Pochhammer-Symbol: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 31. August 2024, 17:31 Uhr

Das Pochhammer-Symbol ist eine spezielle Funktion, die in der Kombinatorik und in der Theorie der hypergeometrischen Funktionen verwendet wird. Der Name geht auf Leo August Pochhammer zurück.[1][2]

Die Verallgemeinerung des Pochhammer-Symbols nennt man verallgemeinertes Pochhammer-Symbol.

Definition

Das Pochhammer-Symbol wird über die Gammafunktion definiert:

(x,n)Γ(x+n)Γ(x)

Aus der Funktionalgleichung der Gammafunktion folgt dann

(x,n)x(x+1)(x+n1).

Man hat also eine Identität

(x,n)=xn

mit der steigenden Faktoriellen.

Erläuterungen

Das Pochhammer-Symbol wird auch als (x)n notiert, allerdings notieren manche Autoren insbesondere in der Kombinatorik damit auch die fallende Faktorielle. In dieser Notation definiert man dann zusätzlich

(x1,,xr)n:=i=1r(xi)n.

Eigenschaften

Funktionsgraphen der ersten vier Pochhammer-Symbole
  • Das Pochhammer-Symbol ist eine meromorphe Funktion.
  • Ist n, so kann (x,n) als Polynom in x dargestellt werden. Diese haben eine gemeinsame Nullstelle bei x=0.
  • Zusammenhang zwischen Koeffizienten verschiedener Vorzeichen:
(x,n)=(1)n1(1x,n)
  • Divisionsregel:
    • (x,n)(x,m)=(x+m,nm);n>m
    • (x,n)(x,m)=1(x+m,mn);m>n
  • Spezielle Werte:
    • (1,n)=n!
    • (12,n)=2n(2n1)!!
    • (0,0)=1
  • Weitere Identitäten:
    • (x,Nk)=(x,N)(1)k(xN+1,k)
    • (x,m)(x+m,n)=(x,m+n)

q-Pochhammer-Symbol

Begrenztes q-Pochhammer-Symbol

Das Vorlage:NowrapPochhammer-Symbol[3] ist das Vorlage:NowrapAnalog des Pochhammer-Symbols. Dieses spielt eine wichtige Rolle in der Theorie der elliptischen Modulfunktionen und in der Kombinatorik bei Vorlage:NowrapAnaloga klassischer Formeln. Hierbei wird das Vorlage:NowrapAnalogon natürlicher Zahlen, angeregt durch den Grenzübergang

limq11qn1q=n,

über folgende Formel definiert:

[n]q=1qn1q=1+q+q2++qn1

Das Vorlage:NowrapPochhammer-Symbol wird über die formale Potenzreihe in der Variablen q definiert:

(a;q)n=k=0n1(1aqk)=(1a)(1aq)(1aq2)(1aqn1)

mit der Zusatzbedingung:

(a;q)0=1.

Sie werden auch Vorlage:NowrapReihen genannt und (a;q)n als (a)n abgekürzt, z. B. (q;q)n=(q)n=k=1n(1qk)=(1q)(1q2)(1qn).

Der Buchstabe q wird deswegen in den Formeln verwendet, weil er das elliptische Nomen beziehungsweise die Jacobische Entwicklungsgröße darstellt.

Unendliches q-Pochhammer-Symbol

Das Vorlage:NowrapPochhammer-Symbol lässt sich auch zu einem unendlichen Produkt erweitern:

(a;q)=k=0(1aqk)

Der Spezialfall

ϕ(q)=(q;q)=k=1(1qk)

wird als Eulersches Produkt[4] bezeichnet.

Das elliptische Nomen als Funktion stellt den Zusammenhang zu den vollständigen elliptischen Integralen erster Art her:

[q(ε);q(ε)]=21/3|ε|1/12(1ε2)1/6q(ε)1/24π1/2K(ε)1/2
[q(ε)2;q(ε)2]=|sin[2arcsin(ε)]|1/6q(ε)1/12π1/2K(ε)1/2
[q(ε);q(ε)2]=21/4|cot[2arctan(ε)]|1/12q(ε)1/24
q(ε)=exp[πK(1ε2)K(ε)1]
K(w)=0π/2[1w2sin(α)2]1/2dα

Partitionszahlenfolge und Pentagonalzahlensatz

Das Eulersche Pochhammer-Produkt spielt in der Theorie der Partitionsfunktion eine entscheidende Rolle.

Denn die Maclaurinsche Reihe für den Kehrwert des Eulerschen Produkts trägt die Partitionszahlen[5] als Koeffizienten:

(x;x)1=k=0P(k)xk

Dabei steht P(n) für die n-te Partitionszahl.

Die Maclaurinsche Reihe für das Eulersche Produkt selbst hat an allen Summanden die Fünfeckszahlen und Kartenhauszahlen als Exponenten:

(x;x)=k=0[xK(2k)xF(2k+1)xK(2k+1)+xF(2k+2)]

Dabei steht F(n) für die n-te Fünfeckszahl und K(n) für die n-te Kartenhauszahl:

F(n)=12n(3n1)
K(n)=12n(3n+1)

Diese Tatsache[6] basiert auf dem Pentagonalzahlensatz von Leonhard Euler.

Thetafunktion und Psifunktion

Das Eulersche Produkt[7] kann auch mit der Jacobischen Thetafunktion und der Ramanujanschen Psifunktion ausgedrückt werden:

(x;x)=ϑ00(x)1/6ϑ01(x)2/3[ϑ00(x)4ϑ01(x)416x]1/24=ψR(x2)ϑ00(x)ϑ01(x)46

Speziell für positive x-Werte gilt außerdem:

(x;x)=31/2x1/24ϑ10(16π;x1/6)=21/6x1/24ϑ10(x)1/6ϑ00(x)1/6ϑ01(x)2/3

Der Mathematiker Srinivasa Ramanujan entdeckte folgende Beziehung[8] zu den Thetafunktionen:

(x;x2)=ψR(x2)1ϑ00(x)1ϑ01(x)26=21/6x1/24ϑ10(x)1/6ϑ00(x)1/6ϑ01(x)1/3

Sie finden sich in seinem Aufsatz Modular Equations and Approximations to π. Aus den beiden zuletzt genannten Formeln folgt:

(x;x)(x;x2)=ϑ01(x)

Für die Thetafunktionen dienen diese Formeln zur Definition:

ϑ01(x)=12n=1[x(2n1)x(2n)]=n=1(1x2n)(1x2n1)2
ϑ00(x)=1+2n=1x(n)=n=1(1x2n)(1+x2n1)2
ϑ10(x)=2x1/4+2x1/4n=1x2(n)=2x1/4n=1(1x2n)(1+x2n)2

Die Ramanujansche Ψ-Funktion ψR(x) ist über jene Formel definiert:

ψR(x)=1+n=1x(n)

Rogers-Ramanujan-Kettenbruch

Mit dem Pochhammer-Symbol kann auch die Rogers-Ramanujan-Kettenbruchfunktion R(x) dargestellt werden:

R(x)=x1/5[1+n=1x2(n)(x;x)n][1+n=1x(n)(x;x)n]1=x1/5(x;x5)(x4;x5)(x2;x5)(x3;x5)=
=tan12arccot{ϑ01(x1/5)[5ϑ01(x5)2ϑ01(x)2]2ϑ01(x5)[ϑ01(x)2ϑ01(x1/5)2]+12}=
=tan12arccot{12[ϑ00(x1/10)ϑ01(x1/10)ϑ10(x1/10)ϑ00(x5/2)ϑ01(x5/2)ϑ10(x5/2)]1/3+12}=
=tan{12arctan[12ϑ01(x)22ϑ01(x5)2]}1/5tan{12arccot[12ϑ01(x)22ϑ01(x5)2]}2/5=
=tan{12arctan[12ϑ01(x1/2)22ϑ01(x5/2)2]}2/5cot{12arccot[12ϑ01(x1/2)22ϑ01(x5/2)2]}1/5

In der ersten Zeile der Gleichungskette werden die Rogers-Ramanujan-Identitäten repräsentiert.

Dabei wurden für eine kompaktere Darstellung die Abkürzungen verwendet:

(n)=12n(n+1)
(n)=n2

Einzelnachweise

  1. L. Pochhammer: Ueber die Differentialgleichung der allgemeineren hypergeometrischen Reihe mit zwei endlichen singulären Punkten. Journal für die reine und angewandte Mathematik, Band 102, S. 76–159, 1888; insbesondere S. 80–81. Pochhammer benutzt die Bezeichnung (x)n für den Binomialkoeffizienten, [x]n für die fallende Faktorielle und [x]n+ für die steigende Faktorielle.
  2. Vorlage:Internetquelle
  3. Vorlage:Internetquelle
  4. Eulersches Partitionsprodukt. Im Englischen auch Euler function, doch ist dieser Begriff mehrdeutig.
  5. Vorlage:Internetquelle
  6. Vorlage:Internetquelle
  7. Vorlage:Internetquelle
  8. Vorlage:Internetquelle