Isotrope Funktion: Unterschied zwischen den Versionen

Aus testwiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
imported>Naturwiki
K Vektor ergänzt
 
(kein Unterschied)

Aktuelle Version vom 28. Oktober 2021, 11:06 Uhr

Lineare Abbildung eines Vektors v durch einen Tensor 𝐓.

Eine isotrope Funktion ist in der Kontinuumsmechanik eine von einem oder mehreren Skalaren, geometrischen Vektoren oder Tensoren abhängige Funktion, deren Wert bei einer Drehung ihrer Argumente genauso transformiert wird wie ihre Argumente. Tensoren zweiter Stufe werden hier als lineare Abbildungen von geometrischen Vektoren auf geometrische Vektoren benutzt, die im Allgemeinen dabei gedreht und gestreckt werden, siehe die Abbildung rechts. Die Tensoren bestehen aus Dyaden von zwei geometrischen Vektoren und werden gedreht, indem beide Vektoren in der Dyade in gleicher Weise gedreht werden. Eine isotrope Funktion folgt dieser Drehung ihrer Argumente.

Isotrope Funktionen spielen eine wichtige Rolle in der Definition von Eigenschaften isotroper Materialien, z. B. in der Hyperelastizität.

Definition

Gegeben sei der dreidimensionale euklidische Vektorraum 𝕍, der Vektorraum (𝕍,𝕍) der linearen tensoriellen Abbildungen dieses Raumes auf sich und die Spezielle orthogonale Gruppe

𝒮𝒪={𝐐|𝐐1=𝐐Tdet(𝐐)=+1}

der eigentlich orthogonalen Tensoren, die reine Drehungen ohne Spiegelungen verkörpern. Dann gelten bei einer Drehung die Transformationsgleichungen

Größe Transformierte Größe
Skalar y y=y
Vektor v𝕍 v=𝐐v
Tensor 𝐓 𝐓=𝐐𝐓𝐐T

Skalare Funktion

Eine skalare Funktion reell-, vektor- oder tensorwertiger Argumente ist isotrop, wenn für jeden orthogonalen Tensor aus der speziellen orthogonalen Gruppe gilt:

f(y1,y2,,v1,v2,,𝐓1,𝐓2,)==f(y1,y2,,𝐐v1,𝐐v2,,𝐐𝐓1𝐐T,𝐐𝐓2𝐐T,)𝐐𝒮𝒪mity1,y2,,v1,v2,𝕍,𝐓1,𝐓2,

Tensorwertige Funktion oder Tensorfunktion

Eine Tensorfunktion von Tensoren ist isotrop, wenn für jeden orthogonalen Tensor aus der speziellen orthogonalen Gruppe gilt:

𝐟(𝐐𝐓1𝐐T,𝐐𝐓2𝐐T,)=𝐐𝐟(𝐓1,𝐓2,)𝐐T𝐐𝒮𝒪mit𝐓1,𝐓2,

Beispiele

Skalare Funktionen

Alle Hauptinvarianten und anderen Invarianten der Tensoren sind per definitionem isotrope Funktionen ihres Tensors, beispielsweise:

Sp(𝐐𝐓𝐐T)=Sp(𝐐T𝐐𝐓)=Sp(𝐓).

Tensorfunktionen

Die Ableitungen[1] der Invarianten nach ihrem Tensor sind isotrope Tensorfunktionen, beispielsweise:

dI2(𝐓)d𝐓=Sp(𝐓)𝐈𝐓TdI2d𝐓(𝐐𝐓𝐐T)=Sp(𝐐𝐓𝐐T)𝐈(𝐐𝐓𝐐T)T=Sp(𝐓)𝐐𝐈𝐐T𝐐𝐓T𝐐T=𝐐(Sp(𝐓)𝐈𝐓T)𝐐T=𝐐dI2(𝐓)d𝐓𝐐T

Ein Polynom einer tensorwertigen Variable mit konstanten reellen Koeffizienten

𝐟(𝐓)=a0𝐈+n=1Nan𝐓𝐓𝐓n-mal

ist eine isotrope Tensorfunktion, denn

𝐟(𝐐𝐓𝐐T)=a0𝐈+n=1Nan(𝐐𝐓𝐐T)(𝐐𝐓𝐐T)(𝐐𝐓𝐐T)n-mal=a0𝐐𝐈𝐐T+n=1Nan𝐐𝐓𝐓𝐓n-mal𝐐T=𝐐(a0𝐈+n=1Nan𝐓𝐓𝐓n-mal)𝐐T=𝐐𝐟(𝐓)𝐐T

Isotrope Tensorfunktionen eines symmetrischen Argumentes

Die Spannungs-, Verzerrungs- und Strecktensoren spielen in der Formulierung von Materialmodellen in der Kontinuumsmechanik eine hervorragende Rolle und sind symmetrisch. Wenn nun die Argumente einer isotropen Tensorfunktion symmetrisch sind, dann hat diese Funktion besondere und wichtige Eigenschaften.

Eigensystem

Die Eigenvektoren einer isotropen Tensorfunktion eines symmetrischen Tensors stimmen mit denen des Tensors überein. Wenn also

𝐓v=λv

gilt, dann ist

𝐟(𝐓)v=ηv,

d. h. die Eigenvektoren stimmen überein, nicht so aber – im Allgemeinen – die Eigenwerte. Dies ist einer der Ausgangspunkte für den folgenden Darstellungssatz.

Darstellungssatz

Jede isotrope Tensorfunktion eines symmetrischen Argumentes lässt sich in der Form

𝐟(𝐓)=ϕ0(I1,I2,I3)𝐈+ϕ1(I1,I2,I3)𝐓+ϕ2(I1,I2,I3)𝐓𝐓

wiedergeben. Darin sind ϕ0,1,2 skalare Funktionen der Hauptinvarianten I1,2,3(𝐓) des Tensors. Nach dem Satz von Cayley-Hamilton kann gleichbedeutend

𝐟(𝐓)=ψ0(I1,I2,I3)𝐈+ψ1(I1,I2,I3)𝐓+ψ1(I1,I2,I3)𝐓1

mit anderen skalaren Funktionen ψ1,0,1 der Hauptinvarianten geschrieben werden.

Kommutativität

Im Tensorprodukt einer isotropen Tensorfunktion eines symmetrischen Tensors mit ihrem Argument kann die Reihenfolge der Faktoren vertauscht werden:

𝐟(𝐓)𝐓=𝐓𝐟(𝐓),

was eine direkte Folge des obigen Darstellungssatzes ist.

Fußnoten

  1. Die Fréchet-Ableitung einer skalaren Funktion f(𝐓) nach einem Tensor 𝐓 ist der Tensor 𝐀 für den – sofern er existiert – gilt:
    𝐀:𝐇=ddsf(𝐓+s𝐇)|s=0=lims0f(𝐓+s𝐇)f(𝐓)s𝐇
    Darin ist s und ":" das Frobenius-Skalarprodukt. Dann wird auch
    f𝐓=𝐀
    geschrieben.

Literatur