eine Konstantenmenge {a˙|aA}, dann gilt 𝔄𝔅 für die erweiterten Strukturen (wenn jeweils die Konstante a˙ durch a belegt wird), d. h. die erweiterten Strukturen sind elementar äquivalent.

Ist Φ:𝔅𝔄 ein Monomorphismus, d. h. ein injektiver starker Homomorphismus, dessen Bild 𝔅^ eine elementare Unterstruktur von 𝔄 ist, dann nennt man Φ eine elementare Einbettung.

Die Ausdrucksweise „Es gibt eine elementare Erweiterung von 𝔄“ wird auch verwendet, wenn es eine Struktur 𝔅 und eine elementare Einbettung 𝔄𝔅 gibt.

Eine Theorie 𝒯 heißt modellvollständig, wenn für zwei Modelle von 𝒯 gilt: aus 𝔅𝔄 folgt 𝔅𝔄.

Aussagen über elementare Substrukturen

  • Auf Alfred Tarski gehen folgende Versionen des Satzes von Löwenheim-Skolem zurück, die auch als Sätze von Löwenheim-Skolem-Tarski bezeichnet werden (mit ZFC):
    • („abwärts“) Ist 𝔄 eine beliebige (unendliche) Struktur und A die zugehörige Sprache, dann gibt es für alle Kardinalitäten κ mit card(A)κcard(A) eine elementare Substruktur 𝔅𝔄 mit card(B)=κ
    • („aufwärts“) Für alle κmax(card(A,card(B)) gibt es eine elementare Erweiterung 𝔅𝔄.
Vorlage:Hauptartikel
  • Ist card(A) endlich, dann hat 𝔄 keine echten elementaren Unterstrukturen.

Tarski-Vaught-Test

Der Tarski-Vaught-Test, benannt nach Alfred Tarski und Robert Vaught, gibt ein Kriterium an, wie man in der Prädikatenlogik erster Stufe die Beziehung 𝔅𝔄 prüfen kann. Zum Nachweis von 𝔅𝔄 muss man zeigen, dass jede in 𝔄 für Elemente aus B geltende Formel auch schon in 𝔅 gilt. Ein Blick auf die induktive Konstruktion der Formeln zeigt, dass hier am ehesten die Existenzaussagen zu einem Scheitern führen, denn das, was es in A zu Elementen aus B gibt, muss es ja nicht schon in der kleineren Menge B geben, wie auch die unten angegebenen Beispiele zeigen. Der Tarski-Vaught-Test sagt aus, dass das auch schon alles ist, worauf man achten muss:[2]

Tarski-Vaught-Test: Es gilt 𝔅𝔄 genau dann, wenn 𝔅𝔄, das heißt 𝔅 ist Unterstruktur von 𝔄, und es gilt

  • Für alle natürlichen Zahlen n und alle Formeln φ=φ(v0,,vn) mit freien Variablen in v0,,vn und alle n-Tupel (b1,,bn)Bn gilt: Wenn 𝔄xφ(x,b1,,bn), dann gibt es ein bB mit 𝔄φ(b,b1,,bn).

Beispiele

  • Betrachtet man und als reine Ordnungsstrukturen, dann gilt . Elementare Unterstrukturen müssen schon aus Kardinalitätsgründen nicht isomorph zur Ausgangsstruktur sein.
  • Andererseits ist aber ⊀, wenn man beide als Ringe betrachtet. [ x:x2=2]. Es kann also von der betrachteten Signatur abhängen, ob 𝔅𝔄 gilt oder nicht.
  • Bezeichnet 2 die Struktur der geraden Zahlen (als reine Ordnungsstruktur), dann ist 2⊀. Dies zeigt, dass eine isomorphe Unterstruktur nicht elementare Unterstruktur sein muss. [ x:(0<xx<2)]
  • Die Theorie der algebraisch abgeschlossenen Körper ist modellvollständig, obwohl sie nicht vollständig ist!
  • In der Nonstandardanalysis ist die Struktur der hyperreellen Zahlen eine elementare Erweiterung von . (Sowohl die Theorie der reell-abgeschlossenen Körper als auch die Theorie der reell-abgeschlossenen geordneten Körper sind modellvollständig.)

Einzelnachweise

  1. Der Begriff wurde von A. Tarski und R. L. Vaught eingeführt in ihrer Arbeit: A. Tarski, R. L. Vaught: Arithmetical Extensions of Relational Systems; in: Compositio Math., vol 13 (1956/58), Seite 81–102
  2. Philipp Rothmaler: Einführung in die Modelltheorie, Spektrum Akademischer Verlag 1995, ISBN 978-3-86025-461-5, Satz 8.3.2

Quellen

  • Lexikon der Mathematik, Spektrum Akademischer Verlag, 2003, (CD-Rom Ausgabe), Art. "elementare Erweiterung einer L-Struktur"
  • Chang, Chen C., Keisler, H. Jerome, Model Theory, Amsterdam [u. a.], North-Holland (1998); Kap. 3