Differenzkern: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 27. September 2024, 09:41 Uhr

Ein Differenzkern, auch Egalisator oder nach der englischsprachigen Bezeichnung Equalizer genannt, ist eine Verallgemeinerung des mathematischen Begriffes Kern auf beliebige Kategorien.

Definition

In einer Kategorie seien zwei Morphismen f,g:XY gegeben. Ein Differenzkern von f und g ist ein Morphismus i:ZX mit folgenden Eigenschaften:

  • fi=gi und
  • zu jedem Morphismus i:ZX, für den fi=gi gilt, gibt es genau einen Morphismus c:ZZ, so dass i=ic.[1][2]

ZciZiXgfY

Beispiele

i:{xXf(x)=g(x)}X
ein Differenzkern. Insbesondere in der zuletzt genannten Kategorie ist
{xXf(x)=g(x)}={xX(fg)(x)=0}
automatisch ein Untermodul, der mit dem Kern der Differenz fg zusammenfällt, was die Bezeichnung Differenzkern erklärt.
  • In den Kategorien der Gruppen, abelschen Gruppen, Vektorräume oder Ringe ist der Differenzkern zweier Morphismen durch den Differenzkern der zugrundeliegenden Mengenabbildungen gegeben.
  • Hat die betrachtete Kategorie Nullobjekte und ist in der Situation obiger Definition g=0XY der Nullmorphismus XY, so ist ein Differenzkern von f und 0XY nichts anderes als ein Kern von f. Damit ist jeder Kern ein Beispiel für einen Differenzkern.

Bemerkungen

  • Differenzkerne sind nicht eindeutig bestimmt. Sind aber in der Situation obiger Definition i:ZX und i~:Z~X zwei Differenzkerne von f und g, so folgt aus der Eindeutigkeiteigenschaft, dass es einen eindeutig bestimmten Isomorphismus c:Z~Z mit i~=ic gibt. Differenzkerne sind also bis auf (eindeutige) Isomorphie bestimmt, weshalb man oft von dem Differenzkern spricht und ihn mit ker(f,g) bezeichnet.
  • In einer weiteren sprachlichen Ungenauigkeit nennt man das Objekt Z den Differenzkern. Der eigentlich gemeinte Morphismus ist dann immer eine naheliegende Inklusionsabbildung, die unerwähnt bleiben kann.
  • Man sagt, eine Kategorie habe Differenzkerne, wenn es zu je zwei Morphismen f,g:XY einen Differenzkern gibt. Die in den obigen Beispielen genannten Kategorien Set, Top und R-Mod haben offenbar Differenzkerne. Die Unterkategorie Set2 der mindestens zweielementigen Mengen von Set hat keine Differenzkerne.[3]
  • Differenzkerne sind Monomorphismen.[4] Die Umkehrung gilt im Allgemeinen nicht. Diejenigen Monomorphismen, die als Differenzkern auftreten, nennt man regulär.
  • Differenzkerne sind spezielle Limites, nämlich die von Funktoren 𝒞 (auch -förmige Diagramme genannt), in welchen die Kategorie aus zwei Objekten mit jeweiligen Identitäten und zwei parallelen Morphismen zwischen ihnen besteht.

Äquivalente Beschreibung

Ein Differenzkern zweier Morphismen f,g:XY in einer beliebigen Kategorie kann auch als das durch die folgenden äquivalenten Eigenschaften charakterisierte Unterobjekt i:ker(f,g)X von X beschrieben werden:

Hom(T,ker(f,g))ker(Hom(T,f),Hom(T,g))

wobei

Hom(T,f):Hom(T,X)Hom(T,Y)
Hom(T,f)(t):=ft

und der Differenzkern auf der rechten Seite der oben beschriebene Differenzkern in der Kategorie der Mengen ist, nicht der in der betrachteten Kategorie.

Des Weiteren soll der Isomorphismus in Punkt 2 natürlich in T sein, das heißt: Nennen wir die Familie von Isomorphismen

φT:Hom(T,ker(f,g))ker(Hom(T,f),Hom(T,g))

dann gilt für alle a:T0T und alle t für die der folgende Ausdruck definiert ist, dass

φT0(ta)=φT(t)a

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. B. Pareigis: Kategorien und Funktoren, B. G. Teubner (1969), Kapitel 1.9: Differenzkerne und -kokerne
  2. Horst Herrlich, George E. Strecker: Category Theory, Allyn and Bacon Inc. 1973, Definition 16.2
  3. Horst Herrlich, George E. Strecker: Category Theory, Allyn and Bacon Inc. 1973, Beispiele 16.9
  4. Horst Herrlich, George E. Strecker: Category Theory, Allyn and Bacon Inc. 1973, Satz 16.4

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