Quelltext der Seite Melkus RS 1000

{{Infobox PKW-Modell
| Marke       = [[Melkus]]
| Modell      = RS 1000
| Bild        = Melkus RS 1000 at Hamburg Stadtpark-Revival 2018 05 cr.jpg
| Bild zeigt  = Melkus RS 1000
| Bezeichnung = Melkus RS 1000
| von         = 1969
| bis         = 1973
| Klasse      = [[Sportwagen]]
| Versionen   = [[Coupé]]
| Motoren     = [[Ottomotor]]:<br />1,0–1,1 Liter (51–66&nbsp;kW)
| Länge       = 4000
| Breite      = 1700
| Höhe        = 1070
| Radstand    = 2450
| Gewicht     = 850
| Vorgänger   = keines
| Nachfolger  = 
}}
[[Datei:Melkus RS 1000 yellow vl TCE.jpg|mini|RS 1000 mit geöffneten Flügeltüren]]
[[Datei:Wartburg-2006-03.jpg|mini|Melkus RS 1000]]
[[Datei:Melkus RS 1000 - P1060905.JPG|mini|Melkus RS 1000]]
[[Datei:MHV Melkus RS 1000 02.jpg|mini|Heck des Wagens]]
[[Datei:2018-01-16 BN HdG Melkus RS 1000 (2).JPG|mini|Melkus RS 1000 mit Rückleuchten des [[Škoda 742]] im [[Haus der Geschichte]], [[Bonn]]]]

Der '''Melkus RS 1000''' ist ein Sportwagen auf der Basis des [[Wartburg 353]], der unter Leitung des [[Dresden|Dresdner]] Rennfahrers [[Heinz Melkus]] als zweisitziges [[Sportcoupé]] entwickelt wurde. Von 1969 bis 1979 wurden 101 Exemplare gebaut.<ref name="Oldtimer Markt" /> Das „RS“ im Namen steht für „Rennsportwagen“.

== Geschichte ==

Die Idee des Melkus RS 1000 geht auf den [[Lotus Elan]] zurück, den Heinz Melkus bei einer Rennveranstaltung 1963 im 22.&nbsp;Wiener Gemeindebezirk beobachtete. Er fasste den Entschluss, einen ähnlichen Sportwagen in der [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]] zu bauen.<ref name="Wichor" /> Um von der politischen Führung die Erlaubnis zum Bau eines Sportwagens zu erhalten, stellte die Kommission Automobilrennsport des Motorsportverbandes [[Allgemeiner Deutscher Motorsport Verband|ADMV]] im November 1968 bei der Zentralen Sportkommission einen Antrag zum Bau eines komplett in der DDR gebauten Sportwagens „zu Ehren des 20.&nbsp;Jahrestages der Gründung der DDR“.<ref name="Behling" /> Dazu wurde eine Arbeitsgemeinschaft<ref name="Oswald_103" /> aus Vertretern des ADMV, Ingenieuren der [[TU Dresden|Technischen Universität Dresden]], der [[Hochschule für Verkehrswesen|Verkehrshochschule Dresden]] sowie Technikern des [[Automobilwerk Eisenach|Automobilwerks Eisenach]] und Designern der [[Kunsthochschule Berlin-Weißensee]] gegründet.<ref name="Oldtimer Markt" /> Beteiligt war weiterhin die ''Heinz Melkus KG'', die bis dahin bereits insgesamt 80 Rennwagen gebaut hatte.<ref>''Rennsportwagen RS 1000.'' In: [[KFT|Kraftfahrzeugtechnik]] 9/1969, S. 264–266.</ref>

Bis April 1969 sollten drei Prototypen gebaut werden, denen bis Oktober 1969 vier weitere Fahrzeuge folgen sollten.<ref name="Behling" /> Der erste Prototyp entstand tatsächlich 1969.<ref name="Wichor" /> Insgesamt waren 25 Serienfahrzeuge geplant. Ein erstes Gipsmodell im Maßstab 1&nbsp;:&nbsp;5<ref name="Oldtimer Markt" /> entstand 1968.<ref name="Behling" /> Melkus sagte später, er habe einen Sportwagen ähnlich dem [[Ford GT40|Ford GT&nbsp;40]] herstellen wollen, mit den Möglichkeiten, die es in der DDR gab.<ref>Wolfgang Melenk, Mike Jordan: ''Rennsportlegende Heinz Melkus. Lebenswerk und Sportkarriere des Dresdner Automobilkonstrukteurs und Autorennfahrers.'' Delius Klasing, Bielefeld 2008, ISBN 978-3-7688-5792-5, S. 67.</ref>

Zu Beginn der Produktion gab es feste Kontingente für Bauteile des Automobilwerkes Eisenach, später mussten die Einzelteile von Automobilwerkstätten zusammengekauft werden, darüber hinaus wurde beim Zusammenbau improvisiert, sodass sich die Fahrzeuge im Detail teilweise voneinander unterscheiden. Bei einigen Exemplaren sollen sogar Badewannenstöpselketten als Motorhaubenhalter eingebaut worden sein. Außer der Straßenversion entstand auch eine leistungsgesteigerte Rennversion des Fahrzeugs.

Der Neupreis des RS&nbsp;1000 betrug laut [[KFT]] 28.000&nbsp;[[Mark der DDR|Mark]], wobei die Wartezeit im Jahr 1972 etwa 1,5 Jahre betragen haben soll.<ref name=KFT72/> Um in der DDR einen RS&nbsp;1000 regulär erwerben zu können, wurde außerdem ein „Nachweis einer rennsportartigen Tätigkeit“ benötigt; einen solchen Nachweis stellte der ADMV jedoch nur im Ausnahmefall aus. Auch wurden Beziehungen zum Erwerb des Wagens genutzt, sodass einige Fahrzeuge zur Elite der DDR-Bevölkerung gelangten.

Einige Fahrzeuge wurden auf besonderen Kundenwunsch nicht mit dem Wartburgmotor ''AWE 353'' ausgestattet. Stattdessen wurden Motoren des [[WAS-2103]], [[Moskwitsch-412]] und in einem Fall der [[BMW M10]] in der 2-Liter-Ausführung eingebaut.<ref name="Oswald_103" /> Schon seit Ende der 1980er-Jahre gilt der RS&nbsp;1000 als Sammlerstück, außerhalb der DDR war der RS&nbsp;1000 jedoch unbekannt. Nach Westdeutschland wurde vermutlich nur ein Fahrzeug exportiert. Obwohl der Wagen ein Straßenfahrzeug ist, kann er zu einem Rennwagen der [[Gruppe B|Gruppe&nbsp;4]] nach [[FIA-Regelwerk]] umgebaut werden.<ref name="Oldtimer Markt" /> Der Melkus RS 1000 ist ein kompletter DDR-Eigenbau. ''Sepp Melkus'' hatte es sich zur Aufgabe gemacht, die Ideen seines Vaters fortzuführen.
<!--Ende April 2006 wurde in der Zeitschrift ''Oldtimermarkt'' veröffentlicht, dass [[Melkus]] eine Kleinserie von fünf Melkus RS&nbsp;1000 plane, davon sogar zwei in [[Leichtbauweise]]. Dort hieß es außerdem, von den ursprünglich gebauten 101&nbsp;Fahrzeugen existierten noch 80.

-->Am 29. September 2006 schrieb die [[Märkische Oderzeitung]], dass Melkus 15 RS&nbsp;1000 rekonstruieren werde.<ref>{{Webarchiv | url=http://www.moz.de/index.php/Moz/Article/category/Aus+aller+Welt/id/178843 | wayback=20070808133057 | text=Video und Onlineartikel zum Melkus}}, [[Märkische Oderzeitung]], 23. März 2007.</ref> Der Nachfolger des RS&nbsp;1000, der [[Melkus RS 2000|RS&nbsp;2000]], wurde ab 2006 entwickelt und ab 2009 in Serie hergestellt.<ref name="Behling" /> Im Frühjahr 2013 wurde das Unternehmen insolvent.

== Technische Beschreibung ==

Der RS&nbsp;1000 ist ein auf einem modifizierten [[Rohrrahmen]] des [[Wartburg 353]] aufgebauter [[Mittelmotor]]-Sportwagen mit Kunststoffkarosserie und Flügeltüren. Für den Bau wurden [[Fahrwerk]], Motor, Windschutzscheibe und Räder unter anderem aus der [[Serienfertigung]] des Wartburg 353 übernommen,<ref name="Oldtimer Markt" /> die Türscharniere stammen vom [[Škoda 1000 MB]].<ref name="Behling" /> Die [[Radaufhängung|Radführung]] ist die gleiche wie die des Wartburg 353. Zwischen den Hinterrädern wirkt am RS&nbsp;1000 zusätzlich ein [[Stabilisator (Automobil)|Querstabilisator]], außerdem hat er kürzere Schraubenfedern mit Gummizusatzfedern.<ref name=KFT72/> Auf Stahlfelgen sind Radialreifen der Dimension 6,5–13&nbsp;[[Zoll (Einheit)|in]] aufgezogen, im Renneinsatz wurde mit breiteren Leichtmetallfelgen gefahren. Der RS&nbsp;1000 hat ein Zweikreisbremssystem ([[Zweikreisbremsanlage#TT-Aufteilung (Schwarz-Weiß-Aufteilung)|TT-Aufteilung]]) mit rundum Trommelbremsen (für den Renneinsatz Magnesiumlegierung mit Stahlbremsring); später gab es an der Vorderachse auf Wunsch Scheibenbremsen des [[Polski Fiat 125p]].<ref name="Oldtimer Markt" /><ref name=KFT72/>

Der Motor ist der flüssigkeitsgekühlte [[Zweitaktmotor|Zweitaktottomotor]] des Wartburg mit drei Zylindern in Reihe und 992&nbsp;cm<sup>3</sup> Hubraum, dessen Leistung durch ein geändertes Ansaug- und Auspuffsystem sowie geänderte Vergasereinstellung<ref name="Oldtimer Markt" /> von 37&nbsp;kW (50&nbsp;PS) auf 51&nbsp;kW (70&nbsp;PS) bei 4750&nbsp;min<sup>−1</sup> erhöht wurde. Das Gemisch wird von drei Motorrad-Schieber[[vergaser]]n gebildet.<ref name="Kittler" /><ref name="Oldtimer Markt" /> Ab 1972 wurde die Zylinderbohrung um 4,5&nbsp;mm vergrößert, wodurch der Hubraum auf 1119&nbsp;cm<sup>3</sup> anstieg; die Leistung blieb unverändert<ref name="Oldtimer Markt" />, aber das maximale Drehmoment erhöhte sich dadurch von 118 auf 128&nbsp;N·m. Für den Renneinsatz wurde der Motor mit einer anderen Abgasanlage und anderen Vergasern versehen, was die Leistung auf ca. 66 bis 74&nbsp;kW (90 bis 100&nbsp;PS) erhöhte.<ref name="Oswald_103" /> Auch die Normalausführung konnte durch Demontage der Luftfilteranlage und Ersatz des Schalldämpfers durch ein mitgeliefertes Durchgangsrohr mit wenigen Handgriffen auf 85&nbsp;PS gebracht werden, wobei sich die Geräuschentwicklung erheblich vergrößerte.<ref name=KFT72/> Vom Motor wird das Drehmoment über ein synchronisiertes Fünfganggetriebe auf die Hinterachse übertragen; das Getriebe wurde aus zwei Wartburggetrieben zusammengebaut.<ref name="Behling" /> Davon abgesehen entsprach der Aufbau des Hinterradantriebs, mit Ausnahme der entfallenen radseitigen [[Homokinetisches Gelenk|Gleichlaufgelenken]], dem Frontantrieb im Wartburg.<ref name=KFT72/>

Die strömungsgünstige Karosserie lieferte [[Robur-Werke|Robur]] aus Zittau zu.<ref name="Kittler" /><ref name="Behling" /> Während der Entwicklung wurden mit der Karosserie im [[Windkanal]] der [[Technische Universität Dresden|TU Dresden]] Umströmungsversuche unternommen. Der Luftwiderstandsbeiwert beträgt ohne Unterbodenverkleidung <math>c_\mathrm w=0{,}36</math>.<ref name=KFT72/> Das Karosserieheck hinter der Fahrgastzelle kann hochgeklappt werden, sodass der Motor zugänglich wird.<ref name="Oldtimer Markt" /> In die [[Schweller (Automobilbau)|Türschweller]] sind zwei Kraftstofftanks mit insgesamt etwa 60&nbsp;l Volumen eingebaut.<ref name="Rheinländer Wartburgfreunde" /> Vorderteil und Heck der Karosserie sind aus [[Glasfaserverstärkter Kunststoff|glasfaserverstärktem Polyester]], Türen und Dach wurden aus [[Leichtmetall]] hergestellt;<ref name="Oldtimer Markt" /> Das Fahrzeug wiegt 850&nbsp;kg in der Straßenversion, 200&nbsp;kg dürfen zugeladen werden. Der Melkus RS&nbsp;1000 hat einen kleinen Kofferraum (Volumen 48&nbsp;dm<sup>3</sup><ref name="Oldtimer Markt" />). Der Motor ist sehr laut<ref name="Behling" /> und die Geräuschdämmung unzureichend. Das Reserverad ist über dem Motor verstaut.<ref name="Oldtimer Markt" />

Unter der vorderen Klappe im Wagenbug sind ein Wabenflachkühler, Heizung und Gebläse, Fahrzeugbatterie und Elektrik und ein kleiner Stauraum untergebracht. Die Ausstattung des Innenraums beschränkt sich auf speziell für den RS&nbsp;1000 entwickelte Schalensitze, ein Dreispeichen-[[Lenkrad#Aufbau|Holzlenkrad]], Rundinstrumente und einen kurzen Schaltknüppel.<ref name="Oswald_103" />

== Technische Daten ==
{| class="wikitable" style=text-align:center;"
|+ Technische Daten<ref name="Tuček" />
|- class="hintergrundfarbe6"
! style="text-align:left;" | Modellvariante
! RS 1000 Straßenversion
! RS 1000 Rennversion
|-
! style="text-align:left;" | Motor
| colspan="2"|Dreizylinder-Zweitakt-Ottomotor, Type AWE 353, [[Mittelmotor|längs vor der Hinterachse]] eingebaut
|-
! style="text-align:left;" | [[Gemischbildung]]
| 3 × Schieber[[vergaser]] mit Zentralschwimmer [[Berliner Vergaser-Fabrik|BVF]] 28 N1/3<ref name="Kittler" /><ref name="Oswald_103" />
| Rennvergaser BVF M6/36 oder Jikow 36<ref name="Oswald_103" />
|-
! style="text-align:left;" | Bohrung × Hub
| bis 1971: 73,5 × 78 mm<ref name="Kittler" /><br />ab 1972: 78 × 78 mm<ref name="Oldtimer Markt" />
| 78 × 78 mm<ref name="Oswald_103" />
|-
! style="text-align:left;" | Hubraum
| bis 1971: 992&nbsp;cm³<br />ab 1972: 1119 cm³<ref name="Oldtimer Markt" />
| 1119 cm³<ref name="Oswald_103" /><ref name="Hubraum" group="Anm.">Bei Werner Oswald, überarbeitet von Kittler, ist auch ein Hubraum von 1250 cm³ für Rennversionen des Motors angegeben, was sich aber aus der angegebenen Bohrung von 78 mm und 78 mm Hub nicht ergibt.</ref>
|-
! style="text-align:left;" | [[Verdichtungsverhältnis]]
| 8,3 : 1<ref name="Oswald_103" />
| 9,5 : 1<ref name="Oswald_103" />
|-
! style="text-align:left;" | [[Nennleistung]]
| bis 1971: {{PS2kW|70|1}} bei 4750/min<br />ab 1972: {{PS2kW|70|1}} bei 4500/min<ref name="Kittler" />
| {{PS2kW|90|1}} bei 6000/min<ref name="Tuček_120" /><ref name="Oldtimer Markt" /><ref name="Leistung2" group="Anm.">Bei Werner Oswald, überarbeitet von Kittler, ist die Leistung mit 90–100&nbsp;PS (66&nbsp;kW) bei 5250/min angegeben.</ref>
|-
! style="text-align:left;" | max. [[Drehmoment]]
| bis 1971: {{kpm2Nm|12|1|1}} bei 3500/min<br />ab 1972: {{kpm2Nm|13|1}} bei 3500/min<ref name="Oldtimer Markt" />
| {{kpm2Nm|13|1}} bei 3500/min<ref name="Oswald_103" />
|-
! style="text-align:left;" | Kraftstoff
| [[Zweitaktgemisch]] im Verhältnis 1&nbsp;:&nbsp;33<ref name="Oldtimer Markt" />
| ?
|-
! style="text-align:left;" | Kühlung
| colspan="2"| Flüssigkeitskühlung
|-
! style="text-align:left;" | Getriebe
| colspan="2"| Fünfganggetriebe
|-
! style="text-align:left;" | Leermasse
| 850&nbsp;kg (Tuček) bzw. 690&nbsp;kg (Kittler)
| 680–780&nbsp;kg<ref name="Masse" group="Anm.">Klaus Behling schreibt, dass die Angaben zur Masse der Rennversion des Fahrzeuges je nach Quelle zwischen 680 und 780&nbsp;kg schwanken.</ref><ref name="Behling" />
|-
! style="text-align:left;" | zulässige Gesamtmasse
| 1050 kg
| ?
|-
! style="text-align:left;" | Achslastverteilung vorn/hinten
| colspan="2"|45 : 55<ref name="Oswald_103" />
|-
! style="text-align:left;" | Maße (L × B × H)
| colspan="2"| 4000 × 1700 × 1070 mm<ref name="Oldtimer Markt" />
|-
! style="text-align:left;" | Radstand
| colspan="2"| 2450 mm
|-
! style="text-align:left;" | Spurweite vorn/hinten
| colspan="2"| 1340 mm /1380 mm
|-
! style="text-align:left;" | Höchstgeschwindigkeit
| 160&nbsp;km/h (Tuček), 158&nbsp;km/h (Kittler)<ref name="Oldtimer Markt" />
| rund 200&nbsp;km/h (Behling),<ref name="Behling" /> mindestens 170&nbsp;km/h (Kittler)<ref name="Oldtimer Markt" />
|-
! style="text-align:left;" | Beschleunigung 0–100&nbsp;km/h
| 13,4&nbsp;s<ref name="Oldtimer Markt" />
| ?
|-
! style="text-align:left;" | Kraftstoffverbrauch
| 10–12 l/100 km
| ?
|-
! style="text-align:left;" | [[Luftwiderstandsbeiwert]]
| colspan="2"| 0,29 (am Modell im Maßstab 1:5),<ref name="Kittler" /><ref name="Luftwiderstandsbeiwert" group="Anm.">Eberhard Kittler gibt in Oldtimer Markt 11/1989 einen Luftwiderstandsbeiwert von 0,30 an, in Typenkompass DDR – Personenwagen 1945–1990 jedoch 0,29; in „Kraftfahrzeuge der DDR“ schreibt Kittler „Dank diverser Windkanaluntersuchungen der 1 : 5 Modelle erreichte der RS einen c<sub>w</sub>-Wert von 0,29“</ref> 0,36 (Originalgröße, gemessen an einem Prototyp ohne Fahrzeugbodenverkleidung)<ref name=KFT72>''KFT fuhr Melkus RS 1000.'' In: [[KFT|Kraftfahrzeugtechnik]] 6/1972, S. 217–219.</ref>
|-
! style="text-align:left;" | Bremsen
| colspan="2"| Trommelbremsen vorn und hinten, auf Wunsch Scheibenbremsen vorn<ref name="Kittler" />
|}

== Fahreigenschaften ==
Im Fahrbericht der [[KFT]] wurden die eigenentwickelten Schalensitze mit Höhen- und Längsverstellung sowie verstellbarer Lehne gelobt. Der Motorlauf war relativ rau und der Drehschwingungsdämpfer wurde überbeansprucht. Aufgrund der drehzahlempfindlichen Kurbelwelle, die Dauerbelastungen über 6000/min nicht standhält, waren einer rennsportlichen Charakteristik Grenzen gesetzt. Stattdessen hatte der RS&nbsp;1000 eine recht gute Leistungsentfaltung bei eher niedrigen Drehzahlen.  Als Höchstgeschwindigkeit wurden mit noch nicht eingefahrenem Motor 158&nbsp;km/h (Normalausführung) und 170&nbsp;km/h (mit demontiertem Luftfilter und Schalldämpfer) gemessen. Ein sicheres Fahrverhalten ergab sich auch bei diesem Tempo, wobei sich [[Fading (Bremse)|Bremsfading]] beim Abbremsen bemerkbar machte. In der schnelleren Ausführung lag der Kraftstoffverbrauch mit 6,2&nbsp;l/100 km bei 104&nbsp;km/h und 12&nbsp;l/100 km bei 150&nbsp;km/h relativ günstig, Anteil daran hatte neben der strömungsgünstigen Karosserie die Dreivergaseranlage, die eine zielgenauere Gemischzusammensetzung ermöglichte.<ref name=KFT72/>

== Sonstiges ==
Nachdem 1971 Spider von Skoda und [[MTX spol.|Metalex]] auf den Rennstrecken der DDR dem RS 1000 starke Konkurrenz boten, baute Heinz Melkus in seinen Wagen und in den RS von Peter Städtler jeweils zwei Wartburg-Motoren ein. Die Kräfte wirkten über ein schräg verzahntes Zwischengetriebe auf das gemeinsame Wartburg-Hauptgetriebe; für einen der beiden Motoren gab es einen Freilauf, da es schwierig war, die Leistung gleichmäßig zu übertragen. Problematisch war vor allem die Abstimmung der sechs Vergaser, so dass die Lösung mit zwei Motoren nicht weiterverfolgt wurde.

1974 baute Melkus versuchshalber einen RS 1000 mit einem 1,3-Liter-Lada-Motor, sah aber von einer Serienfertigung ab. Denn für diesen Motor hätte die Karosserie geändert werden müssen, weil nach den Vorschriften der DDR die Scheinwerfer in Verbindung mit dem Motor von mehr als einen Liter Hubraum zu tief lagen. Der Lada-Motor war ein Vierzylinder mit kettengetriebener obenliegender Nockenwelle, Leistung 130&nbsp;PS. Mit diesem Motor sollen bis zu 250&nbsp;km/h zu erreichen gewesen sein.<ref>Wolfgang Melenk und Mike Jordan: ''Rennsportlegende Heinz Melkus''. Verlag Schneider Text, Giel-Courteilles 2008 (Vertrieb Delius Klasing), ISBN 2-911870-22-0, S. 66–81.</ref>

== Weblinks ==
{{Commonscat}}
* [http://www.melkus-sportwagen.de/melkus_rs1000.html Melkus RS 1000]. In: melkus-sportwagen.de
* Heiko Haupt: [https://www.spiegel.de/auto/aktuell/0,1518,276736,00.html ''Melkus RS 1000 – Sozialistischer Flachmann'']. In: [[Spiegel Online]], 3. Dezember 2003
* Eckart Lohse: [https://www.faz.net/aktuell/stil/mode-design/design/automobile-die-wiedergeburt-des-zonen-ferraris-1758031.html?printPagedArticle=true#pageIndex_0 ''Die Wiedergeburt des Zonen-Ferraris'']. In: [[FAZ.net]], 19. Januar 2009

== Einzelnachweise ==

<references responsive>
<ref name="Kittler">
[[Eberhard Kittler]]: ''Typenkompass DDR - Personenwagen 1945–1990'', Motorbuch-Verlag, Stuttgart, 2000. ISBN 978-3-613-02049-8, S. 227.
</ref>
<ref name="Behling">
[[Klaus Behling]]: ''Geheimnisse eines versunkenen Landes: Kurzweilige Anekdoten aus dem DDR-Zettelkasten'', Bild und Heimat, 2015, ISBN 978-3-86789-594-1. ''Was war ein »RS 1000«?''
</ref>
<ref name="Wichor">
Martina Wichor: ''Sport-Geschichte : Zitate - Fotos - Anekdoten'', epubli GmbH, Berlin, 2015. ISBN 978-3-7375-2990-7. S. 197.
</ref>
<ref name="Tuček">
Jan Tuček: ''Auta východního bloku''. Grada Publishing a.s., 2009. ISBN 978-80-247-2585-7. S. 274.
</ref>
<ref name="Tuček_120">
Jan Tuček: ''Auta východního bloku''. Grada Publishing a.s., 2009. ISBN 978-80-247-2585-7. S. 120.
</ref>
<ref name="Oldtimer Markt">
Eberhard Kittler: ''[http://www.die-besten.de/wartburg/melkus/rs1000/rs1000-1.htm Sächsische Flunder – Rennsportwagen aus Dresden: Melkus RS 1000]'', Oldtimer Markt, Mainz, 11/1989.
</ref>
<ref name="Rheinländer Wartburgfreunde">
{{Internetquelle |url=https://www.rheinlaenderwartburgfreunde.de/Signale45-66/Melkus-Technik |titel=Die technischen Daten (Signale 45-66) |werk=rheinlaenderwartburgfreunde.de |zugriff=2018-01-17}}
</ref>
<ref name="Oswald_103">
Werner Oswald: Kraftfahrzeuge der DDR, 2. Auflage Motorbuchverlag, Stuttgart, 2000, ISBN 3-613-01913-2. S. 103–105.
</ref>
</references>

== Anmerkungen ==

<references group="Anm." />

{{Navigationsleiste Industrieverband Fahrzeugbau PKW}}

{{Normdaten|TYP=s|GND=4758134-7}}

[[Kategorie:Industrieverband Fahrzeugbau]]
[[Kategorie:Coupé]]
[[Kategorie:Motorsport (Dresden)]]
[[Kategorie:Historischer Rennwagen]]