Reinhardt-Gebiet: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 8. Januar 2025, 18:03 Uhr

In der Funktionentheorie mehrerer Veränderlicher bezeichnet ein Reinhardt-Gebiet (auch Reinhardt'sches Gebiet oder Reinhardt'scher Körper genannt, benannt nach Karl Reinhardt) ein Gebiet in n, welches als Vereinigung komplexer n-Tori aufgefasst werden kann.

Definition

Sei Ωn offen und zusammenhängend. Ω heißt Reinhardt-Gebiet, falls für jedes z=(z1,z2,,zn)Ω und für alle ϑ1,ϑ2,,ϑn auch (eiϑ1z1,eiϑ2z2,,eiϑnzn)Ω liegt.

Ein Reinhardt-Gebiet Ω heißt vollkommen, wenn mit z=(z1,z2,,zn)Ωn{0} der Polyzylinder {w=(w1,w2,,wn)n:|wj|<|zj|} eine Teilmenge von Ω ist.[1]

Graphische Darstellung

Ein Reinhardt-Gebiet Ωn hat eine eindeutige Entsprechung in 0+n, wobei jeder Punkt in z=(z1,z2,,zn)Ω auf die Absolutbeträge seiner Koordinaten (|z1|,|z2|,,|zn|) abgebildet wird. Umgekehrt entspricht dann jeder Punkt in 0+n einem komplexen n-Torus. Dadurch können auch Reinhardt-Gebiet in den höherdimensionalen Räumen 2 bzw. 3 noch graphisch im 2 bzw. 3 dargestellt werden.

Beispiele

  • komplex n-dimensionaler Polyzylinder {z=(z1,z2,,zn)n:|zj|<ρj(j=1,2,n)} mit Radien ρ1,ρ2,,ρn>0
  • komplex n-dimensionaler Ball {z=(z1,z2,,zn)n:|z1a1|2+|z2a2|2++|znan|2=ρ2} um a=(a1,a2,,an)n mit Radius ρ>0.

Bedeutung in der Funktionentheorie

Die Bedeutung der Reinhardt-Gebiete liegt darin, dass sie die richtigen Gebiete sind, um Potenz- bzw. Laurent-Reihen zu betrachten. Das Konvergenzgebiet einer Potenzreihe ist ein vollkommenes Reinhardt'sches Gebiet. Allerdings ist nicht jedes vollkommene Reinhardt'sche Gebiet auch Konvergenzgebiet einer Potenzreihe.

Reinhardt'sche Gebiete spielen auch eine Rolle bei der Fortsetzung holomorpher Funktionen. Grundlegend ist dabei der folgende Satz:

Sei Ωn ein Reinhardt-Gebiet, und f:Ω eine holomorphe Funktion. Dann existiert eine eindeutig bestimmte Laurent-Reihe αnaαzα, welche auf kompakten Teilmengen von Ω absolut und gleichmäßig gegen die Funktion f konvergiert.

Gilt zudem, dass für jedes j{1,2,,n} ein Punkt zΩ existiert, dessen j-te Koordinate 0 ist, dann ist die Laurent-Reihe sogar eine Potenzreihe und die holomorphe Funktion kann auf dem Konvergenzgebiet dieser Reihe eindeutig fortgesetzt werden.

Literatur

  • Hans Grauert, Klaus Fritzsche: Einführung in die Funktionentheorie mehrerer Veränderlicher. Springer-Verlag, Berlin 1974, ISBN 3-540-06672-1 u. ISBN 0-387-06672-1

Einzelnachweise