Symmetrische Orthogonalisierung

Aus testwiki
Version vom 12. Mai 2024, 09:49 Uhr von imported>Thomas Dresler (Kommasetzung)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Die Symmetrische Orthogonalisierung ist ein von Per-Olov Löwdin (1916–2000) entwickeltes, in der Quantenchemie häufig eingesetztes Orthogonalisierungsverfahren. Als solches dient es dazu, aus einem gegebenen nichtorthogonalen Satz von Vektoren einen orthogonalen Satz zu erzeugen, bei dem für je zwei verschiedene Vektoren das Skalarprodukt gleich Null ist.

Beschreibung

Gegeben sei eine Basis S für einen Untervektorraum V eines reellen oder komplexen endlichdimensionalen Vektorraums mit Skalarprodukt (n oder n). Es sei A die Matrix, deren Spaltenvektoren die Basisvektoren von S sind.

Man bilde die Gram-Matrix AA. Die Gram-Matrix ist quadratisch, symmetrisch und positiv definit (da die Zeilen von A linear unabhängig sind und das Skalarprodukt positiv definit ist) und kann somit unitär diagonalisiert werden. Dabei ist U eine unitäre Matrix und D eine Diagonalmatrix.

AA=UDU

und man kann die Matrix H:=UD12U bilden. Anschließend bildet man die Matrix A~:=AH. Die Spaltenvektoren von A~ bilden ein Orthonormalsystem, da:

A~A~=(AH)(AH)=(HA)(AH)=(HA)(AH)=HH2H=Id

Die Spalten von A~ bilden also die gesuchte Orthonormalbasis von V.

Anwendung in der Quantenchemie

In der Quantenchemie führt die Approximation der elektronischen Schrödingergleichung auf ein Einelektronenproblem im Rahmen der Hartree-Fock-Näherung zu einem verallgemeinerten Matrixeigenwertproblem, den so genannten Roothaan-Hall-Gleichungen.

𝐅𝐂=𝐒𝐂ϵ,

Hierbei ist 𝐅 die Fock-Matrix, 𝐂 die Koeffizientenmatrix, welche die LCAO-Koeffizienten der Molekülorbitale enthält, 𝐒 die Überlappungsmatrix, die das Skalarprodukt in der LCAO-Basis darstellt und ϵ die Orbitalenergie.
Um dieses Eigenwertproblem zu lösen, wird die Matrixgleichung in ein Koordinatensystem transformiert, in dem die Überlappungsmatrix 𝐒 zur Einheitsmatrix wird. Damit wäre das verallgemeinerte Eigenwertproblem auf ein gewöhnliches Eigenwertproblem

𝐅𝐂=𝐂ϵ

reduziert. Die Überlappungsmatrix 𝐒 stellt die Gram-Matrix unserer derzeitigen LCAO-Basis dar und wir können daher wie im letzten Abschnitt fortfahren. Wir bilden mit Hilfe der Eigenwertzerlegung der positiv definiten Matrix 𝐒 die Matrizen 𝐒1/2 und 𝐒1/2 und erweitern wie folgt:

𝐅𝐒𝟏/𝟐𝐒𝟏/𝟐𝐂=𝐒𝐂ϵ,

anschließend setzen wir 𝐂=S1/2C und multiplizieren von links mit 𝐒1/2

𝐒𝟏/𝟐𝐅𝐒𝟏/𝟐𝐂=𝐂ϵ,

Abschließend setzen wir 𝐅=S1/2FS1/2=S1/2FS1/2und erhalten die gesuchte Form eines Matrix Eigenwertproblems.

Siehe auch

Literatur

  • A. Szabo, N. S. Ostlund: Modern Quantum Chemistry: Introduction to Advanced Electronic Structure Theory. McGraw-Hill, 1989, ISBN 0-07-062739-8