Quelltext der Seite Einkommensteuergesetz 1988

{{Infobox Gesetz (Österreich)
| Titel= Einkommensteuergesetz 1988
| Langtitel= Bundesgesetz vom 7. Juli 1988 über die Besteuerung des Einkommens natürlicher Personen
| Abkürzung= EStG 1988
| Früherer Titel= [[Einkommensteuergesetz (Deutschland)|Einkommen&shy;steuer&shy;gesetz]]; Einkommen&shy;steuer&shy;gesetz 1953; Einkommen&shy;steuer&shy;gesetz 1967; Einkommen&shy;steuer&shy;gesetz 1972
| Typ= [[Bundesgesetz (Österreich)|Bundesgesetz]]
| Geltungsbereich= [[Republik Österreich]]
| Rechtsmaterie= [[Steuerrecht]]
| Fundstelle= {{BGBl|Nr. 400/1988}}
| Datum des Gesetzes= 7. Juli 1988
| Datum der Verordnung= 
| Inkrafttretedatum= 
| Neubekanntmachung= 
| Neufassung= 
| Letzte Änderung= {{BGBl|I Nr. 18/2021}}
| Außerkrafttretedatum= 
| Gesetzestext= {{§§|<Gesetzestitel>|RIS-B|GesetzNr=10004570|text=i.d.g.F. (ris.bka)}}
| Verordnungstext= 
}}

Das '''Einkommensteuergesetz 1988''' regelt in [[Österreich]] die [[Steuer]], die auf das [[Einkommen]] [[Natürliche Person|natürlicher Personen]] erhoben wird, eine gemeinschaftliche [[Bundesebene (Österreich)|Bundes]]<nowiki />abgabe. Das Steueraufkommen wird zwischen Bund, Ländern und Gemeinden aufgeteilt ([[Finanzausgleich (Österreich)|Finanzausgleich]]).

== Geschichte ==
Mit dem Allerhöchsten Patent vom 31.&nbsp;Dezember 1812 wurde eine Erwerbsteuer eingeführt (''Erwerbsteuerpatent'' von 1812), die nach Berufsgruppen und „Klassen“ (die allerdings nicht genau definiert waren) eine Steuerpflicht zwischen zwei und bis zu 1.500 [[Gulden]] jährlich vorsah. Am 29.&nbsp;Oktober 1849 wurde mit {{§§|URL|2= https://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=rgb&datum=1849&page=957<!--S. 813!--> |3=RGBl 439/1849}} eine Einkommensteuer festgesetzt, die zunächst nur im Jahr 1850 gelten sollte (''Einkommenssteuerpatent'' von 1849), aber auch für die Folgejahre verlängert wurde. Dieses System war an die englische ''Income tax'' angelehnt.<ref name="Warter 2014">Johannes Warter: ''Die rechtsgeschichtliche Entwicklung der Doppelbesteuerungsabkommen.'' In: ''Juridicum Law Review'' Vol 1:2 (2014), 2.1.2 2.2. ''Entwicklung bis zum ersten Doppelbesteuerungsabkommen 1899'', S. 118 ff (ganzer Artikel S. 111–136, [https://www.univie.ac.at/juridicumlawreview/wp-content/uploads/2014/12/JLR-Warter-3-111-136.pdf pdf], univie.ac.at).</ref> Damals betrug der Spitzensteuersatz 10 %. Es gab damals bereits einen [[Steuerprogression|progressiven Tarif]], die Steuerfreigrenze betrug für Dienstnehmer 600&nbsp;Gulden im Jahr (entspricht rund 7&nbsp;kg Silber, nach heutigem Metallwert knapp 3.000&nbsp;Euro). Mit der Steuerreform kam das ''Gesetz betreffend die directen Personalsteuern'' (''Personalsteuergesetz'' von 1896, {{§§|URL|2= https://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=rgb&datum=1896&page=721 |3=RGBl 222/1896}}).

Das heutige österreichische Einkommensteuerrecht beruht historisch auf dem [[Einkommensteuergesetz (Deutschland)#Geschichte|''Einkommensteuergesetz'' des Deutschen Reiches]] (RGBl.&nbsp;I 1934 S.&nbsp;1005–1018), dessen Geltungsbereich 1938 durch den Anschluss Österreichs ausgedehnt wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Gesetz im Wesentlichen in Geltung belassen (''Rechtsüberleitungsgesetz'': {{BGBl|Nr. 6/1945}}, ''Abgabenweitergeltungsgesetz'': {{BGBl|Nr. 12/1945}}),<ref name="Doralt 2006">W. Doralt: ''Steuerrecht 2007. Unternehmenssteuern, Verkehrsteuern, Abgabenverfahren. Ein systematischer Überblick.'' 8. Auflage, Manz, Wien 2006, Rz 1.<!--Angabe nach http://othes.univie.ac.at/7817/1/2009-11-24_0202921.pdf S. 6 (dort S. 11)--></ref> und in den Jahren 1953 (''Einkommensteuergesetz 1953'' – EStG.<!--Punkt sic--> 1953, {{BGBl|Nr. 1/1954}}), 1967 (''Einkommensteuergesetz 1967'' – EStG.<!--Punkt sic--> 1967, {{BGBl|Nr. 268/1967}}), 1972 (''Einkommensteuergesetz 1972'' – EStG 1972, {{BGBl|Nr. 440/1972}}) und 1988 neu gefasst. Die derzeit gültige Version ist das ''Einkommensteuergesetz 1988'', das am 7.&nbsp;Juli 1988 kundgemacht wurde ({{BGBl|Nr. 400/1988}}), mit zahlreichen Novellen.<ref>[https://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=Bundesnormen&Gesetzesnummer=10004570 Gesetzestext EStG 1988 Österreich]</ref>

Zum 1.&nbsp;Jänner 2016 ist eine umfangreiche Reform in Kraft getreten: Der Eingangssteuersatz sank auf 25 % (über 11.000 Euro), die weiteren Stufen liegen bei 35 % (über 18.000 Euro), 42 % (über 31.000 Euro), 48 % (über 60.000 Euro), 50 % (über 90.000 Euro) und 55 % (über 1 Mio. Euro). Die Kapitalertragsteuer stieg auf 27,5 %. Lediglich für Kapitalerträge auf Geldeinlagen und nicht verbriefte sonstige Forderungen bei Kreditinstituten (ausgenommen Ausgleichszahlungen und Leihgebühren) beträgt die Kapitalertragsteuer nach wie vor 25 %.

Zum 1. Jänner 2021 wurde die erste Stufe der Lohnsteuertabelle von 25 Prozent auf 20 Prozent gesenkt. Zum 1. Juli 2022 wurde auch die nächste Stufe der Lohnsteuer für Einkommen von 18.000 Euro bis 31.000 Euro von 35 Prozent auf 30 Prozent  gesenkt. In der folgende Stufe für Einkommen von 31.000 Euro bis 60.000 Euro wurde die Steuer ab dem 1. Juli 2023 von 42 Prozent auf 40 Prozent gesenkt.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.trend.at/politik/regierung-steuerreform-eckpunkte-12250596 |titel=Regierung präsentiert Steuerreform 2022: Die Eckpunkte |hrsg=trend.at |datum=2021-10-04 |abruf=2021-10-15 |sprache=de |archiv-url=https://web.archive.org/web/20211009032922/https://www.trend.at/politik/regierung-steuerreform-eckpunkte-12250596 |archiv-datum=2021-10-09 |offline=ja |archiv-bot=2024-12-02 11:06:10 InternetArchiveBot }}</ref>

Der Spitzensteuersatz von 55 %, der ursprünglich 2021 gesenkt werden sollte, bleibt bis 2025 in dieser Höhe.<ref>{{Internetquelle |autor=Karl Ettinger |url=https://www.tagblatt-wienerzeitung.at/nachrichten/politik/oesterreich/2064563-Koalition-bittet-Spitzenverdiener-fuenf-Jahre-lang-staerker-zur-Kasse.html |titel=Spitzensteuersatz - Koalition bittet Spitzenverdiener fünf Jahre lang stärker zur Kasse |hrsg=Wiener Zeitung |datum=2020-06-17 |abruf=2021-06-25 |sprache=de}}</ref>

Die steuerfreie Betrag der ersten Tarifzone liegt seit 2024 bei 12.948 Euro.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.derstandard.at/story/3000000182158/ende-der-kalten-progression-bringt-steuerzahlern-365-milliarden-euro |titel=Ende der kalten Progression bringt Steuerzahlern 3,65 Milliarden Euro |hrsg=Der Standard |datum=2023-08-08 |sprache=de-AT |abruf=2023-08-09}}</ref>

== Systematische Einordnung ==
Von der Einkommensteuer (ESt) erfasst werden Einkommen von [[Natürliche Person|natürlichen Personen]] und die Person ist dabei der Bezugspunkt; es wird das Einkommen einer bestimmten Person besteuert. Daher ist die ESt eine Personen- oder Subjektsteuer. Es wird die Leistungsfähigkeit in der Phase der Einkommensentstehung (des Vermögendszuwachses) erfasst und daher ist die ESt eine [[Ertragsteuer]]. Da Steuerschuldner- und träger ident sind, ist die ESt eine [[Direkte und indirekte Steuer#Direkte Steuern|direkte Steuer]]. Bei unbeschränkt Steuerpflichtigen sind folgende Erhebungsformen zu unterscheiden:

* [[Einkommensteuerveranlagung (Österreich)|Veranlagung]]: Die prinzipielle Erhebungsart der ESt ist die Veranlagung des Jahreseinkommens auf Grund einer Steuererklärung.<ref>Doralt/Ruppe:: ''Grundriss des österreichischen Steuerrechts, Band I'', Wien 2013, S. 294, RZ 722</ref>
* [[Lohnsteuer (Österreich)|Lohnsteuer]]: Steuerabzug vom Arbeitslohn
* [[Kapitalertragsteuer#Kapitalertragsteuer in Österreich|Kapitalertragsteuer]]: Steuerabzug bei bestimmten Kapitalerträgen
* [[Immobilienertragsteuer]]: Steuerabzug vom Gewinn aus Grundstücksverkäufen

Lohnsteuer, Kapitalertragsteuer und Immobilienertragsteuer sind somit keine selbständigen Steuern, sondern besondere Erhebungsformen der Einkommensteuer.<ref>Doralt/Ruppe:: ''Grundriss des österreichischen Steuerrechts, Band I'', Wien 2013, S. 17–18, RZ 18</ref>

== Grundprinzipien ==
=== Leistungsfähigkeitsprinzip ===
Die Einkommensteuer soll an die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Steuerpflichtigen anknüpfen. Die Nichtbesteuerung des Existenzminimums und die Berücksichtigung außergewöhnlicher Belastungen sind Ausdruck dieses Prinzips.

=== Periodenprinzip ===
Für die Berechnung der Einkommensteuer ist das Jahreseinkommen maßgebend. Das ist jenes Einkommen, das innerhalb eines Kalenderjahres erzielt wurde.
=== Nettoprinzip ===
Es soll nur jenes Einkommen besteuert werden, das nach Abzug von Ausgaben, die der Erzielung des Einkommens dienen (objektives Nettoprinzip) bzw. nach Abzug des Existenzminimums (subjektives Nettoprinzip), übrig bleibt.
=== Progressiver Steuertarif ===
Da die steuerliche Leistungsfähigkeit einer Person mit zunehmenden Einkommen überproportional zunimmt, wird ein progressiver Steuertarif angewendet, um eine gleiche Steuerbelastung für alle zu erzielen.
== Einkunftsarten ==
In Österreich setzt sich das Einkommen einer natürlichen Person aus der Summe der einzelnen Einkünfte zusammen. Diese lassen sich nur gemäß dem österreichischen Einkommensteuerrecht<ref>{{§|2|EStG 1988|RIS-B|DokNr=NOR40174019|text=§ 2 Abs. 3 EStG 1988}}</ref> gem. {{§|2 Abs. 3|EStG 1988|RIS-B|DokNr=NOR40174032|text=§ 2 Abs. 3 EStG}} in folgende sieben Einkunftsarten unterteilen:<ref>[https://www.help.gv.at/Portal.Node/hlpd/public/content/99/Seite.990090.html Information auf HELP.gv.at]</ref>

# [[Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft (Österreich)|Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft]]
# [[Einkünfte aus selbständiger Arbeit (Österreich)|Einkünfte aus selbständiger Arbeit]]
# [[Einkünfte aus Gewerbebetrieb (Österreich)|Einkünfte aus Gewerbebetrieb]]
# [[Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit (Österreich)|Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit]] (z.&nbsp;B. Angestellte, Arbeiter, Pensionisten)
# [[Einkünfte aus Kapitalvermögen (Österreich)|Einkünfte aus Kapitalvermögen]] (z.&nbsp;B. Sparbücher, Wertpapiere – diese Erträge sind aber in der Regel mit der Kapitalertragsteuer endbesteuert und brauchen dann nicht in die Steuererklärung aufgenommen zu werden)
# [[Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung (Österreich)|Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung]]
# [[Sonstige Einkünfte (Österreich)|Sonstige Einkünfte]] (z.&nbsp;B. bestimmte Leibrenten, Spekulationsgewinne, Einkünfte aus gelegentlichen Vermittlungen und anderen Leistungen, Funktionsgebühren)
Alle Einkünfte, die nicht unter diese Einkunftsarten fallen, sind nicht steuerbar (bspw. Finderlohn, Lotteriegewinn, Schmerzengeld).

== Bemessungsgrundlage ==
Vor der Besteuerung werden vom steuerpflichtigen Einkommen die [[Werbungskosten]] (das sind insbesondere Sozialversicherung und Pflichtbeiträge zu gesetzlichen Interessenvertretungen) sowie Freibeträge abgezogen ({{§|16|EStG 1988|RIS-B|DokNr=NOR40174029|text=§ 16 EStG 1988}} und {{§|18|EStG 1988|RIS-B|DokNr=NOR40174032|text=§ 18 EStG 1988}}). Daraus ergibt sich die Lohn- bzw. Einkommensteuerbemessungsgrundlage – nur von dieser werden die folgenden Steuersätze berechnet.

== Steuersätze ==
[[Datei:Einkommensteuer A 2022 vs 2009.svg|mini|[[Einkommensteuertarif#Österreich|Einkommensteuertarif]] 2022 im Vergleich zu 2009 in Österreich]]

Im [[Einkommensteuertarif#Österreich|Einkommensteuertarif Österreichs]] gibt es sieben Tarifzonen (sechs Progressionsstufen) und im Jahr 2025<ref>{{Internetquelle |url=https://www.finanz.at/steuern/lohnsteuertabelle/ |titel=Lohnsteuertabelle, Steuersätze & Einkommensteuertabelle in Österreich 2025 |werk=finanz.at |sprache=de |abruf=2025-01-22}}</ref> gelten folgende [[Grenzsteuersatz|Grenzsteuersätze]]:

{| class="wikitable"
|+
!Tarifzone
!Jahreseinkommen in Euro
!Grenz-Steuersatz in %
|-
|1
|für die ersten 13.308Euro
|0 %
|-
|2
|über 13.308 Euro bis 21.617 Euro
|20 %
|-
|3
|über 21.617 Euro bis 35.836 Euro
|30 %
|-
|4
|über 35.836 Euro bis 69.166 Euro
|40 %
|-
|5
|über 69.166 Euro bis 103.072 Euro
|48 %
|-
|6
|über 103.072 Euro bis 1.000.000 Euro
|50 %
|-
|7
|über 1.000.000 Euro
|55 %
|}

Von dem damit errechneten Steuerbetrag sind die [[#Steuerabsetzbeträge|Absetzbeträge]] (nach {{§|33|EStG 1988|RIS-B|DokNr=NOR40174043|text=§ 33 Abs. 4 bis 6 EStG 1988}}) abzuziehen.
===Historie===
[[Datei:Einkommensteuer A 2016 vs 2009.svg|mini|[[Einkommensteuertarif#Österreich|Einkommensteuertarif]] 2016 im Vergleich zu 2009 in Österreich]]
Von 2016 bis 2019 waren die Grenzsteuersätze in Zone 2 und 3 auf 25 % und 35 % festgelegt.

Von 2009 und bis 2015 galten folgende Grenzsteuersätze (drei Progressionsstufen):
* {{0}}0{{0|,0000}} % für Einkommensteile von {{0|00.00}}0 bis 11 000 Euro jährlich
* 36,5{{0|000}} % für Einkommensteile von 11 001 bis 25 000 Euro jährlich
* 43,2143 % für Einkommensteile von 25 001 bis 60 000 Euro jährlich
* 50{{0|,0000}} % für Einkommensteile über 60 000 Euro jährlich

Von 2005 und bis 2008 galten folgende Grenzsteuersätze (drei Progressionsstufen):
* {{0}}0{{0|,000}} % für Einkommensteile von {{0|00.00}}0 bis 10 000 Euro jährlich
* 38,333 % für Einkommensteile von 10 001 bis 25 000 Euro jährlich
* 43,596 % für Einkommensteile von 25 001 bis 51 000 Euro jährlich
* 50{{0|,000}} % für Einkommensteile über 51 000 Euro jährlich

== Steuerabsetzbeträge ==
Der errechnete tarifliche Steuerbetrag wird noch um jeweils zustehende Steuerabsetzbeträge gekürzt. Während die Sonderausgaben und außergewöhnlichen Belastungen lediglich die Steuerbemessungsgrundlage vermindern, kürzen die Absetzbeträge immer den Steuerbetrag selbst.<ref name="bmf_1">[https://www.bmf.gv.at/steuern/selbststaendige-unternehmer/einkommensteuer/est-steuertarif.html Bundesministerium der Finanzen: Steuertarif und Steuerabsetzbeträge], abgerufen am 24. März 2016</ref>

Es gelten folgende Absetzbeträge:
{| class="wikitable"
|+
!Steuerabsetzbeträge
!Betrag
!EStG
|-
|Verkehrsabsetzbetrag
|487 Euro jährlich
|§ 33 Abs. 5 Z 1
|-
|Pensionistenabsetzbetrag (Grundbetrag mit [[Einschleifregelung]])
|954 Euro jährlich
|§ 33 Abs. 6 Z 3
|-
|Alleinverdienerabsetzbetrag mit einem Kind (§ 106a Abs. 1 EStG)
|601 Euro jährlich
|§ 33 Abs. 4 Z 1
|-
|Alleinverdienerabsetzbetrag mit zwei Kindern (§ 106a Abs. 1 EStG)
|813 Euro jährlich
|§ 33 Abs. 4 Z 1
|-
|Alleinverdienerabsetzbetrag (für das dritte und jedes weitere Kind (§ 106a Abs. 1 EStG))
|erhöht er sich um 268 Euro jährlich
|§ 33 Abs. 4 Z 1
|-
|Kinderabsetzbetrag
|70,90 Euro pro Monat und Kind
|§ 33 Abs. 3
|-
|Unterhaltsabsetzbetrag
|37 bis 73 Euro pro Monat und Kind
|§ 33 Abs. 4 Z 3
|-
|Pendlereuro (wenn Anspruch auf Pendlerpauschale besteht)
|2 Euro pro km<br />(einfache Wegstrecke zwischen Wohnung und Arbeitsstätte)
|§ 33 Abs. 5 Z 4
|}
Ab dem Jahr 2019 kann auch der Familienbonus Plus geltend gemacht werden.
{{Hauptartikel|Familienbonus Plus}}

== Jahressechstel ==
{{Hauptartikel|Jahressechstel}}
Die Besteuerung von Sonderzahlungen (das sind im Wesentlichen Weihnachts- und Urlaubsgeld sowie regelmäßig wiederkehrende Prämien) wird im § 67 des Einkommensteuergesetzes 1988 geregelt. Die ersten 620 Euro im Jahr sind steuerfrei. Darüber hinaus werden Sonderzahlungen bis zu einem Sechstel der jährlichen lohnsteuerpflichtigen Bezüge ([[Jahressechstel]]) mit festen Steuersätzen verrechnet. Für den über den Freibetrag hinausgehenden, jedoch 24.380 Euro nicht übersteigenden Teil werden 6 % an Steuern abgezogen. Die nächsten 25.000 Euro werden mit 27 % versteuert, von den nächsten 33.333 Euro werden 35,75 % an das Finanzamt abgeführt. Für [[Abfindung im Arbeitsrecht|Abfertigungen]], auf die der Arbeitnehmer Anspruch hat, freiwillig gewährte Abfertigungen oder einmalige Prämien gelten jeweils gesonderte Regelungen.<ref>{{§|67|EStG 1988|RIS-B|DokNr=NOR40174049|text=§ 67 EStG 1988}}</ref>

== Berechnung des individuellen Steuerbetrages ==
Das zu versteuernde Einkommen (zvE) wird zunächst einer Tarifzone zugeordnet. Sodann lässt sich der Steuerbetrag (StB) in Euro nach der entsprechenden Formel berechnen. Danach sind noch die individuellen Absetzbeträge vom errechneten Steuerbetrag zu subtrahieren. Der [[Grenzsteuersatz]] in der Spalte rechts ergibt sich aus den entsprechenden Kennwerten der Formel.

{| class="wikitable"
|+Berechnung der Einkommensteuer gültig im Jahr 2022<ref name="STEUERBUCH_2023">[https://www.bmf.gv.at/dam/jcr:ee963305-4a30-4727-b732-7980b4c078ae/Steuerbuch2023.pdf Steuerbuch 2023, S. 27]</ref>
!Tarifzone Einkommen (zvE)
!Berechnungsformel
!Grenzsteuersatz
|-
|bis 11.000 €
|style="padding:0.6em"|<math>StB = 0</math>
|style="text-align:center"|<math>0\,\%</math>
|-
|über 11.000 bis 18.000 €
|style="padding:0.6em"|<math>StB = \frac{(zvE-11000) \cdot 1400}{7000}</math>
|style="text-align:center"                          |<math>20\,\% = \frac{1400}{7000}</math>
|-
|über 18.000 bis 31.000 €
|style="padding:0.6em"|<math>StB = \frac{(zvE-18000) \cdot 4225}{13000} + 1400</math>
|style="text-align:center"                          |<math>32{,}5\% = \frac{4225}{13000}</math>
|-
|über 31.000 bis 60.000 €
|style="padding:0.6em"|<math>StB = \frac{(zvE-31000) \cdot 12180}{29000} + 5625</math>
|style="text-align:center"                          |<math>42\,\% = \frac{12180}{29000}</math>
|-
|über 60.000 bis 90.000 €
|style="padding:0.6em"|<math>StB = \frac{(zvE-60000) \cdot 14400}{30000} + 17805</math>
|style="text-align:center"                          |<math>48\,\% = \frac{14400}{30000}</math>
|-
|über 90.000 bis 1.000.000 €
|style="padding:0.6em"|<math>StB = \frac{(zvE-90000) \cdot 455000}{910000} + 32205</math>
|style="text-align:center"                          |<math>50\,\% = \frac{455000}{910000}</math>
|-
|über 1.000.000 €
|style="padding:0.6em"|<math>StB = (zvE-1000000) \cdot 0{,}55 + 487205</math>
|style="text-align:center"                            |<math>55\,\% = 0{,}55</math>
|---
|colspan="3"|'''Formel zur Berechnung des individuellen Steuerbetrages in einem Tabellenblatt'''
 =WENN(A1>1000000;(A1-1000000)*0,55+487205;
 WENN(A1>90000;(A1-90000)*455000/910000+32205;
 WENN(A1>60000;(A1-60000)*14400/30000+17805;
 WENN(A1>31000;(A1-31000)*12180/29000+5625;
 WENN(A1>18000;(A1-18000)*4225/13000+1400;
 WENN(A1>11000;(A1-11000)*1400/7000;0))))))
|---
|}
Nach dieser Berechnung müssen noch die Absetzbeträge subtrahiert werden!

== Besonderheiten ==

Einkünfte aus Kapitalvermögen unterliegen einem besonderen Steuersatz von 25 % (insbesondere Zinsen auf Geldeinlagen bei Banken) bzw. 27,5 % (z.&nbsp;B. Dividenden, realisierte Kursgewinne) ({{§|27a|EStG 1988|RIS-B|DokNr=NOR40174038|text=§ 27a Abs. 1 EStG 1988}}). Von Kapitalerträgen werden (im Regelfall) 25 % bzw. 27,5 % als [[Quellensteuer]] ([[Kapitalertragsteuer]]) von den Banken einbehalten. Dies stellt eine Endbesteuerung mit Abgeltungswirkung dar. Auf Antrag können Kapitaleinkünfte auch mit dem Tarifsteuersatz besteuert werden („Regelbesteuerungsoption“). Ausländische Kapitaleinkünfte ohne KESt-Abzug sind ebenfalls nur mit 25 % bzw. 27,5 % steuerpflichtig. [[Dividende]]n unterliegen unter bestimmten Voraussetzungen dem [[Halbsatzverfahren]], bei dem nur der halbe Steuersatz angewandt wird.

Auf Einkünfte aus privaten Grundstücksveräußerungen (das ist der Unterschiedsbetrag zwischen Veräußerungserlös und Anschaffungskosten von Grund und Boden, Gebäuden und grundstücksgleichen Rechten) gilt ein besonderer Steuersatz von 30 % ({{§|30a|EStG 1988|RIS-B|DokNr=NOR40174041|text=§ 30a Abs. 1 EStG 1988}}). Auch für Einkünfte aus privaten Grundstücksveräußerungen kann die Regelbesteuerungsoption in Anspruch genommen werden.

Im Zuge der [[Bruno Kreisky#Innenpolitik|Familienrechtsreform]] von 1973 wurde die [[Individualbesteuerung]] anstelle der bis dahin geltenden Familienbesteuerung eingeführt.<ref>{{Literatur |Autor=Doris Kapeller, Dirk Raith |Titel=Texte zur Gleichstellung: Theorie, rechtlicher Rahmen & politisches Gewicht |Datum=2003 |Seiten=8 |Online=http://www.peripherie.ac.at/docs/projekte/aktuell/justgem/just_gem_nationaler_text.pdf |Format=PDF |KBytes=}} {{Webarchiv |url=http://www.peripherie.ac.at/docs/projekte/aktuell/justgem/just_gem_nationaler_text.pdf |text=pdf |wayback=20110713213553 |archiv-bot=2019-04-08 07:51:08 InternetArchiveBot}}</ref> Die steuerliche Unterstützung von Familien erfolgt über den Alleinverdienerabsetzbetrag von jährlich 601 Euro bei einem Kind bzw. 813 Euro bei zwei Kindern. Für jedes weitere Kind erhöht sich der Betrag um 268 Euro. Alleinerziehern steht ein Alleinerzieherabsetzbetrag in derselben Höhe zu; der unterhaltspflichtige, getrennt lebende Elternteil hat Anspruch auf einen Unterhaltsabsetzbetrag in Höhe von 37 bis 73 Euro monatlich. Zusätzlich gebührt pro Kind ein Kinderabsetzbetrag in Höhe von 70,90 Euro monatlich, der gemeinsam mit der [[Kindergeld#Familienbeihilfe in Österreich|Familienbeihilfe]] ausbezahlt wird.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.jusline.at/index.php?cpid=ba688068a8c8a95352ed951ddb88783e&lawid=17&paid=33 |titel=§ 33 EStG 1988 Steuersätze und Steuerabsetzbeträge |abruf=2012-12-25}}</ref>

Fahrtkosten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte sind bei einer Entfernung bis 20 km für nichtselbständig Beschäftigte im Regelfall nicht abzugsfähig, sondern werden durch einen pauschalen „Verkehrsabsetzbetrag“ steuerlich berücksichtigt.

Spenden an gemeinnützige Organisationen sind bis zur Höhe von zehn Prozent des Einkommens abzugsfähig. Eine Liste von Organisationen, die als gemeinnützig eingestuft werden, wird jährlich vom Finanzministerium veröffentlicht.<ref>{{Internetquelle |url=https://service.bmf.gv.at/service/allg/spenden/show_mast.asp |titel=Liste spendenbegünstigter Einrichtungen |abruf=2021-01-15 |sprache=de}}</ref>

Wer keine Einkommensteuer zahlt, aber Beiträge zur Sozialversicherung, kann 55 % dieser Beiträge, gedeckelt auf 1.277 bzw. 1.398 Euro im Jahr, als [[Sozialversicherungserstattung]] zurückerhalten. Pensionisten/-innen können 80 % der SV-Beiträge, gedeckelt auf 669 Euro im Jahr, zurückerhalten.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.arbeiterkammer.at/beratung/steuerundeinkommen/steuertipps/Wenigverdiener.html |titel=Steuergutschrift bei niedrigem Einkommen |hrsg=Portal der Arbeiterkammern |sprache=de |abruf=2023-08-09}}</ref>

== Siehe auch ==
* [[Einkommensteuergesetz (Deutschland)]]

== Weblinks ==
* [https://www.bmf.gv.at/services/publikationen/das-steuerbuch.html Steuerbuch des österreichischen Bundesministeriums für Finanzen]
* [https://www.bmf.gv.at/services/berechnungsprogramme/berechnungsprogramme.html Berechnungsprogramme auf den Seiten des Bundesministeriums der Finanzen]
* [https://www.bmf.gv.at/steuern/arbeitnehmer-pensionisten/steuertarif-absetzbetraege/steuerabsetzbetraege.html Bundesministerium der Finanzen: Steuerabsetzbeträge im Detail erklärt]
* [https://www.statistik.at/web_de/statistiken/oeffentliche_finanzen_und_steuern/steuerstatistiken/index.html Steuerstatistiken der Statistik Austria]
* [https://www.help.gv.at/Content.Node/99/Seite.990090.html HELP.gv.at: Begriffsklärung Einkommen]
* [https://www.usp.gv.at/Portal.Node/usp/public/content/steuern_und_finanzen/einkommensteuer/Seite.800210.html Unternehmensserviceportal (USP): Einkommensteuer – Information für Einsteiger]

== Literatur ==
* Franz Labner, Marian Wakounig (Hrsg.): ''Einkommensteuer'', 5. Auflage, Wien 2014, Verlag LexisNexis

== Einzelnachweise ==
<references />

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[[Kategorie:Steuerrecht (Österreich)]]
[[Kategorie:Rechtsquelle (Österreich)]]
[[Kategorie:Rechtsquelle (20. Jahrhundert)]]