Casimir-Operator

Aus testwiki
Version vom 26. Mai 2019, 22:32 Uhr von imported>LoRo (Anwendungen)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Der Casimir-Operator (auch Casimir-Invariante, benannt nach dem Physiker Hendrik Casimir) wird im mathematischen Teilgebiet der Algebra und der Differentialgeometrie untersucht. Er ist ein spezielles Element aus dem Zentrum der universellen einhüllenden Algebra einer Lie-Algebra. Ein typisches Beispiel ist der quadrierte Drehimpulsoperator, der eine Casimir-Invariante der dreidimensionalen Drehgruppe ist.

Definition

Angenommen, 𝔤 ist eine n-dimensionale halbeinfache Lie-Algebra. Sei

{Xi}i=1n

irgendeine Basis von 𝔤 und

{Xi}i=1n

sei die Dualbasis von 𝔤 hinsichtlich einer festen invarianten Bilinearform (z. B. der Killingform) auf 𝔤. Das quadratische Casimir-Element Ω ist das durch die Formel

Ω=i=1nXiXi

gegebene Element der universellen einhüllenden Algebra U(𝔤). Obschon sich die Definition des Casimir-Elements auf die direkte Wahl einer Basis in der Lie-Algebra bezieht, ist es einfach zu zeigen, dass das erzeugte Element Ω davon unabhängig ist. Darüber hinaus impliziert die Invarianz der Bilinearform, die in der Definition benutzt wurde, dass das Casimir-Element mit allen Elementen der Lie-Algebra 𝔤 kommutiert und daher im Zentrum der universellen einhüllenden Algebra U(𝔤) liegt.

Sei ρ eine beliebige Darstellung der Lie-Algebra 𝔤 auf einem (gegebenenfalls unendlichdimensionalen) Vektorraum V. Dann ist die korrespondierende quadratische Casimir-Invariante ρ(Ω) der durch

ρ(Ω)=i=1nρ(Xi)ρ(Xi)

gegebene lineare Operator auf V.

Anwendungen

Ein Sonderfall dieser Konstruktion spielt eine wichtige Rolle in der Differentialgeometrie beziehungsweise der globalen Analysis. Operiert eine zusammenhängende Lie-Gruppe G mit zugehöriger Lie-Algebra 𝔤 auf einer differenzierbaren Mannigfaltigkeit M, so werden die Elemente von 𝔤 durch Differentialoperatoren erster Ordnung auf M beschrieben. Sei ρ die Darstellung auf dem Raum der glatten Funktionen auf M. In diesem Fall ist die durch obige Formel gegebene Casimir-Invariante der G-invariante Differentialoperator zweiter Ordnung auf M.

Man kann noch allgemeinere Casimir-Invarianten definieren; dies geschieht beispielsweise bei Untersuchungen von Pseudo-Differentialoperatoren in der Fredholm-Theorie.

Literatur

  • James E. Humphreys: Introduction to Lie Algebras and Representation Theory, 2. überarbeitete Auflage, Graduate Texts in Mathematics, 9. Springer-Verlag, New York, 1978. ISBN 0-387-90053-5