Die Billbergia-Arten wachsen als ausdauernde krautige Pflanzen und sind Trichter- bzw. Zisternenbromelien. Es sind meist mittelgroße Arten mit kleinen Trichterdurchmessern. Die meisten Arten sind Epiphyten, einige Arten wachsen sowohl auf Pflanzen, an Felsen, als auch direkt am Boden. In den Blatttrichtern sammeln sich Wasser. In vielen Trichtern gibt es kleine Biotope mit mehreren Tierarten und Algen und Wasserpflanzen.
Die derben Laubblätter sind immer am Rande bewehrt (wie bei allen Gattungen der Bromelioideae), mit einer Stachelspitze. Bei einigen Arten und Sorten sind die Blätter schön gefärbt. Saugschuppen sind bei vielen Arten überall auf den Blättern, oft auch auf der Infloreszenz.
Generative Merkmale
Die Blüten sitzen zu vielen in meistens ansehnlichen, lange haltbaren Blütenständen (Infloreszenzen). Die Blütenstände hängen oft. An den Blütenständen sitzen oft auffällig gefärbte Hochblätter (Brakteen); es dominiert die Farbe Rot (meistens mit einem Blauanteil).
Die zwittrigen Blüten sind dreizählig mit doppelter Blütenhülle. Es sind drei Kelchblätter vorhanden. Die drei Kronblätter besitzen häufig verschiedene Blautöne, es gibt auch gelbe, grüne und weiße. Bei den blaublühenden Arten sind Vögel die Bestäuber. Ein wichtiges Merkmal, das sie von anderen Gattungen unterscheidet, ist, dass sich ihre Kronblätter (Petalen) einrollen, wenn sie verblühen. Die Einzelblüten blühen nur wenige Stunden und sind noch viel kürzer bestäubungsfähig. Bei den meisten Arten sind an der Basis der Kronblätter kleine Schüppchen (Ligulea). Die sechs Staubblätter und der Griffel ragen oft weit aus der Blüte heraus. Die Fruchtknoten sind unterständig. Ein großer Teil der Arten blüht nachts.
Die Blütenformel lautet:
bis
Die vielsamigen Beeren sind im reifen Zustand oft stark gefärbt; hier dominieren Rot bis Blau. Die Früchte werden von Tieren (vor allem von Vögeln, seltener von Fledertieren und Affen) gefressen. Die Samen werden unverdaut wieder ausgeschieden und gelangen mit dem Kot auf Äste.
Systematik und Verbreitung
Der schwedische BotanikerCarl Peter Thunberg (1743–1828) stellte die Gattung Billbergia in Plantarum Brasiliensium ..., 3, 1821 S. 30 mit der Typusart ist Billbergia speciosa auf.[1] Der Gattungsname Billbergia ehrt den schwedischen Botaniker und Zoologen Gustaf Johan Billberg (1772–1844).[2]
Die Areale von Billbergia-Arten erstrecken sich vom südlichen Mexiko bis nach Bolivien und bis zum nördlichen Argentinien. Das Entwicklungszentrum, mit der größten Artenzahl, ist Brasilien.
Es gibt über 60 Billbergia-Arten und einige Varietäten, hier die vollständige Liste nach Luther 2008[3]:[1]
Billbergia amoena var. stoloniferaVorlage:Person: Sie kommt nur im brasilianischen Bundesstaat Rio de Janeiro vor.[1]
Billbergia amoena var. stolonifera f. viridifloraVorlage:Person: Sie kommt nur im brasilianischen Bundesstaat Rio de Janeiro vor.[1]
Billbergia amoena var. viridisVorlage:Person: Sie kommt nur in den brasilianischen Bundesstaaten Espirito Santo sowie Rio de Janeiro in Höhenlagen von bis zu 1400 Metern vor.[1]
Billbergia brachysiphonVorlage:Person var. brachysiphon: Sie gedeiht terrestrisch oder epiphytisch in Trockenwäldern oder Regenwäldern in Höhenlagen von etwa 425 Metern in den brasilianischen Bundesstaaten Amapá, Pará sowie Mato Grosso.[1]
Billbergia brachysiphon var. brevifloraVorlage:Person: Sie kommt in Höhenlagen von etwa 900 Metern in Ecuador nur in Zamora-Chinchipe vor.[1]
Billbergia brachysiphon var. paraensisVorlage:Person: Sie gedeiht epiphytisch im kolumbianischen Caqueta und in den brasilianischen Bundesstaaten Acre, Amapá sowie Pará.[1]
Billbergia bradeanaVorlage:Person: Sie gedeiht terrestrisch in Wäldern in Höhenlagen von etwa 1800 Metern nur im brasilianischen Bundesstaat Espírito Santo.[1]
Billbergia ×claudioiVorlage:Person: Es handelt sich um eine Naturhybride aus Billbergia distachia var. distachia × Billbergia vittata, die lithophytisch nur im brasilianischen Bundesstaat Rio de Janeiro gedeiht.[1]
Billbergia distachia var. concolorVorlage:Person: Sie gedeiht epiphytisch in Wäldern in den brasilianischen Bundesstaaten Rio de Janeiro sowie Santa Catarina.[1]
Billbergia euphemiaeVorlage:Person var. euphemiae (Syn.: Billbergia repens hort. ex Vorlage:Person): Sie gedeiht lithophytisch oder epiphytisch in Wäldern in den brasilianischen Bundesstaaten von Bahia bis Rio de Janeiro.[1]
Billbergia euphemiae var. nudifloraVorlage:Person: Sie kommt in den brasilianischen Bundesstaaten Minas Gerais sowie Espírito Santo vor.[1]
Billbergia euphemiae var. purpureaVorlage:Person: Sie gedeiht in voller Sonne auf Felsen nur im brasilianischen Bundesstaat Espírito Santo.[1]
Billbergia euphemiae var. saundersioidesVorlage:Person: Sie kommt nur im brasilianischen Bundesstaat Bahia vor.[1]
Billbergia horridaVorlage:Person var. horrida: Sie gedeiht epiphytisch in Höhenlagen von etwa 300 Metern in Brasilien.[1]
Billbergia horrida var. tigrina hortus ex Vorlage:Person: Sie wurde anhand eines kultivierten Exemplares erstbeschrieben und über sie ist wenig bekannt.[1]
Billbergia iridifolia var. concolorVorlage:Person: Sie gedeiht lithophytisch nur im brasilianischen Bundesstaat Espírito Santo.[1]
Billbergia iridifoliaVorlage:Person var. iridifolia (Syn.: Billbergia iridifolia var. iridifolia hort. ex Vorlage:Person, Billbergia iridiflora hort. ex Vorlage:Person): Sie gedeiht lithophytisch und epiphytisch in Höhenlagen von 0 bis 1140 Metern in den brasilianischen Bundesstaaten Bahia bis Rio de Janeiro.[1]
Billbergia jandebrabanderiVorlage:Person: Sie wurde 2003 in Die Bromelie erstbeschrieben. Sie gedeiht epiphytisch in großen Gruppen in Höhenlagen von 300 bis 500 Metern in Bolivien in Santa Cruz sowie Cochabamba.[1]
Billbergia kautskyanaVorlage:Person: Dieser Endemit gedeiht in einer Höhenlage von etwa 800 Metern nur im brasilianischen Bundesstaat Espírito Santo.[1]
Billbergia laxifloraVorlage:Person: Sie gedeiht epiphytisch in Regenwäldern in Höhenlagen von etwa 650 Metern nur im brasilianischen Bundesstaat Espírito Santo.[1]
Billbergia leptopodaVorlage:Person: Sie gedeiht epiphytisch und terrestrisch in einer Höhenlage von etwa 765 Metern in den brasilianischen Bundesstaaten Espírito Santo sowie Minas Gerais.[1]
Billbergia meyeriVorlage:Person (Syn.: Billbergia leucanthaVorlage:Person): Sie gedeiht epiphytisch, manchmal in Blattscheiden von Palmen, in Höhenlagen von etwa 400 Metern in Bolivien und Brasilien.[1]
Billbergia minarumVorlage:Person var. minarum: Sie kommt in den brasilianischen Bundesstaaten Espírito Santo sowie Minas Gerais vor.[1]
Billbergia minarum var. viridifloraVorlage:Person: Sie gedeiht terrestrisch in Höhenlagen von etwa 700 Metern nur im brasilianischen Bundesstaat Espírito Santo.[1]
Billbergia pyramidalis var. luteaVorlage:Person: Dieser Endemit kommt nur im District of Rio das Ostras im brasilianischen Bundesstaat Rio de Janeiro vor.[1]
Billbergia speciosaVorlage:Person (Syn.: Billbergia elegansVorlage:Person, Billbergia amoena var. pendulifloraVorlage:Person): Sie gedeiht terrestrisch, lithophytisch oder epiphytisch in Höhenlagen bis zu 1240 Metern nur im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais.[1]
Billbergia tessmanniiVorlage:Person: Dieser Endemit gedeiht epiphytisch im Regenwald in einer Höhenlage von etwa 100 Metern nur in der peruanischen Region Loreto.[1]
Billbergia tweedieana var. latisepalaVorlage:Person: Sie gedeiht lithophytisch nur im brasilianischen Bundesstaat Rio de Janeiro.[1]
Billbergia tweedieanaVorlage:Person var. tweedieana: Sie gedeiht lithophytisch nur in den brasilianischen Bundesstaaten Espírito Santo sowie Rio de Janeiro.[1]
Aufgrund ihrer Größe und Pflegeleichtigkeit findet man einige Arten und Züchtungen auch in privaten Sammlungen. Aber auch in manchen tropischen Parks und Gärten und auch in allen botanischen Gärten findet man diese relativ anspruchslosen und dekorativen Pflanzen. Die wohl bekannteste Art dieser Gattung ist Billbergia nutans, die auch Zimmerhafer oder Zimmerhanf genannt wird und früher in Mitteleuropa in vielen Wohnungen und Ladenschaufenstern zu finden war. Billbergien haben nur eine sehr kurze Blühphase, aber je nach Art und Sorte können ihre Kindeln schon nach einem oder erst nach mehreren Jahr/en wieder blühen.
Weitere Bilder
Die wichtigsten Merkmale der Gattung Billbergia gezeigt mit Bildern der Hybride: Billbergia ×windii hort. Vorlage:Person = Billbergia nutansVorlage:Person × Billbergia decoraVorlage:Person:
Habitus von der Seite.
Habitus von oben.
Hängender Blütenstand.
Rötliche Kelchblätter und bläuliche Kronblätter.
Die Kronblätter rollen sich auf im Verlauf der Blütenentwicklung.
Die Kronblätter rollen sich auf im Verlauf der Blütenentwicklung.
Der auffällig gedrehte Stempel.
Die sechs Staubblätter.
Verblühender Blütenstand, die Blüten sind schnell vergänglich und die Kronblätter entrollen sich am Ende der Anthese wieder.
Unterständiger Fruchtknoten.
Unterständiger Fruchtknoten.
Quellen
Literatur
Werner Rauh: Bromelien – Tillandsien und andere kulturwürdige Bromelien. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 1990, ISBN 3-8001-6371-3.