Cryptanthus
Cryptanthus ist eine Pflanzengattung in der Unterfamilie Bromelioideae, die zur Familie der Bromeliengewächse (Bromeliaceae) gehört. Die nur noch etwa 60 Arten sind hauptsächlich im östlichen Brasilien verbreitet.
Beschreibung

Vegetative Merkmale
Cryptanthus-Arten wachsen als immergrüne, ausdauernde krautige Pflanzen. Sie wachsen meist terrestrisch. Die meisten Cryptanthus-Arten sind relativ klein (Rosettendurchmesser 15 bis 30 Zentimetern, selten mehr). Die derben, parallelnervigen Laubblätter sitzen an einer gestauchten Hauptachse in einer grundständigen Rosette. Die Laubblätter sind durch einen gezähnten Blattrand leicht bewehrt. Das dekorativste an den Cryptanthus-Arten sind ihre manchmal gewellten, oft schön gezeichneten (gemusterten) Blätter. Die Blätter besitzen mindestens an der Blattunterseite Saugschuppen.
Generative Merkmale
Die Blütenstände haben stark gestauchte Sprossachsen und so sitzen alle Blüten in einem „Köpfchen“ zusammen in der Mitte der Blattrosette (sehr unscheinbar, „versteckt“, daher der Name). Die relativ kleinen, zwittrigen Blüten sind radiärsymmetrisch und dreizählig. Es sind drei Kelchblätter vorhanden. Die drei meistens weißen, manchmal grünlichen, spreizenden Kronblätter enden stumpf. Es sind zwei Kreise mit je drei Staubblättern vorhanden. Die Staubfäden sind teilweise mit den Kronblättern verwachsen. Drei Fruchtblätter sind zu einem unterständigen Fruchtknoten verwachsen. Der Griffel endet in einer dreilappigen Narbe.
Die Blütenformel lautet .
Es werden Beeren gebildet.
Systematik und Verbreitung
Die gültige Erstveröffentlichung der Gattung Cryptanthus erfolgte 1836 durch Christoph Friedrich Otto und Albert Gottfried Dietrich in Über eine neue Gattung in der Familie Bromeliaceae in Allgemeine Gartenzeitung, 4. Jahrgang, Nr. 38, S. 297–299.[1] Typusart ist Cryptanthus bromelioides Vorlage:Person Der Name Cryptanthus Vorlage:Person nom. cons. wurde gegenüber dem älteren Homonym Cryptanthus Vorlage:Person nom. rej. konserviert (Melbourne ICN Art. 14.10 & App. III, ICN Art. 53).[2] Synonyme für Cryptanthus Vorlage:Person sind: Pholidophyllum Vorlage:Person, Madvigia Vorlage:Person, Eucryptanthus Vorlage:Person (seit 2017 eine Untergattung Cryptanthus subgen. EucryptanthusVorlage:Person), Hoplocryptanthus Vorlage:Person (2017 eine Untergattung Cryptanthus subgen. Hoplocryptanthus Vorlage:Person).[3] Der Gattungsname Cryptanthus leitet sich von Vorlage:GrcS und Vorlage:Lang ab. Der Gattungsname bedeutet also direktübersetzt „Verstecktblühende“.
Die Areale der Cryptanthus-Arten liegen fast nur in den Trockenwäldern im östlichen Brasilien. Es sind überwiegend terrestrisch auf dem Waldboden lebende Arten.
| Es gibt nur noch etwa 60 Cryptanthus-Arten (Stand 2021):[4][5][6][7][3] |
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Weitere Änderungen in der Systematik erfolgten durch Leme et al. 2017 und Leme et al. 2020 mit insgesamt etwa elf neuen Arten.[6][7]




Nicht mehr zur Gattung Cryptanthus gehören:[6][7][3]
- Cryptanthus aracruzensis Vorlage:Person: Sie wurde 2013 aus dem brasilianischen Bundesstaat Espírito Santo erstbeschrieben. Sie gedeiht an Felsen an schattigen Standorten im Inneren des halbimmergrünen Mata Atlântica in Höhenlagen von etwa 400 Metern.[3] → Rokautskyia aracruzensis Vorlage:Person (2017)
- Cryptanthus caracensis Vorlage:Person: Sie wurde 1992 aus dem brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais erstbeschrieben. Sie gedeiht terrestrisch unter xerophytischen Bedingungen zwischen Felsaufschlüssen in der für die sogenannte „rupestral fields“ typischen offenen krautigen oder strauchigen Vegetation in Höhenlagen oberhalb von 1000 Metern.[3] → Hoplocryptanthus caracensis Vorlage:Person (2017)
- Cryptanthus caulescens Vorlage:Person: Sie wurde 1998 erstbeschrieben. Sie gedeiht in bewaldeten Gebieten in Höhenlagen von etwa 800 Metern in den brasilianischen Bundesstaaten Bahia bis Espírito Santo.[3] → Rokautskyia caulescens Vorlage:Person (2017)
- Cryptanthus exaltatus Vorlage:Person: Sie wurde 1990 aus dem brasilianischen Bundesstaat Espírito Santo erstbeschrieben. Sie gedeiht in Höhenlagen von etwa 300 Metern.[3] → Rokautskyia exaltata Vorlage:Person (2017)
- Cryptanthus fernseeoides Vorlage:Person: Sie wurde 1996 aus dem brasilianischen Bundesstaat Espírito Santo erstbeschrieben.[3] → Rokautskyia fernseeoides Vorlage:Person (2017)
- Cryptanthus ferrarius Vorlage:Person: Sie wurde 2006 aus dem brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais erstbeschrieben. Sie gedeiht terrestrisch in der „Campos Rupestres“-Vegetation in Höhenlagen von 1000 bis 1220 Metern.[3] → Hoplocryptanthus ferrarius Vorlage:Person (2017)
- Cryptanthus glaziovii Vorlage:Person: Sie gedeiht terrestrisch in Höhenlagen von 1400 bis 1600 Metern nur im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais.[3] → Hoplocryptanthus glaziovii Vorlage:Person (2017)
- Cryptanthus latifolius Vorlage:Person: Sie wurde 1991 aus dem brasilianischen Bundesstaat Espírito Santo erstbeschrieben. Sie gedeiht in Höhenlagen von etwa 300 Metern.[3] → Rokautskyia latifolia Vorlage:Person (2017)
- Cryptanthus lavrasensis Vorlage:Person: Sie wurde 2007 aus dem brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais erstbeschrieben. Sie gedeiht terrestrisch in einer offenen „Campos Rupestres“-Vegetation in Höhenlagen von etwa 1300 Metern und wurde bisher nur in Ouro Preto, Lavras Novas gefunden.[3] → Hoplocryptanthus lavrasensis Vorlage:Person (2017)
- Cryptanthus leopoldo-horstii Vorlage:Person: Sie gedeiht in Felsritzen in Höhenlagen von etwa 100 Metern nur im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais.[3] → Forzzaea leopoldo-horstii Vorlage:Person (2017)
- Cryptanthus leuzingerae Vorlage:Person: Sie wurde 1999 aus dem brasilianischen Bundesstaat Espírito Santo erstbeschrieben. Sie gedeiht terrestrisch.[3] → Rokautskyia leuzingerae Vorlage:Person (2017)
- Cryptanthus microglazioui Vorlage:Person: Sie wurde 1998 aus dem brasilianischen Bundesstaat Espírito Santo erstbeschrieben. Genauere Fundortangaben gibt es zu dieser Art nicht.[3] → Rokautskyia microglazioui Vorlage:Person (2017)
- Cryptanthus micrus Vorlage:Person: Sie wurde 2006 aus dem brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais erstbeschrieben. Sie gedeiht auf Quarzitfelsen, an senkrechten Felsen in Ritzen und in Felsbereichen in Höhenlagen von 860 bis 1400 Metern.[3] → Forzzaea micra Vorlage:Person (2017)
- Cryptanthus odoratissimus Vorlage:Person: Sie kommt nur im brasilianischen Bundesstaat Espírito Santo vor.[3] → Rokautskyia odoratissima Vorlage:Person (2017)
- Cryptanthus pseudoglaziovii Vorlage:Person: Sie gedeiht auf sehr feuchten Felsen oder auf einer Art sandigen Untergrund in Höhenlagen von 700 bis 750 Metern nur im brasilianischen Bundesstaat Espírito Santo.[3] → Rokautskyia pseudoglazioui Vorlage:Person (2017)
- Cryptanthus pseudoscaposus Vorlage:Person: Dieser Endemit wurde bisher nur in einer Höhenlage von etwa 75 Metern von Domingos Martins bis Vitoria im brasilianischen Bundesstaat Espirito Santo gefunden.[3] → Rokautskyia pseudoscaposa Vorlage:Person (2017)
- Cryptanthus regius Vorlage:Person: Sie wurde 2007 aus dem brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais erstbeschrieben. Sie gedeiht lithophytisch auf Felsen im „Campos Rupestres“ in einer Höhenlage von etwa 1000 Metern und wurde bisher nur in der Serra de Sao Jose in der Nähe von Marco Zero da Estrada Real gefunden.[3] → Hoplocryptanthus regius Vorlage:Person (2017)
- Cryptanthus roberto-kautskyi Vorlage:Person: Sie gedeiht terrestrisch in Höhenlagen von 700 bis 800 Metern nur im brasilianischen Bundesstaat Espírito Santo.[3] → Rokautskyia roberto-kautskyi Vorlage:Person (2017)
- Cryptanthus sanctaluciae Vorlage:Person: Sie wurde 2008 aus dem brasilianischen Bundesstaat Espírito Santo erstbeschrieben. Dieser Endemit gedeiht nur in einer Höhenlage von etwa 750 Metern lithophytisch an schattigen, feuchten Felswänden im Inneren des Mata Atlântica.[3] → Rokautskyia sanctaluciae Vorlage:Person (2017)
- Cryptanthus scaposus Vorlage:Person (Syn.: Cryptanthus scaposus var. kautskyanus Vorlage:Person): Sie kommt nur im brasilianischen Bundesstaat Espírito Santo vor.[3] → Rokautskyia scaposa Vorlage:Person (2017)
- Cryptanthus schwackeanus Vorlage:Person: Sie gedeiht lithophytisch oder terrestrisch an offenen Felshängen und in Gipfelbereichen in den brasilianischen Bundesstaaten Minas Gerais sowie São Paulo.[3] → Hoplocryptanthus schwackeanus Vorlage:Person (2017)
- Cryptanthus tiradentesensis Vorlage:Person: Sie wurde 2007 aus dem brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais erstbeschrieben. Sie gedeiht lithophytisch zwischen Felsen, teilweise durch Sträucher beschattet bis in voller Sonne auf den blanken Felsen, in der „Campos Rupestres“-Vegetation in Höhenlagen von 700 bis 1200 Metern.[3] → Hoplocryptanthus tiradentesensis Vorlage:Person (2017)
- Cryptanthus warasii Vorlage:Person: Sie gedeiht auf Felsen nur im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais.[3] → Forzzaea warasii Vorlage:Person (2017)
- Cryptanthus whitmanii Vorlage:Person: Sie gedeiht terrestrisch im Mata Atlântica nur im brasilianischen Bundesstaat Espírito.[3] → Rokautskyia whitmanii Vorlage:Person (2017)
Bei Leme et al. 2022 wurden weitere Arten aus dem Cryptanthoid-Komplex in neue Gattungen ausgegliedert:[8] beispielsweise wurde aus der Gattung Orthophytum wurden Arten in neue Gattungen eingeordnet.[8] Die Art Cryptanthus cinereus Vorlage:Person wurde als Siqueiranthus cinereus Vorlage:Person in die 2022 neue aufgestellte monotypische Gattung Siqueiranthus Vorlage:Person gestellt.[8] Es ist ein Endemit des brasilianische Bundesstaates Alagoas.[3]
Nutzung
Einige Arten und Sorten (es gibt auch Sorten mit panaschierten Blättern) werden als Zierpflanzen verwendet. Ihre einfache Pflege und der meist kleine Wuchs macht sie zu sehr guten Zimmerpflanzen. Als robuste Pflanzen, die von den meisten Tieren nicht gefressen werden und völlig ungiftig sind, sind sie auch für Terrarien sehr zu empfehlen. Die Vermehrung erfolgt durch Kindel. Selten werden Cryptanthus-Arten Erdstern genannt.
Quellen
Literatur
- Werner Rauh: Bromelien – Tillandsien und andere kulturwürdige Bromelien. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 1990, ISBN 3-8001-6371-3, S. 378–381.
Einzelnachweise
- ↑ Christoph Friedrich Otto, Albert Gottfried Dietrich: Über eine neue Gattung in der Familie Bromeliaceae in Allgemeine Gartenzeitung, 4. Jahrgang, Nr. 38, 1836 S. 297–299. eingescannt bei biodiversitylibrary.org.
- ↑ Vorlage:GRIN
- ↑ 3,00 3,01 3,02 3,03 3,04 3,05 3,06 3,07 3,08 3,09 3,10 3,11 3,12 3,13 3,14 3,15 3,16 3,17 3,18 3,19 3,20 3,21 3,22 3,23 3,24 3,25 3,26 3,27 3,28 3,29 3,30 3,31 3,32 3,33 3,34 3,35 3,36 3,37 3,38 3,39 3,40 3,41 3,42 3,43 3,44 3,45 3,46 3,47 3,48 3,49 3,50 3,51 3,52 3,53 3,54 3,55 3,56 3,57 3,58 3,59 3,60 3,61 3,62 3,63 3,64 3,65 3,66 3,67 3,68 3,69 3,70 3,71 3,72 3,73 3,74 3,75 3,76 3,77 3,78 3,79 3,80 3,81 3,82 3,83 3,84 3,85 3,86 3,87 3,88 Eric J. Gouda, Derek Butcher, Kees Gouda: Encyclopaedia of Bromeliads, Version 4, 2018. In „Species Index“ oder „synonyms“ auf Cryptanthus klicken zuletzt eingesehen am 30. März 2021
- ↑ Harry E. Luther: An Alphabetical List of Bromeliad Binomials, 2008 bei The Marie Selby Botanical Gardens, Sarasota, Florida, USA. Veröffentlicht durch The Bromeliad Society International. (PDF-Datei; 314 kB)
- ↑ Elton M. C. Leme, G. A. S. Cruz, A. M. Benko-Iseppon, Heidemarie Halbritter, D. Silvestro, Georg Zizka: New generic circumscription and phylogeny of the “Cryptanthoid complex” (Bromeliaceae: Bromelioideae) based on neglected morphological traits. In: Monocots V, New York, 2013, 5th International Conference on Comparative Biology of Monocotyledons, Abstracts. New York, 2013. Vorlage:Webarchiv.
- ↑ 6,0 6,1 6,2 Elton M. C. Leme, Sascha Heller, Georg Zizka, Heidemarie Halbritter: New circumscription of Cryptanthus and new Cryptanthoid genera and subgenera (Bromeliaceae: Bromelioideae) based on neglected morphological traits and molecular phylogeny. In: Phytotaxa, Volume 318, Issue 1, 2017 S. 1–88. doi:10.11646/phytotaxa.318.1.1
- ↑ 7,0 7,1 7,2 Elton M. C. Leme, Otávio B. C. Ribeiro, Fernanda Vidigal D. Souza, Everton Hilo de Souza, Ludovic J. C. Kollmann, André P. Fontana: Miscellaneous new species in the Cryptanthoid complex (Bromeliaceae: Bromelioideae) from Eastern Brazil. In: Phytotaxa, Volume 430, Issue 3, 2020, S. 157–202. Vorlage:DOI
- ↑ 8,0 8,1 8,2 Elton M. C. Leme, Georg Zizka, Everton Hilo de Souza, Juraj Paule, Jordano de Carvalho, Jorge Mariath, Heidemarie Halbritter, Otávio Ribeiro: New genera and a new species in the “Cryptanthoid Complex” (Bromeliaceae: Bromelioideae) based on the morphology of recently discovered species, seed anatomy, and improvements in molecular phylogeny. In: Phytotaxa, Volume 544, April 2022, S. 128–170. doi:10.11646/phytotaxa.544.2.2



